Beim Opening des letztjährigen Reeperbahn-Festivals war die wundervolle Ellie Goulding zu Gast und hielt eine bewegende Rede zum Zustand der Musikwelt in Zeiten von Pandemie und Krieg. Frauenpower ist ihr Ding seit ihre Karriere vor 13 Jahren mit „Lights“ so richtig durchstartete. Vier Alben hat sie seitdem veröffentlicht, von denen drei die UK-Chartspitze eroberten und die alle in Europa extrem erfolgreich waren. „Higher Than Heaven“ heißt das aktuelle Werk.
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Die Single „By The End Of The Night“ spricht passend vom Neustart nach schwierigen Zeiten: „Ich habe das Gefühl, dass wir alle in den letzten Jahren so viel durchgemacht haben, dass wir immer noch dabei sind, alles zu verarbeiten. Ich weiß nicht, ob es nur an mir liegt, aber ich habe das Gefühl, dass wir Musik brauchen, die uns aufmuntert und uns ein gutes Gefühl gibt, und genau das empfinde ich bei dem Song. Es gibt mir ein Gefühl der euphorischen, sinnlichen Flucht, als wäre ich auf einer Tanzfläche auf einem anderen Planeten… etwas, das in den späten 80ern definitiv attraktiv war… wo dieser Track leicht hätte herkommen können!”
So klingt das ganze, durch und durch clubtaugliche Album wie aus einer anderen Zeit. Es sind euphorische Popsongs – homogen und tanzbar. „Es gab definitiv eine Dunkelheit [in den letzten zwei Jahren], die im Studio spürbar war, da jeder etwas anderes erlebt hat. Ich denke, aus diesem Grund wollte niemand dasitzen und sich über eine Beziehung oder ein Drama quälen. So kam dieses Album zustande. HIGHER THAN HEAVEN handelt davon, leidenschaftlich verliebt zu sein. Aber es ist eine übertriebene Form der Liebe, fast wie ein drogeninduziertes Gefühl. Es fühlt sich fast künstlich an und es gibt das Potenzial für einen Absturz.”
Pulsierender Bass und Synthesizer dominieren viele Songs. Stark kommt die Disco-Attitüde von „Midnight Dreams“ und „Cure For Love“ überzeugt mit einer eingängigen Melodielinie. Ellies Vocals werden oft elektronisch zurecht gerückt, doch das macht sie mit viel Charisma wett. Und ein Song wie „Love Goes On“ liefert eine wundervoll heimelige Atmosphäre.
„Higher Than Heaven“ zeigt Ellie Goulding auf einem neuen Level. Sie ist hervorragend bei Stimme und weiß die ausproduzierten Songs perfekt zu nutzen. So klingt der Pop vergangener Jahrzehnte in neuem Gewand.
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Und es ist natürlich nicht nur die Reeperbahn. Jährlich Ende September wird Hamburg seit vielen Jahren zur Musikhauptstadt der Welt. Das merke ich allein schon durch die Frequenz an Promoter*innen, die mir Auftritte ihrer Acts ans Herz legen oder ganz allgemein darauf hinweisen, dass sie in Hamburg zu finden sein werden. Kein Wunder, denn das Reeperbahn Festival ist nicht nur das vermutlich größte Clubfestival der Welt (diesmal mit 40.000 Besuchern und über 400 Konzerten in unzähligen Locations) sondern auch Dreh- und Angelpunkt der Musikindustrie mit einer großen Menge an Fachbesucher*innen, die das Event als große Messe wahrnehmen und neben den Events auch an Vorträgen sowie Diskussionen verschiedenster Art teilnehmen. Das alles in einer Branche, die es so nötig hat wie nie.
Das Reeperbahn Festival hat sogar in den Jahren stattgefunden, als alles still gelegen hat. Klar musste man in den letzten beiden Jahren die Besucherzahl zurückfahren. Das ausgeklügelte Hygienekonzept war aber vorbildlich, wurde europaweit viel beachtet und später auch kopiert. Jetzt ist wieder Normalität eingekehrt. Und das Renommee des Festivals sorgte im Jahr 2022 vier Tage lang dafür, dass die Clubs nicht – wie so oft im Moment – mit gähnender Leere glänzten sondern aus allen Nähten platzten.
Okay. Das konnte auch mal nervig sein, wenn die Schlange zu lang war, um noch mit guten Chancen zum gewünschten Konzert eingelassen zu werden. Doch die Menschen waren gelassen. Man blieb entspannt und stillte seinen Konzerthunger am Ende einfach da, wo noch Platz war. Notfalls open air auf dem Heiliggeistfeld oder dem Spielbudenplatz, wobei letzterer sogar dem Publikum ohne Bändchen offen stand, also den Menschen, die einfach ein wenig Festivalluft atmen wollten. Auf jeden Fall ein feiner Zug der Veranstalter!
Zum Programm und den Highlights:
Die größten Überraschungen gab es gleich zu Beginn. Ich nenne mal Kraftklub, die als Überraschungsgäste des Festivals dezent die komplette Reeperbahn mit ihrer Bühne blockiert haben und dann auch drastisch eskaliert sind. Gastauftritte von Casper und Bill Kaulitz inklusive.
Vorher hatte schon das „Opening“ im Stage Operettenhaus für Furore gesorgt, als plötzlich Udo Lindenberg, der frisch gebackenen Ehrenbürger der Hansestadt, auf der Bühne stand. Den hatte nämlich Jan Delay bei seinem Opening-Auftritt kurzerhand im Schlepptau. Überhaupt war das Opening ein Megaevent mit Momenten zum Jubeln, zum Träumen und zum Innehalten. Abgesehen von den oben genannten Herren war die Eröffnung dabei übrigens fest in Frauenhand. Somit setzte das RBF durchaus ein Zeichen, war doch in den letzten Monaten viel Kritik an männerlastigen Events wie „Rock am Ring“ laut geworden. In Hamburg hatte man fast das Gefühl, Carolin Kebekus hätte das Booking übernommen – so viele weibliche Acts waren zu finden.
Die Frauenpower startete mit der wundervollen Ellie Goulding, die neben ihren Songs auch eine bewegende Rede zum Zustand der (Musik)Welt hielt. Natürlich konnte man den Ukraine-Krieg nicht verschweigen. So trat die Rapperin Alyona Alyona auf, die 2019 den ANCHOR Award gewonnen hatte und leitete über zu einer bewegenden Rede von Natalia Klitschko, die in ihrer Keynote von den Auswirkungen des Krieges auf die Kultur berichtete, aber auch von der Stärke, die ein unterdrücktes Land im kulturellen Austausch gewinnt. Es folgten Performances von Zoe Wees, dem Cast des Musicals „Hamilton“, das in Kürze ebenda im Operettenhaus starten wird, und von besagtem fulminantem Duo Jan & Udo.
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Gerade aus dem Veranstaltungssaal getreten, konnte man dann Kraftklub mitten auf der extra gesperrten Reeperbahn entdecken. Was für eine Show, die allen Menschen rundum sagte: „Wir sind hier. Das Festival ist gestartet.“ Da passte ein Song wie „Ich kann nicht singen“ natürlich wie die Faust aufs Auge. Nicht schön, aber selten, war die Devise. Oder besser: Authentisch, rau und bodenständig. Zu „Wenn du mich küsst“ erschien plötzlich Casper als Feature-Gast auf der Bühne und später gab sich auch Bill Kaulitz von Tokio Hotel die Ehre, der ein Teil der ANCHOR-Jury 2022 war.
Jetzt konnte das Festival richtig losgehen und Highlight reihte sich an Highlight.
Da wäre ClockClock, definitiv die Band der Stunde. Mit „Brooklyn“ (einem Feature bei Glockenbach) und seinem Megahit „Sorry“ sprengt der Pfälzer Bojan Kalajdzic momentan jede Radioplaylist. Im glanzvollen Spiegelzelt zeigte er zudem eine große Nähe zum Publikum und legte einen absolut sympathischen Set hin.
Anaïs, deutsche Nachwuchskünstlerin mit belgischen Wurzeln, stellte den Mojo Club auf den Kopf. Sie traf in Klang und Text einen emotionalen Nerv, den andere oft genug verfehlen. Eine echte Powerfrau mit betörender Präsenz.
Der britische Rapper Loyle Carner gab schließlich das offizielle Eröffnungskonzert des Festivals im STAGE Operettenhaus vor 1.200 Zuschauern. Neben den Konzerten in der Elbphilharmonie sicher das größte Einzel-Event des Festivals.
Zum Abkühlen gab es dann mittwochs noch Charles Watson im Bahnhof Pauli. Solche Clubkonzerte sind das Salz in der Festivalsuppe. Dieser Mann der leisen Töne war ganz allein mit Gitarre auf der Bühne und lieferte einen melancholischen Abschluss des Mittwochs.
Tags drauf gaben sich die Schweden von Mando Diao im Saturn, dem großen CD-Laden am Hauptbahnhof. die Ehre und lieferten einen kleinen Acoustic Gig zu zweit. Auch wenn Gustaf Norén nicht mehr dabei ist, macht Björn Dixgård doch einen klasse Job am Mikro. Seine tiefe Stimme ging durch Mark und Bein. Es gab neue Stücke wie „Stop The Train“ und zum krönenden Abschluss den Superhit „Dance With Somebody“ in einer genial reduzierten Version.
Sebastian Madsen ist ja neuerdings solo unterwegs und veröffentlicht in Kürze sein Debüt. Gebucht wurde er als Ersatz für einen ausgefallen Act erst zwei Tage zuvor. Um so besser war seine Performance. Multiinstrumentalistin Anne de Wolff begleitete ihn und seine Band. Es gab Songs wie „Sei du selbst“, das normalerweise von Drangsal gefeatured wird, und „Baby, ich liebe dich“ in einer schönen Version für Klavier und Violine.
Annie Chops ist mir schon 2021 äußerst positiv aufgefallen. Und diesmal legte sie noch einen Zahn zu! Open Air auf der Spielbude verzauberte sie ihr Publikum mit einer fulminanten One-Woman-Show. Gitarre und Loop Station waren am Start – dazu eine mitreißende Performance. Annie ist leidenschaftliche Straßenmusikerin. Und so machte sie halt die Bühne zu ihrer Straße und brachte die Reeperbahn zum Tanzen. Von Soul bis Hip Hop war alles dabei und es gab erstmals zwei deutschsprachige Stücke: „Eins durch zwei“ und „Verlieben zählt nicht“. Stand ihr gut!
Danach feierten KLAN im Bahnhof Pauli einen ordentlichen Abriss mit fettem Sound. Stimmung, Spaß und gute Laune vor vollem Haus. Stefan und Michael Heinrich haben es vom Kirchenchor über das Straßenmusikerdasein bis zum profilierten Musikerduo geschafft und man muss sie im Auge behalten. Das Duo ist gekommen, um zu bleiben.
Zu nächtlicher Stunde ging es in die St. Michaelis Kirche, den berühmten „Hamburger Michel“. Dort spielte die Band HUNDREDS mit dem Ensemble Berlin Strings. Die Atmosphäre in diesen heiligen Hallen ist ohnehin immer ganz besonders. Die Akteure erzeugten einen wundervollen Sound zwischen atmosphärischem Elektropop und knallharten Techno Beats. Das hat der ehrwürdige Michel vermutlich noch nicht oft erlebt.
Auch freitags gab es nach einigen kleineren Konzerten wieder ein Highlight im Michel: Manuel Bittorf aka Betterov hatte sich eine illustre Schar von Gästen eingeladen. Neben einem klassischen Ensemble gab es an den Vocals auch Novaa, Paula Hartmann, Fil Bo Riva und den sensationellen Olli Schulz. Vor allem die gefühlvollen Momente schlugen voll durch. Olli Schulz stimmte extra für Manuels Papa, der großer Springsteen-Fan ist, „No Surrender“ an. Und zum Schluss traf er mit „Als Musik noch richtig groß war“ den Nerv aller Anwesenden.
Dann ging es zu dem ersten von zwei Konzerten in die Elbphilharmonie. Was für ein Haus, was für eine Kulisse, was für ein Sound! Die britische Soul und R&B Künstlerin Joy Crookes, die gerne mal mit Amy Winehouse verglichen wird, legte einen gefühlvollen Set hin und war stets in gutem Kontakt zum Publikum, das durchweg an ihren Lippen hing. Sie trat selbstbewusst, aber gar nicht divenhaft mit großer Band auf, konnte aber ganz zum Schluss allein am Piano die meisten Herzen für sich gewinnen.
Tags drauf waren es die belgischen Klangkünstler Warhaus, die die Elbphilharmonie beseelten. Maarten Devoldere hat mit seiner rauchigen Stimme, die stets ein wenig an Nick Cave erinnert, früher schon der Band Balthazar vorgestanden. Jetzt gab er dem Bandprojekt Warhaus ein Gesicht, das mit endlosen Klangcollagen und verspielten Instrumentalpassagen überzeugte. Zum Ende hin gab es per Loop-Verstärkung ein Soundgemälde epischen Ausmaßes, bei dem Künstler und Publikum nur die Luft anhalten konnten, bevor riesiger Jubel losbrach.
Damit ging für mich ein phänomenales Festival zu Ende. Ich will aber nicht die Berliner Künstlerin Wilhelmine unerwähnt lasen, die zuvor im Club „Uebel und gefährlich“ ein einstündiges Konzert gab. Ihre anfängliche Unsicherheit überspielte sie mit viel Energie und war mega sympathisch. Songs wie „Komm wie du bist“, „Meine Liebe“ und „Das Mädchen mit der Latzhose“ zeugten von Popmusik, die etwas sagen möchte. Durch authentische Ansagen gelang ihr das mit Bravour.
Das Reeperbahn Festival lebt von seiner Vielfalt. Ironischer Schlager, Pop, Soul, Indie auf der einen Seite, Alternative Rock, Rap und Metal auf der anderen. Für jeden ist etwas dabei und Überraschungen gibt es viele. Vermutlich kann sich jeder Besucher seine eigene Geschichte von Highlights und Neuentdeckungen spinnen – und das ist gut so. Das Herz der Musikwelt schlägt jeden September für vier Tage in Hamburg. Vom 20.09.2023 bis 23.09.2023 ist es wieder soweit. „Early Bird Tickets sind“ bereits erhältlich!
Den fulminanten Auftakt bildete das Überraschungskonzert von Kraftklub auf der abgesperrten Reeperbahn mit Gästen wie Casper und Bill Kaulitz und das Opening mit hochkarätigen Stars wie Ellie Goulding, Alyona Alyona, Zoe Wees, Jan Delay und Udo Lindenberg sowie der deutschen Cast des Broadway Musicals Hamilton. Zurück in alter Größe und Internationalität begrüßt „Europas Hauptstadt der Musik“ für vier Tage die globale Musikwirtschaft mit einem breit gefächerten Programm aus Live-Musik, Konferenz, Kunst, Film und Literatur.
(Pressetext: Frehn Hawel)
DAS 17. REEPERBAHN FESTIVAL IST ERÖFFNET! THE EUROPEAN CAPITAL OF MUSIC!
Das Musik und Musikwirtschaft innerhalb der vergangenen zwei Jahre zunehmend in den Fokus der Politik gerückt sind, ist hinlänglich bekannt. Umso schöner, dass das Reeperbahn Festival in diesem Jahr mit deutlich erhöhter Kapazität, internationalem Programm und zudem ohne behördliche Beschränkungen aufgrund der Pandemie stattfinden kann. Rund 40.000 erwartete Besucher*innen, davon rund 3.500 Fachbesucher*innen, erleben über 4 Tage ein Live-Programm mit 400 Konzerten mit Musiker*innen aus rund 40 Nationen, 200 Programmpunkten im international besetzten Konferenzprogramm und 80 Programmpunkten in den Bereichen Arts, Film und Word. Deutlich ist allerdings, wie sehr die aktuelle Weltlage sich auch auf die Musikwelt niederschlägt und so erneut einen starken Bezug zum politischen Geschehen aufweist.
Das zeigte sich bereits beim heutigen Reeperbahn Festival Opening, bei dem Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher in seiner Begrüßung auf die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Kiew einging und dabei seine Solidarität mit den ukrainischen Kulturschaffenden bekundete.
Im Anschluss stellte Ellie Goulding live ihre neue Single „Easy Lover“ vor, bevor Moderatorin Hadnet Tesfai die Jury des internationalen Musikpreises ANCHOR auf die Bühne bat, die die Nominees des diesjährigen Wettbewerbs präsentierte. Die Rapperin und ANCHOR 2019-Gewinnerin Alyona Alyona bestritt die zweite Live-Performance des Abends und leitete direkt zu einer bewegenden Keynote der ukrainischen Singer-Songwriterin und Aktivistin Natalia Klitschko über, die eindringlich die Auswirkungen des Krieges auf die Kulturlandschaft ihres Landes und die Zerrissenheit aller Künstler*innen im Exil beschrieb, fernab der Heimat zu versuchen, dennoch mit ihrem Schaffen Zuversicht und Mut zu spenden.
Zoe Wees leitete mit ihrer Single „Daddy´s Eyes“ über zu Ellie Gouldings glühendem Redebeitrag über eine nachhaltigere Gestaltung der globalen Musikindustrie. Das diesjährige Partnerland USA wurde von US-Botschafterin Dr. Amy Gutmann vertreten, die in ihrer Keynote die musikalische Vielfalt und Kreativität ihres Landes als eine der wichtigsten Stützen des transatlantischen Dialogs erkannte und von der stimmgewaltigen deutschen Cast des in Kürze startenden Broadway-Erfolgsmusicals Hamilton gleich einen beeindruckenden Beleg dazu lieferte.
An besonderen Momenten mangelte es bei diesem Opening als auch dem ersten Festivaltag ohnehin nicht: Bei seiner Liveperformance des Lindenberg-Klassikers „Reeperbahn“ wurde Hamburgs Chefstyler Jan Delay auf der Bühne von niemand geringerem als Udo Lindenberg selbst überrascht!
Und nachdem Ellie Goulding die Gäste des Openings mit ihrem Welthit „Love Me Like You Do” in den Trubel des 17. Reeperbahn Festivals entließ, kam durch den Secret-Gig von Kraftklub auf der abgesperrten Reeperbahn dann auch gleich gehörig Festivalstimmung auf, besonders in dem Moment, als sich nach dem ersten Überraschungsgast Casper plötzlich ANCHOR-Juror Bill Kaulitz überraschend zur gemeinsamen Live-Premiere der Kraftklub/Tokio Hotel-Kollaboration „4X4“ auf die Bühne gesellte (Foto).
Das offizielle Eröffnungskonzert spielte anschließend der britische Rapper Loyle Carner im Operettenhaus.
„Als Partnerland des Reeperbahn Festivals im Jahr 2022 bringen die Vereinigten Staaten die Vielfalt und Innovation ihrer Musik- und Kreativwirtschaft nach Hamburg. Diese transatlantische Partnerschaft stärkt und erweitert die kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen unseren Nationen, Künstler*innen und der Musikindustrie. Solche Verbindungen sind ein wesentlicher Bestandteil der deutsch-amerikanischen Freundschaft, denn Musik kann kulturelle Unterschiede und Sprache überwinden und Menschen aus aller Welt zusammenbringen.” (Dr. Amy Gutmann, Botschafterin der Vereinigten Staaten in Deutschland)
„Das Reeperbahn Festival ist das größte Treffen der Musikclub-Szene und der Musikwirtschaft in Europa. Es zieht bekannte Künstlerinnen und Künstler, neue Talente und Branchenvertreter aus aller Welt an. Neben erstklassiger Live-Musik bietet es Raum für Vernetzung und thematisiert die Herausforderungen, vor denen der Musik- und Kulturbetrieb derzeit steht. Ich wünsche den Teilnehmerinnen und Teilnehmern und allen Gästen des Reeperbahn Festivals 2022 wieder viel Freude, einen guten Austausch und schönen Aufenthalt in Hamburg.” (Dr. Peter Tschentscher, Hamburgs erster Bürgermeister)
„Ich fühle mich geehrt, Teil des diesjährigen Reeperbahn Festival Openings sein zu dürfen. Mich beeindruckt, dass es auf dem Reeperbahn Festival neben der Musik um so viel mehr geht, wie beispielsweise die gemeinsame Suche nach Lösungsansätzen für eine nachhaltigere Gestaltung der Musikwelt – ein Thema, das mich seit langem beschäftigt und das hier den Rahmen bekommt, den es verdient! Dennoch kann das Bewusstsein hierfür niemals groß genug sein, weshalb sich auch meine Keynote im Rahmen des Openings mit unserem verantwortungsvolleren Umgang mit natürlichen Ressourcen auseinandersetzt! Ich weiß, dass es insbesondere in unserer Industrie schwer ist, in diesen Zeiten neue Wege einzuschlagen – aber gerade wir können den Unterschied besonders gut sichtbar machen!” (Ellie Goulding, Singer Songwriterin)
Ellie Goulding ist wieder am Start. Im März 2020 feierte ihr erfolgreiches Debütalbum „Lights“ sein 10-jähriges Jubiläum, nun veröffentlich sie ihr neues (viertes) Studioalbum „Brightest Blue“. Sie selbst beschreibt das Album als zweiteilig: Der eine Teil besteht aus Songs, die sie allein geschrieben und selbst produziert hat. Die andere Hälfte besteht aus bereits veröffentlichten Songs, die aus Kollaborationen mit anderen Künstlern entstanden sind und es bis ins Radio schafften.
Die Britin erklärt, dass die erste Albumhälfte ihre Verletzlichkeit widerspiegelt, das Schmerzhafte an vielen Beziehungen, die zugleich aber auch großes Glück bedeuten können. Die zweite Hälfte hingegen zeigt die selbstbewusste, mutige und furchtlose Seite der Künstlerin. Die Kollaborationen haben ihr Kraft gegeben: „Ich werde immer versuchen, meine Stimme auf eine Weise zu verwenden, die niemand jemals erwarten würde, und mit der am wenigsten wahrscheinlichen, aufregenden und eklektischen Gruppe anderer Künstler zusammenzuarbeiten.“
Mir hat Ellies ruhige und intime Seite schon immer am besten gefallen. So sind es Songs wie „Women“ und „Love I’m Given“ die in meiner Favoritenliste ganz vorne liegen. Doch auch ausproduzierte Hymnen wie „Power“, „Tides“ und „Lux“ wissen auf ihre mitreißende Art zu gefallen. Dass dabei sehr viel Elektronik im Spiel ist, sei mal geschenkt.
Nach einer kurzen orchestralen Ouvertüre zeigt Ellie Goulding, wie sie neben blackbaer, Lauv, Diplo, Swae Lee und Juice WRLD locker bestehen kann. „Slow Grenade“ zeigt ihre emotionale Seite während „Close To Me“ ordentlich im Uptempo nach vorne geht.
Die Mischung macht das Album zwar sehr abwechslungsreich, doch es wirkt in vielen Teilen eher wie eine Best-of-Zusammenstellung als wie ein homogenes Album. Schade eigentlich.
Bereits vor mehr als einem Jahr erschien mit „Si“ das 16. (!) Studioalbum des Operntenors und Golden-Globe-Gewinners Andrea Bocelli. Wir haben es bisher versäumt, die CD zu reviewen, aber mit der „Diamond Edition“ – in den Läden seit 8.11.2019 – gibt es eine zweite Chance.
Es war Bocellis erstes Album mit Originalmaterial seit 14 Jahren – zuletzt lieferte er auf „Andrea“ (2004) eigene Songs. „Fall On Me“ bietet ein Duett des inzwischen 61jährigen mit seinem Sohn Matteo Bocelli – und Ed Sheeran singt bei „Amo soltanto te“ nicht nur mit sondern ist auch Co-Autor (nach „Perfect Symphony“ im Jahr 2017 bereits die zweite Zusammenarbeit zwischen Bocelli und Sheeran). Shooting Star Dua Lipa trägt zudem ein Feature zu „If Only“ bei. Im Mittelpunkt aber steht Bocelli mit seiner fantastischen warmen und emotionalen Stimme.
Für die „Diamond Edition“, die den Titel „Si Forever“ trägt, gibt es zwei neu eingespielte Duette. Das erste mit Ellie Goulding: Zu „Return To Love“ harmonieren die beiden Stimmen hervorragend miteinander. Neu ist auch ein Stück mit Bocellis guter Freundin, der Hollywood-Schauspielerin Jennifer Garner, die mit ihm „Dormi Dormi Lullaby“ singt. Das durch den Choral „Jesus bleibet meine Freude“ aus J. S. Bachs Kantate BWV 147 inspirierte Lied wird auf Italienisch und Englisch gesungen.
Darüber hinaus gibt es drei neue Solostücke von Bocelli. Das erste, „Alla Goio“, wurde anlässlich Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag aufgenommen, der 2020 weltweit gefeiert wird. Auf eine neue Aufnahme von „Ragazzo Mio“, das auf dem irischen Volkslied „Danny Boy“ basiert, folgt „Il Mare Calmo Della Sera“. Es wurde von Zucchero Fornaciari, Giampiero Felisatti und Gloria Nuti 1994 eigens für Bocelli komponiert und erscheint nun in der vorliegenden Version zum 25-jährigen Jubiläum von Bocellis Erfolg mit diesem Lied beim Festival in Sanremo.
Andrea Bocelli ist ein musikalisches Naturtalent und mittlerweile einer der berühmtesten und angesehensten Sänger der Welt. Er tritt bei großen internationalen Veranstaltungen wie den Olympischen Spielen und der Fußball-Weltmeisterschaft auf, und auch seine eigenen Stadionkonzerte sind stets ausverkauft.
Fünf neue Songs sind schon ein ordentlicher Mehrwert, um sich das Album auch zuzulegen, wenn man die ursprüngliche Version schon hat. Alle anderen bekommen auf jeden Fall eine ganz aktuelle Bestandsaufnahme vom Schaffen des grandiosen Sängers – und gerade die Kontraste in den Duetten machen es zu einem ganz besonderen Werk.
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Drei Jahre ist es her seit Ellie Goulding ihr letztes Album „Halcyon“ veröffentlichte. Selbiges hatte eine sehr experimentelle Attitüde. „Delirium“ hingegen ist ein selbstbewusstes Popalbum, das zum Tanzen einlädt und gute Laune verbreitet. Es bietet hauptsächlich Elektropop mit leichten Anleihen beim Folk. Damit sind sich die Pop-Prinzessinnen Ellieg Goulding und Taylor Swift momentan sehr ähnlich. Das Album klingt so international wie die Orte, an denen es aufgenommen wurde.
Die Arbeiten fanden in London, Herefordshire, Schweden und Los Angeles statt. Unterstützung holte sich Ellie Goulding dafür erneut von dem schwedischen Produzenten Max Martin (Backstreet Boys, Bon Jovi, Katy Perry), dem amerikanischen Multiinstrumentalisten Greg Kurstin, Ryan Tedder (OneRepublic), dem schwedischen Songwriter Klas Åhlund, Guy Lawrence (Disclosure) und ihrem langjährigen Kreativpartner Jim Eliot.
Die Songs auf „Delirium“ sind einprägsam und trotzdem sehr persönlich, fast schon intim. Es sind epische Songs mit viel Gefühl. Am deutlichsten wird das vielleicht in dem Stück „Army“, in dem Ellie Goulding über ihre beste Freundin Hannah singt. Dazu gibt es schnelle Songs wie „Aftertaste“ und „On My Mind“ sowie einige poppige Ohrwürmer („Codes“, „Around U“). Auch das allseits bekannte „Love Me Like You Do“ findet endlich den Weg auf ein reguläres Album. Persönlich gefällt mir vor allem Ellies ruhige Seite. Die kommt aber mal wieder etwas kurz. Gerade zum Ende finden sich einige Balladen und das Herz geht endlich auf.
„Delirium“ ist das Werk einer Künstlerin, die genau weiß, wo sie damit hin will. Selten klang Ellie Goulding so selbstbewusst, wie hier. Den Albumtitel wählte sie, weil das Wort Delirium ihre Erlebnisse als Musikerin am besten zusammenfasst: „Es kann sich auf einen absolut euphorischen, fast schon verrückten Gefühlszustand beziehen – oder eben auf das genaue Gegenteil davon. Ich befinde mich permanent in diesem Zustand“, sagt sie dazu.
Einen spektakulären Auftakt zu ihrer Tour gab die Singer-Songwriterin Ellie Goulding am 28.01.2014 im Palladium in Köln. Um die begehrten Plätze in den ersten Reihen ergattern zu können, standen die Gäste mehrere hundert Meter Schlange. Das Konzert war ein voller Erfolg für die Gäste sowie für Ellie Goulding.
Der Tourstart der 27-Jährigen Britin wurde ursprünglich für die Live Music Hall geplant, in welcher weniger als die Hälfte Zuschauer Platz gefunden hätten. Das Verbreiten der neuen Single „Burn“ erhöhte jedoch den Bekanntheitsgrad von Goulding und die Nachfrage nach den Konzertkarten stieg enorm. Der Song „Burn“ entwickelte sich zu einem Nummer-1 Hit in England und das dazugehörige Album zu einem großer internationaler Erfolg. Nachdem das Konzert in das Palladium verlegt wurde, waren auch schon hier gut zwei Monate vor dem Event alle Tickets ausverkauft.
Ellie Goulding verzauberte ihre Fans in einem knappen Leder-Outfit inklusive schwarzen Doc Martens und begann das Konzert mit dem Song „Figure 8″ aus ihrem aktuellen Album. Zur Begrüßung nach dem zweiten Song „Ritual“ gewann sie ihre Fans mit ihrer signifikanten, sympathischen Stimme erneut für sich und sprach zusätzlich die Fans an, die sie von einem Konzert ihrer letzten Tour wieder erkannte.
Das gesamte Konzert über performte Goulding mit viel Energie 21 Songs ihres aktuellen Albums „Halcyon Days“ und einige aus ihrem ersten Album „Bright Lights“. Abgesehen vom Gesang begeisterte Goulding ihre Zuschauer zusätzlich mit ihren Schlagzeug- und Gitarrenkünsten. Unterstützt wurde ihre Performance durch farbige Lichtakzente ganz im Zeichen ihrer Single „Lights“. Die elektrischen Beats animierten die Zuschauer im Verlauf des gesamten Konzertes zu Bewegungen.
Ein besonderer Höhepunkt dieses Konzertes war die Darbietung des bekannten Covers von der Ballade „Your Song“ (ursprünglich von Elton John), bei welchem nahezu jeder Zuschauer Goulding textsicher begleitete. Daran angeschlossen präsentierte sie die sanften Balladen „How long will I love you“, „The Writer“ und „Explosions“. Durch die Songs „Explosions“, „Only you“ und „This Love“ lockerten sich die Bewegungen der Zuschauer weiter und zu den mitreißenden Beats der Songs „Anything could happen“ und „I need your love“ tanzte schließlich jeder im gesamten Zuschauerraum.
Das Mainset endete mit der erfolgreichen Single „Lights“ aus ihrem ersten Album. Als Zugabe und somit zur Verabschiedung sang Goulding endlich die langersehnte Single „Burn“ und gab dem Konzert somit einen gebührenden Abschluss.
Nach ihrem ersten Konzert in Köln gab es ein weiteres in Offenbach, bevor sie in den skandinavischen Ländern Konzerte gibt. Anfang Februar tritt sie im Rahmen ihrer Tournee erneut in Deutschland auf. Bis zum 9. März 2014 wird Ellie Goulding ihre Tour in Europa fortsetzen und anschließend in den USA weitere Konzerte geben.