Marathonmann am 16.7.2021 live in Düsseldorf – Fotogalerie
Marathonmann waren am 16.7.2021 live in Düsseldorf – Hier unsere Fotogalerie vom Vier Linden Open AirMore
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von Marius Schobelt
Freitagabend, die Dropkick Murphys und ein kühles Blondes. Wie könnte man sich den Start ins Wochenende besser vorstellen? So zumindest die Theorie. Denn anstelle sich einen guten Platz während der zweiten Vorband “Slapshot ” zu suchen und in illustrer Runde mit anderen Fans des gepflegten Irish Folk-Punk darüber zu quatschen, wie geil das Leben ist und welche Lieder auf keinen Fall fehlen dürfen, entsteht ein gewaltiges, logistisches Problem. “Schlappe 40 Minuten anstehen! [..] Wehe, wenn das Bier nicht geil schmeckt” hört man immer wieder von den sichtlich genervten Fans in Grün und Schwarz. Tatsächlich ist es kaum zu glauben, dass die Veranstalter bei diesem Konzert offensichtlich solche Probleme damit haben, Bier an trinkwütige Massen zu bringen. Keine Läufer – die sich wohl eine goldene Nase verdient hätten- und tatsächlich Sekt, anstelle einer weiteren Zapfanlage.
Selbst während des Konzertes muss man auf drei Songs verzichten, um Nachschub zu organisieren und so hat wohl so mancher darauf verzichtet weiter zu trinken, um den grandiosen Auftritt der Murphys nicht zu verpassen. Doch egal wie tief der Frust auch sitzt, mit den ersten Tönen fliegen Becher mit und ohne Inhalt durch die Halle. Ein Moshpit nach dem anderen öffnet und schließt sich, mal größer, mal kleiner und es dauert nicht lange, bis nackte Körper verschwitzt aneinander prallen und sich in gewohnt brachialer Art den Klängen von The State of Massachusetts oder I Had a Hat hinzugeben. Die Jungs aus Boston schaffen es zu jeder Zeit das Publikum mit einem Misch aus Songs ihres neuen Albums 11 Short Stories of Pain & Glory und Altbekanntem wie As One oder Barroom Hero zu begeistern. Immer wieder wird die tobende Masse mit Songs wie The Wild Rover beruhigt, Fremde liegen sich in den Armen und die Probleme des Alltags sind vergessen. Spätestens bei dem Cover von You’ll Never Walk Alone überstimmt die Halle dann die Band und ein Chor aus glücklich Angetrunkenen lässt die ehemalige Philipshalle mehr wie einen Pub in Dublin als eine Veranstaltungshalle wirken.
Ein obligatorischer Gänsehautmoment folgt zum Intro von Rose Tattoo. Jeder nimmt den Nächsten in den Arm und genießt die grandiose Atmosphäre. Leider ist das Konzert zu schnell bei der Zugabe angekommen und zu Kiss Me, I’m Shitfaced ist die Bühne schnell mit jungen Frauen gefüllt, die mit und um die Band herum tanzen und sichtlich jeden Moment genießen. Zum Abschied kann man nur sagen Until the Next Time und immer wieder gerne! Ohne Stimme und mit bester Laune verlässt man die Arena und einstimmig verspricht man sich, beim nächsten Konzert definitiv wieder in der Masse zu stehen.
Erinnert sich noch wer an Woodstock 99? Massen von Menschen, Vandalismus und die Zerstörung eines gesamten FOH-Turms, während des Konzerts der Weichkekse um Fred Durst. Gerade dieser Auftritt am 24. Juli 1999 spiegelte die zügellose Wut einer ganzen Generation wider. Heute, satte 17 Jahre später scheinen sich sowohl Band, als auch Publikum, das doppelt so alt ist wie früher, darüber einig zu sein, dass die Zeit vorbei ist. Die ist auch nicht weiter schlimm, Vergangenes ist vergangen. Wäre da nicht die unermessliche Arroganz von Fred Durst, das Publikum nach gefühlt jedem Song zu beleidigen. Und das auch noch für satte 50 €. Verbrauchter Musiker müsste man sein.
Dabei hätte alles so gut sein können. Waren Limp Bizkit noch vor zwei Jahren im Kölner Palladium eine Marke für sich, ist nach den ersten beiden Songs Rollin und Break Stuff nur noch wenig von der Wut und Intensität vergangener Tage zu spüren. Songs ziehen sich in die Unendlichkeit aufgrund unvorhergesehener Interludes und Beleidigungen des geistig verwirrten Mannes mit Schlapphut und Baseball-Jersy. Nuschelnd stammelt der 45-jährige Durst Sätze ins Mikrofon, die anscheinend eher an sich selbst gerichtet sind, als an die ausverkaufte Mitsubishi Electric Halle. Irgendwann platzt dem Frontmann völlig aus dem nichts der Kragen “What the fuck is wrong with you?” Die Antwort folgt prompt: “We don’t like your fucking haircut.” Zugegeben, der war gut. Bei Songs wie My Generation beruhigt sich die Lage wieder. Und mit beruhigen ist gemeint, dass die Menge das macht, was von ihr erwartet wird: Fäuste fliegen wie Schüsse durch die Luft. Zu Livin It Up begibt man sich selbst auf Tuchfühlung in die vorderen Reihen, jedoch nur für zwei Minuten. Zu viele Körperflüssigkeiten werden da von massiven Fleischklopsen ausgetauscht. Also in Form von Schweiß.
Natürlich gibt es auch vereinzelt Highlights, wie das unerwartete Walking Away. Eine schöne Balladen-Alternative zum eintönig verkommenden “Behind Blue Eyes”, das wenn überhaupt nur noch auf Konzerten vom Band gespielt wird. Am meisten Spaß macht es jedoch dem Berliner Aushilfsbassisten Samuel G. Mpungu zuzugucken, der noch echte Spielfreude beweist und auf der Bühne auf und abspringt mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Der 23-jährige lässt als Einziger den Hype vergangener Zeit aufleben, nicht zuletzt weil er mit der Musik selbst aufgewachsen ist. Der Mission Impossible Klassiker Take A Look Around hebt das Konzert auf einen mittelmäßigen Auftritt einer Band, die das Größte an Spielfreude über die Jahre eingebüßt hat. Wer einmal zu den Evergreens von “Chocolate Starfish and the Hotdog Flavored Water” und “Significant Other” in Nostalgie versinken will, dem kann die Band auf einem Festival durchaus empfohlen werden. Aber nicht bei einem regulären Konzert für 50 €.
Augustines könnte eure neue Lieblingsband werden, wenn ihr sie nur einmal live seht. Da ich kein Auto habe, muss ich mich auf einundhalb Stunden Bahnfahrt freuen. Aber was soll’s, jede Sekunde ist es wert.
Wahrscheinlich haben Augustines nicht mit ihrem derzeitigen Erfolg gerechnet, aber erarbeitet haben sie ihn sich hart. Ich will hier jetzt gar nicht die ganze Band-Geschichte wiederkauen. Wer sie aber nicht kennt, muss sich das so vorstellen: Aufstrebende Band, kurz bevor etwas draus wird, zerbricht alles an ewig langen Verträgen und Verhandlungen, Billy und Eric sind unentschlossen, dann trifft besonders Billy ein persönliches Unglück nach dem anderen, und beim Aufarbeiten hilft, naja, was wohl, Musik. Die beiden machen alleine weiter und schreiben das wunderbare Album “Rise ye sunken ships”, und sie touren und touren und touren. Nun ist das zweite Album da. “Augustines” heißt es und Drummer Rob gehört jetzt voll zur Band. Und damit macht man was? Ja genau, touren.
Wenn die Bühne buchstäblich das zu Hause ist, muss das Publikum zwangsläufig zu Freunden werden. Bei “Philadelphia” holt Billy seinen neuen “Bart-Bruder” auf die Bühne und lässt den überwältigten Herrn eine Strophe mit ihm singen. Als Dank schreibt Billy ihm spontan ein Liebeslied, das auch seine Kollegen überrascht und amüsiert.
Aber Augustins sind nicht nur die netteste Band, sondern auch musikalisch eine der besten Live-Bands, die man sich zur Zeit anschauen kann. Jedes Stück, das auf ihrem neuen Album “Augustins” nicht so ganz bei mir angekommen ist, mach live absolut Sinn. Leise, laut, schnell, langsam, alles ist es genauso, wie es sein sollte.
Als Billy das letzte Lied ankündigt und einer motzt, merkt er ganz richtig an: “Come on, man, this is an Augustines Show. You should know better.” Als Zugabe, was eigentlich die zweite Hälfte der Show ist, spielen sie dann oben auf dem Rang, dann wieder auf der Bühne, dann mitten im Publikum, dann wieder auf der Bühne, bis die drei sich kaum noch auf den Beinen halten können.
Ein schlimmes Unwetter fegt über Düsseldorf mit teils dramatischen Folgen hinweg. Die Zuschauer im zakk bekommen davon nichts mit. Gemeinsam mit drei Norwegern und einem Schweden bereisen sie fast drei Stunden lang unterschiedliche Klanguniversen. Einen sanften Einstieg bildet das Akustik-Set, einem festen Bestandteil der diesjährigen Motorpsycho-Tour. Während sich noch einige Fans im hauseigenen Biergarten mit den herannahenden dunklen Wolken beschäftigen, geht es drinnen mit einem sehr gefühlvollen “Coventry Boy” los. Aus noch früheren Tagen, stammt das nachfolgende “Babylon”, ein Song des Albums “Demon Box”, mit dem Motorpsycho 1993 der Durchbruch gelang. Und spätestens mit “Kill Some Day” entwickelt sich dieser erste Part zur Reminiszenz an das Frühwerk der Norweger. Die Langzeit-Fans mögen so etwas sehr und singen lautstark den Refrain von “Waiting For The One”.
Fast nahtlos leitet dann “Stained Glass” ins Hauptset über. Es stammt aus dem Album “Let Them Eat Cake”, mit dem die Band im Jahr 2000 ihre Pop orientierte Schaffensphase einläutete. Es ist eindeutig dieses Werk, das Motorpsycho für die aktuelle Tour wieder aus dem Regal gezogen haben, um dessen Songs in neuen Gewändern aufleben zu lassen. Ein solch neues Arrangement bekommt auch “Serpentine” verpasst und avanciert darin zu einem der Höhepunkte des Abends. Aus dem schnörkellosen Popsong wird heute Abend ein psychedelisches Meisterwerk mit Doom-Einschlag.
Als Gitarrist “Snah” Ryan die Doubleneck zur Hand nimmt, ist klar, dass der längste Song des Abends bevorsteht. “Hell” verteilt sich mit seinen sieben Parts auf die letzten beiden Alben und wird heute als 45-minütiges Gesamtkunstwerk dargeboten. Den Beitrag, den Reine Fiske – offiziell noch Gastmusiker bei Motorpsycho – an der Gitarre und am Mellotron hierzu beisteuert, ist grandios und mittlerweile eigentlich unersetzlich. Mit einem tollen Solo veredelt er auch “The Magic & The Wonder” vom aktuellen Album “Behind The Sun”. Aus diesem stammt auch “Ghost”, eigentlich eine Akustik-Ballade, die in ihrer Live-Version vor allem dank der Raum füllenden Akkorde von Bassist Bent Sæther viel energischer ist. Einen Ausflug in den Hyperspace dürfen wir vor der Zugabe im Cockpit des “Starhammers” unternehmen. Wuchtige Riffs machen einem sphärischen Mittelteil Platz. “Entropy” ist mit einer guten Portion Overdrive im Bass ein stimmungsvoller Abschluss des Mainsets.
Die besondere Überraschung gibt es dann in der Zugabe. Bent entschuldigt sich schon im Vorfeld für mögliche Ungenauigkeiten, denn wirklich einstudiert wurde “577” nicht. Reine Fiske hatte gerade mal 5 Minuten im Soundcheck zur Verfügung, um sich auf seinen Part im 15-minütigen Power-Jam vorzubereiten. Er macht seine Sache hervorragend, ebenso wie im von vielen Fans frenetisch bejubelten “Plan #1”. Und weil weder Band noch Fans genug bekommen können, wird mit einer zweiten Zugabe der Bogen zum ersten Akustik-Part gespannt. Beim wundervollen “Come On In” stört eigentlich nur der Lärm der unter den Schuhen zerberstenden Plastikbecher. Bent stellt unter großem Applaus noch einmal die Bandmitglieder vor und sich selbst dann als Dieter Hoeneß, im Gegensatz zum Vorabend in Heidelberg, als er sich noch als Paul Breitner ausgab. Drummer Kenneth Kapstad, der mal wieder Großartiges geleistet hat, überreicht seine Sticks gezielt einem der jüngsten Zuschauer, für den dies wohl mehr als ein i-Tüpfelchen auf einen tollen Konzertabend war. Glückwunsch, Ben!
Setlist:
Backstreet Boys Tour 2014 Fotos!
Im Oktober 2013 beendeten Die Toten Hosen ihre „Krach der Republik”-Tournee mit zwei ausverkauften Stadionkonzerten in Düsseldorf. 90.000 Zuschauer feierten zusammen mit der Band das Tourfinale.
Da diese Tournee die größte und aufwändigste ihrer Karriere war und auch von den Fans so euphorisch wie nie abgefeiert wurde, gab es von vielen Seiten den Wunsch, zumindest einen Teil des Erlebten als Andenken und Erinnerung festzuhalten. Zu unserem Glück konnten wir Paul Dugdale mit seinem Team für den Regie-Job gewinnen. So wurden die letzten beiden Abende in Düsseldorf aufgezeichnet, um dem besonderen Anlass gerecht zu werden. Der Engländer Dugdale ist momentan der wohl gefragteste Musikfilmer der Welt, hat in den letzten Jahren Konzerte u.a. für die Rolling Stones („Sweet Summer Sun: Hyde Park Live “) und Adele („Live at the Royal Albert Hall”) gedreht und war für seine Arbeit an der letzten Coldplay Live-DVD für einen Grammy nominiert.
„Abgesehen davon, dass Paul ein genialer Regisseur ist, ist er ein verdammt netter Typ, der sofort mit uns allen gut klargekommen ist. Wir sind wahnsinnig glücklich über das Ergebnis, weil wir glauben, dass er den typischen Spirit einer Hosen-Show zu hundert Prozent eingefangen hat. Wer noch mehr Hosen in seinem Wohnzimmer haben will, muss uns schon persönlich in die gute Stube bitten”, so Campino über die Zusammenarbeit.
Im Augenblick wird in London letzte Hand an die finale Schnittfassung gelegt, „Die Toten Hosen Live: Der Krach der Republik – Das Tourfinale” erscheint am 4.4.2014 als DVD, BluRay und in einer limitierten CD/BluRay-Edition mit einem großformatigen, ca. 250-seitigem Fotobuch.
Ein nahezu beispielloses Jahr liegt hinter Biffy Clyro. Ende Januar erschien ihr von Fans und Kritikern gleichermaßen abgefeiertes Album “Opposites” (hier unser Review), das aus dem Stand bis auf Platz 5 der deutschen Charts schoss. Im Sommer spielte das Trio aus Schottland dann rund 40 Festival-Shows, unter anderem bei Rock am Ring und Rock im Park, bevor die Band im Oktober einen sensationellen Telekom Streetgig im Stadionbad von Hannover hinlegte (unseren Bericht dazu findet ihr hier). Und last but not least wurde am vergangenen Freitag ihr neues Live-Album “Opposites – Live From Glasgow” veröffentlicht, das nur hierzulande, in Österreich und in der Schweiz erhältlich ist. Passend zum Release kehren Biffy Clyro nun für fünf weitere Konzerte nach Deutschland zurück. Düsseldorf ist dabei nach Offenbach heute ihre zweite Station. Es folgen Hamburg (02.12.), Berlin (03.12.) sowie München (05.12.).
In der rheinischen Landeshauptstadt werden Biffy Clyro gleich von zwei Vorgruppen unterstützt. Den Auftakt machen die aus Süd-London stammenden Arcane Roots, die der noch recht spärlichen Menge mit ihrer progressiven Mischung aus Grunge, Rock und Alternative zwanzig Minuten ordentlich einheizen. Im Anschluss daran gibt es mit Walking Papers eine Band höchster Güte, wie ein Blick auf das Line-Up der Formation aus Seattle beweist: Am Bass Duff McKagan (ehemals Guns N’Roses), am Schlagzeug Barrett Martin von den nicht minder legendären Screaming Trees und dazu noch Jeff Angell und Benjamin Anderson (beide The Missionary Position). Zusammen zelebrieren sie eine halbe Stunde lang vibrierenden Bluesrock der Extraklasse. Wenn ich da an den Kreisklassen-Support beim Biffy Clyro-Konzert Ende Februar im Kölner E-Werk zurückdenke (dessen Namen ich hier aus Höflichkeit verschweige), dann ist das heute Champions League.
Die Mitsubishi Electric Halle ist nicht ganz ausverkauft, aber viel fehlt wohl nicht mehr dazu. Fast pünktlich um 21 Uhr erklingt der Sister Sledge-Klassiker “We Are Family” als Intro, dann legen Simon Neil und die Gebrüder James und Ben Johnston mit “Different People” los. Der Sound ist zu Beginn etwas matschig, bessert sich dann jedoch schnell. Einzig Simon Neil’s Stimme merkt man die Belastungen der letzten Monate an, ansonsten präsentiert sich die Band den Fans in Topform und mit unbändiger Spielfreude. Stets umrahmt von einer geschmackvollen und gut dosierten Lightshow. Die Setlist erscheint mir ebenfalls deutlich ausgewogener als noch vor neun Monaten in Köln. Natürlich liegt der Schwerpunkt auf den Songs von “Opposites”, aber auch “57” vom ersten Biffy Clyro-Album “Blackened Sky” kommt zu seinem Recht.
Leider ist die Band nicht unbedingt dafür bekannt ihre allabendliche Songfolge grossartig zu variieren, doch in Düsseldorf fällt das nicht weiter ins Gewicht. “Who’s Got A Match?”, “Accident Without Emergency” oder “Glitter And Trauma” sorgen für allerbeste Stimmung. Zu “Bubbles” regnet es Seifenblasen über die ersten Reihen im Innenraum und spätestens als Simon Neil alleine mit seiner Akustikgitarre “The Rain” und “Folding Stars” singt ist Gänsehaut angesagt. Als die Mitsubishi Electric Halle noch Philipshalle hieß, hat man zu diesen Gelegenheiten die Feuerzeuge gezückt. Heute illuminieren hunderte von Handydisplays die Szenerie. Über “Many Of Horror”, “Black Chandelier” und “The Captain” rockt man sich schließlich gemeinsam zum Ende des Mainsets. Die drei wie immer oberkörperfreien, schweißnassen und volltätowierten Herren aus Ayrshire haben sich die folgende Pause vollauf verdient. Und so manch Tanzwütiger im Publikum auch.
Zu Beginn der Zugaben glänzt Simon Neil einmal mehr nicht nur musikalisch, sondern zum wiederholten Mal mit einer Ansage in deutscher Sprache, bevor mit “Opposite” mein ganz persönlicher Rotz-und-Wasser-Song folgt. “Stingin’ Belle” und “Mountains” läuten dann nach gut 105 Minuten das Ende des Abends ein. Biffy Clyro haben ihre exzellenten Live-Qualitäten auch diesmal wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Von Routine ist da trotz des diesjährigen Mammutprogramms nichts, aber auch gar nichts zu spüren. Im Gegenteil. Das Trio schafft es scheinbar spielend seine Prog-Vergangenheit mit der eher mainstreamlastigen Gegenwart so in Einklang zu bringen, dass sich auch die Fans der ersten Stunde noch mit Biffy Clyro identifizieren können.
Als die Hallenbeleuchtung angeht, blickt man um sich herum jedenfalls nur in dauergrinsende Gesichter. Ich freue mich im Stillen sogar ein kleines bißchen für die Düsseldorfer mit. Schließlich haben sie fußballtechnisch im Moment eher weniger zu lachen. Da kommt so ein aufmunternder Besuch aus Schottland doch gerade zur rechten Zeit. Und während ich leise “Opposite” vor mich hinsumme und die Halle langsam verlasse, schweife ich gedanklich endgültig ab. Mike Büskens hätte das heute hier eine “Vollgasveranstaltung” genannt und sich dabei ausnahmsweise unserer uneingeschränkten Zustimmung sicher sein können.
(Alle Fotos: Torsten Schlimbach – Dream Out Loud Magazin)
Setlist: Biffy Clyro 1.12.2013 Düsseldorf
Lil Wayne Fotos 2013 Düsseldorf
Bei der Veröffentlichung der Konzerttermine für Paramore, hatte sich die Macher wohl mehr versprochen als nur ca. 1/3 der Mitsubishi Musikhalle in Düsseldorf mit Musikbegeisterten zu füllen. Doch leider trat eben jener Fall am vergangenen Montag ein. Schon beim Betreten der sporthallenartigen Räumlichkeiten war klar, dass man hier und heute nicht mit großen Fanextasen zu rechnen hatte. Allein schon der Preis der Merchendiseartikel mit durchschnittlich 30 Euro für ein einfaches, einfarbig bedrucktes Shirt, schmälerte die Vorfreude auf die bevorstehende Show, zu mindestens für all diejenigen Kids die sich in der Vorhalle neben Mutti samt Geldbeutel aufhielten und ihnen Willen nicht bekamen. Das Publikum war wie erwartet größtenteils weiblich und recht jung. Während ebendiese also gen Bühne strömte, nahm die ältere Generation in den hinten gelegenen Sitzreihen platz. Wohlgemerkt war dieser Tribünenaufbau ein gutes Stück von der Wand weg in den Konzertsaal hinein bewegt worden. Damit es nicht so leer wirkte darf man vermuten.
Um 20 Uhr fuhren dann alle Lichter runter und die Vorband, Fenech Soler betrat die Bühne. Fünf britische Buben die sich mit ihren Synthie-Pop Songs irgendwo zwischen CSS und The Teenagers einzuordnen ließen, ihr Handwerk aber durchaus verstanden. Besonders die Keyboard- und Schlagzeugeinlagen konnten überzeugen und auch der Mann am Licht hatte sich nicht Lumpen lassen und versetzte die Halle in eine Art Unter-Wasser-Lichtspiel. Wunderhübsch anzusehen und eine perfekte Untermalung für die leicht theatralischen Songs der Band. Diese hatte aber durchaus aus feier- und singbare Titel dabei und brauchte gegen Ende das Publikum sogar dazu ein paar Zeilen mitzusingen.
Über mangelnde Textkenntnis seitens der Fans, soviel stand fest, würde man sich bei Paramore keine Gedanken machen müssen. Schließlich war deutlich merkbar das die Anwesenden nach den 30 Minütigen Set von Fenech Soler nun zunehmend auf Paramore hin fieberten. Und dann, nach einer schier ewigen Umbaupause, fiel der Vorhang und Hayley Williams samt Band gab den ersten Track zum Besten. Die keine, quirlige Frau mit den knallroten Haare wirbelte von Beginn an über die Bühne wie die Miniausgabe von Hurricane Katrina, allerdings minus dem Zerstörungsfaktor. Stattdessen gab es schrillen Gesang und vielen netten Worten an die jubelnden Fans von dem rothaarigen Vamp. Die Band, die mit ihr auf der Bühne steht, gerät da fast in Vergessenheit. Wobei Fräulein Williams auch nicht grade dazu beiträgt Paramore als mehr als nur sie als Einzelperson darzustellen. Über ihnen Kopf hing unterdessen groß und neonfarbend leuchtend das neue Logo der Band, welches doch stark dem Runentrend der Hipsterbewegung angelehnt war. Spätestens beim dritten Song, „That’s What You Get”, war es nun auch die Bewegung im Publikum bei den Sitzenden angekommen. Immerhin für ein Fusswackeln und Klatschen reichte es. Der Mann am Licht verlustierte sich unterdessen am Strobo was nach einer Weile schier anstrengend für die Augen wirkte.
Es folgten Songs wie „Decode”, bekannt aus der Vampirschnulze Twilight, „Ignorance” und „Now”. Allgemein gesagt ein clever gewählter Mix aus neuen und alten Tracks der selbst mich als Kritiker nach und nach zum Mitwippen anregte. Was wahrscheinlich auch der durchaus sympathischen Art der jungen Dame geschuldet war. Das Konzert machte auch im Sitzen Spaß. Untermalungen wie kleine Ukuleleneinlagen von ca. 30 Sekunden lockerten die Stimmung zusätzlich auf. Und als Miss Williams sich dann ans Keyboard setzte um „When It Rains” zu performen, wurde man selbst fast etwas theatralisch. Zu mindestens bis zu dem Punkt hin wo sie wieder in eine sehr hohe, schrille Stimmlage verfiel. Schade. Den eingefleischten Paramore Fans war das weniger aufgefallen, sie hatten sich im Internet abgesprochen und erhoben passen zum Song bunte Knicklichter. Bei „Pressure” und noch eben mehr bei „Misery Business” war jedoch alle Trauer vergessen und der Bassist ließ sich sogar zu einem Rückwärtssalto vom Schlagzeugpodest hinreißen. Alle Achtung. Eindeutig gaben alle involvierten zum Ende hin noch mal richtig Gas. So auch ein Fanmädchen welches zum mitsingen von Miss Williams auf die Bühne geholt wurde und, wer hätte das gedacht, richtig gut singen und performen kann. Alle Achtung. Im Anschluss verlassen Paramore die Bühne, kommen aber auf die lauten Zugabe-Rufe des Publikums nochmal hinterm Vorhang raus um sich zu bedanken und die Fans zu bitten, doch nächstes Mal alle ihre Freunde mitzubringen. Sicher, eine halbleere Konzerthalle, das wäre in den USA oder England nie passiert. Zu guter Letzt wurde dann noch „Into You” gespielt ehe ein Konfettiregen, natürlich in knallrot, zum krönenden Abschluss auf die jubelnde Menge regnet.
Im Februar 1980 wurde in der Dortmunder Westfalenhalle das erste Mal der Rock-Epos “The Wall” von Pink Floyd aufgeführt. Heute Abend, gute 33 Jahre später, genau zum 70. Geburtstag von Roger Waters, finden sich 35.000 Zuschauer in der fast ausverkauften Düsseldorfer Esprit-Arena ein, um die Mauer noch einmal einstürzen zu sehen – wohl die vorerst letzte Möglichkeit, dieses Spektakel in Deutschland noch einmal miterleben zu können.
Aufgeführt wird die Show natürlich schon lange nicht mehr von “Pink Floyd”, sondern von Roger Waters und seiner Band, welche noch durch eine große Lücke der Mauer zu sehen ist. Zu Beginn ist lediglich die linke und rechte Bühnenhälfte von der Mauer bedeckt, die als überdimensionale Leinwand genutzt wird, auf die durchweg eine Mischung aus Live-Kamerabildern und Videoszenen projiziert wird. Nach dem Intro betritt Waters zu “In The Flesh” den Steg zwischen Mauer und Publikum, unterstützt durch Pyrotechnik und einen Sound, dessen räumliche Fülle den Eindruck entstehen lässt, sich im Kino zu befinden, anstatt bei einem Live-Rockkonzert: So zum Beispiel durch den Klang des Hubschraubers, der die Köpfe des Publikums mit sich kreisen lässt, fallende Bomben oder das abstürzende Flugzeug, welches plötzlich im hinteren Eck der Esprit-Arena auftaucht und über die Köpfe des Publikums hinwegfliegt, um schließlich hinter die Mauer zu stürzen und dort in Flammen aufzugehen.
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Tatsächlich erweckt die Show den Eindruck, eine Mischung aus Konzert und Film zu sein. Ebendiesem Film, der die Geschichte von “Pink” erzählt: einem erfolgreichen Musiker, der, bedingt durch die überfürsorgliche Mutter, die grausamen Lehrer und zuletzt den Verlust seines Vaters, der im Krieg gefallen ist, allmählich den Verstand verliert und ebendiese Mauer um sich herum aufbaut. Jedoch steht bei diesem Konzert jegliche Form von Krieg thematisch im Vordergrund und wird ständig aufs Härteste angeklagt. Dies geschieht insbesondere durch die Bilder auf der Mauer: gezeigt werden unter anderem kurze Andenken an Personen, die in Kriegen gefallen sind und von deren Hinterbliebenen Fotos und Kurzbeschreibungen der Gefallenen an Waters gesandt wurden, nachdem dieser online dazu aufgerufen hatte. Selbst als Waters sich das erste Mal direkt ans Publikum wendet, klagt er direkt den “Town Terrorism” an, dem ständig sowohl Zivilisten als auch Soldaten zum Opfer fallen und ruft an dieser Stelle zum Gedenken auf.
Natürlich steht aber die Musik keineswegs im Hintergrund. Mit “The Ballad Of Jean Charles de Menezes” gibt es nach “Another Brick In The Wall Pt.2”, das durch einen 15-köpfigen lokalen Kinderchor unterstützt wird, ein Stück zu hören, welches man nicht vom Album kennt und wohl für viele neu ist. Nach diesem Stück beginnt sich schließlich die Lücke in der Mauer nach und nach zu schliessen. Mit der Fertigstellung der Mauer zu “The Last Few Bricks” endet schließlich die erste Hälfte des Konzerts. Die zweite Konzerthälfte spielt sich musikalisch fast komplett hinter der Mauer ab. Der Höhepunkt wird schließlich bei “Comfortably Numb” erreicht als Dave Kilminster zum Ende des Stücks sein Gitarrensolo in bester Gilmour-Manier von der Mauer herunterspielt, während dessen kaum jemand aus dem Publikum auf seinem Sitz bleibt. Schliesslich stürzt die Mauer zum Ende von “The Trial” unter “Tear Down The Wall!”-Rufen ein und sogar das altbekannte fliegende Schwein wird von den Zuschauerrängen ergriffen und in Stücke zerrissen. Die Band schliesst das Konzert danach inmitten der Mauertrümmer mit “Outside The Wall” ab.
Nach Standing Ovations folgt sogar noch ein Happy-Birthday-Ständchen zu Roger Waters’ 70. Geburtstag – begleitet von 35.000 Besuchern. Die 70 Jahre merkt man Waters, der die The Wall Show mit dieser Band schon weit über 100 Mal aufgeführt hat, keineswegs an. Weder wirkt er gelangweilt von seiner eigenen Show, mit der seit 2010 um die Welt tourt, noch wirkt die Show selbst vorhersehbar oder fade. Auch lässt Waters sich nicht aus seinem eigenen Konzept bringen: Weder die im Vorfeld häufig beklagten Davidsterne noch die Schauspieleinlage, in der sich Waters in einen langen Ledermantel kleidet und mit einer Maschinenpistole gleich einem durchgedrehten Kriegsherrn um sich ballert, werden aus der Show gestrichen. Die Show vermittelt eben immer noch denselben bombastischen Eindruck, den sie einst bei ihrer Uraufführung 1980 gemacht haben muss und bleibt mit Sicherheit jedem einzelnen Konzertbesucher noch lange in Erinnerung.
Hier gibt es unsere Roger Waters Fotogalerie vom “The Wall” Konzert am 06.09.2013 in der Esprit Arena in DüsseldorfMore
Mit ca. 44.000 Besuchern ist die Esprit Arena nahezu ausverkauft. Beim Zusatzkonzert am Freitag, den 05.07.2013, werden es nochmal so viele sein, welche Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher erleben wollen. Die Kultband der Synthie Pop/Synth Rock/New Wave Szene feiert dieses Jahr ihr 33. Bühnenjubiläum und tourt durch die Welt.
Drum´n´Bass Musik klingt durch die große Arena, steigert die Spannung auf das was gleich kommt. Die Menschenmassen harren aus, sitzen teils noch auf ihren Plätzen oder stehen verhältnismäßig ruhig im Innenraum und man hört förmlich die Gedanken: „Kommt endlich und legt los!” Um 20.50 Uhr ist es dann soweit. Die Lichtshow beginnt und die Stars des heutigen Abends erscheinen auf der Bühne. Die Ruhe ist vorbei. Intro ist der Song „Welcome to my world”, gefolgt von „Angel”. Songs des neuen Studioalbums „Delta Machine”. Danach kommt richtig Stimmung auf, den DM bringt das ca. 20 Jahre alte „Walking in my Shoes”. Ja, der Song ist bekannt, denn es wird richtig viel mitgesungen und mitgerockt. Und so wechseln die Songs, mal altbekannte, mal neue, mal richtig rockige und auch manche verhaltene, ruhige und sehr melodische Darbietungen, die letzteren von Martin Gore, mit seiner Stimme, die hohe Töne fantastisch und klar rüberbringt. Aber auch Dave Gahan zeigt sich heute von seiner besten Seite. Die Töne stimmen, er bewegt sich wie in früheren Zeiten. Tanzt und swingt über die Bühne mit Bewegungen, die einfach nur zu ihm gehören. Depeche Mode gibt wirklich alles.
Dem Publikum allerdings merkt man nach meinem Gefühl heute Abend sehr an, dass es sich etwas schwer mit den neuen Songs anfreundet. Für meine Empfindung sind sie sehr verhalten. Ziemlich am Schluss kommen Klassiker wie „Enjoy the Silence”. Ja, endlich Fans, man merkt Euch! Dann folgt, mit einem langsamen Intro, der absolut rythmische Song „Personal Jesus”, dabei gibt Dave alles, ob mit seiner Stimme, den passenden Bewegungen oder Tanzschritten und er erfreut sich daran, wie gut seine Fans dieses Lied kennen.
Die Zugabe beginnt mit dem Song Home – gesungen von Martin Gore – und endet mit einem Klassiker, nämlich „Never let me down again”.
Da ich mich nicht unbedingt mit meinen Empfindungen für das wirklich hervorragende Konzert zufrieden geben wollte, habe ich einfach in einer anderen Ecke des Stadions eine junge Frau angesprochen, um ihre Meinung zu dem heutigen Abend zu hören. Sie war total begeistert. Dort wo sie war, hat man mit gesungen, mit getanzt und hat sich total an die liedbezogenen Bewegungen des Frontmannes erfreut und mitgemacht. Ihr Favorit des heutigen Abends war die etwas ruhigere Version des Song „Helo”. „Einfach schön!”
Vielleicht muss man die neuen Songs von Depeche Mode erst live erleben, damit man die Paarung von Musik und der dazu passenden rythmischen Darstellung von Dave Gahan in sich aufsaugt.
Aber …. Daumen ganz hoch …. Depeche Mode ihr wart einfach Spitze!
Hier gibt es unsere Depeche Mode Konzertfotos der Delta Machine Tour 2013 aus der ESPRIT Arena in Düsseldorf
Als Lana Del Rey am 17.04. die reichlich dekorierte Bühne der Mitsubishi Halle in Düsseldorf betritt, muss man sich die Ohren zu halten. So laut kreischen die Mädels in den ersten Reihen. Sowas kennt man eher von einem Teenie-Schwarm- Konzert, und erwartet man nicht wenn man auf die Alternative- Retro- Pop –Queen trifft. Ihren Stil zu beschreiben ist gar nicht so einfach, die Mischung von aktuellen Sounds mit dem Charme und Glamour der 50’s und 60’s „Americana” Musik, amerikanische Volkmusik um es mal knapp zu vereinfachen, bringt sie einher mit Lolita Image und mächtig dick aufgelegten Fake- Wimpern. Mit diesen klimpert sie sich gekonnt durch den Abend, haucht und stöhnt sich sanft durch ihre Songs.
Passend zu dem Thema verleiht die Bühne der Halle einen amerikanischen Charme, Videoausschnitte werden eingespielt und zeigen amerikanische Idyllen; wie Lana sich durch die Wüste schlängelt und lasziv in die Kamera blickt. Das Ganze erinnert doch sehr an ihre letzte H&M Werbekampagne, aber wem soll man das verübeln, wo doch ihre künstliche Ausstrahlung, ohne jegliche Emotionen nicht wirklich wandelbar scheint. Jedoch wird sie noch eine Weile an ihrem Image festhalten, da das Konzept für ihre Fans aufzugehen scheint. Durch ihre kühle Art, die anmutet als sei sie psychisch nicht anwesend, sondern von außen beobachtend, wirken Songtexte wie „My pussy tastes like Pepsi Cola”, geheimnisvoll und künstlerisch. Anspruch bekommt ihre Show auch noch von dem Strechquartett, welche dem Auftritt eine wundervoll atmosppörische Stimmung verleiht. Gefolgt von ihren Hit Songs „Blue Jeans”, „Born to die” und eignen Interpretationen von „Blue Velvet” und „Knockin‘ on heaven‘s door” begeistert sie ihre Fans von Song zu Song. Lana’s Programm umfasst 16 Songs, inklusive Zugabe.
Wer sagt oder denkt, dass Musik nur was für junge Leute ist, der sieht hier, dass es hier jede Menge “Junggebliebene” gibt, die sich für ihre Musik genauso begeistern lassen. Das zeigt der erste Auftritt.
Auf die Bühne kommen Fantasy Duo. Das sind Martin und Freddy. Zwei Männer die wissen, wie sie ihr Publikum aufheizen. Direkt von Anfang an klatschen die Leute mit. Sofort schaffen sie es ohne Problem die Fans von den Stühlen zu reißen. Die Lieder sind dem Publikum bekannt. “Ein weißes Boot” ist ein absoluter Knaller für die Fans. Sie als Starter für diese Show zu nehmen, ist vom Veranstalter gut gewählt. Es folgen einige Stimmungsmacher. Nach ca. 20 Minuten verlässt das Duo die Bühne.
Als nächste folgt Claudia Jung. Ihre Lieder sind ruhiger, melancholischer, tiefsinniger. Die Leute bleiben sitzen und hören zu. “J’taime mon amour” und ähnliche folgen. Als sie zum Schluß hin ihren Song bringt: “Ich bin Hausfrau, ich bin Mutter, ich bin Köchin” reagieren zumindest ein Teil darauf. Sie stehen auf und klatschen im Rythmus mit.
Dann folgt der Auftritt des Schlagergurus Bernhard Brinck. Schon ewig am Schlagerhimmel. Er ist bekannt, er ist beliebt und man liebt ihn. Schallender Applaus bei seinem Eintreffen. Er reißt auch sofort das Publikum mit. Er weiß, wie man es macht. Ein Profi der seine Hits wie nichts präsentiert, der mit Gesten seine Fans begeistert und zum Mitmachen anspricht. Bei den Schlagern “Ich will”, “Ich setze alles auf Sieg” und “Ein Wunder” machen die Leute mit, was ihnen gesagt wird. Sie stehen auf, sie hüpfen und schwenken mit den Händen. Mit schallendem Applaus verlässt er nach seinem Auftritt die Bühne.
Nun kommt der Nachwuchs am Schlagerhimmel, Maria Voskania – Eine Entdeckung von Helene Fischer. Ein nettes sympathisches Mädchen. Ihr erster Song “Lust am Leben” spiegelt das wieder, was die junge Frau sich wünscht. Ein richtiger Schlagerstar werden. Die beiden ersten Songs, der bereits genannte und “Wenn du willst” sind rythmisch und einfach anders, wie das bis jetzt gehörte. Text sowie Musik. Dann folgt noch Lied Nr. 3 “Was weißt denn du von Liebe” und schon ist sie wieder weg. Doch, schauen wir mal, was da noch so kommt von dieser netten jungen Dame.
Jetzt geht’s richtig los, man sieht ihn noch nicht, aber das Publikum steht schon und ist außer Rand und Bande. Andreas Martin einst in der berühmten Hitparade Dauergast und er kann es noch immer. Er startet mit “Ich fang dir den Mond” und die Fans helfen ihm; mit klatschen, mit singen und tanzen. “Amore mio”, “Du bist alles” – Das sind Klassiker. Dann folgen “Es war das erste Mal” und “Wir sind niemals zu alt”. Es sah so aus, dass Bernhard Brinck der Star des Abends ist, aber gerade hat ihm ein Berliner den Rang abgelaufen. Er reißt alle von den Stühlen, ob alt oder jung. Kompliment! Andreas, du rockst die Halle ab! “Aber dich gibt’s nur einmal für mich”. Er muss los, dass Publikum verlangt Zugabe und es scheint ihm wirklich schwer zu fallen, die Bühne zu verlassen.
Die nächste Ankündigung – Michelle.
Blond, ruhig und mit einem glänzenden Outfit. Sie fühlt sich wohl in der Welt des Chanson. Theatralisch, wehmütig und schwermütig sind ihre Lieder. “Ich möchte die sein, die du ansiehst”, “tanz heute Nacht noch mal mit mir” “Das Hotel in Sant Germain”. Lieder von Enttäuschung, verlorener Liebe und Wehmut, aber auch weißt sie immer wieder darauf hin, dass sie stark ist. Sie ist die ruhigste an dem Abend. Sie reißt keinem vom Stuhl. Das Publikum hört ihr zu. Aber es gibt sicherlich einige unter ihnen, die traurig und enttäuscht sind und denen diese Lieder helfen. So ruhig wie sie auf die Bühne kam, so ruhig verlässt sie sie auch wieder.
Nun kommt der letzte Star des heutigen Abends. Nik P. Ein unbedingter Stimmungsmacher. Und wer sich jetzt noch fragt “wer ist das denn?” dem kann ich ganz schnell weiterhelfen. “Ein Stern, der deinen Namen trägt”. Na, spätestens jetzt weiß man, mit wem man’s zu tun hat. Dieser Song ist ein Renner jeder Stimmungsparty! Aber nicht nur so was kann Nik P. In Begleitung mit einer Ukulele singt er die Lieder “Siehst du denn nicht wie schön das Leben ist” und “Berlin”. Nein keine Stimmungskracher, sondern tiefsinnige, ruhige Songs. Er macht eine gute Show. Er hat keine alten Songs. Er muss zeigen was er kann und er macht gute Arbeit. Aber er möchte natürlich auch, dass sich die Fans von den Stühlen erheben und das tun sie auch bei den Liedern “Der Mann im Mond”. Zum Abschluß kam dann das Lied, worauf sicherlich viele gewartet haben “Ein Stern der deinen Namen trägt.” Während drinnen noch stimmgewaltig mitgesungen wird ist es im Vorraum der Mitsubishi Halle noch ruhig. Das nutzt Freddy von Fantasy aus, um mit ein paar Fans zu quatschen und auch ein paar Autogramme zu geben.
Schnürt die Springerstiefel zusammen und ext euer letztes Guiness, ihr verdammten Hunde! Die Dropkick Murphys sind in Düsseldorf! Vermissen konnte man die sechs Herren aus Boston eher weniger, spielten sie doch bereits letztes Jahr im Februar an Ort und Stelle. Nicht zu vergessen ist ebenso ihre ausgedehnte Festivaltour im Jahre 2012. Doch siehe da, die Herren waren selbst in dieser Zeit fleißig damit beschäftigt ein neues Album zu schreiben. „Signed and Sealed in Blood” heißt das gute Stück und reiht sich nahtlos in die Diskografie der Bostoner ein.
Eine weitere tolle Eigenschaft von den Murphys ist, dass sie sich ihren Support immer genau aussuchen. So machten in den vergangenen Jahren Bands wie Less Than Jake, Broilers, Sick of it All, The Mahones oder The Bouncing Souls die Meute heiß auf wildes Mitgegröhle und wüste Kloppereien im Pit. Dieses Mal überraschen die Herren mit Frank Turner, seines Zeichens britischer Folk-Musiker mit Punk Wurzeln und in seinem Genre einer der absoluten Hochkaräter.
Dieser schmettert auch gleich zu Beginn einen Hit nach dem nächsten heraus. Die Leute wärmen sich auf zu den Klängen von „Long Live The Queen”, „Four Simple Words” oder dem großartigen „I Still Believe”. Ein perfektes Vorab-Programm, was der Brite heute abliefert. Sichtlich zufrieden verlässt dieser auch nach gut 40 Minuten die Bühne. Mission accomplished Mr. Turner.
Nach kurzem Umbau melden sich auch die Herren des Abends zu Wort. Manche können ja noch bei den Klängen zu „The Boys Are Back” stehen bleiben, doch spätestens bei „The Gauntlet” bekomme selbst ich plötzlich auch die Sehnsucht mir ne Whiskey Flasche zu nehmen und sie jemandem über den Schädel zu ziehen. „Stand Up and fight, and I’ll Stand up with you” – Chöre sind da nicht unbedingt förderlich, das Ganze zu unterbinden. Verdammte Chaoten! Jedoch kommen auch die ruhigen Momente nicht zu kurz. Ganz weit vorne ist da natürlich „Forever”, in der sich die ganze Philipshalle in den Armen liegt, hier und da sieht man sogar knutschende Pärchen. Na also, es geht doch auch romantisch. Generell ist der doch recht junge Altersdurchschnitt sehr erstaunlich. In den letzten Jahren haben sich da doch mehr Ü-30 Hünen in die Menge gesellt, die innerhalb von ca. zwei Minuten einen ganzen Pit aufgemischt haben. Heute ist zwischen 15 bis 35 Jahren alles dabei. Zwingend gesittet muss das trotzdem nicht zugehen, immerhin sind das hier die Dropkick Murphys und nicht die Dubliners! Die Pits öffnen und schließen sich, es wird aufeinander zugerannt, Fäuste fliegen kreuz und quer und trotzdem schafft es jeder mitzugröhlen bis die Stimme versagt.
Der Kracher des Abends ist wie erwartet „I’m Shipping Up To Boston”. Für die Leute, die noch nie bei einem Dropkick Murphys Konzert waren, hier eine kurze Erklärung: Wenn man die ersten Bassschläge dieses Songs hört, verwandelt sich die gesamte, wirklich die gesamte Menge in eine riesige Lawine. Man wird durchgeschüttelt bis aufs Knochenmark, sieht vor lauter Crowdsurfs die Decke der Location nicht mehr und ans Sprechen morgen darf man gar nicht mehr erst denken. Der absolute Wahnsinn, selbst für einen erfahrenen Konzertgänger.
Der Abend neigt sich dem Ende und so wollen ihn auch die Dropkick Murphys ausklingen lassen. Bei „End of the Night” dürfen alle Damen auf die Bühnen – jedoch nicht zu lange. Bei „Skinhead On The MBTA” bricht ein Platzsturm auf die Bühne aus, den Düsseldorf seit dem Relegationsspiel gegen Hertha BSC Berlin nicht mehr erlebt hat. Gezählt an den gesamten blauen Flecken und Schürfwunden muss man sagen, dass der Auftritt der Murphys der wohl heftigste war, den ich miterleben durfte – trotz des ruhigsten Albums in ihrer Karriere. Aber bei der Band sind Kontroversen gang und gebe. Bis zum nächsten Mal, ihr irischen Raufbolde!
Setlist: