Vitja Fotos – E-Werk in Köln 2015
Hier gibt es unsere Vitja Konzertfotos als Support der Callejon Tour 2015 aus dem E-Werk in Köln am 06.03.2015
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Hier gibt es unsere Vitja Konzertfotos als Support der Callejon Tour 2015 aus dem E-Werk in Köln am 06.03.2015
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Archive machen es anders. Sie haben sich für ihr Konzert in Köln keine Musiker eingeladen, sondern nehmen das Anheizen der Menge gleich selbst in die Hand. Sie zeigen ihren Konzeptfilm „Axiom“, der die Grundlage ihres letzten Albums war. Die Fans erwartet also eine ganze Menge Archive heute Abend.
Schwere Kost sind sie schon, das muss man schon am Anfang klarstellen. Wie viele Musiker gerade zu Archive gehören, ist nicht so ganz klar. Wie viele da heute auf der Bühne sind, wer da oben der Chef oder überhaupt „der Sänger“ ist, auch das das ändert sich ständig. Das ist aber auch gar nicht so wichtig, denn hier ist ganz klar: Archive sind ein Kollektiv. Die Bühne ist so gut wie immer dunkel, im Spot ist immer der- oder diejenige, die gerade etwas Spannendes zu tun hat. Mal Gesang, mal Schlagzeug, wer auch immer. Am linken Bühnenrand stampft jemand derweil den Takt, oder schmeißt die Arme in die Luft, er dirigiert das Schauspiel.
Meine Begleitung ist ganz klar für die langsamen Stücke an diesem Abend: „Black and Blue“, „Sleep“, „End of our days“. Letzteres vom neuen Album hat es auch mir angetan. Ich mag es aber auch, wenn alles dröhnt und kracht oder minutenlang niemand ans Mikro tritt. „Violently“ ist toll. Der Sound erfüllt die Halle, kriecht unter uns hindurch und hebt uns hoch in die Schwebe.
Archive verlangen volle Aufmerksamkeit. Das ist kein Konzert, sie spielen ein Stück. Nicht mitmachen, zugucken. Sie unterhalten nicht, sie fordern. Das ist mitunter anstrengend, aber auf die gute Art. Man schaut und hört und bewegt sich ein bisschen. Aber eigentlich zieht man sich in seinen eigenen Kopf zurück.
Einige der Zuschauer halten das keine zwei Stunden durch. Die Guten gehen mal kurz vor die Tür und gönnen ihrem Kopf eine Pause, die Schlechten unterhalten sich laut über Grippeviren und Tarifverträge. Auch ich bin richtig müde nach dem Konzert.
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Hier gibt es unsere Archive Konzertfotos der Tour 2015 aus dem E-Werk in Köln am 05.03.2015
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Hier gibt es unsere Callejon Konzertfotos der Wir sind Angst Tour 2015 aus dem E-Werk in Köln am 6.03.2015
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Es ist düster im E-Werk, und so wird es auch den ganzen Abend bleiben. Die Bühne liegt im Nebel. Das neue Album von Lykke Li, „I never learn“, ist kein einfaches und dessen dunkle und ruhige Atmosphäre versucht sie wohl auch auf ihre Live-Shows zu übertragen.
Lykke kommt dann auch ganz in schwarz auf die Bühne: Hose, Bluse, Jackett, alles schwarz. Sie trägt dunkles Make-up und wirkt gleich noch blasser. Dazu singt sie „Sadness is my Boyfriend“ in diesem harten Licht und in diesem Moment passt das alles auch gut zusammen.
In der Mitte der Show, so ca. bei „A little“, zieht Lykke sich immer weiter nach hinten auf die Bühne zurück und will die Aufmerksamkeit wohl mehr auf die gesamte Komposition richten. Auch sonst bleibt sie das ganze Konzert über zurückhaltend und distanziert: kein Wort zum 9. November, nichts Stadt-spezifisches, keine Aufforderung zum Klatschen.
Beim einem Cover von Drake gehen dann endlich die Telefone nach oben. Das Publikum wacht auf und nimmt wieder teil am Konzert. Bei „Rich Kids Blues“ schnappt sie sich dann die Synthies und es kommt endlich auch mal ein wenig Farbe ins Programm – die Bühne ist in blutrotes Licht getaucht, wir bleiben also beim Vampir-Thema.
Fazit: Es ist komisch, ein Konzert im relativ großen E-Werk zu sehen, bei dem so wenig Energie vom Publikum zurückkommt. Nur bei „I follow rivers“ wird etwas geklatscht und getanzt. Richtig Stimmung gibt es erst beim letzten Song vor der Pause („Lonely lovers Charm“).
Da passt es auch, dass viele mal wieder vor der Zugabe runter rennen, um ihre Jacke zu holen und die Rausschmeiß-Musik schon beginnt, bevor die Band nach dem letzten Song die Bühne verlässt – „Don’t let me down“ (wie symbolisch).
Bereits vor der Veröffentlichung ihres Debütalbums „How To Save A Life“ vor neun Jahren galten The Fray als MySpace-Phänomen und lebender Beweis dafür, wie man sich alleine durch eine fleißige Internet-Präsenz bekannt machen kann. Inzwischen nennt das Quartett aus Denver vier Grammy-Nominierungen und drei Billboard-Awards in der Kategorie „Online“ sein Eigen. Am 21. Februar erschien ihr viertes Album „Helios“, das in den USA immerhin Platz acht der Charts erreichte. Der Titel war wohl mit Bedacht gewählt, schließlich war Helios in der griechischen Mythologie kein geringerer als der Sonnengott persönlich. Im März waren The Fray zuletzt in Köln zu Gast, nun kehren sie für fünf Konzerte nach Deutschland zurück. Die Domstadt ist dabei die erste Station, der bis zum 12. Oktober noch weitere Konzerte in Hamburg, Berlin, Frankfurt und München folgen.
Das E-Werk ist an diesem vermutlich letzten schönen Spätsommertag des Jahres restlos ausverkauft. Als Support heizen die Raglans aus Dublin den Kölnern mit ihrem rotzigen Rock/Pop-Gemisch eine halbe Stunde lang ordentlich ein. Die vier Iren haben in ihrer Heimat gerade ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlicht und ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft noch eine Menge Gutes von den Jungs hören werden. Jedenfalls zählen sie eindeutig zu den besseren Vorgruppen. Die Umbaupause nutzen wir, um uns mit einem neuen Kaltgetränk zu versorgen und im gemütlichen Raucherbereich des E-Werks frische Nikotinluft zu schnuppern.
Um kurz nach 21 Uhr ist es dann Zeit für The Fray. Was folgt sind anderthalb Stunden grosse Gefühle. Das fängt schon beim Opener „Closer To Me“ an und erreicht seinen ersten Höhepunkt, als Frontmann und Sänger Isaac Slade während „Heartbeat“ auf Tuchfühlung zu den Fans in der ersten Reihe geht. Das verschlissene Neil Young T-Shirt, das er dabei trägt, macht ihn doppelt sympathisch. Sein eigentlicher Platz ist jedoch der am Piano. So zum Beispiel bei „Rainy Zurich“, das von Gitarrist Joe King nicht minder eindrucksvoll gesungen wird. Den schwarzen Flügel zweckentfremdet Slade zwischendurch allerdings auch mal als Podest und hüpft darauf herum – wenn auch vorsichtig. Mit Kommentaren zwischen den Songs spart er ebenso und lässt lieber die Musik für sich sprechen. Und die bietet Schlagzeuger Ben Wysocki sogar Platz für eine ausgiebige Samba-Einlage. Der einzige längere Dialog geht dem wunderbaren „How To Save A Life“ zum Abschluss des Mainsets voraus, als Slade vom Babyboom in der Band erzählt und den Song seiner Frau und seinem Sohn widmet. Das ganze E-Werk singt ergriffen mit.
Zur ersten Zugabe „Break Your Plans“ zeigt Isaac Slade sein phosphorizierendes Armband und fordert die Fans auf es ihm gleich zu tun und die Feuerzeuge zu schwenken. Er erntet natürlich ein Meer aus beleuchteten Handydisplays. Was waren das noch für herrliche Zeiten, als die Konzerthallen nicht wie eine überdimensionale Smartphonewerbung aussahen, sondern noch nach verbrannten Fingerkuppen und Wunderkerzen stanken. Lang lang ist’s her… in der Gegenwart biegen The Fray mit „Never Say Never“ sowie „Shadow And A Dancer“ auf die Zielgerade ein und hinterlassen schließlich ein restlos begeistertes Kölner Publikum. Keine Frage, hier ist eine Band am Werk, die offensichtlich eine Menge Spass an dem hat, was sie da tut. Dabei schafft sie es, die eigene Leichtigkeit auch musikalisch auf die Bühne zu bringen und für jede Menge positiver Gefühlswallungen zu sorgen. Die Aufgabe von Helios war es übrigens, den Sonnenwagen über den Himmel zu lenken, der von vier Hengsten gezogen wurde. Heute abend haben The Fray ihren Sonnenwagen in Köln geparkt.
The Fray Fotos 2014 Köln, E-Werk
Fast könnte ich denken, Bon Jovi treten in Köln-Mülheim auf – parkende Autos mit Band Schriftzügen und Aufklebern säumen den Weg zum E-Werk, in dem der ehemalige Bon Jovi-Gitarrist Richie Sambora seinen Solo-Auftritt hat. Unterstützt wird er auf seiner „Aftermath Of The Lowdown“-Tour von der Gitarristin Orianthi. Mit 18 Jahren wurde die Australierin von Carlos Santana entdeckt, sollte Michael Jacksons Abschiedstour gitarrentechnisch begleiten und tourte zuletzt mit Alice Cooper durch die Welt bis Richie Sambora auf das nun 29 Jahre junge Talent aufmerksam wurde.
Nach einem kurzen Auftritt von Deutsch-Pop-Sänger-mit-Gitarre Willer betritt Richie um 21.10 Uhr die Bühne. Bassist, zwei Keyboarder, Drummer und mit dem Doppel Richie und Orianthi an der Gitarre – dies verspricht ein Konzerthighlight zu werden, wenn da das anfängliche Geholpere nicht wäre. Schon zum Lean Russel-Cover „A Song For You“ ist der Sound noch nicht richtig ausgerichtet, Richies Gitarrenspiel noch nicht aalglatt. Mit „Burn That Candle Down“ und „Nowadays“ beginnt er mit zwei Songs seiner aktuellen, dritten Solo-Scheibe „Aftermath Of The Lowdown“. Doch bereits „Lay Your Hands On Me“ zeigt, dass das Publikum eher bei den Bon Jovi Songs textsicher ist und mit Sicherheit Bon Jovi-Fans in der Menge sind, die Richie mit seiner bluesigen und charakteristischen Stimme Jon gegenüber bevorzugen. Während Orianthi überwiegend an ihrer blauen Gibson in die Saiten greift, wechselt Richie zu jedem Song zwischen Fender, Gibson, Western-Gitarre, Double-Neck und immer wieder zu merken: er nickt Orianthi anerkennend zu, wenn sie über das Gitarrenbrett schrabbt und die beiden sich in Gitarren-Soli verlieren. Es macht Spaß den beiden bei ihren Intermezzi zuzuschauen und ab und an wünsche ich mir, wir wären nicht mit gut 1.500 Fans im E-Werk, sondern mit 200 Fans in einem stickigen, winzigen Club, in dem die beiden sich von einem Gitarren-Solo zum nächsten spielen. Dass Orianthi nicht nur an der Klampfe Talent hat, beweist sie bei „You Don’t Know“ mit ihrer klaren Stimme. Während sie mit Richie zusammen auf der Bühne manchmal fast schüchtern und zurückhaltend wirkt, dreht sie alleine an den Vocals auf. Wir dürfen sehr gespannt sein auf das gemeinsame Album-Projekt der beiden Gitarristen.
Je später die Stunde, desto mehr dreht auch Richie auf, hat sich warmgespielt und spricht mit einem Zwinkern über seine persönliche Krisen – textliche Grundlagen seines letzten Albums – und schnoddert dabei leider meist unverständlich in das Mikro. Bereits vor zwei Jahren tourte er mit den Songs der aktuellen Platte durch deutsche Clubs, dieses Mal unterstützt eine Mehrzahl von Cover-Songs wie „Storybook Love“ von Mark Knopfler und Willy de Ville, Bob Marleys Reggae-Klassiker „Get Up, Stand Up“, angereichert durch eine gelungene Auswahl an Bon Jovi Songs seine Konzerte. „I’ll Be There For You“ und „These Days“ sind ein Ohrenschmaus aus Richies Mund und mit den bei Bon Jovi Konzerten bekannten “I’ll Be There For You“-Chören, werden Richie und Band zur ersten Zugabe auf die Bühne zurückgerufen und bringen eine Handvoll weiterer Musiker mit.
Sie hatten sich um den Spot als Richies Vorband beworben, letztlich machte Willer das Rennen – nun sind sie aber alle mit Richie und Band auf der Bühne und bringen „Lean On Me“ zum Besten. Ein wenig chaotisch, ein wenig durcheinander – Richie muss hier und da mal Anweisungen geben zum Aufstellen am Mikro und zum coolen Posen mit den zahlreichen Gitarren. Die weiteren Songs sind ein Feuerwerk für wohl alle Fans: die akustische Version von „Living On A Prayer“ beflügelt durch das abwechselnde Singen zwischen Richie und Orianthi zum Gänsehautfeeling und „Stick To Your Guns“ des New Jersey-Albums ist eine kleine Zeitreise in kaum live-gehörte Songs. Es gilt als Intro zum legendären „Wanted Dead Or Alive“ mit dem sich Richie und Band um 23 Uhr von der Bühne verabschieden. Von wegen… „I’m ready to leave here, how about you?“ witzelt Richie. Das Publikum will mehr und wird mit “Father Time” belohnt – nur Richie, seine beeindruckende Stimme und seine Gitarre – mehr Gänsehaut an diesem Abend geht nicht! Zum grandiosen Abschied noch „Takin‘ A Chance On The Wind“ – auffällig: kein einziger Song der Platte „Undiscovered Soul“ hat es auf die Setlist geschafft… hat Richie mit der damals glücklichen Zeit abgeschlossen? Fans in den ersten Reihen wünschen sich auf Schildern u.a. „Harlem Rain“. Zumindest hat Richie Sambora noch genug Material, um noch weitere Auftritte zu absolvieren – wir freuen uns auf seine Rückkehr mit einer neuen Platte und weiteren Konzerten!
Hier gibt es unsere Richie Sambora Konzertfotos der Tour 2014 aus dem E-Werk in Köln. Feat. Orianthi
Five Finger Death Punch Tour 2014
Papa Roach live Köln 2013
Wer daran gezweifelt hatte, dass die Editors ein besonderes Live-Erlebnis sind, konnte sich am Sonntag im Kölner E-Werk eines Besseren belehren lassen.
Das letzte Album „The Weight of your Love“ war von der Fachpresse eher kritisch beäugt worden und einzelne Stimmen zweifelten schon, ob nun auch bei den Editors der Weg zum Mainstreamrock geebnet wurde. Doch obwohl sie in so viele Fettnäpfchen hätten treten können (Stadionrock! Weltschmerz! Die große Liebe!), spielten sie routiniert und wahnsinnig intensiv das Publikum auf ihre Seite.
Gleich zu Beginn war klar, was die Zuschauer erwarten konnten: wildes Tanzen, große Gesten, Stroboskop-Wellen, und das alles im ersten Song! Energiegeladen und charismatisch, bei „Eat Raw Meat = Blood Drool“ das erste mal auf dem Piano kletternd, hatte Tom das Publikum in der Hand. Wenn er es wollte, raunten wir den Text, tanzten beschwingt, hielten minutenlang die Arme oben, oder hörten einfach ehrfürchtig zu. Dabei brauchte er gar nicht viele Worte, sondern war der Geschichtenerzähler, der fast ausschließlich die Texte für sich sprechen ließ.
Bei „Formaldehyde“ explodiert die Halle das erste Mal, was sofort durch „A ton of love“ sogar noch getoppt wurde. Danach ging es mit den bekanntesten Stücken und auch kleinen Nummern weiter. Die Editors spielten in über zwei Stunden das E-Werk platt. Sie sind eine der wenigen Bands, bei denen ich sage: MEHR! GRÖßER! Ich will sie in der Arena sehen und mit noch mehr Power von tausenden Leuten diese Texte hören. Ganz ohne Ausverkauf und weichgespühltem Stadionrock.
Großartig, egal in welcher Größe, war es auf jeden Fall.
Editors Fotos Köln 2013
Über ein Jahr mussten die Fans der Band Tocotronic nun auf ein neues Album, und somit auch auf eine neue Tour warten.
Nach einem ausgedehnten „Sabbat-Jahr“ (wie es die Jungs in Newslettern auch immer wieder gern und liebevoll betont haben) meldeten sie sich nicht nur mit einem neuen Album („Wie wir leben wollen“) sondern auch gleich mit sämtlichen Konzertterminen in der Bundesrepublik zurück.
Kein Wunder also, dass viele der Konzerte irre schnell ausverkauft waren und die anderen Gigs mehr als gut besucht. So auch an jenem Donnerstagabend im gemütlichen Kölner E-Werk.Doch es gab gleich mehrere Gründe zu feiern, so war es nicht nur irgendeine neue Tour und irgendein neues Album, sondern auch ein 20 jähriger Geburtstag, der dazu feiern war: den der Band selbst.
Nachdem erst einmal die deutsch/schwedische Indietronic-Band „It’s a Musical“ für das Erwärmen der Beine, Gedanken und Klatschapparate gesorgt hat, betraten die sehnlichst erwarteten Jungs die Bühne: Ein etwas in die Jahre gekommener Dirk von Lowtzow – kaum wiederzuerkennen im Graue-Strähnchen-Look- aber ansonsten vier gut gelaunte Männer, die sichtlich Lust hatten, ein wenig zu musizieren, feiern und sich feiern zu lassen.
Den Auftakt gibt es von der neuen Platte mit dem Song „Im Keller“, wobei sich die neuen Songs in ihrer Häufigkeit tatsächlich nicht gerade überschlugen.Natürlich gab es „Auf dem Pfad der Dämmerung“, „Abschaffen“ oder „Die Revolte ist in mir“ zu hören, für die eingefleischten Fans dürften die Highlights aber andere gewesen sein.
Mit auffällig sympathischen und menschenoffenen Kommentaren leitet Dirk von Lowtzow von „This boy is Tocotronic“ hin zu „Jackpot“ bis über eine verrückte, etwas zeitlupenartige Version von „Drüben auf dem Hügel“, und für viele sicher eine wahre Überraschung, eher selten gespielte Songs wie „Alles wird in Flammen stehen“.
Ein bunter Strauß an Melodien aus 20 Jahren Tocotronic, alle herrlich untermalt durch bunte Bilder, Zeichnungen oder das dazugehörige Video, abgespielt auf großer Leinwand hinter der Band. Optisch und akustisch ein wahres Feuerwerk der tocotronischen Emotionen. Und da auch eine dritte Zugabe noch drin war, dürfte ganz sicher keiner mit traurigem Gesicht nach Hause gefahren sein, im Gegenteil, sie haben uns entschädigt, für ein ganzes Jahr Toco-frei. Und wie!
Mit „vulgären Versen“ sind sie zurück, und obwohl wir natürlich immer wieder auch auf dem Grund des Swimmingpools auf sie warten würden, bis sie den „Pfad der Dämmerung“ hinter sich gelassen haben, um ihrer inneren Revolte Luft zu machen, so hoffen wir doch sehr, dass es kein weiteres Jahr dauert, bis man sie wieder auf den Bühnen im Land stehen sieht, denn eins steht fest: Tocotronic-Konzerte zaubern eine Atmosphäre und bieten bei Weitem mehr, als man auf Platte nur erahnen kann.
Herzlichen Glückwunsch, zu einem grandiosen Konzert und zu 20 Jahren Denken und Denker sein.
Als im Dezember des vergangenen Jahres der Vorverkauf für die fünf Deutschlandtermine der Biffy Clyro-Europatour 2013 begann, gingen die Tickets weg wie frischgeschnittenes Brot. Im Januar veröffentlichte das Trio sein grossartiges neues Doppel-Album „Opposites“ und brachte damit die nach oben hin offene Euphorieskala endgültig zum Durchbrennen. In dem allseits bekannten Auktionshaus mit den vier Buchstaben wurden die Tickets für das drei- bis vierfache des Normalpreises gehandelt. Der lag bei 30 €. Zusätzlich angefacht wurde der Hype um Simon Neil sowie die Gebrüder James und Ben Johnston durch massives Radio-Airplay ihrer Single „Black Chandelier“.
Natürlich ist auch das Kölner E-Werk heute restlos ausverkauft. Der prozentuale Anteil weiblicher Fans unter den 2.000 Glücklichen, die eine Karte ergattert haben, ist hoch. Kein Wunder, denn die drei Schotten treten traditionell halbnackt – sprich mit freiem Oberkörper – auf. Bevor sie sich am Anblick des großflächig tätowierten Trios erfreuen können, müssen Weiblein wie Männlein jedoch erst noch die Vorgruppe Blood Command über sich ergehen lassen. Die norwegischen Punkrocker prügeln ihre Songs eine knappe halbe Stunde lang mit einem solch tragikkomischen Dilettantismus in die Halle, dass der Raucherbereich neben dem E-Werk binnen kürzester Zeit aus allen Nähten platzt. Während sie ihre unverständlichen Texte ins Mikro brüllt, ist Frontfrau Silje Tombre zumindest ein äußerlich netter Anblick. Über den Rest des „Auftritts“ hüllen wir an dieser Stelle lieber den dicken Mantel des Schweigens.
Blood Command sind vollständig vergessen, als um 21 Uhr im E-Werk das Licht ausgeht und die ersten Klänge des Openers „Different People“ erklingen, der im Refrain gleich mal das Motto des Abends verkündet: „We’re alive tonight“. Oder mit anderen Worten: Die Party kann losgehen. Im Gegensatz zum gestrigen Konzert in Berlin muss sich Simon Neil in Köln auch keine bierbecherwerfenden Fans persönlich vorknöpfen und aus der Halle schmeißen lassen. Unterstützt werden er und die Johnston-Brüder vom vollständig bekleideten Ex-Oceansize-Gitarristen Mike Vennart, der sich bis auf wenige Ausnahmen aber komplett im Hintergrund hält. „Opposites“ macht die Hälfte des 23 Songs umfassenden Sets aus, das im bisherigen Verlauf der Tour lediglich in Bezug auf deren Reihenfolge variiert. Immerhin haben Biffy Clyro mit „There’s No Such Thing As A Jaggy Snake“ auch einen Klassiker aus ihrem 2004 erschienenen Album „Infinity Land“ im Repertoire, der die ganze ungezügelte künstlerische Kraft wiederspiegelt, zu der die Band fähig ist und die seit ihrem Megaseller „Only Revolutions“ von 2009 ein wenig in kommerziellen Ketten liegt.
So wirkt auch ihr Auftritt im E-Werk bei aller musikalischen und handwerklichen Klasse seltsam routiniert. Die Ansagen sind spärlich und manch einer bezeichnet die Songauswahl hinterher als „zerrissen“. Das mag daran liegen, dass es neben krachenden Rockhymnen wie „Sounds Like Balloons“, „Modern Magic Formula“ oder „Booooom, Blast & Ruin“ auch viele der ruhigeren Stücke in die Setlist geschafft haben. Höhepunkte hierbei sind „Machines“, das Simon Neil alleine mit Akkustikgitarre singt und das von einem stabilen Kloß im Hals begleitete „Opposite“. Wer trotzdem kann, singt nicht nur an diesen Stellen aus voller Kehle mit. Die überaus geschmackvolle Lightshow untermalt die melancholischen ebenso wie die hemmungslos rockigen Momente perfekt. Trotz des durchgängig leicht matschigen Sounds ist die Stimmung ausgelassen und vor allem friedlich. Auf und vor der Bühne fließt der Schweiß in Strömen. Es gibt wohl niemanden, der nach fast eindreiviertel Stunden und den letzten Klängen des Closers „Mountains“ unzufrieden nach Hause geht. Ihrem Ruf als eine der derzeit besten Live-Kapellen dieses Planeten sind Biffy Clyro in Köln ohne Zweifel gerecht geworden.
Man darf momentan allerdings die Befürchtung hegen, dass es ihnen ähnlich wie den Kings Of Leon ergehen könnte. Die wollten nach dem Riesenerfolg ihres Albums „Only By The Night“ von 2008 zu schnell zu viel und erlitten in dem auf maximalen Profit gepolten Hamsterrad der Musikindustrie ein Schleudertrauma, das bis heute anhält. Es spricht einiges dafür, dass die Kollegen aus Tennessee für Biffy Clyro tatsächlich ein warnendes Beispiel sind. Auch wenn ich mir so gut wie sicher bin, dass wir die Schotten auf ihrer aktuellen Tour zum letzten Mal in vergleichsweise kleinen Hallen von der Größenordnung des E-Werks sehen. Deshalb empfehle ich allen Fans bei den beiden noch ausstehenden Konzerten in Bremen und Wiesbaden: Genießt es!
Am kommenden Montag (04.03.) sind Biffy Clyro übrigens live in der neuen Sendung „Circus HalliGalli“ von Joko und Klaas zu Gast (ProSieben, 22:15 Uhr). Darüberhinaus quasi ganz frisch verkündet: Biffy Clyro werden bei „Rock im Pott“ (Gelsenkirchen, 18.08.) und dem neuen Festival „The Rise Of Rock ’n‘ Heim“ (Hockenheimring, 16.-18.08.) auftreten. Außerdem sind für die Festivalsaison bereits Auftritte bei Rock am Ring, Rock im Park, Taubertal und dem Open Flair Festival bestätigt.