Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre gab es die Neue Deutsche Welle (NDW) als deutsche Antwort auf die internationale Bewegung aus Punk und New Wave. Synthesizer waren ein wichtiges Element des musikalischen Ausdrucks, starke, mitunter ungewollt oder gewollt komische Texte, aber auch Anleihen am Schlager, den man für die Jugend hörbar machen wollte.
Mit der neuen Ausgabe der beliebten Sat1-Reihe „Die Hitgiganten“ geht es diesmal auf eine Reise zurück in eben diese 80er Jahre. Die Neue Deutsche Welle präsentiert zeitlose Klassiker, die bis heute für gute Laune sorgen.
CD 1 mit unverwüstlichen Hits wie „Nur geträumt“, „Hier kommt Kurt“, „Sommersprossen“ und „Goldener Reiter“ bietet den ultimativen NDW Sound für Nostalgiker. Viele Stars, u.a. Nena, Peter Schilling, Joachim Witt, Ideal, Geier Sturzflug und Heinz Rudolf Kunze drehen die Zeit noch einmal zurück und lassen Erinnerungen an die ZDF-Hitparade hochkochen.
Es war eine Zeit des Umbruchs und der kulturellen Vielfalt, die sich auch in der Musik widerspiegelte. Der Mut zur Experimentierfreude war sehr groß und führte zu einer bunten und energiegeladenen Musik, die für viele Menschen neu und aufregend war. Heutzutage kann so gut wie jeder die Texte glücklich und sorglos mitsingen, wenn Hits wie „Dein ist mein ganzes Herz“ von HRK oder „Major Tom“ von Peter Schilling erklingen, obwohl man diese einmalige Ära vielleicht selbst gar nicht miterlebt hat. Das ist außergewöhnlich und betont den zeitlosen Charakter.
Auf der zweiten CD mit ebenfalls 20 Titeln gibt es dann einige Coverversionen, die die NDW in die Gegenwart holen. Stefanie Hertel singt mit Markus, Oli P. covert die Münchner Freiheit, Dieter Thomas Kuhn macht „Über den Wolken“ zur Schlagerhymne, Lafee gibt „Rock me Amadeus“ eine weibliche Note und Giovanni Zarrella singt „Ohne dich“ mit italienischem Text.
CD 1 ist essenziell – CD 2 ein nettes Gimmick. Auf jeden Fall lässt der Doppelpack die NDW-Zeit hochleben. Ziel erreicht!
Nur wenige deutschsprachige Künstler blicken auf eine solche Karriere zurück: Seit 50 Jahren steht Roland Kaiser auf der Bühne, Hits wie „Santa Maria“, „Joana“, „Dich zu lieben“ oder „Warum hast du nicht nein gesagt“ machten ihn bekannt, er verkaufte mehr als 90 Millionen Tonträger, wurde mit Preisen geehrt und trat so häufig in der ZDF-Hitparade auf wie niemand sonst: 67 Mal. Die Konzerte seiner jährlichen Kaisermania in Dresden sind jeweils in wenigen Minuten ausverkauft. Und am 10. Mai 2022 wird der als Roland Keiler in Westberlin geborene Ausnahmekünstler 70 Jahre alt. Kein Wunder also, dass sein Label Telamo ihn mit einer Compilation „Best of zum 70. Geburtstag“ feiert.
Hier reiht sich wirklich ein Mitsing-Klassiker an den nächsten: „Santa Maria“, „Sieben Fässer Wein“, „Ich glaub es geht schon wieder los“ und „Dich zu lieben“ markieren den fulminanten Auftakt des gefühlvollen Geburtstags-Hitpakets, das insgesamt zwanzig musikalische Höhepunkte des gebürtigen Berliners vereint. Inhaltlich beleuchtet er immer neue Facetten der Liebe, sein Lieblingsthema, wie man weiß: „Sexy warst du schon immer“ betont die leidenschaftliche Seite, während „Warum denn aus Liebe weinen“ oder auch der „Sommer in deinen Armen (Eleni)“ wieder andere Aspekte dieses unbeschreiblichen Gefühls ins Spiel bringen.
Die Zusammenstellung ist eine musikalische Zeitreise durch Kaisers Hit-Diskografie. Auch unvergessene Airplay-Dauerbrenner wie „Manchmal möchte ich schon mit Dir“, „Lieb mich ein letztes Mal“ und „Ich geh mit Dir wohin Du willst“ dürfen hier nicht fehlen, bis Roland Kaiser schließlich mit „Du bist noch hier“ auch einen Song einstreut, dessen Titel im übertragenen Sinne auch auf die jahrzehntelange Treue seiner Fangemeinde zutrifft. Was vor rund einem halben Jahrhundert mit einem Traum begann, klingt zum 70. Geburtstag nun mit dem Song „Es war einmal ein Träumer“ aus.
Eine sehr ähnliche Zusammenstellung gab es schon im Jahr 2004 mit dem Album „Best of“. Dass man sich daran orientiert hat, ist daran erkennbar, dass viele Titel den Zusatz „Version 2004“ tragen. Auch diesmal fehlen einige essentielle Titel wie „Schach Matt“, „Midnight Lady“, „Joana“ und „Warum hast du nicht nein gesagt“ – das ist vermutlich eine Frage der Songrechte, die bei einem anderen Label liegen. Schade, aber nicht zu ändern.
Kaiser ist seinem Metier zwar immer treu geblieben, er lässt sich aber nicht in eine Schublade pressen. Der Grandseigneur des deutschen Schlagers hat eine große Reihe zeitloser Klassiker geschaffen und ein kleiner, sehr relevanter Teil davon ist auf dieser CD versammelt. Nicht mehr – aber auch nicht weniger.
Art Garfunkel jr. wurde 1990 in Manhattan als erstes Kind von Art und Kathryn Garfunkel geboren. Seine Kinder- und Jugendzeit verbrachte er größtenteils in den USA. Seine Großeltern hatten auch deutsche Wurzeln, so dass er schon in jungen Jahren die deutsche Sprache erlernte und einen starken Bezug zu Europa aufbaute. Auch das Interesse an deutscher Schlager- und Volksmusik erwachte bereits sehr früh bei ihm. Deshalb verbrachte er seine Ferien oft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Nachdem er schon 2018 und 2019 mit seinem Vater auf großer Deutschland-Tournee war, verneigt er sich nun vor dessen Oeuvre – auf seinem neuen Tribute Album „Wie Du – Hommage an meinen Vater“.
Auch wenn Telamo ein Schlagerlabel ist, muss man nun keine Angst haben, dass die bekannten Klassiker hier zu neumodischen Discostampfern verkommen. Art jr. hat zwar eine rührselige Tenorstimme, liefert aber eine wirklich liebevolle Interpretation ab und holt das Beste aus den bekannten Titeln heraus.
Zu nahezu jedem Song gibt es einen prominenten Duettpartner. Leider ist „Der Condor zieht (El Condor Pasa)“, das er mit seinem 80er jährigen Vater singt, ein wirklich seichtes Stück geworden und nicht gerade der gelungene Opener. Das macht aber „Raum des Schweigens (Sound of Silence)“ am Ende wieder absolut wett. So wollen wir die beiden zusammen hören!
Marianne Rosenberg, Eloy de Jong, Ross Antony, Frank Schöbel, René Kollo, Stefan Mross & Anna-Carina Woitschack, Lucas Cordalis, Bernhard Brink und Olaf Malolepski (Olaf der Flipper) sind mit von der Partie. Welthits wie „Bridge Over Troubled Water“, „The Boxer“, „Scarborough Fair“ und „Mrs. Robinson“ werden auf Deutsch ganz neu interpretiert und arrangiert.
Klar, die melancholischen Songs sind manchmal echte Schmachtfetzen. Das klappt mal mehr, mal weniger gut. „Der Boxer“ mit Lucas Cordalis klingt recht bewegend und auch „Geh mit mir durch den Regenbogen (Bridge Over Troubled Water)“ bringt seine emotionale Seite gut rüber. René Kollo bereichert „Scarborough Fair“ mit einem schönen Bariton und „Schön ist der Morgen (Morning Has Broken)“ mit dem Ehepaar Anna-Carina Woitschack und Stefan Mross wird zum beeindruckenden Trio.
Das Ergebnis wird nicht jedem gefallen – man hört die Songs doch besser im Original, wenn man in nostalgischen Erinnerungen schwelgen will. Erstaunlich ist es jedoch, wie gut die Klassiker als Schlager funktionieren. Und was der 80jährige Art Garfunkel von diesem besonderen Geburtstagsgeschenk hält, werden wir wohl nie erfahren.
Man staunt ja schon, in welchem Alter Rocker wie Udo Lindenberg die Bühne stürmen und Liedermacher wie Reinhard Mey zwei Stunden feinster Unterhaltung ganz allein an der Gitarre abliefern. Doch Altmeister Dieter Hallervorden – neben Otto der vielleicht bekannteste Komiker Deutschlands – wurde kürzlich schon 86 Jahre alt. Und mit „80 plus“ wechselt er nochmal vollkommen das Metier und bringt eine CD heraus. In der Vergangenheit gab es ja schon respektable Schlagerhits wie „Du, die Wanne ist voll“ (1978) und „Punker Maria“ (1981), doch nun geht es nicht um Klamauk: „80 plus“ ist ein autobiographisches und stellenweise sehr ernstes Album.
Wie er darauf kam? Vermutlich war die Teilnahme bei „The Masked Singer“ im vergangenen Jahr ausschlaggebend, wo er in einer Verkleidung als Chamäleon trotz eher bescheidener Gesangskünste zum Publikumsliebling avancierte und einen respektablen fünften Platz erreichte. Auch von der Jury wurde er im Anschluss begeistert gefeiert.
„80 plus“ bietet nun zehn spannende neue Titel, einen Bonustrack und einen Epilog. Dieter (man darf ihn hoffentlich auch liebevoll „Didi“ nennen) nutzt eher eine Art melodischen Sprechgesang. Nur an wenigen Stellen singt er wirklich echte Gesangslinien. Doch das stört keineswegs. Seine Stimme ist einfach einzigartig und weckt Erinnerungen an schöne Fernsehzeiten in den 80er Jahren.
Viele Aspekte seiner Laufbahn werden mal humorvoll, mal weise, mal verspielt, mal provokant beleucht. Schon der melancholische Opener „Mein Leben“ ist voller biographischer Elemente und Lebensweisheiten („ich provoziere als Clown und als Philosoph“). Direkt danach folgt der Titelsong des Albums und in der ironischen Standortbestimmung werden auch Songs wie „Atemlos, im Treppenhaus“ und „Highway To Hell“ verwurstet.
„Palim Palim“ ist der augenzwinkernde Schlager zu Didis größtem Erfolg, dem Sketch mit der „Flasche Pommes Frites“. Den Song hätte man schon in den 80ern gebraucht, aber da wäre die daraus resultierende Erkenntnis nicht so groß gewesen: „Mein letztes Wort: es sei Palim!“
In weiteren Stücken behandelt Hallervorden den Sinn der Ehe, die er mit Nudelsalat („erst schmeckt er lecker, dann wird er fad“) vergleicht. In „Freiheit“ vermittelt er ein Gleichnis vom Wolf, der nicht gehorsam sein will. „Hallervorden“ gibt erneut einen Abriss durch seine Karriere. Und dann gibt es mit „Keine Zeit“ und „Tod“ zwei Stücke, die das baldige Ableben mit viel Humor und Sarkasmus („ich hab den Tod untern Tisch gesoffen“) behandeln.
Allein mit Dieters Statement zum „Gendern“ kann ich nichts anfangen. Ein blindes Einpreschen auf alle, die dem weiblichen Teil der Bevölkerung Respekt zollen und Wege suchen, weibliche Formen in der Sprache mit einzubringen – was soll das? Es hat schon einen faden Beigeschmack, wenn ein alter weißer Mann von „dämlichem Sprach-Design“ und „das braucht kein Schwein“ singt. Er braucht es vermutlich nicht – und keiner zwingt ihn dazu. Vermutlich muss man diesen Song unter Altersstarrsinn verbuchen.
Ansonsten aber ist „80 plus“ wirklich ein beachtliches Debüt, das er da im Trio mit dem mehrfach prämierten Komponisten & Multiinstrumentalisten Frank Nimsgern und dem Orchesterdirektor und Cellisten Thomas Schmidt-Ott abliefert. Mit seinem Lebenswerk-Album schlägt Dieter Hallervorden noch einmal ein ganz neues musikalisches Kapitel in seiner Karriere auf – denn „Mit 80 plus ist längst nicht Schluss“!
Da ist Chris de Burgh auf jeden Fall in seinem Element. Am stärksten war er jedes Mal, wenn er in seinen Songs eine Geschichte erzählen konnte – man denke nur an „Don’t Pay The Ferryman“ oder „Borderline“. Jetzt widmet er ein ganzes Album einem Helden der Zeitgeschichte. Über Robin Hood sind schon unzählige Spielfilme, Fernsehserien und Animationsreihen erschienen. Mehr oder weniger erfolgreich. Doch wenn man sich den Ursprüngen der Sage nähert, landet man bei der Musik: Es waren Bänkelsänger, die im Spätmittelalter die Geschichten vom Gesetzlosen, der den Reichen ihr Geld stiehlt um es den Armen zu geben, unters Volk brachten.
Musikalisch gab es vor allem im 18. und 19. Jahrhundert einige Opern, die sich der Robin Hood-Thematik annahmen. Doch ein modernes Konzeptalbum, wie es Chris de Burgh nun geschrieben hat, gab es meines Wissens noch nicht. Parallel zum Album ist allerdings ein Musical in Arbeit, das vom 03. Juni bis 16. Oktober 2022 beim Musical Sommer Fulda zu sehen sein wird. Nachdem der Singer/Songwriter an eben dieser Produktion mitgewirkt hatte, die pandemiebedingt auf Sommer 2022 verschoben wurde, fragte er sich: „Warum mache ich die Geschichte nicht noch größer – und mache daraus ein richtiges Album?“ Das Ergebnis ist sein 27. Studiowerk und natürlich wieder ein Chartstürmer.
„The Legend of Robin Hood“ erinnert an sein 2010er Album „Moonfleet and Other Stories“. mit dem er J. Meade Falkners Abenteuerroman um Schmuggler und Diamanten nacherzählt hatte. Während dort aber ein Erzähler weite Teile der Geschichte inhaltlich trug, lässt der Ire nun die Songs für sich sprechen. Und das tut dem Werk ausgesprochen gut!
In „Robin Hood“ zeigt sich Chris de Burgh einmal mehr als großartiger Storyteller. Gitarrenlastige, ruhige Musik – insgesamt recht sanft gehalten und nicht zu opulent instrumentiert. Es gibt eine dreiminütige „Ouverture“ und schon geht die Geschichte los. In ruhigen Folksongs erzählt der Sänger von Helden und Gesetzlosen, der schönen Maid und den bösen Gestalten. Die Lyrics sind sehr gut zu verstehen – man hat fast das Gefühl, einem fahrenden Sänger zuzuhören, der die Story vielleicht mit anschaulichen Tafeln bebildert. Es gibt auch einige orchestral arrangierte Stücke, die aber in der Minderheit bleiben.
Ich habe den erzählenden Stil sehr genossen. Chris de Burgh schafft es, die Atmosphäre der Erzählung aufzugreifen. Das Verliebtsein der Protagonisten, die folkige Bierseligkeit einer Taverne, den ungewollten Kreuzzug und den düsteren Wald. Das wird sehr lebendig in der Musik und den Lyrics. „Robin Hood“ ist ein echtes Meisterwerk des 72jährigen. Auf die Live-Umsetzung darf man gespannt sein.
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Während einige Geschichtsscheiber dem Musiker sogar eine Verwandtschaft mit Robin Hoods Verfolgern attestieren – sein Vorfahre Hubert de Burgh soll um ca. 1200 als Chefjustiziar in die Sache involviert gewesen sein –, erzählt Chris de Burgh im Verlauf des Albums seine ganz eigene Interpretation der Legende. Zu den absoluten Highlights seines neuen Longplayers zählt dabei die erste Single „Live Life, Live Well“, die auch ohne den Legendenkontext sofort unter die Haut geht und mit einer (ge-)wichtigen Message daherkommt.
Verziert mit wunderschönen Gitarren, ist „Live Life, Live Well“ ein wunderbar geerdeter Storytelling-Folksong, der zwar ganz offen zugibt, dass es alles andere als einfach ist, die Sache in Worte zu fassen („I’m not sure how to explain“), aber das gute, erfüllte Leben könne man eben nur dann finden, wenn man sich darauf einlässt, das Abenteuer wagt: Dem Werden und Wachsen Zeit und Raum gibt, nichts überstürzt, auf sich hört, der Liebe nachspürt. Über dem handgemachten, mit ganz viel Feingefühl gestrickten Pop-Arrangement macht de Burgh schließlich sogar für ein lockeres Pfeifen Platz – was die „Take it easy“-Aussage womöglich am besten auf den Punkt bringt. Wie das gesamte Album, wurde auch „Live Life, Live Well“ von Chris de Burgh geschrieben und von seinem angestammten Studiopartner Chris Porter produziert.
Besonders ins Ohr geht natürlich „Light A Fire!“, das wir in ähnlicher Form schon seit 1982 vom Album „The Getaway“ kennen. Ein großartiger und zeitloser Klassiker, der perfekt zur Geschichte passt.
Robin Hood – Das Musical« wird vom 03. Juni bis 16. Oktober 2022 beim Musical Sommer Fulda zu sehen sein.
In der Zeit von 2006 bis 2011 hat Christina Klein alias LaFee vier erfolgreiche Alben veröffentlicht. Die ersten beiden schafften es auf dem Stand an die Chartspitze, dabei war die Sängerin zu diesem Zeitpunkt gerade mal 15 Jahre alt. Der leichte Gothic-Touch machte sie schon in jungen Jahren zur Marke, doch dann wurde es für zehn Jahre ruhig um die Rheinländerin.
Jetzt ist sie von der EMI zum Schlagerlabel 221 Music/Telamo gewechselt und präsentiert ein Coveralbum, das man nicht unbedingt erwartet hätte. In Zusammenarbeit mit dem Hitproduzenten Christian Geller nahm die Künstlerin zahlreiche internationale Hits aus den 80ern und 90ern neu auf. Mit ihrer charakteristischen Stimme schafft sie dabei ganz eigene deutsche Interpretationen.
„Zwischen meiner ersten Single und heute liegen fast zwei Jahrzehnte. Ich bin erwachsen und wollte musikalisch nicht einfach an diese Zeit anknüpfen. Mit 221 Music haben wir einen musikalischen Weg zwischen diesen beiden Zeit-Welten gefunden. In den bekannten, neu interpretierten Songs werden sich hoffentlich viele Menschen nicht nur an bestimmte Momente in ihrem Leben erinnern, sondern vielleicht auch LaFee wieder für sich neu entdecken. Ich freue mich sehr auf die Veröffentlichung und hoffe, die Songs dann bald live spielen zu können“, erklärt LaFee zu dieser Neuausrichtung.
Spannend ist sicherlich das Duett „Rock me Amadeus“ mit dem viel zu früh verstorbenen Falco, dessen Stimme hier digital mit LaFee verknüpft wurde. Das Ergebnis ist durchaus gelungen, wenn es dem Song auch keine wirklich neuen Aspekte mitgibt.
Beim restlichen Album bin ich zwiegespalten. Die deutschen Versionen von „Material Girl“, „Time After Time“, „Forever Young“ und „Big in Japan“ sind ganz okay, doch von „Take On Me“ („Halt mich fest“) und „I Wanna Dance With Somebody“ („Ich will mit jemandem tanzen“) hätte man besser die Finger gelassen. Wer Whitney Houston nacheifern will, kann nur scheitern.
Das Album verbindet den Synthiepop des letzten Jahrtausends mit modernem Schlager der Neuzeit. Wer wirklich Neues von LaFee erwartet hat, dürfte ziemlich enttäuscht sein.
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Dass Ross Antony irgendwann im Schlagerhimmel landet, hätte zu Zeiten der Popstars-Band Bro’Sis wohl keiner gedacht. Vor zwanzig Jahren wurde er dort nämlich gecastet. Aber er ist ja nicht der Einzige, der das Metier komplett gewechselt hat. Auch Ex-Bandkollege Giovanni Zarrella wildert inzwischen erfolgreich im schlagerlastigen Italo-Pop.
Ross hat sich eine Lebenspilosophie erarbeitet, die sich auch in seinem Buch „Gute Laune glänzt und glitzert: Wie man das Leben ernst und trotzdem leichtnehmen kann“ niederschlägt. Das ist nämlich zugleich Biografie und Lebensratgeber. Ross erzählt von seinem Outing und den Schwierigkeiten im Umfeld – und auch die Besonderheiten und Widrigkeiten der Pandemie werden nicht ausgespart. Wie bleibt man humorvoll und lebenslustig, wenn es große Lebenskrisen wie die harte Ausbildung an der „Guildford School of Acting for Music“ oder den frühen Verlust des Vaters gibt? Wie kann das Dschungelcamp helfen, sich weiter zu entwickeln? Ross gibt sympathische, feinsinnige und bisweilen philosophische Antworten auf diese Fragen.
Und im Mittelpunkt steht seit zwanzig Jahren die Musik. Daher hat er in dieser Zusammenstellung „20 Jahre Ross Antony“ bewusst auch die Bro’Sis Hits mit aufgenommen (mit deutschen und italienischen Vocals – Giovanni macht’s möglich) und bietet einen Rundumschlag mit 42 Songs auf zwei Silberlingen. Zudem galt es, die persönlichen Favoriten aus seinen bisherigen Schlager-Alben wie „Goldene Pferde“, „Tatort Liebe“ und „Schlager lügen nicht“ auszuwählen. Da war die Qual der Wahl natürlich groß. „Das Album ist für meine Fans und so sollten die Fans auch mitbestimmen, welche Songs sie auf dem Album hören wollen“, sagt Ross. Das Schlager-Portal „Meine Schlagerwelt“ des MDR, bei dem Ross seit diesem Jahr auch die „Ross Antony Show“ präsentiert, hatte zu einer Abstimmung aufgerufen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: ca. 20.000 Stimmen verteilten sich auf die Lieblingshits von Ross‘ Fans. Auf der Doppel-CD ist die Top 10 des Votings enthalten.
Es gibt viele bekannte Coverversionen in Ross‘ ureigener Interpretation. Klassiker wie „Fiesta Mexicana“, „Tanze Samba mit mir“ und „Er gehört zu mir“. Auch spannende Deutschrock-Cover wie „Nessaja“ und „1000 und 1 Nacht“. Extrem anrührend finde ich Heintjes bekannten Hit „Mama“, den Ross gemeinsam mit seinem Lebensgefährten, dem Opernsänger Paul Reeves, interpretiert.
Ross Antony ist ein Garant für gute Laune. Als Entertainer par excellence, liebt er es einfach, sein Publikum zu unterhalten. Singend und tanzend versprüht der gebürtige Engländer jede Menge Spaß und Emotionen. Dass das nicht nur in seinen Liveshows funktioniert, beweist er par excellence. Seit 2013 ist Ross Antony im Deutschen Schlager angekommen und hier mittlerweile auch nicht mehr wegzudenken. Das zeigt diese Compilation zu seinem persönlichen musikalischen Jubiläum sehr eindrucksvoll.
Von „Sommer“ kann man in diesem Jahr nicht wirklich sprechen. In manchen Bundesländern fängt die Schule bereits an. Dabei hatten die Kinder in den Ferien kaum warme Sommertage. Auch die Veranstalter, die 2021 auf Open-Air-Events gesetzt haben, sind enttäuscht: Abendkasse läuft nicht. So braucht es vielleicht einen Sampler wie „RTLZWEI – Die Sommer Fete“, um wenigstens musikalisches Urlaubsfeeling aufkommen zu lassen.
Der vorliegende Sampler ist ideal für alle, die gerne feiern, tanzen und ausgelassen leben. Deutsche und internationale Stars etikettieren die hochkarätige CD1. Darunter Clean Bandit feat. Sean Paul & Anne Marie, Stereoact feat. Kerstin Ott, Ava Max, Mike Singer & Gestört aber Geil, Joel Corry, Giovanni Zarrella & Pietro Lombardi, Jason Derulo, Carolina und viele mehr.
Von den vielen Namen war ich etwas erschlagen. Und ich muss sagen, dass ich die meisten Titel erst erkannte, als ich sie dann hörte. Die Radio-Playlist ist also gut vertreten. Auch meine Tochter kann einiges mitsingen. Vermutlich ist es also eine adäquate Darstellung gegenwärtiger Popmusik.
CD2 nennt sich „Sommer Ballermann-Party“. Größen wie Tobee, Almklausi & Specktakel und Ballermann-Papst Peter Wackel sind auf dem zweiten Gute-Laune-Silberlingen mit dabei und man kommt sich vor wie zwischen Karneval und Après Ski: viel Bekanntes aus der nervigen Dauerschleife („Helikopter 117“, „Mama Laudaaa“) aber auch einige neue Gassenhauer mit zweifelhaften Texten wie „Du kannst mir die Nudel putzen“.
Ganze vierzig Partyknaller, Dauerbrenner, Chart-Hits, Neuaufnahmen, Sommer-Klassiker und begehrte Radio-Songs wurden hier zuverlässig ausgewählt. Der Sampler gibt uns ein klein wenig Sommerstimmung. Das kann vermutlich auch jede entsprechende Spotify-Playlist, aber wer noch auf echte Hardware steht, kann sich mit dieser Compilation den DJ sparen.
Diese Compilation ist in weiten Teilen wie ein gutes Guildo Horn-Konzert: Da finden sich viele Perlen, die seit Jahrzehnten auf jeder Party funktionieren und die Schlagerherzen höher schlagen lassen.
Von Matthias Reim und Costa Cordalis über Jürgen Drews und Marianne Rosenberg bis hin zu DJ Ötzi und Iren Sheer sind alle bekannten Klassiker vertreten. Der Mitsing-Faktor ist enorm hoch.
Unter den insgesamt 40 Titeln haben sich allerdings einige Stücke versteckt, die aus der heutigen Zeit stammen und noch keine Ohrwürmer sind. Beispielsweise Thomas Anders im Duett mit Florian Silbereisen und der Holländer Eloy de Jong. Das ist aber zu verkraften.
Zum Ausgleich gibt es einige Schätze, die man auf Schalgerfestivals nicht so oft hört. Ich nenne man Andrea Jürgens („Und dabei liebe ich euch beide“) und Trude Herr mit „Ich will keine Schokolade“.
Mir gefällt die Zusammenstellung jedenfalls sehr gut. An stellen wie Wendlers „Egal“ und Knight Rider Hasselhoffs „Looking For Freedom“ kann man ja schnell weiter skippen.
Wie sein einstiger Bandkollege bei der Castingband Bro’Sis – Ross Anthony – hat auch Giovanni Zarrella musikalisch die Seite gewechselt. Auf seinen aktuellen Soloalben gibt es bekannte Schlagerhits in italienischer Sprache. Seit der Veröffentlichung seines Popschlager-Debüts „La vita è bella“ im Juni 2019 feiert Giovanni große Erfolge als Solokünstler.
„221 Music hat von Beginn an mich geglaubt und mich auf meinem neuen musikalischen Weg unterstützt. Ich danke dem gesamten Team für das Vertrauen, sein großartiges Engagement und die tolle Zusammenarbeit. Ich freue mich darauf, in den kommenden Jahren meine musikalischen Ziele und Träume gemeinsam mit 221 Music umsetzen zu können!“ So der O-Ton des Künstlers.
Der 1978 in Hechingen geborene Zarrella nahm bereits als Kind Klavier- und Orgelunterricht, bevor er mit 15 Jahren begann, auch seine Stimme auszubilden. Nach der Schule absolvierte er zunächst eine Lehre als IT-Systemkaufmann und sammelte nebenbei erste Bühnenerfahrungen in der Band Brotherhood. Sein Leben änderte sich schlagartig, als er im TV-Castingformat „Popstars“ das Finale erreichte und den Sprung in die sechsköpfige Band Bro’sis schaffte. In den Jahren nach der Bandauflösung (2006) moderierte Giovanni Zarrella erfolgreich diverse TV-und Radioformate für Pro7, Sport 1 und RTL 2, hatte Gastauftritte als Schauspieler und war als Synchronsprecher aktiv.
Viele Schlager gewinnen deutlich, wenn man sie in italienischer Sprache interpretiert. In meinen Augen ist es eine coole und für einen Deutsch-Italiener sehr authentische Idee, so zu verfahren. Den Erstling „La vita è bella“ fand ich durchweg stark. beim zweiten Album „Ciao'“ bin ich zwiegespalten. Es sind einige coole Stücke dabei, doch nicht alles ist diesmal gelungen.
Nehmen wir dieses unsägliche „Live is Life“, das jetzt den Albumtitel „Ciao!“ bildet. In der Strophe gewinnt es definitiv durch die andere Sprache, doch der „Nanananana“-Refrain ist ebenso verzichtbar wie beim Original. Das Duett „Ci Sarai“ mit Petro Lombardi klingt mir auch zu gewollt.
Was mir auf jeden Fall gut gefällt: „Bellissimo“ auf einen der bekanntesten Wolle-Petry-Songs. Und Sarah Connors „Wie schön du bist“ erzeugt in Giovannis Version „Sei Bella Tu“ eine sehr romantische Stimmung, wobei sein eindringlicher Gesang äußerst passend ist. Auch die fetzige Version von PURs „Hör gut zu“ lässt sich sehr gut hören. Da kommt ein sommerliches Tanzfeeling auf. „Hula Palu“ geht partymäßig ab wie das Original und sowohl „Lei É Solo Mia“ („Er gehört zu mir“) als auch „Le Rose Blu“ („Tränen lügen nicht“) sind unkaputtbar. Das macht Spaß.
Zu „Ruf mich an“ gibt Howard Carpendale den Duettpartner – daher auch der deutsche Songtitel. Und ganz spannend kommt Zarrellas Version von „Hinterm Horizont“ als „Dietro L’Orizzonte“. Darf man einen Titel von Udo Lindenberg so verändern oder ist das Blasphemie? Ich lasse die Frage mal offen…
Während das erste Album dieser Machart mir durchweg gefallen hat, möchte ich hier zumindest zwei Drittel als gelungen bezeichnen. Der Rest ist Geschmackssache.
Berühmt wurde Angelika Milster vor allem in der Rolle der Grizabella im Musical Cats. Die Künstlerin aus Mecklenburg-Vorpommern wuchs in Hamburg auf, wo sie Gesang, Schauspiel, Tanz und Pantomime studierte. Bis heute zählt sie zu den großen deutschsprachigen Diven.
Auch wenn sie zwischenzeitlich viele Alben im Pop-Schlager-Bereich veröffentlichte, hat sie das Musical doch nicht losgelassen. Von 2016 bis 2019 war sie in diversen Produktionen aktiv und ging zwischenzeitlich mit dem Programm „Milster singt Musical“ auf Tour.
Das aktuelle Best-of-Album ist eine Zusammenstellung, die beide Karrieren vereint. Das Album mit 40 ihrer größten Hits spannt einen Bogen von den erfolgreichen Schlagertiteln aus den 90er Jahren bis zu den neuesten Musicalaufnahmen. Enthalten ist eine Auswahl von Musical-Welterfolgen wie „Erinnerung“ (Cats), „Märchen schreibt die Zeit“ (Die Schöne und das Biest) und „Wein nicht um mich Argentinien“ (Evita) über Songs aus ihren letzten Erfolgsalben wie „Der letzte Tanz“, „Frühling auf der Haut“ und „Ich sage ja“ bis hin zu Klassikern wie „Weil mein Herz dich nie mehr vergisst“ und Chansons wie „Er war gerade 18 Jahr (Il venait d’avoir 18)“ oder „Schau mich bitte nicht so an (La Vie en rose)“.
Die Zusammenstellung ist sehr vielfältig und zeigt Angelika Milster von ihrer besten Seite. Mir persönlich kommen die Musicalhits und Chansons gegenüber den Schlagern allerdings zu kurz. Das ist natürlich ganz subjektiv – aber ich finde es schade. Die Künstlerin kann so viel mehr, zeigt hier aber vor allem die Facetten ihrer Mainstream-Musik. Allerdings tut sie dies absolut stimmgewaltig und ausdrucksstark. Ein starkes Statement – neun Monate vor ihrem 70. Geburtstag.
Der Name Maggie Reilly ist vielleicht nicht allen sofort ein Begriff. Die Hits „Moonlight Shadow“ oder „To France“ sind aber den meisten direkt im Ohr, und damit auch der einprägsame Sopran der schottischen Sängerin. Schließlich verschafften ihr diese Songs, die während ihrer Zusammenarbeit mit Mike Oldfield in den 80ern entstanden, ihren musikalischen Durchbruch. Inzwischen kann Maggie Reilly auf eine erfolgreiche Karriere als Solo-Künstlerin und mit verschiedensten Projekten zurückblicken und feiert dies aktuell mit ihrem bereits zweiten Best-of-Album.
Ganz dem Titel „Past Present Future“ folgend, schlägt Maggie einen Bogen von den alten Hits über ihre Lieblingssongs der letzten Jahre bis hin zu einigen ganz aktuellen Stücken. Dabei verwendet sie nicht einfach die vorhandenen Aufnahmen, sondern hat alle Titel neu eingespielt. Damit bietet das Album die Vielseitigkeit einer Compilation und trotzdem einen angenehm einheitlichen Sound.
So wie in Maggies Gesicht über die Jahre ein paar Falten dazugekommen sind, so hat auch ihre glasklare Stimme ein paar raue Kanten bekommen, aber nichts von ihrem Charakter und Ausdruck verloren. Die Klassiker der Abteilung „Past“ – neben den eingangs erwähnten sind auch „Foreign Affair“, „Family Man“ und „Every Time We Touch“ zu hören – klingen dank wenig veränderter Arrangements vertraut und modern zugleich. Im „Present“-Teil präsentiert uns Maggie Titel wie den ruhigen „Heartsong“, das rockige „Stones Thrown From Nowhere“ oder das atmosphärische „Follow The Midnight Sun“. Die Arrangements werden hier stellenweise durch orchestrale Klänge stimmungsvoll verstärkt. Für mich etwas gewöhnungsbedürftig sind die teilweise sehr langatmigen Gitarren-Soli. Hier durfte sich Gitarrist Davie Dunsmuir bei vielen Stücken ziemlich austoben – was aber sicher auch einige Liebhaber findet.
Besonders gut gefallen mir die drei Stücke, die Maggie unter dem Titel „Future“ präsentiert. Mit „Cailleach (Queen Of Winter)“ macht die Sängerin einen musikalischen Ausflug zu ihren schottischen Wurzeln, „Enchantment“ bezaubert mit einem wunderbaren Piano-Intro und das nachdenkliche „Somewhere In Time“ entfaltet eine fast magische Atmosphäre. Gerade dieser Ausblick auf die aktuelle Arbeit macht „The Best of Maggie Reilly- Past Present Future“ zu einer ganz besonderen Compilation, die sowohl ihre Fans begeistern wird als auch dazu taugt, eine bemerkenswerte Sängerin vielleicht neu kennenzulernen.
René Kollo wird in Kürze 83 Jahre alt. Nein, er muss wirklich niemandem mehr etwas beweisen. Und doch legt er mit „Meine große Liebe“ ein hervorragendes neues Album vor. Welche Liebe mag gemeint sein? Die zum Gesang allgemein, zum Schlager oder zur deutschsprachigen Musik?
Er ist der einzige Sänger, der im Unterhaltungssegment genauso begeistern konnte wie an den renommiertesten Opernhäusern der Welt: Auf seinem neuen Studioalbum interpretiert René Kollo nicht nur seine größten Schlager-Hits wie „Hello, Mary Lou“ neu, sondern präsentiert insgesamt gleich ein ganzes Dutzend musikalische Meilensteine im neuen Gewand – zwölf zeitlose Klassiker, die seinen Lebensweg begleitet und geprägt haben.
Dass sich diese „große Liebe“ immer schon auf ein weites musikalisches Feld bezogen hat, zeigt allein die unglaubliche Spannbreite seiner Erfolge: Für die einen ist und bleibt Kollo weltweit der Wagner-Spezialist, der ultimative „Heldentenor“, für die anderen ist er eine Schlager-Ikone, ein Entertainer vom alten Schlag. Was den Sänger über die Jahrzehnte hinweg persönlich bewegt und begleitet hat, zeigt er nun auf „Meine große Liebe“, das er im Oktober 2019 mit seinem Produzenten René Möckel in den Berliner Hansa Studios aufgenommen hat.
„Bevor ich ‘Hello, Mary Lou’ sang, war ich Mr. Nobody“, sagt René Kollo rückblickend. „An den Wochenenden machte ich Tanzmusik und konnte mich davon über die Woche ernähren. Aber ich hatte keinerlei Plan für die Zukunft. Doch dann lächelte die ‘Mary Lou’ mich an und alles wurde anders: Plötzlich ging ich mit Max Greger auf Tournee, auch mit Zarah Leander. Ich konnte mir ein Auto leisten und eine schöne Wohnung – hätte ich das ohne die bezaubernde ‘Mary Lou’ gekonnt?“ Weil diese zauberhafte „Mary Lou“ die wohl wichtigste Wegbereiterin für seine spätere Weltkarriere an der Oper war, besingt René Kollo sie nun ein weiteres Mal – und widmet ihr dieses musikalische Dankeschön.
So beginnt sein „Meine große Liebe“-Album mit jenem Song, mit dem vor knapp 60 Jahren alles anfing. Auch ein Titel wie „Immer wieder geht die Sonne auf“ durfte auf diesem Album nicht fehlen, wo der Sänger doch schon vor knapp 35 Jahren ein ganzes Udo-Jürgens-Coveralbum („Musik war meine erste Liebe“) eingesungen hatte.
Danach geht er noch weiter zurück in die Vergangenheit, wenn er „Schau mich bitte nicht so an“ interpretiert, von Edith Piaf in den Vierzigern als „La vie en rose“ geschrieben. Auf den euphorischen Sprung ins neue Jahrtausend („Ein Stern, der deinen Namen trägt“) folgt wieder eine Rückschau: „verzeih’n Sie, wenn ich sag: I did it my way“. Auch diesen Titel wissen Kollo und Möckel mit sehr viel Fingerspitzengefühl zu arrangieren – und er klingt noch eindringlicher, wenn er von jemandem eingesungen wird, der schon so viel erlebt hat.
Auch eine Zeile wie „Bin kein Rockefeller/Ich bin auch kein Beau“ von Marius Müller-Westernhagens „Weil ich dich liebe“ steht dem 82-jährigen Sänger bestens. Leinwandgroß klingt „Über sieben Brücken“ (Karat, Peter Maffay), opulent arrangiert ist auch Heinz-Rudolf Kunzes Song über die schönsten Schmerzen, die es gibt („Dein ist mein ganzes Herz“). Davor lässt er u.a. minimalistische Strophen auf wuchtige Refrains treffen („Wunder gibt es immer wieder“) und verbindet auch mal schnellere Gesangspassagen mit getragenen Walzermelodien („Wir wollen niemals auseinandergehen“). Alles Klassiker, denen Kollo mit viel Respekt und noch mehr Gefühl seinen Stempel aufdrückt.
Mir gefällt die ungewöhnliche Zusammenstellung sehr gut. Wer es schafft, auf einem Album Frank Sinatra, Reinhard Mey, Edith Piaf, Katja Ebstein und Marius Müller-Westernhagen so zu vereinen, dass es trotzdem wie ein Album aus einem Guss klingt, hat Großartiges geleistet: einen perfekten Rundumschlag durch die Musik- und Hitparadengeschichte. Dabei hat Kollos Stimme nichts von ihrem einstigen Glanz verloren.
Kaum ein Entertainer konnte sich ähnlich elegant und frei zwischen den sonst so streng getrennten Bereichen E- und U-Musik bewegen – und sich genau deshalb über Jahrzehnte hinweg treu bleiben. Schon 1979 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt, folgte 15 Jahre später auch das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Dazu konnte er sich über den Bayerischen Verdienstorden, zwei GRAMMY Awards sowie etliche weitere Preise freuen. Zuletzt bekam der Sänger, der sich zur Jahrtausendwende aus dem Ersten Tenorfach zurückzog, den Österreichischen Musiktheaterpreis für sein Lebenswerk verliehen. Dieses Lebenswerk setzt er mit dem neuen Album gekonnt fort. Altes Eisen? Fehlanzeige!
Irgendwie tut es schon weh, wenn man mit ansehen muss, wie sich Annemarie Eilfeld gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten im „Sommerhaus der Stars“ zum Affen machen muss. Hat sie das wirklich nötig? Bei den ganzen D- und E-Promis dort war sie doch die einzige, die eine wirkliche Karriere vorzuweisen hat, zumindest im heute so alltäglichen Castinggeschehen.
2004 war sie in der Endrunde von „Star Search“, fünf Jahre später bei DSDS. Und das war natürlich Fluch und Segen zugleich. Der Bekanntheitsgrad stieg und die Masse an Fans war nicht zu unterschätzen, gleichzeitig verstehen es aber Dieter Bohlen und RTL aus dem EffEff, talentierte Künstler in den Boden zu stampfewn und ihnen jede Eigenständigkeit zu nehmen.
Im Anschluss war die Sängerin auf der Suche nach ihrer Nische im Musikgeschäft. Will heißen: im Spannungsfeld zwischen Schlager und möglichst exzentrischem Pop. Beides hat sie versucht – beim Schlager ist sie hängen geblieben. Und das passt auch, denn sie hat eine wirklich hervorragende Stimme, die ohne technische Unterstützung auskommt.
Heutzutage bedeutet Schlager aber leider auch die ewige Eintönigkeit des Discofox und der Dancefloor-Beats. Seit 2015 ist kein eigenes Album erschienen und das aktuelle Werk ist zum Teil auch Aufguss älterer Hits. Die Zusammenstellung hat aber durchaus Charme, geht ins Ohr und ist überaus tanzbar.
Annemarie hat den Titelsong zum Album mit einem einzigen Ziel geschrieben und komponiert: Mut machen! „Das Lied richtet sich an alle großen und kleinen Träumer und soll zeigen, dass Nichts unmöglich ist. Egal wer ihr seid, wo ihr herkommt oder was ihr in eurer Vergangenheit gemacht und erlebt habt“. Diese Message kann sie durchaus authentisch vermitteln.
Darüber hinaus arbeitet sie mit renommierten Songwritern und einem DJ, die ihr das Material auf den Leib schneidern. Die unsägliche P!nk-Coverversion „Es geht vorbei“ (im Original: „Try“) will ich jetzt mal außer Acht lassen. Der Rest hat durchweg Disco- und Schlagerradio-Potential.
Neben den neuen Songs gibt es die älteren Hits „Dein Herz ist eine Geisterstadt“, „Barfuß durch Berlin“ und „Wir sind Helden“ neu aufbereitet. Vier Remixe ihrer aktuellen Singles, komplettieren das Album.
Annemarie Eilfeld musste während ihrer Zeit bei „Deutschland sucht den Superstar“ viel ungerechtfertigte Kritik einstecken und hat sich trotzdem nie unterkriegen lassen. Ihr Durchhaltewillen hat sich ausgezahlt. Mittlerweile ist sie seit vielen Jahren als erfolgreiche und starke Frau im deutschen Schlager unterwegs und hat mit ihren zahlreichen Hits für einige Ohrwürmer gesorgt. Die neue CD setzt diesen Weg unbeirrt fort und ist zugleich gelungene Standortbestimmung.
Was mir noch fehlt: Einige Balladen und Akustik-Versionen. Das kann sie sich mit ihrer Stimme nämlich durchaus leisten. Darüber hinaus ist die Plattenfirma ziemlich lieblos mit der CD umgegangen. Ein echtes Booklet mit Songtexten und Hintergründen hätte man sich dann doch gewünscht.
Zwei Monate ohne Livekonzerte… Langsam aber sicher meldet sich die Sucht bei den Konzertjunkies. Am Anfang konnte man sich ja noch mit den „Trostpflästerchen“ abfinden. Streamkonzerte auf Facebook und YouTube, täglich ein neuer Song von Gary Barlow im Duett mit einem bekannten Kollegen, gar abendfüllende Trio-Konzerte von Konstantin Wecker. Selbst Größen wie Andrew Lloyd Webber und Genesis streamen plötzlich kostenlos komplette Konzertfilme. Das reicht für ein paar Tage Livestimmung im heimischen Wohnzimmer. Aber es muss doch mehr geben.
Können Autokino-Konzerte eine Alternative sein für die Zeit der Krise? Ich war skeptisch, doch dann sah ich auf ARTE concert das Düsseldorfer Konzert von SIDO. Tatsächlich hat er es geschafft, die Zuschauer bei Stimmung zu halten und ein Feedback aus Hupen, Blinken und Autolichtern zu erhalten. Kann also funktionieren. Und tatsächlich sprießen allerorten die Autokinos aus der Erde. In meiner ländlichen Region gleich fünf im Radius von 80 Kilometern. Ganz traditionell mit modernem und klassischem Kinofilm-Programm, aber eben auch mit Livekonzerten regionaler und überregionaler Künstler.
Die Bestimmungen sind noch unterschiedlich. An manchen Orten darf gehupt werden, an anderen nicht (vermutlich davon abhängig, wie weit das Gelände vom Wohngebiet entfernt liegt). Hier darf das Fenster halb geöffnet werden – da muss es geschlossen bleiben. Hier ist der Toilettengang erlaubt – da gibt es nicht einmal eine Toilette. Auch andere Probleme tun sich auf: Der Ecomodus beim Auto schaltet nach 30 Minuten die Batterie ab. Eigentlich müsste man jetzt den Motor laufen lassen, doch oft ist das nicht erlaubt. Hmmm. Kleiner Tipp: batteriebetriebenes Kofferradio mitnehmen. Der Sound ist zwar nicht so opulent, aber ausreichend.
Denn – tadaaa – ich war gestern auf meinem ersten Autokino-Konzert. Ja – das erste Mal überhaupt in einem Autokino. Die Saarpfalz-Gemeinde Blieskastel hat ihr Bauernfestgelände mit Bühne und Leinwand ausgestattet. Und zu Gast war der ehemalige Bro’Sis Popstar und jetzige Schlagersänger Giovanni Zarrella. Es wurde Zeit! Noch sind keine echten Konzerterlebnisse möglich. Die Einschränkungen lassen das nicht zu. Aber die Streaming-Trostpflaster ist man auch langsam leid. Das Autokino kann ein Nikotinpflaster gegen die Konzertsucht sein. Ob es funktioniert?
Die Anreise und das Aufstellen der PKW waren absolut unproblematisch. Viele Ordner, gesittetes Miteinander, guter Blick zur Bühne. SUV und Kastenwagen müssen nach hinten. So hat jeder gute Sicht.
Pünktlich um 20 Uhr kam Sonnenschein Giovanni Zarrella auf die Bühne. Er amüsierte sich erst einmal darüber, dass viele Menschen tatsächlich gedacht hatten, er wäre gar nicht persönlich vor Ort sondern der Auftritt würde aus der Ferne gefilmt. Das war aber nicht der Fall. Er war leibhaftig da. Wie gerade von Florian Silbereisens Schlagerfest XXL hier auf die kleine Dorfbühne gefallen.
Das Programm bestand vor allem aus seinem „La vita è bella“. Denn wie sein einstiger Kollege Ross Anthony hat auch Giovanni musikalisch die Seite gewechselt. Auf seinem aktuellen Album gibt es bekannte Schlagerhits in italienischer Sprache. Diese präsentierte er live am Mikro, während die Musik vom Band kam. Das Geschehen wurde auf eine große LCD Leinwand übertragen, damit man auch bis in die letzten Autoreihen des gut gefüllten Geländes alles mitbekam.
Klar. Es ist seltsam, im Auto seine eigene Party zu feiern. Frau und Tochter waren mit dabei, so konnten wir es uns gemütlich machen. Mitsingen wurde von den Autoinsassen rechts und links wohlwollend bedacht, doch die echten Beifallsbekundungen gab es nur per Hupe. Da Muttertag war, forderte Zarrella als erstes ein Hupkonzert für alle Mamas. Das Feedback in Form rhythmischen Lärms freute ihn sichtlich.
Auch für den Sänger muss es komisch sein, vor einem großen Parkplatz aufzutreten. Doch er machte das Beste draus: Für die Interaktion des Publikums gab es immer neue Ideen. Winken mit Schals, Leuchtstäben, Plakaten und Regenschirmen durch das halb geöffnete Fenster. Mithupen ganzer Textzeilen und Refrains. Eine akkubetriebene Mini-Discokugel auf dem Autodach. Blinker, Lichthupe, Warnblinker.
Auch Giovanni war sichtlich angetan und zeigte sich ganz als sympathischer und witziger Moderator. Zwischen den Songs ging er auf Tuchfühlung, soweit die Sicherheitsbestimmungen das zuließen. Er hatte eine große Pizza auf der Bühne – und wie Guildo Horn seine Nussecken verteilte er Pizzastücke an die ersten Reihen. Natürlich nicht von Hand zu Hand, sondern man konnte mit gebührend Abstand etwas aus der Schachtel nehmen. Dann entschied er, dass keiner ohne Autogramm nach Hause gehen soll. Da die persönliche Autogrammstunde natürlich ausfallen musste, schrieb er kurzerhand (während eines Songs!) genügend Autogramme und verteilte diese im Anschluss an die Autos. Publikumsnähe trotz Abstand. Es funktionierte.
Die Schlager von Münchner Freiheit, Wolfgang Petry, Peter Maffay und Helene Fischer gewinnen deutlich, wenn man sie in italienischer Sprache interpretiert. In meinen Augen ist es eine coole und für einen Deutsch-Italiener sehr authentische Idee, so zu verfahren. DJ Ötzis „Ein Stern“ gehört zu den schwächeren Songs. Der Rest ist absolut akzeptabel. Außerdem baute Zarrella einige Italo-Klassiker ins 90minütige Programm ein und endete mit dem deutschen „Wundervoll“, das er im Jahr 2008 für seinen Sohn geschrieben hatte.
Giovanni hat mich als Sänger und Entertainer absolut überrascht. Er ist grundsympathisch und es gelang ihm, das Publikum in dieser surrealen Situation mitzureißen. Seinem Italo-Schlager-Album sollte man durchaus ein Ohr gönnen.
Ein begeistertes Publikum verabschiedete den Sänger mit einem Hupkonzert, während er als Zugabe seine Version von „Ohne dich“ zum zweiten Mal zum Besten gab – diesmal durch die Autoreihen wandernd. Um 21.30 Uhr war Schluss und die Abfahrt vom Gelände gestaltete sich etwas chaotisch, da hier keine Ordner eingriffen sondern jeder wild Richtung Ausfahrt fuhr. Das wäre das Einzige, an dem man noch arbeiten müsste. Und ich werde versuchen herauszufinden, wie man den vermaledeiten Ecomodus beim Peugeot ausschalten kann. Zum Glück hatte ich ja den kleinen Ghettoblaster dabei.
Ein Fazit? Gar nicht so schwierig. Irgendwie machen alle Beteiligten das Beste aus der Situation. Ja – man kann interagieren, obwohl es etwas kompliziert ist. Die Stimmung muss man sich selbst machen. Wer schon mit einem Murren zu solchen Konzerten fährt, wird das vermutlich nicht schaffen. Es war auf jeden Fall gut, nach zwei Monaten Abstinenz mal wieder ein echtes Konzerterlebnis zu haben. Diese Alternative wird also vermutlich funktionieren, so lange die Normalität nicht zurückkehrt. Ich liste mal ein paar Konzertbeispiele aus den Regionen Trier und Saarland auf. Gebt dem Konzept eine Chance:
21.5.2020 – Völkerball – Autokino Blieskastel
23.5.2020 – Les Brünettes – Drive & live Merzig
27.5.2020 – Hazel Brugger – Carpitol Trier
29.5.2020 – 257ers – Carpitol Trier
31.5.2020 – Heinz Rudolf Kunze – Autokino Blieskastel
Ross Antony hat sein neues Schlageralbum nicht etwa zur Karnevalszeit veröffentlicht, sondern elegant den Aschermittwoch vorbeiziehen lassen – und er hat gut daran getan! Was bei den Feten und Umzügen der letzten Wochen aus den Boxen schallte, war doch äußerst nervtötend. Ihr wollt wissen, wie die Mutter von Niki Lauda heißt? Und wer mit Cordula Grün tanzt? Oder mit Helikopter 117 den Hub, Hub, Hub macht? Genau. Das waren die Hits der Saison. Da lobe ich mir doch den guten alten Schlager, dem Ross Antony hier mal wieder huldigt.
Den Anfang macht er nicht etwa in Form eines Fetenhits, sondern mit dem nachdenklichen Musical-Hit „Ich bin was ich bin“ aus „Ein Käfig voller Narren“. Sehr stark in einer Zeit, da die Feindlichkeit gegenüber Homosexuellen in gewissen Schichten fast schon als gesellschaftskonform gilt. Dass man in der Öffentlichkeit – und vor allem als Paradiesvogel – manchmal auch ein dickes Federkleid braucht, ist eine Kehrseite der Medaille. Keiner weiß das so gut, wie Ross Antony. In seinem Leben hat er so manche berufliche wie private Hürde nehmen und so manchen Gegenwind überstehen müssen. All das steckt in diesem Song.
Und danach geht es gleich in die Vollen mit hervorragend eingesungenen Genre-Klassikern: „Fiesta Mexicana“ und „Anita“ entführen in die große Zeit der ZDF-Hitparade. „Liebeskummer lohnt sich nicht“ geht noch einige Jahre weiter zurück. „1000 und 1 Nacht“ macht den Deutschrocker von Klaus Lage zum absoluten Schlagerhit. Und sowohl „Volare“ als auch „Que Sera Sera“ entführen in internationale Gefilde.
Ross Antony ist ein Garant für gute Laune. Als Entertainer par excellence, liebt er es einfach, sein Publikum zu unterhalten. Singend und tanzend versprüht der gebürtige Engländer jede Menge Spaß und Emotionen. Dass das nicht nur in seinen Liveshows funktioniert, beweist er par excellence. Seit 2013 ist Ross Antony im Deutschen Schlager angekommen und hier mittlerweile auch nicht mehr wegzudenken.
Als Bonustrack gibt es „The One and Only“ von Chesney Hawkes, den Ross als Kind mit einer Haarbürste als Mikrofon vor dem Spiegel performte. Dieser Abschluss beweist zum einen, dass gute Schlager oft auch eine internationale Qualität haben, und zum anderen, dass Ross Antony seinen Weg gefunden hat und ihn unbeirrbar bestreitet. Solche Alben haben nicht die Ironie eines Guildo Horn, sondern sind durch und durch authentisch. Gut finde ich beides – Schlager lügen nicht!
Bekannt geworden ist Ross Anthony Catterall durch die zweite Staffel von „Popstars“, als er für die Band Bro’Sis gecastet wurde. Nun ja – der Erfolg dieses Retortenbabys war nur ein Strohfeuer. Doch Ross hat als Sänger und Entertainer durchaus Qualitäten. Er spielte erfolgreich in diversen Musicals und war immer mal wieder als Moderator oder Gast in den unterschiedlichsten Show-Formaten mit dabei. Ein sympathischer Kerl ist er allemal und sein britischer Akzent hat durchaus Charme.
Warum er sich allerdings ausgerechnet den deutschen Schlager als Metier für seine Soloalben ausgewählt hat? „Aber bitte mit Schlager“ ist bereits das vierte Album dieser Art seit 2013. Und es enthält mal wieder ein ordentliches Potpourri voller bekannter und weniger bekannter Titel. Manches hat man direkt auf dem Schirm: „Aber bitte mit Sahne“, „Michaela“ und „Himbeereis zum Frühstück“ sind wunderbare Gassenhauer, die zum Mitsingen einladen.
Doch es gibt auch einige spannende Coverversionen, die man nicht so oft hört – die aber zum Neuentdecken einladen: „Barfuss im Regen“, „Erna kommt“ und „Ein Student aus Uppsala“ will ich da mal nennen. Zumindest ist die Zusammenstellung äußerst stimmig. Bis hin zum Party-Medley aus den ganz großen Karnevalshits wie „Polonäse Blankenese“, „Der Nippel“, „Bodo mit dem Bagger“ und „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“. Stimmungskanonen, die jede Party crashen.
Extrem anrührend finde ich den Abschluss mit dem von Heintje bekannten „Mama“, das Ross gemeinsam mit seinem Lebensgefährten, dem Opernsänger Paul Reeves, interpretiert.
Die echten Schlagertitel sind fast durchgehend mit einem modernen Discobeat ausgestattet, der zum einfachen Discofox einlädt. Ross Antony garantiert mit diesem neuen Album 100% gute Laune und sorgt dafür, dass ab sofort selbst eingeschworene Partymuffel früher oder später auf der Tanzfläche landen dürften. Er gibt durchweg Vollgas, setzt auf ausgelassene Stimmung und lässt natürlich auch immer wieder seinen britischen Humor aufblitzen. Eine Schlagerparty für viele Gelegenheiten.