Sänger, Songwriter und Entertainer – all das war und ist Eddi Hüneke mit Leib und Seele. Und so ist es kein Wunder, dass er nach seiner Zeit bei den Wise Guys einfach als Solo-Künstler weitermachte und mit seiner Musik auch weiterhin Menschen begeistert. Aktuell erscheint bereits sein viertes Solo-Album „Im Ernstfall locker bleiben“ mit elf tollen neuen Songs.
In Tobi Hebbelmann hat Eddi nicht nur einen zuverlässigen Bühnenpartner am Klavier, sondern auch einen Partner fürs Songwriting und die Aufnahmen im Studio gefunden. Daneben sorgen noch zahlreiche andere Musiker für einen tollen Sound und teilweise für gute Songideen. So hat der ehemalige Sängerkollege Andrea Figallo an „Ein ganz normaler Dienstag“ mitgeschrieben, Samuel Harfst war Songwriting-Partner beim bewegenden „Bitte gib nicht auf“ und Heavy Man Ibu bereichert das nachdenkliche „Wir sind Geschwister“ mit einer französischen Strophe und Percussion.
Inhaltlich ist das Album so bunt und vielfältig wie das Leben selbst – vom optimistischen und erstaunlich rockigen (Neu-)Anfang mit „Ganz für dich da“ über den entspannten Titeltrack „Im Ernstfall locker bleiben“ im Reggae-Gewand und das wunderbare Liebeslied „Jeden Tag“ bis zu „Das Weihnachtslied“, mit dem Eddi den alljährlichen Vorweihnachtsstress thematisiert, diesem aber auch etwas entgegensetzt. Zu meinen Lieblingstiteln gehört das herrlich verrückte „Sturm auf die Hausi“. Hier wird nicht nur der Albtraum aller Teenager-Eltern von einer Sturmfrei-Party ihres Nachwuchses sehr humorvoll beschrieben, sondern auch der Badezimmer-Rave ausführlich zelebriert – am Ende gibt es einfach eine Hausi mit den Nachbarn! Der Abschlusstitel „Eine geruhsame Nacht“ ist die perfekte letzte Zugabe bei einem Konzert, rundet aber natürlich auch dieses Album stimmungsvoll ab.
Zwei Bonustracks gibt es noch obendrauf: Eine Acoustic Version des Titels „Flüstern“ von Eddis erstem Solo-Album „Alles auf Anfang“ und die sehr stimmungsvolle Vertonung des Gedichtes „Stufen“ von Hermann Hesse, beide ganz pur nur mit Pianobegleitung. Zwei schöne Zugaben für ein überzeugendes Album eines tollen und sympathischen Künstlers!
Es ist vielleicht ein Fluch für so manche Musiker, dass sie auch nach längeren Solokarrieren immer noch mit der Band in Verbindung gebracht werden, mit der sie ihre ersten Erfolge hatten. Bei Eddi Hüneke war das die A-cappella-Gruppe WISE GUYS – und ich glaube, er erinnert sich ganz gerne an diese Wurzeln. Schließlich hat er für sein aktuelles Album „Träum weiter“ unter anderem auch einige ehemalige Mitsänger zu Gast im Studio. Der gemeinsam aufgenommene Song „Weißt du noch“ gehört auf jeden Fall zu den vielen Highlights von Eddis neuem Werk.
Der sympathische Kölner ist nicht nur ein toller Sänger, sondern auch ein großartiger Songwriter mit einem guten Gespür für eingängige Melodien und aussagekräftige Texte. Bei den Wise Guys hat er dies ebenso unter Beweis gestellt wie auf seinen ersten beiden Solo-Alben – und „Träum weiter“ zeigt eindrucksvoll, dass ihm die guten Ideen noch lange nicht ausgehen. „Musik, die Mut macht“ – so beschreibt der Künstler selbst seine Lieder äußerst treffend. Und wenn sich der Opener und Titelsong von den poetischen Strophen zum begeisternden Refrain steigert, macht das nicht nur Mut, sondern verbreitet auch ungemein viel Lebensfreude!
Vielfältig und passend für verschiedenste Lebenslagen geht es dann weiter – mal glücklich verliebt mit „Immer wieder neu“, mal herrlich verrückt mit der „Lebkuchensamba“ oder zutiefst entspannt und zufrieden in „Ich fühl mich gut bei dir“. Wenn ihm der Trubel der Welt mal zuviel wird, singt Eddi „Komm, wir gehen auf den Friedhof“ – und wer dann trotz allem noch nicht zufrieden ist, kann sich zumindest auf ein „Frohes Neues Jahr“ freuen.
Eine ganze Reihe talentierter Musiker sorgen für die vielseitigen und stimmige akustischen Arrangements. Neben den bereits eingangs erwähnten Sängerkollegen bekommt Eddi auch noch mehr gesangliche Unterstützung. Gemeinsam mit Jördis Tielsch singt er das bezaubernde Duett „Zwischen den Welten“, und mit Tobi Hebbelmann, der ihn schon seit längerem als Bühnenpartner begleitet, feiert er in „Das Ziel ist der Weg“ die wohltuende Normalität nach der Corona-Zwangspause. Für den Abschlusstitel „Friedenslied 2022“ hat sich Eddi dann einen ganzen Jugendchor und die junge Solistin Norea eingeladen und verbreitet mit ihnen eine der wichtigsten Botschaften unserer Zeit: „Lasst uns gemeinsam Friedenslieder singen!“
Eddis Lieder laden zum Tanzen und Mitsingen ein, wärmen Herz und Seele und machen manchmal auch einfach nur Spaß. So soll gute Musik sein!
Alte Bekannte sind die Nachfolgeband der Wise Guys. Nach Auflösung der zeitweise bekanntesten A-cappella-Gruppe Deutschlands konnte Mastermind Daniel „Dän“ Dickopf nicht still sitzen und gründete mit den Kollegen Nils Olfert und Björn Sterzenbach die neue Truppe, die man stilecht „Alte Bekannte“ nannte. Auch dort gab es inzwischen einen Besetzungswechsel: Nils wurde durch Friedemann Petter ersetzt.
In Trier hatten die Wise Guys schon große Erfolge gefeiert. Anfangs noch in der Tufa, dann in der Europahalle, später in der Arena. Für die Nachfolger muss die Europahalle ausreichen – und auch da waren die Vorzeichen denkbar schlecht. Kurzfristig musste man die Hygieneregeln auf 2G ändern, was absolut verständlich ist, aber wohl viele potentielle Zuhörer dazu veranlasste, ihre Tickets zurück zu geben. Überhaupt hört man allenthalben, dass die Vorverkäufe regionaler Konzerte nur bescheiden laufen, was mit der Verunsicherung vieler Mensch verbunden ist.
In der Europahalle hatten sich gestern nur ca. 200 Zuschauer eingefunden. Die vielen Lücken gaben zunächst ein trauriges Bild ab, doch Dän fackelte nicht lange und holte die Leute nach vorn („langsam kann ich meine Lehrer verstehen“). Im Publikum waren auffallend wenig Kinder. Auch das ist eher selten für ein Konzert der Truppe, doch die Stimmung war schon nach wenigen Songs sehr gut und trug das Quintett durch ein gelungenes Konzert. Zwei komplette Stunden plus einer 20minütigen Pause wurden geboten. Eine etwaige Enttäuschung aufgrund der Zuschauerzahl ließ man sich nicht anmerken. Allein Dän klang etwas verschnupft bei seinen Ansagen. Das kann aber auch an einer herannahenden Erkältung gelegen haben.
Das Programm konzentrierte sich auf das neue Album „Bunte Socken“, dessen Titelsong direkt als Zweites geboten wurde. Den Anfang machte aber das Erkennungslied „Wir sind alte Bekannte“, das schon begeistert mitgesungen wurde.
In der ersten Konzerthälfte stammten die meisten Ansagen von Dän. Er freute sich über viele Dinge: Dass die alten Bekannten in der ältesten Stadt Deutschlands auftreten („das passt“), dass man endlich wieder vor echten Menschen spielen darf und (wenn man pessimistisch auf aktuelle Corona-Zahlen schaute) dass man „noch“ vor echten Menschen spielen darf. Es war allerdings kein Frust über die 2G-Regel zu hören. Alle Sänger seien zweimal geimpft und täglich getestet („Hier stehen 15G“). Das Lamentieren der Ungeimpften konnte Dän nicht nachvollziehen und fand auch harte Worte dagegen. „Manchmal kommen wir uns vor, wie das Streichquartett auf der Titanic. Nur zu fünft.“
Neuling Friedemann Petter gab einen hervorragenden Einstieg. Er ist um einiges jünger als die restlichen Bandmitglieder und sorgte für frischen Wind. Sein erstes Solo „Du hast mich in dich verliebt“ wurde begeistert aufgenommen. Bariton Ingo Wolfgarten ist zur Freude des Publikums in die Eifel gezogen und hat dort ein Tonstudio gebaut. Ihre Erfahrungen damit gaben Alte Bekannte mit dem Cover „You’re In The Eifel Now“ (Original: Status Quo) zu Gehör. Danach gab es mit „Billig Jeans“ zum naheliegenden Song von Michael Jackson ein weiteres Cover.
Es muss aber nicht immer alles lustig sein. „Solang’ ich noch was fühle“ ist ein ernster und zugleich optimistischer Song. Solche Balladen haben mir schon bei den Wise Guys immer gut gefallen. Friedemann brachte mit „Watch Over You“ ein berührendes Arrangement von Alter Bridge mit ein. Und damit es zum Ende der ersten Halbzeit nicht allzu sentimental wurde, gab es noch „Powerfrau“, einen Klassiker der Wise Guys.
Für die zweite Konzerthälfte hatten sich die Sänger in Schale geworfen und erschienen im Anzug. Es gab spannende thematische Titel über den perfekten Mann (der ähnlich häufig wie ein Einhorn und der Weihnachtsmann vorkommt), das Kleinkind in der Terroristenrolle und den ewigen Kampf Ausschläfer vs. Frühaufsteher.
Friedemann bekam eine Lehrstunde in 80er-Jahre-Musik mittels eines Medleys aus Titeln wie „Sweet Dreams“, „Shout“, „Easy Lover“ und „Don’t You“. Er revanchierte sich mit dem Wise Guys-Stück „Sing mal wieder“ und einer fulminanten Gesangsstunde für das Publikum, dessen Stimmen zum Schluss gar dreistimmig ertönten.
Für den letzten regulären Song „Tattoo“ wurde spontan die kleine Leonie auf die Bühne geholt – vielleicht 5 oder 6 Jahre alt -, die im Vorfeld durch ihre Tanzkünste aufgefallen war, und wibbelte den Song perfekt mit.
Im Zugabenblock kamen die Fans der Wise Guys mit Titeln wie „Thank you for travelling with Deutsche Bahn“ und „Jetzt und hier“ auf ihre Kosten. Es war ein besonderes Konzert unter besonderen Umständen. Wollen wir hoffen, dass die Alten Bekannten und Popp Concerts im nächsten Jahr wieder ein ausverkauftes Haus vermelden können.
Ich habe an dieser Stelle schon öfter darüber geschrieben, warum BASTA in der deutschen A-cappella-Szene für mich an erster Stelle stehen: Es sind die unglaublich einfallsreichen Texte von Songwriter William Wahl. Man traut ihm zu, aus jedem Thema einen mitreißenden Song zu machen – mal witzig und ironisch, dann wieder voll ehrlicher Melancholie.
Das zwanzigjährige Bühnenjubiläum der Band aus Köln ist Grund genug für eine Best-of-Compilation. Und das Repertoire, aus dem sie dafür schöpfen können, umfasst immerhin neun vollgepackte Studioalben. Wer die Jungs einmal live erlebt, wird ganz sicher dem Charme ihrer Darbietung erliegen und sie in die persönliche Favoritenliste aufnehmen. Zu den Livequalitäten kommen aber auch die Studioalben, die zum größten Teil selbst verfasstes und arrangiertes Liedgut enthalten und immer aufs Neue die komödiantischen Qualitäten des Quintetts betonen. Kein anderes deutsches Vokalensemble ist so frech und spritzig wie diese fünf Burschen
William Wahl überrascht als Songwriter stets mit seinem unendlichen Ideenschatz. Aber auch die anderen Bandmitglieder sind in der Songauswahl von „Eure liebsten Lieder“ vertreten. Werner Adelmann beispielsweise mit „Legalize a cappella“, das gegenwärtig aufgrund geltender Hygienebestimmungen eine ganz neue Bedeutung erhält. Oder Thomas Aydintan, der dem „Bratislava Lover“ nicht nur seine tiefe Stimme verleiht sondern ihn wie kein Anderer verkörpert. Außerdem sind häufig bekannte Künstler wie Oliver Gies und Bodo Wartke am Songwriting beteiligt.
Ich bin immer wieder beeindruckt von den klanglichen Ideen und der fantasievollen vokalen Umsetzung. Dabei sind in dieser Zusammenstellung viele meiner All-time-favourites zu finden, nämlich der unglaublich geniale Büro-Shanty “Cut, Copy & Paste”, das allen männlichen Musen gewidmete Lied “Jochens”, das missglückte Liebeslied „Du tropfst“ und der kulinarische Beziehungsratgeber „Lauch“.
Es gibt die ganze Themenvielfalt, die BASTA auszeichnet. “New York, Rio, Gütersloh” ist ein Gute-Laune-Titel, der das Leben im Tourbus persifliert. Ebenso wirkt „Guten Morgen“ als Motivation an trüben Tagen. Auch „Wer gehört zu mir“ darf nicht fehlen, bei dem René Overmann unnachahmlich genial seinen „Herbert Rosenberg“ gibt.
Ganz große Momente sind für mich immer Williams Liebeslieder, bei denen er im besten Fall auch selbst die Leadstimme singt. Dabei bewegt sich der Songwriter nie in den festgefahrenen Bahnen “normaler” Lovesongs, sondern beleuchtet die Thematik ganz neu. Ich nenne nur „Die zweite Geige“, bei dem er sich ausnahmsweise am Piano begleitet. In der hier vorliegenden Liveaufnahme aus der Philharmonie Köln gibt es gar orchestrale Klänge. Oder „Lara“, das ganz zu den Anfängen der Band führt.
Den ersten Track der Compilation liefert übrigens mit „Lebenslauf“ ein komplett neuer Song, in dem BASTA ihre Karriere eindrucksvoll zusammenfassen („Wussten noch nie, wohin die Reise geht / kleine Schritte auf ’nem langen Weg / und Jahre später fällt mal eben auf / hey, wir teilen uns den Lebenslauf“). Was bleibt zu sagen? BASTA sind die Speerspitze der Szene. Ihre Livekonzerte sind ein Feuerwerk der guten Laune – und jedes Album gehört in die private Sammlung aller Freunde vokaler Popmusik. Auch und vor allem diese Best-of-Zusammenstellung, die Fans guten Gesangs über die coronabedingte Konzertpause hinweg trösten kann.
Neben dem Doppel-Album mit den 40 Lieblingsliedern der Fans und der brandneuen Single gibt es auch eine limitierte 3CD-Box mit unveröffentlichten Archiv-, Live-Aufnahmen und Remixes. Die Box enthält dazu ein Poster, auf dessen Rückseite sich Erläuterungen und Anekdoten zu den Songs der Deluxe-Bonus-CD finden und 5 Postkarten der aktuellen Band-Mitglieder.
Es muss im Jahr 2008 gewesen sein, als sich „Deutsche Welle TV“ bei mir meldete. Wir hatten ein Konzert mit unserem Vokalensemble und sie wollten eine Reportage darüber bringen. Motto: Rheinland-Pfalz hat prozentual gesehen deutschlandweit die meisten Chorsänger. Die fünfminütige Doku beginnt mit Aufnahmen eines verlassenen Dorfes, meines Heimatorts. Man hatte sich die ältesten Gebäude und leere Straßen für ein Stimmungsbild ausgesucht. Die Idee dazu: „Was soll man hier schon Anderes machen als zu singen?“. Wir konnten darüber lachen, denn schließlich ist Singen unser liebstes Hobby – aber auch nicht mehr. Ich kann aber nachvollziehen, wie es Daniel Dickopf, Sänger und Hauptsongwriter bei den Wise Guys und den Alte Bekannten, gegangen sein muss, als der WDR eine Doku über die Auflösung der Wise Guys sendete. Die Aufnahmen waren einseitig zusammen geschnitten und zeigten eine zerstrittene Band. Alles Positive wurde vorsorglich weggelassen, um die Tendenz des Beitrags nicht zu stören.
Davon berichtet Dän, wie ihn Fans und Freunde liebevoll nennen, sehr offen in seinem Buch „Sommer ist, was in deinem Kopf passiert – Kneipengespräche über Gott und die Welt“. Dass Kneipengespräche einen äußerst philosophischen Charakter haben können, weiß wohl jeder, der mal morgens um drei Uhr als Letzter in der Lieblingskneipe saß – mit zugezogenen Vorhängen, weil die Sperrstunde schon längst vorbei war – und mit dem Wirt in politische Diskussionen verfiel. Grundlage dieses Buches sind ähnliche Situationen: Daniel Dickopf wollte keine herkömmliche Biographie schreiben. Er ließ sich aber von dem Theologen und Journalisten Bernd Becker zu einer Interview-Reihe überreden, die an 6-7 Abenden in verschiedenen Kölner Kneipen stattfand, von dem Co-Autor mitgeschnitten und inhaltlich zusammengefasst wurde. Das Ergebnis ist ein eindrucksvolles Taschenbuch mit Geschichten aus Däns Karriere und mit tiefen Einblicken in seine Ansichten und Gefühle.
Es geht um die unterschiedlichsten Themen, aber natürlich spielt Musik immer eine herausragende Rolle. Dän berichtet von seinen musikalischen Anfängen, den ersten Auftritten der Wise Guys, der Freundschaft und den späteren Streitigkeiten. Dabei ist er grundehrlich und versucht, nichts zu beschönigen. Trotz seiner oft subjektiven Sichtweise schwingt auch immer das Verständnis für die Kollegen mit. Dann geht es um vermeintlich Alltägliches im Musikerleben: Woher die Ideen für die Songs kommen, wieviel Autobiographisches in den Texten steckt, warum man auch nach Jahrzehnten auf der Bühne noch Lampenfieber hat, wie Nähe und Distanz zu den Fans entstehen und das tägliche Leben beeinflussen. Solche Hintergründe sind absolut faszinierend – vor allem wenn man nur die Künstlerseite eines Sängers kennt.
Was in Däns Kopf passiert, ist nicht immer nur „Sommer“. Er berichtet authentisch von seinen Depressionen. Das kann Mut machen, vor allem in solch schwierigen Zeiten wie den gegenwärtigen. Ohne Corona hätte es das Buch vielleicht (noch) nicht gegeben. Bei bis zu 150 Auftritten pro Jahr bleibt nur wenig Freizeit für solche Projekte. Wie aktuell das Buch ist, merkt man, wenn Dän von seinen Aktivitäten im Jahr 2020 spricht. Er hat viele seiner Lieblingslieder erstmals instrumental aufgenommen und es wird zwei neue Kinderlieder-CDs geben: eine jetzt im Herbst, eine in der ersten Jahreshälfte 2021. Die Pandemie-Krise macht kreativ. Und Kinderlieder sind dankbare Möglichkeiten, da Dän sie nicht live auf der Bühne ausprobieren muss.
Fans der A-cappella-Musik und Chorsänger kommen hier voll auf ihre Kosten. Es gibt wertvolle Tipps zu Straßenmusik und anderen Auftritten. Man bekommt ein Gefühl dafür, wie es ist, vor 70.000 Menschen zu spielen. Dän lehnt sich auch weit aus dem Fenster und beschreibt die Eigenschaften der Menschen in verschiedenen Städten – natürlich nur was ihre Funktion als Publikum angeht.
Ganz zum Schluss gibt es auch klare politische Aussagen. Gegen die AFD, gegen Heimatstolz, für Weltoffenheit und starke Gefühle. Daneben ist Dän der Lokalkolorit aber wichtig. Das Verhältnis der echten Kölner zu ihrer Stadt ist nun einmal ein ganz besonderes. Dän erzählt vom Karneval, von den vielen Liedern über die Stadt, von Bands und Einzelpersonen. Entdeckt wurden die Wise Guys von den Höhnern, die ihre Karriere zu Beginn enorm unterstützen. Dann gibt es auch lustige Anekdoten, beispielsweise zum legendären Auftritt bei „Geld oder Liebe?“ der nicht den erwünschten Erfolg brachte, weil just an diesem Tag Lady Di verstarb und die Sondersendungen die entsprechende Show bis spät in die Nacht verschoben.
Behutsam gehen die Gespräche auf das schwierige Verhältnis zu den Ex-Kollegen ein. Journalist Bernd Becker leistet hier eine klasse Arbeit, wenn er Däns Aussagen und Gedanken zu verschiedenen Themen zusammenfasst und in eine gut lesbare Textform bringt. Man erhält tiefe Einblicke in die Gedankenwelt eines sympathischen Menschen, der aber auch seine Ecken und Kanten zeigt. Wie nach dem zehnten Bier in der Stammkneipe.
Was Veröffentlichungen betrifft, sind Alte Bekannte ziemlich fleißig und haben knapp drei Jahre nach der Bandgründung schon ihr drittes Album am Start. Allerdings gab es ja leider dieses Jahr auch kaum Gelegenheit für die fünf Jungs, live auf der Bühne zu stehen, und so wurde die kreative Energie wohl vermehrt in die CD-Produktion gesteckt. Das Ergebnis heißt „Bunte Socken“ und bietet 15 neue A-cappella-Songs.
Wie bereits mit den Vorgängeralben geht die Reise weiter mit einem dicht arrangierten Pop-Sound auf technisch hohem Niveau. Leider fehlen in all der Perfektion oft die unterhaltsamen Überraschungsmomente, die für mich A-cappella- Musik ausmachen. Kaum ein Song kann beim ersten Durchhören auf Anhieb begeistern. Mit etwas mehr Ruhe und genauerem Blick auf die Texte erschließt sich dann durchaus das Potential von „Solang‘ ich noch was fühle“ oder des Titelsongs „Bunte Socken“. „Anfang und Ende“ klingt jedoch sowohl inhaltlich als auch musikalisch irgendwie kopiert und das ruhige „Gewöhnt“ ist zwar eine nette Ballade von Dän, aber es fehlt der Gänsehautfaktor.
Die Band musste zwischendurch auch noch einen Sängerwechsel verkraften, da Nils aus persönlichen Gründen ausgestiegen ist. Mit Friedemann Petter wurde ein neuer Tenor gefunden, der sich in den Arrangements gut einfügt und auch als Solist mit „Du hast mich in dich verliebt“ und „Nenn mir einen guten Grund“ eine passable Figur macht, aber zumindest rein akustisch nicht die charismatische Gute-Laune-Ausstrahlung von Nils ersetzten kann.
Zum Glück gibt es trotz allem ein paar Highlights. Bass Björn überzeugt mit dem lässigen „Leben und Leben lassen“ und Ingo macht mit „Nicht mein Zirkus“ eine kraftvolle Ansage. „Weniger ist Mehr“ mit Clemens im Leadgesang bezaubert mit einer tollen Begleitung in den Strophen und einer schönen Botschaft und „Das Leben“ ist eine wunderbare Dän’sche Philosophie frei nach John Lennon. Äußerst gelungen ist auch der Abschlusstitel „Wir würden tierisch gern noch bleiben“, mit dem Alte Bekannte sehr pointiert die missliche Lage fast aller Künstler in der Corona-Krise besingen.
Auch wenn „Bunte Socken“ für mich persönlich nicht mit dem Debüt der Band und vor allem nicht mit anderen aktuellen A-Cappella-Veröffentlichungen mithalten kann, werden Fans der Band sicher auf ihre Kosten kommen. Vor allem bleibt die Hoffnung, dass in nicht allzu ferner Zukunft die neuen Songs auch wieder live ihr Potential entfalten können und spätestens dann ein paar Funken mehr überspringen.
Nachdem Eddi Hüneke vor zweieinhalb Jahren mit deinem Solo-Debüt „Alles auf Anfang“ überzeugte, legt es jetzt nach. Auf seinem aktuellen Album „Alles wird gut“ hat er nun Verstärkung dabei – den Pianisten Tobi Hebbelmann alias Der Typ im blauen T-Shirt.
Dass es sich hier um eine durchaus gleichberechtigte Partnerschaft handelt, wird schon beim Aufklappen des Digipacks deutlich. Denn innen sieht man quasi ein alternatives Cover, überschrieben mit „Tobi und einer von den Wise Guys“. Und auch sonst ist das Album zwar wie der Vorgänger geprägt vom Humor, der stilistischen Vielfalt und dem Gesang Eddi Hünekes, genauso aber auch vom Klavierspiel und den musikalischen und inhaltlichen Einfällen Tobi Hebbelmanns. Die beiden ergänzen sich perfekt und präsentieren zwölf erfrischend und akustisch arrangierte neue Songs mit unterhaltsamen, aber auch hintergründigen Texten.
Das Album startet mit dem optimistischen und wegweisenden Titelsong „Alles wird gut“, um sich anschießend all den kleinen und großen Dingen zu widmen, die das Leben manchmal schwierig, aber letztendlich ebenso schön machen. Eddi taucht zu Ukulelen-Klängen ein in die Abgründe von einem „Spieleabend“, verrät uns aber auch zu entspannten Lounge-Rhythmen, warum er so gerne in „Das Cafe am Baggersee“ geht. „Der Typ im blauen T-Shirt“ wird uns ausführlich vorgestellt und wir erfahren, wo es „Immer noch am schönsten“ ist.
Für zwei Lieder ist sogar ein ehemaliger Kollege von den Wise Guys mit dabei. Marc „Sari“ Sahr singt gemeinsam mit Eddi und Tobi „Wir sind Freunde“ – wobei diese Freundschaft ziemlich auf die Probe gestellt wird! Und er unterstützt tatkräftig im Background vom herrlich selbstironischen „Er war niemals bei den Wise Guys“, wo Tobi als Hauptsänger glänzen darf. Zwischendurch wird es auch mal ruhig und nachdenklich, etwa mit dem schönen Liebeslied „Trotzdem geht´s mir gut“ oder bei „Fahrrad fahren“, das Eddi in Erinnerung an seinen verstorbenen Vater geschrieben hat. Das Ende des Albums schlägt dann wieder komplett in den absurden Humor um, wenn in ziemlich nerviger Manier mit „Im Urlaub muss man fröhlich sein“ die Leiden eines Pauschalreisenden besungen werden.
Einen kleinen Minuspunkt gibt es leider für die Gestaltung des Booklets. Die Fotos sind super und Neonorange ist auch eine coole Farbe – aber kombiniert mit Weiß wird die Lesbarkeit der Lyrics sehr erschwert, was bei diesen tollen Texten doch ziemlich schade ist. Ansonsten ist „Alles wird gut“ aber ein gelungenes Album und eine Empfehlung für alle Freunde von guter deutschsprachiger Musik, die sich nicht so einfach in eine Schublade packen lässt!
Wer Viva Voce einmal live erlebt hat, wird die Show nicht mehr vergessen, denn das ist ihre große Stärke. Sie nehmen die Bühne ein: mit parodistischen Elementen, immer in Bewegung, frisch und unverbraucht. Ja, sie sind wahre Glücksbringer und die musikalische Perfektion begeistert alle Zuschauer. Leider sind Auftritte momentan rar gesät. Daher kommt die neue CD „Glücksbringer“ gerade recht, die das Quintett wenn schon nicht auf die Bühne, dann aber wenigstens in den heimischen CD-Player bringt. Eigentlich sollte das über Startnext im Crowdfunding finanzierte Album pünktlich zum Tourstart des neuen Programms erscheinen. Nun ist das Programm auf 2021 verschoben – die 13 fantastischen neuen Songs gibt es trotzdem.
Seit 22 Jahren schon mischt die Band aus Ansbach die deutsche A-cappella-Szene mächtig auf. Sie wurde von Mitgliedern des renommierten Windsbacher Knabenchors gegründet. Zwei davon (Bastian Hupfer und David Lugert) sind bis heute mit dabei, ein drittes Gründungsmitglied (Thomas Schimm) kümmert sich ums Management. Jörg Schwartzmanns und Heiko Benjes stießen im Lauf der Jahre hinzu – und seit kurzem ist Matthias Hofmann neu dabei. Wenn mich jemand fragt, was nun unter all den vielen A-cappella-Gruppen das Besondere an Viva Voce ist, dann sind es vor allem ihre Vielseitigkeit, die grandiosen Stimmen und die immer neuen Ideen.
Das Album heißt sehr passend „Glücksbringer“, denn Glück kann man nicht planen. Ob beim Autofahren, im Alltag, an Silvester oder bei der Klassenarbeit: nicht selten hofft man auf Unterstützung durch Schornsteinfeger, Marienkäfer, Kleeblätter, 1-Cent-Münzen oder sogar rote Unterwäsche. Aber zum Erfolg braucht es letztendlich das eigene Zutun. Auch das neue Studioalbum von Viva Voce – das erste nach vier Jahren – entstand ungeplant glücklich in einer eigentlichen Unglückszeit.
Anfang 2020 machten sich die fünf Herren unter anderem in Zusammenarbeit mit dem befreundeten Textdichter Tobias Reitz beim Songwriting für das neue Live-Programm auf die musikalische Suche nach dem Glück. Wenige Wochen später mussten sie jedoch schmerzlich erfahren, wie nah Glück und Unglück doch manchmal beieinander liegen. Überrumpelt – wie ziemlich jede*r von den Ausmaßen und Auswirkungen der Corona Pandemie – wurden auch für die Ansbacher Stimmakrobaten alle Liveauftritte abgesagt.
„Wenn Du nicht weißt, wie Dir geschieht, weil Du so gar nicht lustig bist dann kommt von irgendwo ein Lied, das ganz und gar akustisch ist“, so heißt es im Track „Der A-cappella-Song“. Man machte also aus der Not eine Tugend und widmete sich dem Schreiben eines neuen Studioalbums. Und die große Fangemeinde trug ihren Teil dazu bei. Über eine Crowdfunding-Plattform hatten die treuen Fans der Band in der Lockdown-Phase die Möglichkeit, im Vorfeld die Produktion zu unterstützen, wodurch das Album vorfinanziert und so überhaupt möglich gemacht werden konnte.
Bei so viel positiver Energie während der schwierigen Entstehungszeit des Albums, wundert es nicht, dass es das bisher tiefsinnigste und doch heiterste Album in der 20-jährigen Bühnenkarriere von Viva Voce geworden ist. Allein die musikalische Suche nach dem Glück im Großen, Kleinen und auch in uns selbst verspricht schon Glücksgefühle. Die dreizehn Songs erwärmen dazu jeden trüben Gedanken und bringen Momente zum Leuchten.
„Der A-cappella-Song“ beispielsweise bringt als erster Vorbote bereits Zuversicht und so manches Lächeln zu den Menschen. Mit dem nötigen Augenzwinkern verdeutlichen Viva Voce, dass Musik in jeder Lebenslage helfen kann – vor allem wenn sie in so gekonnter A Cappella-Manier vorgetragen wird. Unterstützt wird der Song an der Gute Laune-Front von dem schmissigen „Catch me if you can“ und dem eingängigen Ohrwurm „Nimm es nicht so ernst“. Nachdenkliche Töne geben dem durchwegs positiven Album die nötige Bodenhaftung. „Wurzeln und Flügel“ erzählt vom sorgensüßen Glück des Elternseins, „Der Gedanke“ und „Zwischen uns der Himmel“ loten die Weite und Nähe zwischenmenschlicher Beziehungen aus.
Ein urkomischer, liebevoller Seitenhieb auf die boomende Seemannspop-Fangemeinde ist „Die Ratten verlassen das singende Schiff“, während „Namaste, Anand!“ einen Ausflug in die fernöstliche Glücksphilosophie macht. Sehr gelungen auch die Liebeserklärung ans gemeinsame Älterwerden: „Bis dass man Brot uns schneidet“.
„Glücksbringer“ erfüllt seine Mission – mit lustigen, authentischen und bisweilen nachdenklichen Texten. Die Arrangements sind sehr stimmig und man sieht die fünf quasi vor sich, beim Verbreiten von guter Laune und 5stimmigem Wohlklang.
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Mag sein, dass es dieses Album ohne den Corona Lockdown nie gegeben hätte. Daniel Dickopf, genannt Dän, ist nämlich ein sehr umtriebiger Musiker und Songwriter. Nach dem Ende der Wise Guys ging es umgehend mit der Nachfolgeband Alte Bekannte weiter. A cappella – wie seit 35 Jahren, die Däns musikalische Karriere umfasst. Das nächste Album der Alten Bekannten ist gerade in Arbeit, aber in den letzten Monaten blieben die Liveauftritte aus. Zeit genug also, sich einen Traum zu erfüllen: Dän hatte schon länger die Idee, seine Lieblingssongs der Wise Guys mit einer „echten“ Band aufzunehmen. Das Ergebnis liegt jetzt vor und es finden sich 18 bekannte Titel im ganz neuen Sound.
Da sind zum Beispiel der rockige Titelsong und das rifflastige „Das ist der Hammer“, aber auch der beliebte Wise Guys Song „Jetzt ist Sommer“ im schmissigen Bigband Sound. Dän geht in die Vollen und fährt ordentlich Bläser auf. Von den reduzierten Arrangements mit Beatbox und Mouth Percussion also keine Spur mehr. Selbst die ganz frühen Stücke wie „Alles im grünen Bereich“ und „Köln ist einfach korrekt“ (mit HipHop-Einlagen von Rapper Mo-Torres) klingen frisch und modern. Natürlich erfährt auch der Kölner Lokalkolorit seine Würdigung, beispielsweise in „Hürth, meine Perle“ und „Deutscher Meister“.
Es bleibt aber nicht nur laut. Dän war immer der Spezialist für melancholische Lovesongs. „Ich liebe sie dafür“, „Irgendwas an ihr“, „Wie kann es sein“, „Ein Engel“, „Herbst am See“ und „Träum vom Meer“ erklingen als Klavierballaden und Miniaturen an der akustischen Gitarre – so kommen die wunderschönen Melodien ganz neu zur Geltung.
Dän hat sich ein Geschenk zum 50. Geburtstag gemacht, das auch a cappella Freunden im Allgemeinen und Wise Guys Fans im Besonderen gefallen wird. Da sind seine liebevollen, satirischen und ernsten Texte, verfeinert durch ganz besondere Arrangements. Reggae, Rock, Funk und gefühlvolle Balladen wechseln sich ab. Alle Songs wurden von Dän geschrieben – und er kann aus einem riesigen Repertoire schöpfen. Zum einen ist es eine Reise in die Vergangenheit, doch in den neuen Versionen etabliert Daniel Dickopf sich auch als Songpoet und Deutschpop-Künstler. Davon kann gerne noch mehr kommen.
Nur anderthalb Jahre nach ihrem erfolgreichen Debüt „Wir sind da“ hat die A-cappella-Gruppe Alte Bekannte mit „Das Leben ist schön“ schon ihr zweites Album am Start. Die Band, die zu drei Fünfteln aus der Konkursmasse der Wise Guys hervorgegangen ist (wie es Sänger Dän auf der letzten Tour so schön formulierte), präsentiert darauf 15 neue Songs voller Lebensfreude und mit viel Humor.
Der Opener „Es macht Spaß, auch mal nett zu sein“ ruft zu mehr Freundlichkeit im Alltag auf und „Schöne Neue Welt“ spielt mit Reimen auf verschiedenste Nationalitäten und zeichnet halb ironisch, halb hoffnungsvoll die Utopie eines friedlichen Miteinanders. Im Titelsong „Das Leben ist schön“ werden all die wunderbaren Kleinigkeiten aufgezählt, die das Leben lebenswert machen; dass es ohne Geld dann aber doch nicht ganz so schön ist , bekennt die Band im folgenden „30 Millionen“.
Vier der fünf Sänger sind inzwischen am Songwriting beteiligt, wobei Dän wie gewohnt für fast alle Texte verantwortlich ist. Und jeder darf mal in den Vordergrund und die Hauptstimme singen. Clemens sorgt für Rap-Einlagen, kann in „Du bist wieder hier“ aber auch seine sanfte Seite zeigen und Nils ist der Mann für optimistische Gute-Laune-Songs wie „Ich kann nicht klagen“ oder „Heut ist mein Tag“. Dän ist etwa für abstruse Theorien in „Verschworen“ zuständig, gibt sich aber auch gemeinsam mit Nils und Ingo als „Die Partykracher“. Björn darf mit seinem Bass „Der perfekte Mann“ präsentieren und Ingo glänzt mit dem emotionalen Liebeslied „Bedingungslos“, oder besingt in „Viel zu Verliebt“ einen Egozentriker.
Ihren Sound hat die A-cappella-Band noch konsequenter in Richtung Pop weiterentwickelt. Dabei wird intensiv Mouth-Percussion eingesetzt, was mir persönlich schon manchmal zu viel wird, wenn auch die übrigen Begleitstimmen eher rhythmisch eingesetzt werden. Zum Glück gibt es zwischendurch auch ruhigere und melodische Songs wie „Erober‘ deine Welt“ oder „Wenn’s nach mir ging“.
Mit „Das Leben ist schön“ haben Alte Bekannte ein solides Album hingelegt, bei dem zwar nicht alle Titel beim ersten Hören schon zünden, das aber durchaus von Mal zu Mal gewinnt und vor allem auch einiges Live-Potential erkennen lässt.
Mit den Wise Guys hat er schon vor Zehntausenden Zuschauern gesungen, doch nach dem Ende der erfolgreichsten deutschen Vokalgruppe hat er sich entschieden, nicht etwa a cappella weiter zu machen, sondern fortan sein Geld als Singer / Songwriter zu verdienen. „Alles auf Anfang“ heißt dementsprechend auch das Soloalbum – und es kommt bei den Fans sehr gut an (lest HIER unsre Review).
Zunächst einmal ist es gewöhnungsbedürftig, Eddi vor einem sitzenden Publikum in der Trierer Tuchfabrik zu sehen. Der Saal war auch nur halb gefüllt. Doch es war ein enthusiastisches Publikum, das dem Sänger von Beginn an begeistert folgte, als er mit dem Titelsong des Albums die Show startete.
Er war auch nicht allein auf weiter Flur. Als kongenialen musikalischen Partner hatte er sich Tobi mitgebracht, den Klavierlehrer seiner Kinder. Der bediente wahlweise das Keyboard, den Bass und ein Cajon. Und überhaupt war er als Sidekick eine großartige Bereicherung für den Abend.
Eddi versuchte sich auch an mehreren Instrumenten: hauptsächlich an der Gitarre mit Ausflügen Richtung Keyboard. Außerdem gab es einen elektronischen Ersatz für diverse A-cappella-Passagen: eine Loopstation, mit der Eddi immer wieder Geräusche und Klänge aufnahm, um sie mehrstimmig abzuspielen.
Die Songs waren bunt gemischt vom Soloalbum – dazu gab es aber auch neue Titel und Cover zu hören. Mit launischen Geschichten leitete er die Songs ein und erzählte unter anderem von seinem 13jährigen Sohn und dessen Nackenschmerzen. Der Arzt hatte das Smartphone-Problem erkannt und eine „Daumenpause“ verordnet. So hieß dann auch das entsprechende Lied.
Als englischsprachige Coverversion gab es „You Raise Me Up“ in einer eindringlichen Version. Und später im Programm auch den eigenen Titel „Why“, der Eddi zu der Bemerkung veranlasste, dass er in London geboren und aufgewachsen sei. Es bestand aber gar keine Notwendigkeit, die Verwendung englischsprachiger Lyrics zu begründen. Diese standen ihm genauso gut wie das übrige Programm.
Aus einem Koffer mit eigentümlichen Instrumenten zauberte Eddi ein altertümliches Xylophon hervor, auf dem Tobi auf Zuruf des Publikums den Wise Guys-Hit „Ohrwurm“ intonierte. Das war dann aber auch die einzige Hommage an die Vergangenheit. Vor der Pause, die nach einer Stunde erfolgte, griff Eddi zur Ukulele und nahm uns mit zu einem „Spieleabend“.
Der Start nach der Pause war sehr atmosphärisch mit einer Vertonung des Gedichts „Jedem Anfang liegt ein Zauber inne“ von Hermann Hesse. Das empfand ich als sehr berührend. Es gab aber auch weiterhin genügend Klamauk: Eddi interpretierte ein veganes Trennungslied und er ließ Tobi für einen Solospot allein, der am Piano einige Highlights aus „100 Hits in C-Dur“ zu Gehör brachte. Als besondere Challenge mussten die beiden auf Wunsch des Publikums in der Verkörperung von Reinhard Mey (Tobi) und Klaus Kinski (Eddi) den Hit „Über den Wolken“ darbieten, was zum Lacherfolg wurde.
„Ab durch die Mitte“ war der Abschluss des regulären Sets. Im Zugabenteil gab es den gesellschaftskritischen Hit „Mach das Maul auf“ und ganz zum Schluss eine Neuinterpretation von Simon & Garfunkels „The Boxer“, die die Lebensgeschichte eines Dachdeckers beschrieb.
Eddi und Tobi konnten mit ruhigen Tönen berühren und mit ihrem Humor das Publikum begeistern. So war es ein rundum gelungener Abend. Eddi hat den Sprung von der Band in die Solo- bzw. Duopfade geschafft und man darf ihm viel Glück für die Zukunft wünschen. Der Anfang ist gemacht.
Die Wise Guys sind seit letztem Jahr Geschichte, musikalisch geht es aber für die meisten der Sänger dennoch weiter. Im Gegensatz zu drei seiner Ex-Kollegen, die mit der Gruppe Alte Bekannte a cappella weitermachen, hat sich Eddi Hüneke für eine Neuorientierung entschieden. „Alles auf Anfang“ ist gleichzeitig Titel und Programm seines Solo-Debüts, auf dem er dreizehn abwechslungsreiche und toll instrumentierte deutschsprachige Songs präsentiert.
Das Album startet direkt mit dem Titelsong, der mit seinem rhythmische Piano-Intro sofort gute Laune macht und sicher auch der perfekte Live-Opener ist. Musikalisch ruhiger und mit sanften Gitarrenklängen geht es in „Das könnte euch so passen“ weiter. Inhaltlich stehen auch hier die Zeichen auch Anfang, wobei zunächst die Leere und Dunkelheit vor dem Neubeginn thematisiert werden, während mit „Ich wünsche euch Glück“ der rebellische Aufbruch folgt.
Aber keine Angst: Eddi verarbeitet mit diesem Album nicht nur seine jüngste Vergangenheit, sondern hat auch ein paar andere Themen auf Lager. So ist etwa das von Country-Gitarren begleitete „Daumenpause“ eine ironisch pointierte Abrechnung mit notorischen Smartphone-Abhängigen, und „Kein Bock auf Tanzen“ erzählt humorvoll von den Nöten eines Mannes, der von der Freundin mal wieder in den Club geschleppt wird – Big Band Sound inklusive. Politisch und sozialkritisch wird es schließlich mit „Mach das Maul auf“ und „Freiheit“.
Stilistisch lassen sich die neuen Songs in keine Schublade packen – so wie schon mit den Wise Guys bewegt sich Eddi auch weiterhin fröhlich durch verschiedenste Genres. Meistens passt sich die Musik dabei dem Text an. So verbreitet das verträumte „Sansibar“ entspanntes Urlaubs-Feeling, das von der Erfüllung eines Lebenstraumes erzählende „Flüstern“ ist eine rockige Punk-Hymne zum Mitgröhlen, und das ziemlich philosophische „Startschuss“ wird von ambitioniertem Jazz-Piano begleitet. „Lust auf dich“ kommt als brave Songwriter-Ballade daher und überzeugt mit einer nicht komplett unerwarteten, aber treffenden Wendung – hier ist die Handschrift von Mit-Texter Bodo Wartke unverkennbar.
Auch wenn ich Eddi Hüneke bei den Wise Guys bereits als großartigen Sänger und talentierten Songwriter kennengelernt habe, hat er mich mit „Alles Auf Anfang“ äußerst positiv überrascht, indem er ein solch musikalisches und thematisches Feuerwerk entfacht. Wenn dieses Debüt wegweisend ist, dann dürfen wir uns wahrlich noch auf viele tolle Songs von ihm freuen!
Wer weiß, was ohne The Flying Pickets aus der internationalen und vor allem deutschen a cappella Szene geworden wäre. 1984 landeten sie mit dem Yazoo-Cover „Only You“ einen Riesenhit und waren damit Vorreiter für Stimmakrobaten wie die 6-Zylinder in Westdeutschland und die Herzbuben (später: Die Prinzen) im Osten. Seit 1991 ist mit dem Ausstieg von Garreth Williams kein Mitglied der ursprünglichen Besetzung mehr dabei. Die Band ist seither häufigen Umbesetzungen unterworfen, veröffentlicht aber nach wie vor neue Alben und tourt oft durch Europa. Das Repertoire umfasst überwiegend Coverversionen und vereinzelt eigene Kompositionen.
Die hier zusammengefassten Alben „Everyday“ und „Big Mouth“ stammen aus den Jahren 2005 und 2008. Recht aktuelles Material also. Zu dieser Zeit war Andrea Figallo noch Mitglied der Band, der kurze Zeit als Sänger und Produzent der Wise Guys berühmt werden sollte. Musikalisch gibt es scheinbar keine stilistischen Grenzen: Aus den Ingredienzien von Pop, Blues, Jazz, Gospel, Soul und Rock weben die Sänger ihren ganz und gar eigenen Sound. Und den serviert die A-cappella-Gruppe mit einer stimmlichen Perfektion, die ihresgleichen sucht. Da sitzt jeder Ton, trifft jeder Song mit einer beachtenswert zielsicheren Präzision das musikalische Herz.
Meine Highlights sind die Cover von Tracy Chapmans „Fast Car“ und dem Smashhit „Drive“ der Cars. Das sind Titel, die Gänsehaut erzeugen. Hinzu gesellen sich Rocker wie „Black Betty“ und eine fantastische Version von Peter Gabriels „Here Comes The Flood“. Alles zu 100 Prozent a cappella – ohne Instrumente eingesungen – und damit der pure Genuss. Zwei Highlights zum Preis von einem? Zugreifen!
Für viele Fans war es ein Schock, als die bekannteste und erfolgreichste A-cappella-Gruppe Deutschlands ihre Auflösung im Jahr 2017 bekanntgab. Bis dahin werden noch einige Konzerte gespielt werden, aber es wird die Wise Guys definitiv nicht mehr geben. Höchstens neue Projekte der einstigen Bandmitglieder.
Diese Entwicklung war aber abzusehen. 25 Jahre gibt es die Wise Guys schon – und in den letzten 20 Jahren haben sie die A-cappella-Szene im Sturm erobert, ja beherrscht. Die letzten Alben landeten allesamt in den Top 10 (aber keines auf Platz 1, was das nicht erreichte Ziel der Wise Guys war), die Konzerte waren meist ausverkauft und die Hallen wurden immer größer. Die Wise Guys haben einige Rekorde gebrochen, doch zum Ende hin merkte man ihnen auch die Müdigkeit an. Das ständige Touren stresste, die CDs klangen einander immer ähnlicher. „Läuft bei euch“ war nur noch eine Resteverwertung übrig gebliebener Songs. Also aufhören, wenn es am schönsten ist? Scheint so. Einige Mitglieder der jetzigen Besetzung wollen eigene, andere Wege gehen. Also kommt die Zeit, die Zusammenarbeit friedlich zu beenden, ohne von den Umständen dazu gezwungen zu sein.
„Wir werden euch vermissen / damit sind wir nicht allein /es gibt tausend gute Gründe / dankbar für die Zeit zu sein“ singen die Wise Guys in ihrem neuen Song „Wir werden euch vermissen“. Es ist eins von zwei neuen Liedern auf der Doppel-CD „Das Beste komplett“ und es ist ihr definitiver Schlussakkord. „Was für eine Reise, was für eine tolle Zeit“ heißt es weiter im neuen Song und lässt die letzten 25 Jahre Revue passieren. Allerdings reicht das Versmaß längst nicht aus, um allen Highlights der Laufbahn gerecht zu werden.
Das Kapitel Wise Guys steht für 16 Alben, fünf Goldene Schallplatten, einen ECHO, über zehn Millionen Klicks in den einschlägigen Internetportalen, über eine Million Konzertbesucher, den Weltrekord für das größte A Cappella-Konzert aller Zeiten und für unzählige Konzerte im gesamten deutschsprachigen Raum sowie in Großbritannien, Luxemburg, Frankreich, Polen, Kanada und den USA.
So unterschiedlich die einzelnen Tracks auf „Das Beste komplett“ auch sind, die gemeinsame Klammer ist der hörbare Spaß, den die Wise Guys mit ihren Liedern haben. Dass sie dabei keinerlei Instrumente benötigen oder besser ihre Stimmen als Instrumente nutzen, steht einmal mehr auf der Habenseite.
Seit die CD bei uns im Haus ist, haben die Kinder nun die Hoheit über den CD Player einmal mehr an sich gerissen. Beide Silberlinge ihrer Lieblingsband laufen rauf und runter. Und auch wir Eltern erfreuen uns an „Mädchen lach doch mal“, „Nur für dich“ und dem „Ohrwurm“. Hier findet man 40 Titel, die jeder A-cappella-Fan kennen sollte.
Kein schöner Tag für die A-cappella-Freunde der Nation, als die Wise Guys ihre Auflösung verkündeten. Sind sie doch die erfolgreichste Vokalgruppe Deutschlands, mit mehreren Nummer-2-Alben und Goldenen Schallplatten in Serie. Der Zauber schien aber über die letzten Jahre verflogen. Der Deal mit einem Majorlabel brachte nicht den erhofften Erfolg, die Alben ähnelten sich vom Aufbau immer mehr und das letzte Werk „Läuft bei euch“ war gar nur noch eine Resteverwertung übrig gebliebener Stücke. Anstehende Besetzungswechsel gaben dem Ensemble schließlich den Rest. Schade, denn für jeden Laienchor sind ihre Arrangements zwischen Pop und Comedy-Schlager seit Jahren eine Bereicherung.
Momentan sind die Wise Guys mit neuem Bass auf Abschiedstour. Bis in den Sommer 2017 wird diese noch laufen. Und wer die lange Geschichte noch einmal Revue passieren lassen will, ist mit der autorisierten Biographie „Wir hatten eine gute Zeit“ sehr gut bedient. Als Autorin konnte man die Journalistin Verena Koll gewinnen. Und ich muss sagen: Sie hat sich wirklich in die Materie rein gekniet. Wie man aus dem Buch erlesen kann, hat sie unzählige Treffen mit den Sängern absolviert, Weggefährten interviewt, vermutlich jeden kleinsten Zeitungsschnipsel gelesen und die bandeigenen Wise Guys-Magazine bis ins Detail studiert.
Ich finde es imponierend, welches Hintergrundwissen man hier bekommt. Nicht unbedingt in chronologischer Reihenfolge (bisweilen springt die Autorin durch verschiedene Epochen), aber doch immer mit rotem Faden und grob nach den großen Kapiteln der Bandgeschichte sortiert.
Natürlich stehen die Erfolge im Vordergrund. Der Aufstieg von einer (instrumentalen) Schulband hin zum Nonplusultra der A-cappella-Szene. Die Protagonisten verraten viele Geheimnisse zu ihrer Probearbeit, dem Verhalten hinter den Kulissen, geben Tipps zu Aufnahmetechniken aber auch zur richtigen Ernährung vor dem Konzert und zum Auftreten auf der Bühne.
Was aber trotzdem nicht verschwiegen wird, sind die Probleme, die es hinter den Kulissen gab. Der Ausstieg von Bandmitgliedern und die Gründe werden deutlich thematisiert, auch die Wechsel von Produzent und Label. Dinge, die man mit viel Euphorie angegangen war, die man aber im Nachhinein als falsch erkannte (beispielsweise das instrumentale Album „Zwei Welten“).
Selbst wer den Werdegang der Band von Anfang an verfolgt hat, kann auf diesen 320 Seiten noch Neues erfahren. Was geht den Sängern vor einem Auftritt vor mehreren Tausend Zuschauern durch den Kopf? Wie denken einstige und jetzige Weggefährten über das Ende der Band? Warum war Dän zeitweise so sauer auf die Lokalrivalen Basta? Was haben Bläck Fööss, Höhner und Jürgen von der Lippe mit dem Erfolg der Wise Guys zu tun? Wie sieht die Zukunft der Bandmitglieder aus? Selbst eine depressive Phase verbunden mit einer Angsterkrankung wird von Dän offen thematisiert. Mutig gewährt er so einen Blick in seine Seele.
Die Biographie hat mich gefesselt wie ein guter Roman. Zeitweise konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Kann man einer Journalistin ein besseres Kompliment machen? Auch die Ausstattung mit vielen bunten Seiten voller historischer Farbfotos ist absolut stimmig. Wer noch nie eine der legendären Totalnächte der Wise Guys besucht hat (ich war zumindest auf dreien), wird 2017 noch einmal die Gelegenheit dazu haben, aber vermutlich kein Ticket bekommen. Mit diesem Wälzer gibt es auch eine Art Totalnacht – in Buchform.
Süßer die Glocken nie klingen… Wir werden uns daran gewöhnen müssen für die nächsten Wochen. Doch was ist das? Alexa Feser liefert uns eine wundervolle Version mit zusätzlichen lyrischen Strophen. Ein atmosphärisches Musikstück ganz im Stil ihrer eigenen Songs, die mit solcher Leichtigkeit von alltäglichen Dingen erzählen. Ich muss sagen, allein dieser Titel ist es schon wert, sich die vierte Giraffenaffen-CD mit dem Titel „Winterzeit“ anzuhören.
Die Giraffenaffen-Reihe begeistert groß und klein schon seit der ersten Ausgabe. Die einzigartige Zusammenstellung unterhaltsamer Musik mit neu interpretierten, frischen und frechen Liedern hatte es immer in sich. Und nun gibt es auch eine Compilation zur besinnlichen Zeit.
Egal ob Chartstürmer Mark Forster, der coole Henning Wehland, die süße Annett Louissan, Multitalent Yvonne Catterfeld, Namika, die A-cappella-Band Wise Guys, die exotische Oonagh oder das Elektropo-Duo Glasperlenspiel – diese und viele weitere Künstler und Bands liefern exklusiv ihre ganz eigenen Interpretationen von Winter- und Weihnachtslieblingshits.
So haben sie neue Versionen von Klassikern wie „Leise rieselt der Schnee“, „Stille Nacht“ oder auch „Der kleine Trommler“ aufgenommen. Und selbst Marquess verlässt den Reggae-Einheitsbrei mit „Und Frieden für die Welt“. Den Titelsong zum Album („Das muss wohl der Winter sein“) steuern Glasperlenspiel mit melancholischen Anwandlungen passend bei.
Meine Highlights sind neben oben genanntem Alexa Feser-Track auch Mark Forster mit seiner Schlittenfahrt „Jingle Bells“, das getragene „Winter Wunderland“ von Yvonne Catterfeld und Newcomerin Namika, die „Rudolf, das kleine Rentier“ besingt. Nicht alles ist perfekt. „Stille Nacht“ verträgt in meinen Augen keinen Elektropop und Annett Louisan klingt diesmal zu süßlich. Alles in allem bietet das Album trotzdem einen gelungenen Ausweg aus dem Weihnachts-Allerlei.
Alle Künstler haben etwas gemeinsam: Sie lieben Kinder. Deshalb geht ein Teil der Einnahmen von Giraffenaffen an das Kinder- und Jugendwerk „Die ARCHE“ e.V., dessen Ziel es ist, Kinder von der Straße zu holen und sie wieder ins Zentrum der Gesellschaft zu stellen. Die Einrichtungen bieten tägliche Mahlzeiten, Hausaufgabenhilfe, Sport- und Musikangebote und vor allem ganz viel Aufmerksamkeit.
Ein knappes Jahr ist erst seit Erscheinen ihrer letzen CD „Achterbahn“ vergangen, und schon hat Deutschlands derzeit erfolgreichste A-Cappella-Band wieder ein neues Album am Start – laut eigener Aussage unter anderem deshalb, weil aus der Kreativphase zum Vorgänger noch so viele gute Songs übrig waren. In Abwandlung des Jugendwortes 2014 nennen die Wise Guys ihr aktuelles Werk bewusst zweideutig „Läuft bei euch“.
Nicht nur der Titel, auch zahlreiche Songs beschäftigen sich mit Phänomenen des Zeitgeistes. „Selfie“ etwa oder „Gaffen“ sind typische Wise-Guys-Titel aus der Feder von Daniel „Dän“ Dickkopf, der gewohnt humorvoll bis kritisch die Macken seiner Mitmenschen beleuchtet. Mit „Warten“ spricht er wahrscheinlich zahlreichen Männern aus der Seele, und der Opener „A cappella“ ist ein schönes Bekenntnis zur selbstgewählten Darbietungsform.
Wie bereits der Vorgänger ist „Läuft bei euch“ komplett in Eigenregie produziert. Und erstmals sind alle Lieder auch für treue Fans wirklich neu, wogegen man bei früheren Alben viele Titel schon von der vorherigen Tour kannte. Beide Aspekte kann ich aber nicht uneingeschränkt positiv bewerten. So technisch perfekt die Produktion von Andrea Figallo auch ist, vermisse ich doch manchmal den Charme und den puren A-Cappella-Sound früherer Alben. Und es gibt einige Songs, wie etwa „Lass die Sau raus“ oder „Liebelein“, die wahrscheinlich live richtig zünden, in der Albumversion aber nicht so recht überzeugen. Ganz besonders schlimm ist das bei „Party unter Palmen“, das mich mit seinem dumpfen Disco-Beat eher zum Drücken der Skip-Taste als zum Tanzen bringt.
Aber es gibt auch Highlights, wie etwa die ruhigeren Titel „Die wahren Helden“ und „Tim“, die vor allem inhaltlich berühren. Ersterer zollt den alltäglichen Helden abseits des Rampenlichts Respekt, und letzterer nähert sich aus ungewohnter Perspektive dem sensiblen Thema Mobbing. Zudem beweisen die Wise Guys wieder ihre stilistische Vielfalt. Von gefühlvollen Balladen wie „Du fehlst mir“ über atmosphärische Songs wie „Du stehst im Sturm“ bis zu „Der Rock´n´Roll ist tot“, das zumindest musikalisch dieses Genre wiederaufleben lässt, ist alles mit dabei. Zum Schluss überzeugen die Jungs dann nochmal auf ganzer Linie mit dem toll arrangierten und witzigen „Sie klatscht auf die 1 und die 3“.
„Läuft bei euch“ ist nicht die beste Wise-Guys-CD aller Zeiten, aber auf jeden Fall ein gutes A-Cappella-Album. Vor allem zeigen die Kölner mal wieder, dass man ohne Instrumente oder künstliche Sounds und mit eigenen intelligenten deutschen Texten richtig gute Musik machen kann. Live funktioniert das dann alles noch ein bisschen besser – und deshalb freue ich mich jetzt schon auf die nächste Tour!
Bauchklang – das Vocal Groove Projekt aus Österreich – gastierte am 30. Mai in der Trierer Tuchfabrik. Jetzt muss ich sagen, dass ich ja im weiten Feld des A-cappella-Gesangs schon einiges erleben durfte. Von den Hardrockern Van Canto, die mit fünf Vokalisten und einem Schlagzeuger gestandene Metalhymnen auf die Bühne bringen, bis hin zum Rap-Duo Aggro Hürth, das seine Hip-Hop-Weisheiten als Reinkarnation zweier Mitglieder der Wise Guys präsentiert. Aber was Bauchklang hier geleistet haben, war nochmal ganz speziell.
Leider hatten sich nur knapp unter 100 Zuschauer in der Tufa eingefunden. Für die Stimmung war das allerdings ganz gut, konnte so die Fläche vor der Bühne doch in eine riesige Tanzfläche verwandelt werden. Allein mit der Kraft ihrer Stimmen erzeugten die Österreicher nämlich die Atmosphäre eines heißen Dance-Clubs. Diese Form eines A-cappella-Raves stand den elektronischen Vorbildern in nichts nach. Die Beatboxer erzeugten Klänge von Hip-Hop, Reggae, Trance, Techno, Drum & Bass und Ambient Sound ganz ohne Instrumente. Wer die Augen schloss, konnte den Unterschied nicht bemerken.
Das Ergebnis war eine Meisterleistung an stimmlicher und klanglicher Vielfalt. Die Masse ließ sich von der Illusion treiben und die Tufa wurde zum heißen Dancefloor. Gäste enterten die Bühne und begannen im Überschwang der Emotionen zu rappen. Es war ein ganz besonderer Genuss.
Zugegeben: Wer sich nur von dem Label „A cappella“ hat in die Tufa locken lassen, wird etwas befremdet gewesen sein. Doch es gibt ja genug Möglichkeiten, sich vorab zu informieren, ob man solcherart Musik einen ganzen Abend lang ertragen kann. Fünf CDs sind erzwischen von dem Quintett erschienen. Das neue Album „Akusmatik“ gibt es gar als Vinyl-Album! Andere Vertreter des Genres dürften darauf wohl neidisch sein. Für Club-DJs kann es jedenfalls eine nette Bereicherung für die Plattensammlung darstellen.
Das Konzert dauerte nur knapp 70 Minuten, doch man konnte verstehen, dass den Stimmen hier Höchstleistungen abgefordert wurden. Übrigens hatten die Sänger bereits nachmittags auf dem Trierer Hauptmarkt Werbung für das Ereignis gemacht und ein (unerlaubtes) Spontankonzert gegeben. Schon praktisch, wenn man keine Instrumente braucht.
Damit meine fünfjährige Tochter mit mir zum Konzert fährt, muss schon etwas ganz Besonderes geboten werden. Bisher waren das die Wise Guys – und kürzlich das Popmusical „Prinzessin Lillifee und die verwunschene Insel“. Also zieht die Kleine ihr Prinzessinnenkostüm an, staffiert sich mit Krone und Zauberstab aus und ab geht’s in die Arena Trier. Glücklicherweise war in letzter Minute ein Verzicht auf die Feenflügel möglich (mit Hinweis auf die beengten Platzverhältnisse in den Stuhlreihen). Zum Ausgleich musste aber noch ein zusätzlicher Zauberstab vom Merchandise her: in Herzform und mit Blinklicht. So ausgestattet konnte die Show beginnen.
Die Geschichte um Prinzessin Lillifee ist ein Familienmusical. Also eine Veranstaltung für Großeltern, Vater, Mutter und Tochter. Nicht für den Sohn – das war deutlich zu spüren. Die Arena füllte sich mit Prinzessinnen und Gefolge. Ich habe mit viel Mühe auch einen bedauernswerten Jungen in der drittletzten Reihe des Innenraums ausmachen können, der vermutlich mangels Babysitter gegen seinen Willen mitgeschleppt wurde.
Die Geschichte, die erzählt wurde, lässt sich folgendermaßen zusammen fassen: Bei einem Ausflug mit dem Heißluftballon stürzen Prinzessin Lillifee und ihre Freunde ab. Mit Glück landen sie auf einer Insel mitten im Ozean – doch dabei verliert Lillifee ihren Zauberstab. Ohne dessen Kräfte müssen sich die fünf Freunde vom mächtigen Zauber, der auf dem verwunschenen Eiland lastet, befreien. Erst dann können sie die Rückreise in ihre Heimat antreten. Auf dem nebligen Gipfel des Vulkanes findet Lillifee den Herrscher der Insel. Jetzt kommt sie dem Geheimnis des Fluches auf die Spur…
Die Figuren wurden zwar von Erwachsenen gespielt, doch die Darstellung war bunt und kindgerecht, so dass diese Tatsache nicht negativ auffiel. Ich sag mal so: Als Erwachsener muss man sich schon daran gewöhnen, zwei Stunden lang Pupsi das Schwein und Henry den Hasen zu ertragen, deren Rollen zudem recht schrill angelegt sind. Prinzessin Lillifee erinnerte zudem entfernt an Cindy aus Marzahn (was sich in der rosa Ausstattung und den aufgebauschten blonden Haaren manifestiert, nicht etwa in überschüssigen Pfunden).
Alle Schauspieler zeigten eine ordentliche Leistung – und vor allem die Fee Bella, die Hexe Alba und den Troll möchte ich da hervor heben. Für Spannung, viele lustige Momente und einige leicht gruselige Szenen war durchgehend gesorgt. Außerdem wurde stilvoll gesungen und getanzt. Das hat den kleinen Zuschauerinnen gut gefallen, die sich bis zum Ende des Stücks zum Teil vor der Bühne versammelten und die Hexe zu der süffisanten Bemerkung „Bei dem Lärm kann ich nicht zaubern“ veranlasste.
Das Musical ist für Mädchen zwischen 4 und 10 Jahren empfehlenswert. Die Umsetzung ist sehr gelungen – angefangen mit der Ballonfahrt über die bunte Südsee-Insel bis zu den dunklen Höhlen des Trolls. Kleinere Kinder sollten auf jeden Fall einen Erwachsenen mit dabei haben. Und was mir sehr sauer aufstieß: Manche Eltern verließen schon gut 10 Minuten vor Schluss die Show, vermutlich aus Angst vor dem adventlichen Samstagabend-Stau. So konnten sich die Darsteller kaum ordentlich vor ihren kleinen Fans verbeugen, da sich der Saal rasend schnell leerte. Papa und Tochter fuhren jedenfalls hoch zufrieden nach Hause. Und die gerade erworbene Musical-CD wurde noch am Abend gehört, am nächsten Tag, dann nochmal und nochmal… Lillifee geht halt immer.