Als George Gershwin 1937 im Alter von 38 Jahren plötzlich an einem Gehirntumor starb, war er ein renommierter Musiker mit einer langen Karriere als Komponist von Konzertstücken und Songs für Hollywood-Filme und die Broadway-Bühne. Er hätte es sich jedoch kaum vorgestellt, dass seine Werke so lange nach seinem Tod weiter einflussreich bleiben oder zu Jazz-Standards werden würden, die im Laufe der Jahrzehnte von unzähligen Künstlern gespielt und aufgenommen wurden.
Dieses herausragende 2-CD-Set präsentiert eine große Auswahl von Gershwin-Klassikern (meistens mit Texten seines Bruders Ira), gesungen von einigen der größten Jazz-Sänger*innen aller Zeiten. Es ist bereits im Jahr 2015 als Dreifach-CD erschienen und beinhaltet nun 48 der ursprünglich 60 Songs auf zwei Silberlingen.
Vertreten ist die Crème de la Crème der Jazzszene mit Stars wie Nina Simone, Ella Fitzgerald, Frank Sinatra, Billie Holiday, Tony Bennett, Bing Crosby, Nat King Cole, Louis Armstrong, Fred Astaire, Marilyn Monroe, Chet Baker, den Andrew Sisters und vielen mehr.
Die Zusammenstellung in 155 Minuten Gesamtlänge zeigt die Größe von Gershwins Schaffen – und das nicht nur quantitativ. Erstaunlich, wie viele der Melodien man mitsummen und wie viele Texte man mitsingen kann. Die Klassiker „Summertime“, „‚S Wonderful“, „I Got Rhythm“ und „I’ve Got A Crush On You“ sind natürlich vertreten, wobei es durchaus auch Dopplungen gibt, die aber stilistisch unterschiedliche Herangehensweisen zeigen.
Das Booklet informiert über Gershwins Geschichte, seine einzigartige Karriere und stellt die Verbindung zu den hier vertretenen Interpret*innen her, die ihm zum Teil viel zu verdanken haben. Alles in allem ist das Album eine großartige, nostalgisch und emotional gelungene Hommage an einen wundervollen Künstler.
Man muss Fools Garden wirklich dafür bewundern, dass sie seit dreißig Jahren ein enormes Durchhaltevermögen haben und inzwischen ihr elftes Studioalbum auf den Markt bringen. Eigentlich haben sie mit „Lemon Tree“ ein klassisches One-hit-wonder gelandet. Der weltweite Erfolg ließ sich einfach nicht mehr wiederholen. Viele Bands sind an einer solchen Situation zerbrochen, doch die Gründungsmitglieder Peter Freudenthaler und Volker Hinkel ließen sich nicht ins Bockshorn jagen. Ja – es gab Besetzungswechsel und große Krisen. Kein Album nach dem Nummer-1-Werk „Dish Of The Day“ (1995) schaffte einen annähernd guten Chartplatz in Europa. Und trotzdem gibt es seit dem (übrigens sehr lohnenswerten) Erstling „Once In A Blue Moon“ (1993) durchgehen qualitativ hochwertige Musik der Band aus Pforzheim.
2021 wendet sich die Band nach vielen Alben melodischer Popmusik überraschend dem Elektropop zu. Das mag manche Fans verstören, ist aber nur ein Teilaspekt des neuen Werks. Wer ihre alten Alben mag, wird auch auf „Captain… Coast Is Clear“ neue Favoriten finden.
Nach dem kurzen sphärischen Opener „An Endless Sea“ geht es direkt zum Synthesizer-Sound von „Electrify“, der an eine Mischung aus den Vocals der Pet Shop Boys mit der Musik von Anne Clark erinnert. Musikalisch absolut nicht mein Fall, aber zumindest ordentlich produziert. Zudem erweisen die Herren keinem Geringeren als David Bowie die Ehre, indem sie einen inhaltlichen Bezug zu „Major Tom“ herstellen: „Remember when David cut the line, and everything went out of control“.
Die Melancholie von „Highest Mountain“ und „Home Again“ entschädigt jedenfalls für entstandene Unannehmlichkeiten und liefert vertraute Klänge der Band, während es mit „Outta Love“ wieder zurück auf den Dancefloor geht. Spannend finde ich die Klanglandschaften von „Fireflies“ und „House Of Cards“, die sich letztlich von jeder Pop-Attitüde entfernen.
Mit Titeln wie „Those We Lost At Sea“ und „Home Again“ zeigen die Protagonisten nicht nur ihr musikalisches Können, sondern begegnen dem Hörer mit Tiefe. Zusätzlich kommt man in den Genuss von Hinkels raffinierten Sound-Layouts, wenn er seine Kunst als Komponist von Filmmusiken einfließen lässt und eine einzigartige, musikalische Dramaturgie erzeugt.
Fools Garden nutzen ihr musikalisches Talent, um sich weiter zu entwickeln und die Hörer zu überraschen. Ein zweites „Lemon Tree“ will keiner schaffen und die Radiocharts liegen auch in weiter Ferne. Stattdessen gibt es ein atmosphärisch dichtes Album mit einigen Überraschungen, die vermutlich nicht jedem gefallen werden. Trotzdem – gut so.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Seit 1968 besteht die Band Tower of Power nun schon, hat schon so manche Musikerwechsel hinter sich, einige Ehemalige sind in den Jahren verstorben, doch eines merkt man den Herren aus Oakland an: Sie haben Spaß.
Tower of Power sind eine Funk-Institution und blicken auf eine mehr als 50jährige Karriere zurück. Treibende Grooves, eine messerscharfe Bläsersektion, funky Gitarrenlicks, rollende Hammond B3 Orgelsounds und über allem Vocals, die den Soul in die Neuzeit transportieren, zeichnen ihre Konzerte aus.
Trotz der Besetzungswechsel in der 50jährigen Bandgeschichte hat sich ihr Stil – und damit auch ihr Anspruch – kaum geändert. Die Band gilt unweigerlich als die dynamischste und markanteste existierende Band des Soul.
„50 Years of Funk & Soul – Live at the Fox Theater“ umfasst ihre Karriere mit einem unvergleichlichen Konzert in Oakland, Kalifornien. Die Scheibe zeigt ihr gesamtes Spektrum an lebensbejahenden Funk- und Soulhits vor ausverkauftem Publikum.
Der Mitschnitt entstand in der Heimat Oakland und zeigt die Band in Bestform vor einem ausgelassenen Publikum, das die Worte des Frontmanns Marcus Scott „Make some noise“ enthusiastisch bejubelt. Scott war bei der Jubiläumsshow 2018 seit zwei Jahren am Mikro und es fühlt sich an, als stünde er schon ewig vor der im Normalfall neunköpfigen Band um die beiden verbliebenen Gründungsmitglieder Emilio Castillo und Stephen „Doc“ Kupka, die sich für diesen Auftritt mit einigen Gästen verstärkt hatte.
Der energiegeladene Live-Set ist funky, groovy und lädt zum Tanzen ein. Oder zumindest zum Mitwippen auf dem heimischen Sofa. Das komplette Konzert gibt es auf zwei CDs und in voller Länge auf DVD plus Bonusmaterial.
Vom Debüt der Band bis heute bleibt der TOP-Sound Emilio Castillos ursprünglicher musikalischer Vision treu. Er greift in die tiefe, mehrdimensionale Quelle der Soul-Musik und bringe all ihre verschiedenen Komponenten zu einem einzigartigen, emotionalen Sound zusammen.
Wer Viva Voce einmal live erlebt hat, wird die Show nicht mehr vergessen, denn das ist ihre große Stärke. Sie nehmen die Bühne ein: mit parodistischen Elementen, immer in Bewegung, frisch und unverbraucht. Ja, sie sind wahre Glücksbringer und die musikalische Perfektion begeistert alle Zuschauer. Leider sind Auftritte momentan rar gesät. Daher kommt die neue CD „Glücksbringer“ gerade recht, die das Quintett wenn schon nicht auf die Bühne, dann aber wenigstens in den heimischen CD-Player bringt. Eigentlich sollte das über Startnext im Crowdfunding finanzierte Album pünktlich zum Tourstart des neuen Programms erscheinen. Nun ist das Programm auf 2021 verschoben – die 13 fantastischen neuen Songs gibt es trotzdem.
Seit 22 Jahren schon mischt die Band aus Ansbach die deutsche A-cappella-Szene mächtig auf. Sie wurde von Mitgliedern des renommierten Windsbacher Knabenchors gegründet. Zwei davon (Bastian Hupfer und David Lugert) sind bis heute mit dabei, ein drittes Gründungsmitglied (Thomas Schimm) kümmert sich ums Management. Jörg Schwartzmanns und Heiko Benjes stießen im Lauf der Jahre hinzu – und seit kurzem ist Matthias Hofmann neu dabei. Wenn mich jemand fragt, was nun unter all den vielen A-cappella-Gruppen das Besondere an Viva Voce ist, dann sind es vor allem ihre Vielseitigkeit, die grandiosen Stimmen und die immer neuen Ideen.
Das Album heißt sehr passend „Glücksbringer“, denn Glück kann man nicht planen. Ob beim Autofahren, im Alltag, an Silvester oder bei der Klassenarbeit: nicht selten hofft man auf Unterstützung durch Schornsteinfeger, Marienkäfer, Kleeblätter, 1-Cent-Münzen oder sogar rote Unterwäsche. Aber zum Erfolg braucht es letztendlich das eigene Zutun. Auch das neue Studioalbum von Viva Voce – das erste nach vier Jahren – entstand ungeplant glücklich in einer eigentlichen Unglückszeit.
Anfang 2020 machten sich die fünf Herren unter anderem in Zusammenarbeit mit dem befreundeten Textdichter Tobias Reitz beim Songwriting für das neue Live-Programm auf die musikalische Suche nach dem Glück. Wenige Wochen später mussten sie jedoch schmerzlich erfahren, wie nah Glück und Unglück doch manchmal beieinander liegen. Überrumpelt – wie ziemlich jede*r von den Ausmaßen und Auswirkungen der Corona Pandemie – wurden auch für die Ansbacher Stimmakrobaten alle Liveauftritte abgesagt.
„Wenn Du nicht weißt, wie Dir geschieht, weil Du so gar nicht lustig bist dann kommt von irgendwo ein Lied, das ganz und gar akustisch ist“, so heißt es im Track „Der A-cappella-Song“. Man machte also aus der Not eine Tugend und widmete sich dem Schreiben eines neuen Studioalbums. Und die große Fangemeinde trug ihren Teil dazu bei. Über eine Crowdfunding-Plattform hatten die treuen Fans der Band in der Lockdown-Phase die Möglichkeit, im Vorfeld die Produktion zu unterstützen, wodurch das Album vorfinanziert und so überhaupt möglich gemacht werden konnte.
Bei so viel positiver Energie während der schwierigen Entstehungszeit des Albums, wundert es nicht, dass es das bisher tiefsinnigste und doch heiterste Album in der 20-jährigen Bühnenkarriere von Viva Voce geworden ist. Allein die musikalische Suche nach dem Glück im Großen, Kleinen und auch in uns selbst verspricht schon Glücksgefühle. Die dreizehn Songs erwärmen dazu jeden trüben Gedanken und bringen Momente zum Leuchten.
„Der A-cappella-Song“ beispielsweise bringt als erster Vorbote bereits Zuversicht und so manches Lächeln zu den Menschen. Mit dem nötigen Augenzwinkern verdeutlichen Viva Voce, dass Musik in jeder Lebenslage helfen kann – vor allem wenn sie in so gekonnter A Cappella-Manier vorgetragen wird. Unterstützt wird der Song an der Gute Laune-Front von dem schmissigen „Catch me if you can“ und dem eingängigen Ohrwurm „Nimm es nicht so ernst“. Nachdenkliche Töne geben dem durchwegs positiven Album die nötige Bodenhaftung. „Wurzeln und Flügel“ erzählt vom sorgensüßen Glück des Elternseins, „Der Gedanke“ und „Zwischen uns der Himmel“ loten die Weite und Nähe zwischenmenschlicher Beziehungen aus.
Ein urkomischer, liebevoller Seitenhieb auf die boomende Seemannspop-Fangemeinde ist „Die Ratten verlassen das singende Schiff“, während „Namaste, Anand!“ einen Ausflug in die fernöstliche Glücksphilosophie macht. Sehr gelungen auch die Liebeserklärung ans gemeinsame Älterwerden: „Bis dass man Brot uns schneidet“.
„Glücksbringer“ erfüllt seine Mission – mit lustigen, authentischen und bisweilen nachdenklichen Texten. Die Arrangements sind sehr stimmig und man sieht die fünf quasi vor sich, beim Verbreiten von guter Laune und 5stimmigem Wohlklang.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
David Roth hat eine sanfte, sonore, einschmeichelnde Stimme. Es sind sehr folk-lastige Stücke, die der amerikanische Singer/Songwriter hier singt und sich dabei meist selbst an der akustischen Gitarre begleitet.
Er erzählt in seinen Songs gefühlvoll Anekdoten und Geschichten aus seinem Leben, teilt mit uns persönliche Erinnerungen und Empfindungen und vermittelt mit seinen eingängigen und schönen Melodien einen angenehmen Zauber, dem man sich einmal versprüht nur ungerne mehr entziehen möchte – 12 Songs und über 50 Minuten lang purer Balsam für die Ohren!
Der Titelsong „Meet you where you are“ ist eine positive stimmende Ballade an sein und vielleicht auch unser aller Leben und in „Nothing like a day on the river“ nimmt er uns mit auf eine (ent)spannende Rafting-Tour auf einem Fluss in Idaho. Tief berührend und melancholisch verarbeitet er in „Rise you will“ seine ganz persönliche Erinnerung an den Tag des 11. September 2001, als Amerika von Terroristen angegriffen wurde.
Der unter die Haut gehende Phil Ochs Song „There but for fortune“, den dieser bereits in 1963 schrieb, schlägt weit vor diesem traurigen Tag ebenfalls einen textlich, wie auch musikalisch, sehr poetisch und emotionalen Bogen zu den genannten Ereignissen. „Just a wall“ kommt mehr als passend zum dreißigsten Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung in 2019 daher.
Es entfacht ein Gefühl entspannter Lagerfeuer-Atmosphäre, David Roth zuzuhören. Die Stücke bewirken pure Entschleunigung. Laut Booklet stammen seine eigenen Stücke aus der Zeit von 1990 bis heute, doch sie sind definitiv von zeitloser Schönheit.
Neben dem bekannten, deutschen Gitarristen und Folk-Musiker Jens Kommnick, mit dem Roth alle Basic-Gitarrentracks gemeinsam im Studio eingespielt hat, sind u.a. noch die großartigen Musiker Beo Brockhausen & Manfred Leuchter (Akkordeon), Hans-Jörg Maucksch (Bass) und Lea Morris, mit schönen Backing Vocals, an dieser wieder einmal perfekt arrangierten Stockfisch-Produktion beteiligt.
Die finnische Sängerin Ina Forsman war schon in jungen Jahren musikalisch aktiv – unter anderem in verschiedenen Blues-Bands. Mit ihrem selbstbetitelten Debüt und einer erfolgreichen Tour etablierte sie sich 2016 dann als Solokünstlerin. Schon während der Tour arbeitete sie an neuen Songs – bis sie ihr Handy mit allem neuen Material darauf verlor und von vorne anfangen musste. Doch so profitiert ihr aktuell erschienenes zweites Album nun von zwei Jahren mehr Lebenserfahrung.
„Been Meaning To Tell You“ enthält 12 neue Songs über die Höhen und Tiefen des Lebens, musikalisch angesiedelt im Spannungsfeld zwischen Blues, Soul und Jazz. Wer in diesen Genres nicht so zuhause ist, mag sich mit einigen Songs zunächst schwertun. So entsprechen etwa der beinahe dreckige Gesang, die Bläser-Koloraturen und die ausgedehnten Instrumentalsoli von „Get Mine“ nicht gerade Mainstream-Hörgewohnheiten, aber gerade so präsentiert sich Ina mit ihren neuen Songs: „I´m having a good time, I´m here to get mine.“ Und auf ebenso eigen Art drückt sie auch mit „All Good“ ihre Begeisterung darüber aus, ihre Bestimmung als Sängerin gefunden zu haben.
Man kann sich von Inas Musik nicht einfach so berieseln lassen, man muss sie bewusst hören und sich auch inhaltlich auf sie einlassen. Dann kann man sich der sehnsuchtsvollen Stimmführung im Opener „Be My Home“ hingeben, oder mitleiden, wenn sie in der Pianoballade „Figure“ um Verständnis in einer von falschen Erwartungen und verletzen Gefühlen geprägten Beziehung kämpft. Textlich besonders spannend sind „Whatcha Gonna Do” und „IWhy You Gotta Be”, die eine alltägliche Situation sexueller Belästigung aus zwei verschiedenen Perspektiven beleuchten. „Whatcha Gonna Do” erzählt die Geschichte in dichten Harmonien und treibenden Rhythmen aus Sicht des Mannes, der ein schönes Mädchen als potentielle Traumfrau sieht und kein Nein akzeptieren will. Entsprechend angepisst dann in „IWhy You Gotta Be” auch der Gesang des Mädchen, das nicht versteht, warum der Typ sie nicht einfach in Ruhe lassen kann.
Von guter Beobachtungsgabe und Einfühlungsvermögen zeugt auch „Who Hurt You“, das Ina für eine in einer unguten Beziehung steckende Freundin schrieb, und dessen Stil entfernt an Amy Whinehouse erinnert. Und die lateinamerikanischen Rhythmen von „Every Single Beat“ sollen jeden Hörer dazu bringen, sich in der Musik zu verlieren und gerade dadurch sich selbst treu zu bleiben. Einen wunderschönen Abschluss findet das Album mit dem ganz ohne Begleitung gesungenen emotionalen „Sunny“. Ich weiß nicht, ob die Sängerin eine Tochter hat – aber dies wäre ihr Lied für sie.
Der Albumtitel „Been Meaning To Tell You“ drückt es perfekt aus: Ina Forsman hat etwas zu sagen, und sie tut es hier auf unglaublich spannende, vielseitige und eindrückliche Art. Und ich bin mir sicher, dass sie noch viel mehr zu erzählen hat und dies nicht ihr letztes Album bleiben wird. Wer diese tolle Künstlerin live erleben will, hat ab Februar Gelegenheit dazu, denn dann ist Ina in Deutschland und den Nachbarländern unterwegs (Ina Forsman Termine auf Eventim checken!).
Die Folk-Sängerin/Songwriterin Meiko ist bekannt für ihre verführerisch eindringliche Stimme. 2007 sorgte sie mit ihrem ersten Album für Aufsehen, denn es erreichte ohne Hilfe eines Labels Platz 35 der amerikanischen iTunes-Charts. Seit diesem äußerst erfolgreichen Debüt hat sich Meiko eine loyale Fangemeinde aufgebaut. Ihre Alben haben die Hits „Stuck On You“ und „Leave the Lights On“ hervorgebracht und wurden für TV-Shows wie Grey’s Anatomy, One Tree Hill und The Vampire Diaries verwendet.
„Playing Favorites“ ist Meikos erstes reines Cover-Album. Auf den Songs von The Cranberries, Otis Redding, Erykah Badu, Duran Duran, Blind Melon und Rick James hinterlässt die 36jährige ihre eigenen unauslöschlichen Spuren – man könnte fast meinen, die bekannten Hits zum ersten Mal zu hören.
Mein Highlight („Zombie“) steht direkt zu Beginn des Albums. Eine entspannte Version des Klassikers, die ihn ganz auf das Wesentliche reduziert. Gebt Meiko eine Akustikgitarre und alles wird gut. Auch „Stand By Me“ hört sich mit dieser folkigen, beinahe lasziven Frauenstimme sehr schön und leichtfüßig an. Es folgt „Crush“ von Jennifer Paige in einer verspielten Version mit sanften Rhythmus-Elementen.
Allein diese drei Songs sind es schon wert, das Album immer wieder zu hören. Und dazu gibt es Kleinode wie das fröhliche „No Rain“, die melancholische Ballade „Wandering Star“ und eine sehr ungewöhnlich aufgemachte Version von Reddings „(Sittin‘ On) The Dock Of The Bay“. Schön zu erkennen, wie Meiko sich diese Oldies zu eigen macht und sie zeitlos werden lässt.
43 Minuten moderner, wundervoller Folkmusik vergehen wie im Flug. Und es stört absolut nicht, dass Meiko hier ausschließlich Coverversionen interpretiert. Ihre geschmeidige Stimme und die fantastischen Arrangements sprechen für sich.
„Living The Future“ heißt das neue Album von Anyone’s Daughter. Und bei den älteren Herrschaften klingelt da doch was: Progressive Rock aus deutschen Landen! Während Pink Floyd, Genesis und Marillion die internationale Szene beherrschten, gab es auch in Stuttgart eine Band, die dieser Musikrichtung frönte. 1972 gegründet wurden sie spätestens mit dem Album „Adonis“ (1979) einem größeren Publikum bekannt. Die Vertonung von Hermann Hesses „Piktors Verwandlungen“ war ihr Meisterstück im Jahr 1981. Danach wurde es erheblich ruhiger, als man sich an den Erfolg der Neuen Deutschen Welle dran hängen wollte. 1986 folgte die (vorerst) endgültige Auflösung.
Zur Jahrtausendwende wurde Anyone’s Daughter um die Gründungsmitglieder Uwe Karpa und Matthias Ulmer reaktiviert. Inzwischen ist Keyboarder und Sänger Ulmer die letzte Konstante seit Anfangstagen. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands, die einfach nur ein Revival hinlegen und ihre schon Jahrzehnte zuvor gespielten Songs wieder aufleben lassen, wollten die neu gegründeten Anyone’s Daughter nicht im alten Stil weitermachen, sondern ihren persönlichen musikalischen Reifungsprozess in ihr kreatives Schaffen einfließen lassen. Neue Studioalben kamen auf den Markt, das letzte 2006. Von der Ausrichtung her gab es eine ausgewogene Pop-Rock-Richtung. Und Andre Carswell kam als Sänger hinzu, dessen Gesang sehr Soul-orientiert war.
„Living The Future“ bietet Songs mit feinsinnigen Texten aus der Feder des renommierten Songschreibers Michael George Jackson-Clark, passend geschrieben zu den starken Kompositionen von Matthias Ulmer. Herausgekommen ist genau das, was eben herauskommt, wenn man sich Zeit für künstlerisches Schaffen und neue Ideen lässt – ein stimmiges, reifes musikalisches Gesamtkunstwerk. Die epischen Keyboardpassagen sind geblieben. Und es gibt starke Gitarrenläufe von Uwe Metzler, den man aus dem Umfeld des Allrounders Ray Wilson kennt.
Die Songs sind kürzer geworden und verzichten auf ausschweifende Instrumentalpassagen. Stattdessen gibt es feine Rocktitel mit Tiefgang. „The Race Is On“ beschäftigt sich mit unserer leistungsorientierten Welt, in der häufig nur der Stärkere gewinnt. Ein anderes Stück trägt den Titel „She’s Not Just Anyone’s Daughter“ und beschreibt im Kern das gute, stille Wirken Einzelner – hier einer selbstlosen Frau – in einer anonymisierten Welt. Ein dreisprachiger Song in Englisch, Deutsch und Türkisch findet sich ebenfalls auf dem Longplayer: „One World We Are Living In“. Bei diesem Lied haben die Musiker Heinz Rudolf Kunze, Tayfun Ünlü und Dani Suara sowohl textlich als auch stimmlich mitgewirkt.
Sehr stimmig finde ich auch John Vooijs am Gesang. Er stieß erst im vergangenen Jahr zu der Band. Die Stimme des Niederländers, der sich auch im Musical-Fach („Tarzan“) einen Namen gemacht hat, ist eine Bereicherung für Anyone’s Daughter.
Ehrlich gesagt musste ich mich zunächst innerlich davon verabschieden, dass Anyone’s Daughter noch die Band sind, die man aus der Zeit der 80er Jahre kennt. Als ich begann, Prog zu hören, waren sie ohnehin von der Bildfläche verschwunden. Aber sie haben sich in der Gegenwart neu erfunden und können mit soliden Rocksongs und Anleihen an dem Sound alter Zeiten sicherlich alte und neue Fans für sich gewinnen.
„Ich tapse in die Pfützen ich fühl mich wie Gene Kelly“ – die Zeilen aus Westernhagens „Taximann“ sind legendär. Und sie lassen auf geniale Art das Gefühl nachempfinden, das man mit dem Musicalfilm „Singin‘ In The Rain“ verbinden mag. Der Film, der in Deutschland zunächst „Du sollst mein Glücksstern sein“ hieß, wurde vom American Film Institute zum besten amerikanischen Musicalfilm aller Zeiten gewählt. Das Erscheinungsjahr war 1952, doch die emotionalen Momente funktionieren auch heute noch. Die Tanz- und Musikszenen sind legendär, der Soundtrack einfach zeitlos.
Das 2-CD-Set, das am 20. April erscheint, präsentiert auf CD 1 den kompletten Original-Film-Soundtrack. Hinzu kommt auf CD2 eine Auswahl der besten Lieder aus dem Film in klassischen Aufführungen (sowohl Gesang als auch instrumental) von Stars wie Doris Day, Oscar Peterson, Vaughn Monroe, Sarah Vaughan, Benny Goodman, Judy Garland, The Hi-Lo, Louis Armstrong, Nelson Riddle, Bing Crosby, Ray Anthony und vielen anderen.
Okay. So schön der Soundtrack auch ist – CD 2 bedeutet: ein Dutzend Variationen des Titeltracks. Das hört man sich nicht unbedingt in Endlos-Schleife an, aber man kann sich seine Favoriten raussuchen. Wundervolle Musik – und das Tanzbein wippt ganz automatisch mit: „What a Glorious Feeling – I’m Happy Again“.
Als unbekannte Band mit einem besonderen Titel aus dem Stand an die Chartspitze – nicht nur in Deutschland, auch in Norwegen, Irland, Dänemark, Malaysia und Singapur. Das geschah der Band Fools Garden 1995 mit „Lemon Tree“. Und ein solcher Erfolg kann Fluch und Segen zugleich sein. Fluch deshalb, weil man fortan nur noch über einen Hit definiert wird. Weil jeder Rezensent, jeder Zeitungsartikel neue Stücke mit „Lemon Tree“ vergleicht. Ein Segen aber auch, weil es der Band eine Basis zum Fortbestehen gibt. Sei es in finanzieller Hinsicht oder durch den Bekanntheitsgrad.
Fools Garden schwammen kräftig auf der Britpop-Welle mit und die Vergleiche zu den Beatles und Oasis tauchten immer wieder auf. Alben gab es im 2-3-Jahres-Rhythmus, doch ein Erfolg wie beim Album „Dish Of The Day“ wollte sich nicht mehr einstellen. 2003 trennte sich die Band. 2005 gab es in veränderter Besetzung ein Abschiedswerk und im Jahr 2012 ein kleines Comeback. Dann war Ruhe – bis jetzt. Nach sechs Jahren melden sich Peter Freudenthaler, Volker Hinkel und die Neumitglieder Jan Hees sowie Dirk Blümlein als Quartett zurück.
Die Songs klingen leichtfüßig und typisch nach Fools Garden. Wer ihre Tracks abseits von „Lemon Tree“ kennt, wird sie stilistisch sofort wieder entdecken und vor allem die charismatischen Vocals haben einen hohen Wiedererkennungswert. Popsongs, die nicht oberflächlich dahin gerotzt werden, sondern Tiefgang besitzen. Oft sehr bedächtig, bisweilen mit rockiger Attitüde. Ein Starkes Ausrufezeichen ist der Abschluss „Rise And Fall“. Er zieht die Schleife zum Beginn des Albums, wo Klänge des Titeltracks als „Prelude“ aufgenommen werden.
Doch das ist bei weitem nicht der einzige großartige Song des Albums. Die Band zieht alle Register ihres Könnens. Da wird es hymnisch bei „New World“ oder „Save The World Tomorrow“. Beispielhaft für ihre ganz eigenen Songwriter-Qualitäten sind das opulent arrangierte Midtempo-Opus „I Burn“, das aufgrund des Falsett-Chorus‘ entfernt an a-ha oder Coldplay erinnert, die gefühlvolle Akustik-Ballade „Marie Marie“ oder das atmosphärische, minimalistische „All We Are“, das Freudenthaler seinem Sohn gewidmet hat. Mit dem elektronisch-fließenden „Still Running“ erschließen sich Fools Garden neues Terrain und „Embrace“ erinnert an die glanzvollen U2 Anfang der 90er Jahre.
Im Prinzip ist es doch so, wie im Song „Boys“ ausgesagt wird: : „The radio is playing the same songs all the time, they stick in the rotation, send shivers down my spine. I don’t feel connected“. Fools Garden könnten diesen Kreis durchbrechen. Die Songs sind vielseitig, intelligent und so gestaltet, dass sie im Radio gut funktionieren würden. Trotzdem wird man in den Playlisten weiter „Lemon Tree“ spielen. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz.
Fools Garden haben ihr Handwerk nicht verlernt. Ich habe die Band immer gemocht und mir gefielen auch die Songs abseits des großen Hits, vor allem ihr Debüt „Once In A Blue Moon“. Schön, dass die Geschichte weiter geht und sie sich nicht als Kirmesmusikanten in der Chartshow verheizen lassen. Aufstieg? Ja. Fall? Keineswegs.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Wer weiß, was ohne The Flying Pickets aus der internationalen und vor allem deutschen a cappella Szene geworden wäre. 1984 landeten sie mit dem Yazoo-Cover „Only You“ einen Riesenhit und waren damit Vorreiter für Stimmakrobaten wie die 6-Zylinder in Westdeutschland und die Herzbuben (später: Die Prinzen) im Osten. Seit 1991 ist mit dem Ausstieg von Garreth Williams kein Mitglied der ursprünglichen Besetzung mehr dabei. Die Band ist seither häufigen Umbesetzungen unterworfen, veröffentlicht aber nach wie vor neue Alben und tourt oft durch Europa. Das Repertoire umfasst überwiegend Coverversionen und vereinzelt eigene Kompositionen.
Die hier zusammengefassten Alben „Everyday“ und „Big Mouth“ stammen aus den Jahren 2005 und 2008. Recht aktuelles Material also. Zu dieser Zeit war Andrea Figallo noch Mitglied der Band, der kurze Zeit als Sänger und Produzent der Wise Guys berühmt werden sollte. Musikalisch gibt es scheinbar keine stilistischen Grenzen: Aus den Ingredienzien von Pop, Blues, Jazz, Gospel, Soul und Rock weben die Sänger ihren ganz und gar eigenen Sound. Und den serviert die A-cappella-Gruppe mit einer stimmlichen Perfektion, die ihresgleichen sucht. Da sitzt jeder Ton, trifft jeder Song mit einer beachtenswert zielsicheren Präzision das musikalische Herz.
Meine Highlights sind die Cover von Tracy Chapmans „Fast Car“ und dem Smashhit „Drive“ der Cars. Das sind Titel, die Gänsehaut erzeugen. Hinzu gesellen sich Rocker wie „Black Betty“ und eine fantastische Version von Peter Gabriels „Here Comes The Flood“. Alles zu 100 Prozent a cappella – ohne Instrumente eingesungen – und damit der pure Genuss. Zwei Highlights zum Preis von einem? Zugreifen!
Die Musikszene im kleinen Luxemburg ist recht überschaubar. Da gibt es beispielsweise die Songwriterin Claudine Muno und ihre vielseitigen Lunaboots, den alleinherrschenden Schlagerkönig Fausti und die progressive Fraktion mit No Name – allerorten im Ländchen recht bekannt. Zugpferd der Szene ist allerdings John Rech, seines Zeichens Kulturbeauftragter der Stadt Dudelange, der zunächst mit seiner Band T42 unterwegs war, sich jetzt aber vermehrt dem Zweitprojekt Dream Catcher widmet.
Das Sextett trat erstmals 1998 in Erscheinung und bietet seitdem eine gesunde Mischung aus Celtic Folk, französischem Chanson und kreativer Popmusik. Das neue Album trägt den Titel „Vagabonds“ und enthält Stücke in französischer, englischer und luxemburgischer Sprache. Mittlerweile hat die Karriere der Traumfänger aus dem kleinen Luxemburg kosmopolitische Züge angenommen: Während der letzten Jahre haben sie Bühnen in Kanada, den USA, Japan, Singapur und natürlich überall in Europa bespielt. Da passt der Albumtitel sehr gut.
Musikalisch ist das neue Werk sehr vielseitig. Bereits der Opener „Je T’aime À En Mourir“ verpackt eine Endzeitvision kraft- und liebevoll in einen Song, der im Refrain die Qualitäten eines Ohrwurms für die Kneipe um die Ecke hat, in den Strophen aber dynamisch feinsinnig auf Chanson-Intimität zurückschaltet. „Not Too Old To Folk’n’Roll“ erzählt mit unverhohlener Celtic Pop-Attitüde, kreisender Fiedel und Akkordeon die nette Geschichte eines Vaters, der von der Tochter zurechtgewiesen wird, ob er denn nicht zu alt sei für Folk. Irisches Flair kommt auch in der grandiosen Paarung einer Liebesgeschichte und eines wilden Reels auf („Mountain Road / Mountain Race“).
Leichte Reminiszenzen an einen rockenden Jacques Brel der frühen 1960er werden mit „Au Flamingo Rose“ wach, nur dass hier auch noch eine feurige Fiddle den Beat antreibt. Einen Einblick in ihre luxemburgische Poesie gibt die Band mit der gefühlvollen, dramatisch sich aufbauenden Rockballade „Verluer“, in der sie von bretonischen Altrocker Dan Ar Braz an der Gitarre unterstützt werden. Und die lyrische Seite des Sextetts beweist sich auch auf Englisch, wenn John Rech sie zu perlendem Klavier seine „Maria“ besingt. Und inmitten all dem zwei veritable Hits: „J’veux Du Soleil Plein La Vie“ mit seinen raffinierten Pizzicato-Effekten und wippenden Akkordeon sowie der luftige Folkpop-Ohrwurm „Nanana“ haben das Potenzial zu Chartstürmern.
Auch wenn es in den letzten Jahren etwas ruhig war um Dream Catcher: Sie haben sich ihren europäischen Flair bewahrt und liefern ein Album, das das musikalische Geschehen in unserem kleinen Nachbarland ganz gut wiedergibt.
Das weltbekannte Musical mit der Musik von Frederick Loewe und Texten von Alan Jay Lerner feierte 1956 in New York seine Uraufführung und wurde fast sieben Jahre lang am Broadway gespielt. 1958 wurde die Aufführung zudem ins Londoner West End exportiert. Auch dort lief es fast sechs Jahre – und beide Standorte zusammen kommen auf knapp 5.000 Vorstellungen.
Hauptdarsteller in beiden Produktionen waren Rex Harrison und Julie Andrews. 1964 wurde das Musical verfilmt – mit Harrison in der männlichen Hauptrolle, allerdings wurde Julie Andrews durch die bekanntere Audrey Hepburn ersetzt. Wie dem auch sei: spätestens seit dieser Verfilmung gehört „My Fair Lady“ zu den bekanntesten Musicals der Welt.
Die Geschichte dürfte vielen geläufig sein. Professor Higgins wettet, dass er ein einfaches Blumenmädchen aus den Londoner Slums allein durch Umformung der Sprache zu einer High-Society-Lady machen kann. Objekt der Wette soll Eliza Doolittle, die Tochter eines Müllkutschers, sein. Mit abstrusen Sprachübungen schafft Higgins sich sein menschliches Kunstwerk und gewinnt die Wette. Eliza läuft weg, als sie von den Hintergründen erfährt, aber sie ist nun in keiner ihrer Welten mehr zuhause. Am Ende kehrt sie zu Higgins zurück.
Das Musical wurde so oft gespielt, dass die Lieder in den alltäglichen Liedgebrauch übergegangen sind. „I Could Have Danced All Night (Ich hätt‘ getanzt heut‘ Nacht)“, „Wouldn’t It be Lovely? (Wär‘ das nicht wunderschön)“ und „The Rain in Spain (Es grünt so grün wenn Spaniens Blüten blühen)“ kennt wohl jeder Ü40er. Schön also, dass man hier die Originalaufnahmen im Doppelpack geboten bekommt.
Das vorliegende 2-CD-Set bietet die komplette Aufnahme des Broadway Cast aus dem Jahr 1956 in Mono und die Aufnahme des London Cast 1958 in Stereo. Jeweils finden sich Rex Harrison und Julie Andrews in den Hauptrollen. Die Zeit hat kaum Spuren hinterlassen. Die Aufnahmen kommen glasklar aus den Boxen – wobei die Stereoaufnahme aus London zu bevorzugen ist.
Aufgefüllt wurden beide Silberlinge mit instrumentalen und vokalen Bonustracks aus verschiedenen Aufnahmesessions. Für Musicalliebhaber ein wertvolles Zeitdokument.
Die Gitarrenmeister Ezio Lunedei und Mark „Booga“ Fowell haben in den Jahren ihres musikalischen Schaffens den Spagat geschafft, den viele Bands vergeblich versuchen: Sie haben sich eine große Fangemeinde erspielt, die vor allem die energiegeladenen Livekonzerte schätzt, haben sich dabei aber ihre Unabhängigkeit bewahrt. Wenn man der Faszination von Ezio folgen will, muss man sie mal live erlebt haben. Das ist eine unumstößliche Tatsache und Resultat ihres unermüdlichen Bühneneinsatzes – egal ob sie als Duo oder mit kompletter Band unterwegs sind.
Das neue Werk „Daylight Moon“ startet ungewöhnlich: „Hey Little Girl“ ist ein unaufgeregter akustischer Track mit Banjo-Begleitung. Sehr poetisch und fast schon betörend. Danach geht es aber wieder in die Vollen. „Indian“ bietet eine verzerrte Rockgitarre und klingt wie frisch aus einem Tarantino-Soundtrack. Damit sind die beiden wieder in ihrem Element und starten eine Tour de Force durch die verschiedensten Referenzen von Blues und Folk. Nicht, dass sie Plagiate schaffen würden, aber manche Songs kommen einfach so genial durch die Boxe, dass sie auch von Blue Öyster Cult, Van Morrison, Neil Young oder Tito & Tarantula stammen könnten.
„Been A Long Time Coming“ bietet feinsten akustischen Folkrock, während „The Gypsy Song“ mit kratziger Violine eine weltmusikalische Richtung einschlägt. Die Jungs verstehen ihr Handwerk und präsentieren sich als formidable Singer / Songwriter. Den Abschluss macht das whiskey-geschwängerte „Down Down Down“ und man wünscht sich sogleich ein Livekonzert in der nächstgelegenen Bar.
Ezio Lunedei ist und bleibt ein genialer Sänger mit erdiger, straighter Charakter-Stimme. Und Booga ist eine Institution für sich. Dieses versunkene Gitarrenspiel, der selbstgefällige Blick in den Himmel, das entspannte Grinsen nach jedem gelungenen Solo – man sieht ihn förmlich in dieser Haltung vor sich, auch wenn man die Studio-CD hört. Vielleicht ist es Ezio mit diesem Album am bisher besten gelungen, das vielschichtige Live-Erlebnis für ein Studiowerk einzufangen, da es hier keine Genregrenzen gibt. Zumindest macht es vom ersten bis zum letzten Ton Spaß – und steht damit den Konzerten in nichts nach.
Der vorliegende Radiomitschnitt stammt von einer Michael Jackson Show in Auckland, Neuseeland, am 11. November 1996. Die History World Tour zeigte ihn in Topform – eine Show der Superlative.
Da es sich um eine Radoaufnahme handelt, darf man sich über ordentliche Audio-Qualität freuen. Besser als viele Bootlegs, die es von der Tour gibt. Jackson mischt neuere Hits wie „Scream“ und „Earth Song“ mit älteren Klassikern wie „Thriller“, „Beat It“ und „Billie Jean“ – er führt sogar ein paar frühe Jackson 5 Nummern aus den 70ern auf.
Michael Jackson wird immer als einer der talentiertesten und charismatischsten Künstler in Erinnerung bleiben. Diese Aufnahme macht klar, warum dies so ist. Ein schönes Zeitdokument für Fans des King of Pop. Zwar nicht in kompletter Konzertlänge, aber mit gut 74 Minuten hervorragend gefüllt.
Nach Erscheinen von „Blood Sugar Sex Magik“ (1991) waren die Red Hot Chili Peppers auf dem ersten Höhepunkt ihrer Karriere – und mussten eine große Krise bewältigen. John Frusciante stieg erstmals aus, da er mit dem großen Erfolg und den steigenden Zuschauermassen nicht klar kam. Man fand lange keinen passenden Gitarristen, was vermutlich ausschlaggebend für die lange Pause bis zum Album „One Hot Minute“ (1995) war.
Nichtsdestotrotz fand 1994 ein legendärer Auftritt auf dem Woodstock Festival statt, den sie fünf Jahre später nochmal toppen konnten. Hier findet sich nun eine FM-Radio Übertragung von Woodstock 1994, welcher die Band zu massivem internationalen Erfolg katapultierte. Der Set steigert sich bis zur Liveversion von „Under The Bridge“. Eine qualitativ sehr gute Aufnahme mit einer Länge von knapp 75 Minuten.
Seit ihrem internationalen Durchbruch mit „Jagged Little Pill“ hat die gebürtige Kanadierin Alanis Morissette immer wieder neu mit ihrer Musik begeistert. 1996 war sie auf dem ersten Höhepunkt ihrer Karriere, hatte das genannte Album doch gerade Platinstatus in den USA, Großbritannien und Deutschland erreicht. Der Rolling Stone listet es unter den Top 500 der besten Alben aller Zeiten.
So finden sich auch auf dieser Aufnahme Hits wie „Hand In My Pocket“, „You Oughta Know“ und „Ironic“, die Alanis Morissette ausdrucksstark performt. Ihre aggressive Stimme windet sich durch verschiedene Tonlagen und man spürt, wie sie live in ihren Songs aufgeht.
„The Lost Brodcast 1996“ ist eine reizvolle und bisher unveröffentlichte Radio-Live-Übertragung, aufgenommen am 11.07.1996 in Rom. Mit 77 Minuten Länge eine gute Erinnerung an ihre beste Zeit. Die Qualität des Mitschnitts hat ordentlichen Bootleg-Charakter. Der Sound ist nicht zu dumpf, man hört die Zuschauer recht laut, aber es bleibt alles im Rahmen.
1995 ist „Born In The USA“ elf Jahre alt und das aktuelle Werk trägt den Titel „The Ghost Of Tom Joad“. The Boss ist live immer noch der Größte, aber hitparadenlastig längst nicht mehr so präsent wie noch in den 80er Jahren. Das stört aber weder Fans noch Radiomacher.
Hier wird uns ein live Radiokonzert vom 09.12.1995 aus dem Tower Theater in Philadelphia beschert. Es enthält unter anderem als Opener den Titelsong des aktuellen Albums, den All-time-Favoriten „Born In The USA“ in einer melancholischen Country-Folk-Version und das wundervolle „Streets Of Philadelphia“.
Man hört ein klangvolles Gitarrenspiel des Meisters und auch seine Vocals kommen deutlich aus den Boxen. So wünscht man sich manches Bootleg in der Sammlung. Die Radio-Konzertlänge wird durch gut 30 Minuten Interview-Schnipsel aufgefüllt. Das wäre nicht unbedingt nötig gewesen (hört man sich ohnehin nur einmal an), ist aber eine nette Geschichte, um die Kapazitäten der CD Länge zu erschöpfen.
1981 in New York gegründet gehören Anthrax bis heute zur Speerspitze des Thrash Metal. In einem Atemzug genannt mit Slayer, Metallica und Megadeth sind sie Teil der „Big Four“ des Genres. Seit Mitte der 80er Jahre war Joey Belladonna der Frontmann und führte Anthrax in neue Sphären der Beliebtheit. Nach einer längeren und einer kürzeren Pause shoutet er auch heute wieder für die Band.
Die vorliegende Aufnahme ist eine Live-FM-Radiosendung entstanden im Juli 1987 im Arcadia-Theater in Dallas, Texas, nur wenige Wochen nach der Veröffentlichung von Anthrax dritter LP, als die Gruppe am Gipfel ihres Erfolgs und ihrer Kreativität war.
So sind die Tracks von „Among The Living“ auch stark vertreten und zeigen Anthrax in Topform. Die Schnelligkeit von Drums und Gitarren ist auch heute noch beeindruckend. Nach einem 8minütigen Drumsolo folgt eine Speed-Version von „God Save The Queen“ (Sex Pistols). Den Abschluss der Aufnahme bildet das Judas Priest Cover „Living After Midnight“.
55 Minuten Anthrax in guter Bootleg Qualität. Man hört (dem Radiomitschnitt geschuldet) ein leichtes Rauschen, doch das ist ebenso zu verkraften wie die Ein- und Ausblendungen zwischen den Songs. Nostalgiker werden ihre Freude dran haben.
Als Tupac Shakur im September 1996 erschossen wurde, ahnte noch niemand, dass die große Veröffentlichungsflut, die er bis dahin an den Tag gelegt hatte, postum noch weitaus stärkere Ausmaße annehmen würde. Nach seinem Tod erschienen ganze sieben erfolgreiche Alben, und noch 2005 erfolgte mit „Ghetto Gospel“, dessen Refrain von Elton John gesungen wurde, ein Spitzenplatz in den britischen und australischen Charts.
So verwundert es auch nicht, dass immer wieder neue Werke des Rappers auftauchen. Hier beispielsweise in Kollaboration mit „Biggie“ Notorious B.I.G. Dieser wurde ein halbes Jahr nach 2Pacs Tod ebenfalls in seinem Auto erschossen. Verschwörungsfreunde vermuten einen Zusammenhang. Geklärt wurde die Sache nie.
1998 erschien unter dem Titel „You Never Heard“ bereits ein Album als Kollaboration der beiden legendären Superstars – damals vom Rapper Trapp in die Wege geleitet und produziert. Wie es jetzt zur Fortsetzung kommt, geht aus dem Booklet leider nicht hervor. Nur eins ist klar: Man findet hier zwei der größten Hip-Hop Legenden zusammen auf einer Sammlung von sechzehn Tracks unveröffentlichter Hymnen.
Die Qualität der Aufnahmen ist mehr als okay. Meist sind es Studioaufnahmen mit gutem Klang. Kein Rauschen, ab und zu ein leichtes Knistern. Für Nostalgiker auf jeden Fall eine lohnenswerte Anschaffung. Schade nur, dass man null Infos zu den Hintergründen der Aufnahmen findet.