„Shadow Kingdom“ ist quasi die Companion CD zum gleichnamigen Konzertfilm, der im Jahr 2021 veröffentlicht wurde. Unter der Regie der israelisch-amerikanischen Filmemacherin Alma Har’el wurde das Konzert sieben Tage lang auf einer Bühne in Santa Monica, Kalifornien, gedreht, während Dylan aufgrund der COVID-19-Pandemie tourmäßig pausieren musste. Der Film zeigt ihn und eine Gruppe maskierter Musiker, die 13 Lieder aus der ersten Hälfte von Dylans Karriere in einer intimen Club-Atmosphäre performen. Dabei war der Film wider Erwarten kein echtes Livekonzert, sondern ein nichtsdestotrotz grandioser Kunstfilm.
Langsam erscheinen nun allerorten Muskalben, die ihren Ursprung in der Corona-Zeit haben. Der Soundtrack zum Film ist Dylans erstes Album mit neuen Studioaufnahmen seit seinem 2020 erschienenen Studiowerk „Rough and Rowdy Ways“. Die Setlist umfasst 13 Songs und das Instrumental „Sierra’s Theme“. Der geniale Songwriter neigt ohnehin dazu, Stücke später anders zu performen, als sie ursprünglich aufgenommen wurde. Das zeigt sich auch jetzt wieder. Es sind Songs aus der Anfangszeit seiner Karriere, akustisch arrangiert mit Akkordeon, Mundharmonika und Kontrabass. Das Ergebnis klingt sehr heimelig und hautnah.
Man nehme nur „I’ll Be Your Baby Tonight“ und „It’s All Over Now, Nany Blue“ – wie eine Blues Session mit verrauchter Stimme spät nachts im Club an der Bar. Ganz spannend gibt es kein Schlagwerk. So und genau so will man den alten Meister hören und in Erinnerung behalten. Dylans Stimme klingt mit 80 Jahren ganz hervorragend und die reduzierten Neuinterpretationen stehen seinem Werk sehr gut. 50 Minuten vom Feinsten!
„Shadow Kingdom“ präsentiert Dylan mit einigen Songs aus seinem legendären Backkatalog in neuen Interpretationen – darunter fan favorites wie „Forever Young“ und „It’s All Over Now, Baby Blue“ sowie ausgesuchte Katalogperlen wie „Queen Jane Approximately“ und „The Wicked Messenger“.
Ursprünglich für ein exklusives Streaming-Film-Event eingespielt, das im Juli 2021 lediglich in einem begrenzten Zeitraum von einer Woche ausgestrahlt wurde, ist „Shadow Kingdom“ nun erstmals auf Vinyl, CD und den Streaming-Plattformen erhältlich. Die Setlist des Albums umfasst 13 Originalsongs, die Dylan für seinen Auftritt in „Shadow Kingdom“ persönlich ausgewählt hat, sowie das abschließende Instrumental „Sierra’s Theme“.
Seit unglaublichen 60 Jahren veröffentlicht Bob Dylan seine Alben bei Columbia Records. Um Dylans enormen Einfluss, den er über die Jahrzehnte auf die Musik- und Kulturlandschaft ausübte, gebührend zu würdigen, präsentieren Sony Music Entertainment, Columbia Records und Legacy Recordings das Video “Subterranean Homesick Blues 2022”.
Dabei handelt es sich um eine filmische Collage, die von dem legendären Original-Clip inspiriert wurde. Unterschiedliche Künstler haben an ihrer Entstehung mitgewirkt und die ikonischen Papptafeln, auf denen Dylan den Songtext präsentiert, neu interpretiert.
Die Neufassung kann ab sofort auf der neuen Dylan-Microsite abgerufen werden. Dort steht auch ein neuer, interaktiver AR-Filter zum Download bereit, mit dem der User die Ray-Ban Wayfarer-Sonnenbrille des Künstlers ‚anprobieren‘ kann.
Josh Cheuse von Sony Music und die unabhängige Kreativ-Agentur Intro haben „Subterranean Homesick Blues 2022“ gemeinsam entwickelt. In ihrem Clip erweisen sie der Eröffnungssequenz von D.A. Pennebakers Film Don’t Look Back (eine Doku, die Dylans UK-Tour im Jahr 1965 begleitet) Referenz. In den ersten Filmminuten von Pennebakers Werk steht Dylan in einem Londoner Hinterhof und hält Pappschilder in die Kamera, auf die er Schlüsselworte des Songtextes geschrieben und dort absichtliche Schreibfehler, Wortspiele und „versteckte“ Witze eingebaut hatte. Während des Songs blickt er stoisch in die Kamera und lässt ein Pappschild nach dem anderen auf den Boden fallen. Diese Schilder wurden jetzt von zeitgenössischen Künstlern, Filmemachern, Musikern und Grafikern neu designt.
Mit an Bord bei diesem spektakulären Projekt waren Stars wie Julian House, Patti Smith, Zep, Cey Adams, Francis Cabrel, Wim Wenders, Anthony Burrill, Naoki Urasawa, Michael Joo, John Squire, Azazel Jacobs, Bruce Springsteen, Futura, Noel Fielding, Jim Jarmusch, Bobby Gillespie, Paris Redux, Wolfgang Niedecken, Jun Miura, Kate Gibb, Jonathan Barnbrook, Dave Shrigley und Eric Haze.
Als zusätzliches Goodie wartet auf die Fans ein Dylan-AR-Filter für Instagram und Snapchat. Der Augmented Reality-Filter verpasst den Usern Dylans ikonische Wayfarer-Sonnenbrille, auf deren Gläsern ein 10-minütiger Loop von „Subterranean Homesick Blues 2022“ projiziert wird. Dieser Filter ist wie der Clip zu „Subterranean Homesick Blues 2022“ auf der neuen Dylan-Microsite zu finden. Dort kann man die neu gestalteten Papptafeln en détail bewundern und sich das Original-Video mit Cameo-Auftritten von Allen Ginsberg und Bob Neuwirth ansehen.
„Subterranean Homesick Blues“ erschien ursprünglich auf dem 1965er Album Bringing It All Back Home. Mit Dylans fünfter Studio-LP für Columbia – eine der ersten Platten, auf denen der Künstler seinen neuen, elektrisch verstärkten Sound präsentierte – gelang ihm erstmals der Einstieg in die US Top 40. Der Song „Subterranean Homesick Blues“ wurde oft als Vorläufer des Rap bezeichnet und der zugehörige Clip ist ein Meilenstein in der Geschichte der Musikvideos.
Am 10. Mai 2022 wird in Tulsa, Oklahoma, das Bob Dylan Center eröffnet. Es wurde vom Architekten Olson Kundig entworfen und beherbergt über 100.000 exklusive Ausstellungsstücke aus der Privatsammlung von Bob Dylan. Dazu zählen handgeschriebene Textentwürfe zu seinen berühmtesten Titeln, bisher unveröffentlichte Ton- und Filmaufnahmen, Bilder und andere spannende Schätze, die Dylans unvergleichliche Karriere als eine der bedeutendsten Figuren der Kunstszene illustrieren.
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Dass Wolfgang Niedecken ein Faible für die Musik von Bob Dylan hat ist schon seit Beginn seiner Karriere mit BAP bekannt. Zu dieser Zeit war er oft allein mit Gitarre und Mundharmonika unterwegs, was ihm schnell den Spitznamen „kölscher Dylan“ einbrachte. Er machte dieser Zuschreibung alle Ehre, indem er schon früh kölsche Texte zu Liedern von Dylan verfasste und 1995 ein ganzes Soloalbum mit neu getexteten Dylansongs namens „Leopardefell“ veröffentlichte.
Im Jahr 2017 ist Niedecken im Auftrag des TV Senders ARTE zu einer Reise auf den Spuren von Bob Dylan aufgebrochen. Kreuz und quer durch die USA, wo er mit vielen ehemaligen Weggefährten, Fotografen, Journalisten und Musikern gesprochen hat, die kompetent über Bob Dylan’s Amerika Auskunft geben konnten. In der KiWi Musikbibliothek erschien schließlich 2021 ein spannendes Büchlein, das den Titel „Wolfgang Niedecken über Bob Dylan“ trug. Im Booklet zum CD-Release „Dylanreise“ erzählt Niedecken nun von der Tour zu den Originalschauplätzen und von der Arbeit am Buch, das er als Fan für Fans geschrieben hat.
Als es im vergangenen Jahr keine Chance auf BAP-Konzerte gab und alle Pläne in die Tonne gekloppt werden mussten, ergriff Wolfgang die Gelegenheit beim Schopf und konnte auf eine kleine Tour in einer Mischung aus Lesereise und Songwriter-Session gehen. Da vieles davon als Open Air und vor sitzendem Publikum stattfand, konnte man die Locations dann doch ganz ordentlich füllen. Wer es trotzdem verpasst hat, bekommt jetzt mit dem 3CD-Release „Dylanreise“ einen hinreichenden Eindruck.
CD 1 und 2 geben das Programm wieder, das aus Texten aus Niedeckens Buch bestand, zu denen sich dann 16 Songs gesellten, die wahlweise auf Englisch, in kölscher Sprache oder in einer Mischung aus beidem zu Gehör gebracht wurden. Viele hätten vermutlich eine live-CD der Tour erwartet, doch „Dylanreise“ ist tatsächlich ein Studiowerk. Schade eigentlich – aber vielleicht kommt ja noch ein DVD Release.
Die Songs sind allesamt neu aufgenommen – mit Niedecken an Gitarre und Mundharmonika sowie Mike Herting am Piano. Auch gesanglich liefert Herting entsprechende Unterstützung im Backing. Die Songs sind nicht alle von Bob Dylan. „Sinnflut“ ist beispielsweise eine Eigenkomposition aus dem Jahr 1979 und „Leev Frau Herrmanns“ stammt gar aus 1977.
Ganz groß in Sachen Dylan wird es aber mit Stücken wie „The Times They Are A-Changin“, „Wie ’ne Stein (Like A Rolling Stone)“, „Quinn, dä Eskimo“ und „Only A Hobo“. Dazwischen erzählt Wolfgang mit seiner charismatischen Stimme von Kneipengig-Erfahrungen, von seinen Berührungspunkten mit Dylans Musik, von dessen erstem Deutschland-Gig und vielen anderen Anekdoten.
Eine coole Sache übrigens, dass auf CD 3 nochmal alle Songs ohne Zwischentexte auftauchen und noch um drei Bonus-Stücke aus Niedeckens Dylan-Katalog erweitert wurden (unter anderem „Knocking On Heaven’s Door“ und „The Christmas Blues“). Denn sind wir mal ehrlich: Die Scheiben mit den Lesetexten hört man sich auf jeden Fall einmal an. Vielleicht auch noch ein zweites oder drittes Mal. Doch irgendwann will man die Musik genießen und ist genervt, nach jedem Track einmal auf die Skiptaste drücken zu müssen.
Der Digipack mit den drei Silberscheiben ist sehr wertig aufgemacht und enthält Fotos von Niedecken sowie seinem Compagnon Mike Herting an Piano und Backing Vocals. Zudem sind Wolfgangs Liner Notes zu den Hintergründen des Albums sehr informativ. Für Fans von Dylan und Niedecken ist der Release essentiell – für alle Anderen auf jeden Fall empfehlenswert!
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Ist es wirklich ein Verbrechen, mit dem sich Deep Purple da schmücken? Ein Verbrechen am Hardrock und der ganzen Musikwelt? Keineswegs! Fakt ist, dass die britische Rockband im vierundfünfzigsten Jahr ihres Bestehens den Rock’n’Roll neu für sich entdeckt hat. Nicht nur spaßeshalber innerhalb eines Songs, sondern so richtig – mit einem kompletten Album voller Klassiker, das das geschichtsträchtige Quintett von einer äußerst tanzbaren Seite zeigt.
„Turning To Crime“ ist das erste Studioalbum von Deep Purple, das ausschließlich aus Songs besteht, die nicht von der Band selbst geschrieben und zuvor von anderen Künstlern aufgenommen wurden. Mit dabei sind Titel von Love, Huey „Piano“ Smith, Fleetwood Mac, Mitch Ryder & the Detroit Wheels, Bob Dylan, Ray Charles & Quincy Jones, Little Feat, The Yardbirds, Lonnie Donegan / Johnny Horton, Bob Seger System sowie Cream. Ferner liegt ein Medley namens „Caught In The Act“ vor, bestehend aus Material von Freddie King, Booker T. and the M.G.’s, The Allman Brothers Band, Led Zeppelin und The Spencer Davis Group.
Der Start klingt ganz vertraut: „7 And 7 Is“ (im Original von Love) kommt als hart rockender Kracher, bei dem alle Protagonisten ihre Solo-Qualitäten zeigen können. Ohne instrumentale Ausschweifungen kommen in dem kurzen Track die Gitarren und Don Aireys Hammond-Orgel prominent ins Spiel. Doch schon mit dem zweiten Song startet die wilde Boogie-Woogie-Fahrt, bei der vom Piano zumindest noch „Smoke On The Water“ zitiert wird.
Ab jetzt lässt die Band ihren inneren Partylöwen raus und es heißt: „Let The Good Times Roll“. Fleetwood Macs „Oh Well“ kommt mit entspanntem Groove, „Jenny Take A Ride!“ animiert alle Tanzbeine und Dylans „Watching The River Flow“ wird zur schnellen Pianohymne im Wild-West-Saloon.
Am Ende ist es aber doch eine Erlösung, wenn „Lucifer“ die schwelgerischen Gitarrensoli zurückbringt und den Weg zum düsteren „White Room“ ebnet. Der Cream-Klassiker klingt in dieser Version exorbitant gut und könnte zu einem Livefavoriten werden. Sehr gelungen ist jedenfalls das fast 8minütige Medley „Caught In The Act“ zum Abschluss, das mit wenig Gesang auskommt und die instrumentalen Qualitäten im wilden Ritt durch die Zeit herausstellt. Led Zeppelins „Dazed And Confused“ gibt dem Retrosound nochmal Sinn und „Gimme Some Lovin'“ schließt das Album mit einem Augenzwinkern ab.
Fazit: Ich bin zwiegespalten. „Turning Into Crime“ könnte ein astreines Coveralbum einer genialen Rock’n’Roll-Band sein. Aber es sind nun mal Deep Purple, die hier ihren bisweilen düsteren und schweren Hardrock gegen eine gewisse Partytauglichkeit eingetauscht haben. Das Ergebnis allerdings ist in weiten Teilen überzeugend. Ian Gillans Charakter am Gesang und die meisterhafte instrumentale Interpretation machen das Album letztlich zu einem gelungenen Zwischenwerk. Die sogenannte Time-Trilogie wurde 2020 mit „Whoosh!“ beendet, doch Produzent Bob Ezrin bleibt vorerst mit an Bord. Man darf gespannt sein, wohin die Reise nun geht.
Bei Unsicherheiten hat man Zugriff auf ein umfangreiches Pre-Listening:
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Da treffen zwei ganz Große zusammen! Chrissie Hynde feiert in wenigen Tagen ihren 70. Geburtstag. Und das Geschenk macht sie sich gleich selbst: Ein Album mit Songs von Bob Dylan, der im Mai seinen 80. Geburtstag feierte.
Die Dylan-Cover wurden von Chrissie und ihrem Pretenders-Bandkollegen James Walbourne während des Lockdowns aufgenommen, und zwar fast ausschließlich per Textnachrichten. James nahm eine erste Idee auf seinem Handy auf und schickte sie Chrissie, die wiederum ihren Gesang hinzufügte, bevor die Tracks von Tchad Blake gemischt wurden.
Die Songauswahl enthält nicht die großen Radiohits zum Mitsingen, sondern eine kleine filigrane Auswahl voller Melancholie. Songs, die Geschichten erzählen, die auch viele Jahre später noch stimmig sind. Das ergibt gut 40 Minuten zwischen Kuschelstimmung und Hippie-Flair.
Hier findet ihr das Tracklisting:
In the Summertime
You’re a Big Girl Now
Standing in the Doorway
Sweetheart like You
Blind Willie McTell
Love Minus Zero / No Limit
Don’t Fall Apart on Me Tonight
Tomorrow Is a Long Time
Every Grain of Sand
Chrissie erzählt, wie das Album zustande kam und was sie dazu inspiriert hat: „Ein paar Wochen nach dem ersten Lockdown im letzten Jahr schickte mir James den neuen Dylan-Song ‚Murder Must Foul‘ zu. Als ich ihn hörte, änderte sich alles für mich. Ich wurde sofort aus dieser mürrischen Stimmung, in der ich mich befand, herausgerissen. Ich weiß noch, wo ich an dem Tag saß, als Kennedy erschossen wurde und verstehe jede Anspielung in dem Song. Was auch immer Bob macht, er schafft es jedes Mal dich zum Lachen zu bringen, denn er ist vor allen Dingen ein Komiker. Er ist immer lustig und hat immer etwas zu sagen. Also rief ich James an und sagte: ‚Lass uns ein paar Dylan-Cover machen’, und damit fing alles an.”
Stimmlich ist Chrissie mit ihren fast 70 Jahren immer noch ganz groß. Das Ergebnis ist ein geniales, akustisches Album – meist mit folkigen Gitarren, hin und wieder mit Piano-Einlagen. Es klingt wie aus einem Guss. Und das ist das Ergebnis der wundervollen Musik des großen amerikanischen Songwriters in Verbindung mit einer großartigen Stimme.
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Es ist schon Wahnsinn, wen Sheryl Crow hier alles mit an Bord genommen hat, um das neue Album „Threads“ aufzunehmen. Ob das auch den Titel erklärt? Hat sie alle Fäden gezogen, um hier die Meisterklasse von Folk und Country zusammen zu bringen? Es kann einem schon Angst machen, wenn eine Ausnahmekünstlerin offen darüber nachdenkt, in Zukunft keine Alben mehr aufzunehmen sondern nur noch einzelne Songs. Und diese Zusammenstellung an Kollaborationen scheint irgendwie zu bestätigen, dass sie tatsächlich neue Wege gehen will.
Stars wie Keith Richards, Don Henley, Stevie Nicks, Bonnie Riatt und Joe Walsh sind mit dabei und verfeinern die Melange aus Country, Rock und Blues. Für „Redemption Day“ gibt es ein posthumes Duett mit dem legendären Johnny Cash. Eric Clapton und Sting wirken bei „Beware Of Darkness“ mit – so könnte man das Namedropping immer weiter treiben.
Highlights gibt es viele – von emotional und ruhig bis hin zu vorwärtstreibend rockig. Die neunfache Grammy-Gewinnerin hat fast alle Tracks selbst geschrieben. Ausnahmen wie Bob Dylans „Everything Is Broken“, das sie gemeinsam mit Jason Isbell covert, bestätigen die Regel. „The Good Old Days“ erinnert tatsächlich an die guten alten Zeiten, „Cross Creek Road“ wird mit Neil Young zur kongenialen Country-Ballade, „Prove You Wrong“ featuring Stevie Nicks vereint wundervolle Rockstimmen und „The Story Of Everything“ bringt moderne Rap-Klänge in Sheryls Musik. Experimentell und frisch.
Sheryl Crow bleibt ein kreativer Geist, der die Menschen zusammenbringt und begeistert. Und die 17 Songs beweisen, dass es das Albumformat braucht, um alle Stücke zu würdigen. Verschiedene Fäden verwebt zu gutem Stoff.
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Die beispiellose Laufbahn von Joan Chandos Baez, der musikalischen Galionsfigur der Bürgerrechtsbewegung, der moralischen Geradlinigkeit, des uneingeschränkten Pazifismus und der US-amerikanischen Gegenkultur, umspannt mittlerweile annähernd sechzig Jahre. Dieser Tage ist nun eine umfassende Biografie erschienen, mit der Jens Rosteck aus Offenburg ein fundiertes Lebensbild der Ikone des Protestsongs zeichnet.
Jens Rosteck, 1962 geboren, lebte lange in Frankreich, wo er unter anderem eine Reihe von viel beachteten Biografien verfasste, etwa über Jane und Paul Bowles, Lotte Lenya und Kurt Weill, Oscar Wilde, Hans Werner Henze und Bob Dylan. Der promovierte Musikwissenschaftler, Kulturgeschichtler, Pianist, Herausgeber und Autor von Städteporträts wohnt heute im Badischen, in Offenburg. Zuletzt publizierte er die maßgeblichen deutschsprachigen Monografien über Édith Piaf (2013) und Jacques Brel (2016).
Zu Beginn seiner Joan Baez-Biografie beschreibt er einige wunderbare Momentaufnahmen, die die Faszination der Künstlerin im Jahr 1978 ebenso wie im Jahr 2003 zeigen. Gerade der Begegnung mit Wolf Biermann in der ehemaligen DDR widmet er einige Seiten, um aufzuzeigen, dass Joan schon damals nicht bereit war, sich von einem System vereinnahmen zu lassen sondern immer ihr eigenes Ding machte.
Dann geht es mit einfühlsamen und kompetenten Worten zurück in die Vergangenheit. In eine Kindheit mit vielen Umzügen und einem ambivalenten Dasein. Joan erfährt die Standhaftigkeit ihres Vaters, der als Wissenschaftler nicht in der Rüstungsindustrie arbeiten will, erfährt aber auch familiäre Enge, der sie nur mit der Entdeckung der Musik entfliehen kann. Der Leser erlebt den Aufstieg zur Folksängerin mit dem fulminanten Debüt in Newport. Dem Autor ist es dabei besonders wichtig, ihr Charisma ausführlich zu beschreiben und wie sie Menschen in ihren Bann zieht.
Natürlich spielt das kongeniale Gespann Joan Baez / Bob Dylan eine Rolle, die „Queen und ihre Kronprinz“ – und Dylan kommt dabei nicht gerade gut weg. Allerdings sind es die Interpretationen seiner Songs, die sie bekannt machen. Begegnungen mit John Lennon und Martin Luther King werden beschrieben – und wie sich Joan von der Folk- zur Protestsängerin wandelt.
Politische Ambitionen gibt es einige. Und diese passen nicht immer in ein statisches Bild von rechter und linker Politik. Joan unterstützt Kriegsdienstverweigerer, tritt in Woodstock auf, besucht auf einer gefahrvollen Reise den Nordvietnam. Als sie sich später aber öffentlich über Menschenrechtsverletzungen in Vietnam beklagt, wird sie plötzlich zum Feindbild der Linken. Schließlich wendet sie sich stärker Europa zu, wo sie erfolgreicher ist als in den USA. Eine Situation, die erst mit dem Auftritt bei „Live Aid“ in Philadelphia geglättet wird.
Jens Rosteck hat eine äußerst spannende Biografie verfasst, die sich zugleich mit amerikanischer Geschichte und politischen Befindlichkeiten befasst. Die starke Persönlichkeit von Joan Baez steht dabei immer im Mittelpunkt und man folgt den Anekdoten und Mythen gern, die sich um ihre Person ranken.
Das Buch ist so schon prägnant und umfassend genug, doch der Autor setzt noch einen drauf, verfasst ein Essay zu verschiedenen Liedern, bietet eine ausführliche zeitgeschichtliche Chronik und liefert einen Blick auf das Leben von Joan Baez im neuen Jahrtausend. Am Ende steht ein fundiertes Lebensbild – großartig!
Der frisch gebackene Nobelpreisträger Bob Dylan hat schon viel Gutes veröffentlicht, aber ein Dreifach-Album war bisher noch nicht dabei. So darf er sein neues Werk dann auch getrost „Triplicate“ nennen.
Sein 38. Album enthält dreißig neue Aufnahmen von Songs aus dem American Songbook. Jede der Scheiben bietet unter einem separaten Titel eine Sequenz von zehn Stücken, die von einigen der einflussreichsten und wichtigsten Songwritern der Musikgeschichte stammen.
Es sind sehr zerbrechliche Songs, die Bob Dylan mit seiner charakteristischen Stimme interpretiert, ohne dabei aber das rauchige Element in seinen Vocals voll auszuspielen. Vielmehr erklingt alles außerordentlich sauber und damit für Dylan auch recht ungewöhnlich. Bemerkenswert ist auf jeden Fall die Klangfülle seiner Begleitband.
Die ausgewählten Songs stammen von legendären amerikanischen Songwritern wie Strouse und Lee Adams („Once Upon A Time”), Harold Arlen und Ted Koehler („Stormy Weather”), Harold Hupfield („As Time Goes By”) oder Cy Coleman und Carolyn Leigh („The Best Is Yet To Come”).
Seit Bob Dylan sich den Interpretationen des American Songbook zugewandt hat, statt eigene Songs zu schaffen, hat er viel Lob und viel Kritik geerntet. Seinen Fans fehlen die Singer/Songwriter-Stücke, auch wenn Dylans Interpretation der Klassiker über allen Zweifel erhaben ist.
Mir erschließen sich auch die Übertitel der Einzel-CDs nicht ganz, die anscheinend einen thematischen Überbau bilden sollen. Sei’s drum. Hauptsache, es gibt neue Musik vom Meister. Der ist momentan auf Tour und hat sich unterwegs auch seinen Nobelpreis abgeholt. Also alles im Lot.
Gestern war es soweit: Bob Dylan wurde der Nobelpreis für Literatur verliehen – in Abwesenheit. Das war vorauszusehen, nachdem die Medien in letzter Zeit viel Bohai um Recht und Unrecht der Vergabe an einen Musiker, die Annahme des Preises, Kontaktaufnahme mit dem Komitee und Dylans Erscheinen zur Verleihung gemacht hatten. Selten wurde wohl so kontrovers um den Literaturnobelpreis diskutiert. Die Ehre eines solchen Diskurses ist sonst eher dem Friedensnobelpreis vorbehalten.
Die gute Lösung sah so aus, dass Dylan seine Kollegin Patti Smith zur Feier nach Stockholm geschickt hatte, da er selbst unabkömmlich war. Sie trug dann mit „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“ eines der wohl emotionalsten Stücke des 75-Jährigen vor und war sichtlich nervös dabei. Die US-Botschafterin in Stockholm, Azita Raji, durfte stellvertretend Dylans Rede verlesen: „Es tut mir leid, dass ich nicht persönlich bei euch sein kann, aber bitte wisst, dass ich auf jeden Fall im Geiste bei euch bin und mich geehrt fühle, so einen prestigeträchtigen Preis zu bekommen“, ließ er verkünden. „Wenn mir jemals jemand gesagt hätte, dass ich auch nur die geringste Chance hätte, den Nobelpreis zu gewinnen, hätte ich gedacht, dass die Wahrscheinlichkeit etwa so groß wäre wie die, auf dem Mond zu stehen“. Dem muss man zustimmen. Selbst gut informierte Fachleute waren überrascht von der Auswahl des 75jährigen Preisträgers, und gleichzeitig feierte die Musikwelt ihn, weil endlich die lyrischen und gesellschaftskritischen Momente der Rockmusik von entscheidender Stelle gewürdigt wurden.
Weg von der Politik, zurück zur Musik: Schön ist es allemal, dass die Nobelpreisverleihung mit einigen Neuveröffentlichungen des großen Folk-Barden einher geht. Dieser Tage gibt es gleich zwei ansprechende CD-Releases.
Zum einen erschien am 2. Dezember mit „The Real Royal Albert Hall 1966 Concert!“ eine Doppel-CD / Doppel-Vinyl mit dem bislang unveröffentlichten Konzert vom 26.Mai 1966 aus der epochalen Bob Dylan- Welttournee. Damit schließt sich eine der größten Lücken in seiner Live-Diskografie. Die Tour im Jahr 1966 veränderte die Rockmusik und den Musiker Bob Dylan nachhaltig. CD 1 endet mit „Mr. Tambourine Man“, CD 2 mit „Like A Rolling Stone“. Ganz großes Livekino!
Zum anderen präsentiert Sony Music das offizielle Album zum Literaturnobelpreis „The Very Best Of Bob Dylan“. Diese Compilation erscheint in zwei Konfigurationen als CD mit 18 Tracks sowie als Doppel-CD mit 35 Titeln. Als Werkschau bietet sie die größten Hits und wichtigsten Songs aus über 50 Jahren dieser einmaligen Musikerkarriere, von „Blowin‘ In The Wind“ bis „Knockin‘ On Heaven’s Door“, von „The Mighty Quinn“ bis „Lay Lady Lay“.
Gerade jüngere Musikliebhaber werden staunen, was da alles aus Dylans Feder stammt. Die Songauswahl legt den Schwerpunkt auf die frühen Meisterstücke, wobei aber auch das Spätwerk gewürdigt wird, so zum Beispiel mit dem von Adele gecoverten „Make You Feel My Love“ oder dem launigen „Thunder On The Mountain“. Eine mehr als würdige Bestandsaufnahme eines ganz großen Künstlers.
George Harrison, Jeff Lynne, Roy Orbison, Tom Petty und Bob Dylan – das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Die Band gründete sich 1988, als man eigentlich in Malibu zusammen kam, um eine B-Seite für Harrisons Single „This Is Love“ einzuspielen. Die Chemie untereinander war so gut, dass aus dieser Zusammenkunft die Supergroup The Traveling Wilburys entstand.
George Harrison erzählte später: „Ich mochte den Song und den Sound mit all diesen Künstlern so sehr, dass ich die Single ewig in meiner Tasche mit mir herumtrug und überlegte, was ich damit anfangen könnte. Und das einzige, was mir einfiel war, noch neun weitere Songs zu schreiben und ein Album zu machen.“
In den drei Jahren des Bestehens erschienen zwei Alben, die kurioserweise die Titel „Vol. 1“ und „Vol. 3“ trugen. Um das Auslassen von „Vol. 2“ ranken sich Legenden. Den wahren Grund werden wir wohl nicht mehr erfahren. Seit Mitte der 90er waren die Alben nicht mehr erhältlich und der Markt der Bootlegs und Schwarzpressungen begann.
Grund genug, im Jahr 2007 eine remasterte Version namens „The Collection“ mit beiden Alben inklusive Bonus-DVD zu veröffentlichen. Das Set erreichte in Großbritannien und sechs weiteren Ländern Platz 1 der Charts. Jede CD enthält zwei Bonustracks. Die DVD bringt eine 24minütige Doku mit sich, die das Geschehen um die Band historisch aufarbeitet. Zudem finden sich fünf Musikvideos.
Damit wird das Werden und Vergehen der Traveling Wilburys ordentlich aufgearbeitet. Die Neuauflage 2016 erscheint bei Concord Bicycle Music und gibt der Allstarband und vor allem ihren verstorbenen Mitgliedern ein würdiges Andenken.
Zwölf Jahre ist es her, dass Crazy Horse zuletzt durch Europa tourten. Nun ist es endlich wieder soweit. Der Tross macht Halt in der Domstadt. Ein Hauch von Melancholie macht sich seit dem frühen Abend rund um die Arena breit, denn angesichts des fortgeschrittenen Alters des Quartetts und eben jener niedrigen Frequenz in der sie nach Europa kommen, könnte die heutige Begegnung mit Crazy Horse die letzte sein.
Entsprechend aufgeregt sind die Jungs von Okta Logue, die den Abend eröffnen dürfen. Für die Darmstädter ist diese Aufgabe eine ganz besondere, das spürt man. Und sie meistern sie mit Bravour. Auch wenn ihr Psychedelic Rock viel stärker in der Tradition Pink Floyds steht, sind die teils weit angereisten Neil Young Fans begeistert. Zu „Dream On” darf noch ein Bassist aus dem Team mitmischen, während sich Sänger Benno Hertz die Akustik-Gitarre schnappt. Nicht wenige Zuschauer werden sich den erneuten Besuch der Band im Dezember in Köln vormerken.
Es folgt eine unterhaltsame Umbauphase, in der Bauarbeiter in Warnwesten und verschrobene Wissenschaftler in weißen Kitteln über die Bühne wuseln. Kurz vor 21 Uhr sieht das Bühnenbild dann fast so aus wie auf der „Rust Never Sleeps”-Tour von 1978. Riesige Fender-Verstärker dominieren den Blick. Dahinter hängt eine gigantische Deutschlandfahne und zur Hymne versammeln sich alle, inklusive Neil Young und Crazy Horse mit der Hand auf dem Herz. Nach dem letzten Ton fällt Schwarz-Rot-Gold und es erscheint der wohlbekannte Indianer auf seinem Crazy Horse. Von oben wird ein überdimensionierter Ständer herabgelassen, an dem bei genauerer Betrachtung statt eines Mikros eine (psychedelic) Pille befestigt ist.
Dieser ganze Klimbim tritt dann in den Hintergrund und es bleiben vier Musiker, die sich über die ersten Feedbacks in den Opener „Love And Only Love” begeben. Die riesige Bühne schrumpft auf einen kleinen Bereich vor Ralph Molina´s Schlagzeug, in dem sich die Musiker wie vor einem Lagerfeuer versammeln. Schon danach der Klassiker „Powderfinger”. Frank „Poncho” Sampedro, dessen Shirt ein großes Hendrix-Portrait ziert, breitet mit seinem wahnsinnigen Groove den Teppich für den Virtuosen Young aus. Mit „Psychedelic Pill” kommt dann der erste Song vom aktuellen und gleichnamigen Album ins Spiel. Das zentrale Stück dieses Werks folgt mit „Walk Like a Giant”,… und der hat es in sich. Während zu Beginn noch das unbedarfte Pfeifen hippieske Leichtigkeit suggeriert, endet der Epos in Noisegewitter und Feedbackschleifen. Für manche Ohren mag das eine echte Herausforderung sein, aber es ist Teil der Dramaturgie. So macht das Gewitter anschließend „Hole In The Sky” Platz, was seinerseits in „Red Sun” übergeht. Solche Geschichten verdeutlichen, dass die Setlist auf einer Tour einem Konzept folgt und nur an wenigen Stellen variiert. Eine solche Stelle ist heute das selten gespielte „Sedan Delivery”.
Ganz allein darf das Publikum mit Neil Young nicht nur bei jenem „Red Sun”, sondern auch beim enthusiastisch gefeierten „Heart Of Gold” sein. Wie oft wurde dieses Stück eingefordert und wie selten wurden die Erwartungen erfüllt? Bei Dylan´s „Blowing In The Wind” dürfen ebenfalls alle mitsingen. Ein weiteres Cover vermutet der ein oder andere vielleicht in „Mr. Soul”, das in seinen Riffs stark an die Stones erinnert, aber ein alter Buffalo Springfield Song ist.
Vor der Zugabenpause wird es mit „Hey Hey, My My” noch einmal hymnisch. Als die vier zurückkommen, gibt es eine echte Rarität. Über 20 Jahre wurde „Surfer Joe And Moe The Sleaze” nicht mehr gespielt! Vor „Roll Another Number” richtet der bis dahin voll auf die Musik fokussierte Neil Young einige Worte an die Zuschauer. Er tut dies sehr eindringlich und begleitet von sanften Akkorden. Worte des Dankes, Wünsche an die Kinder zu Hause, Frieden und die Aussicht sich vielleicht doch noch einmal zu begegnen,… an einem so schönen Abend wie diesem. Als die Fans nach „Everybody Knows This Is Nowhere” aus der Halle strömen, machen viele noch einmal Halt an den Bierbuden und schwelgen gemeinsam in Erinnerungen, die teils über 40 Jahre zurückreichen.