Erst vor vier Monaten war Peter Maffay auf seiner aktuellen Tour in der Arena Trier. Jetzt gab es ein Open Air im Strandbad Losheim am See – gerade mal 36 km entfernt. Ein Risiko? Keineswegs, wenn man die Fans von Peter Maffay kennt. Sie folgen dem ehemaligen Schlagersänger und jetzigen Deutschrocker einfach überall hin. Mehr als 8000 Zuschauer fanden sich im schönen Ambiente des Losheimer Sees ein. Es stimmte einfach alles: Strahlender Sonnenschein, nur ein paar Wölkchen am Himmel. Und die Kulisse des Sees ist einfach traumhaft.
Es ist immer noch die Tour zum Album „Wenn das so ist“, das 2014 erschien. Kein beschauliches Alterswerk, sondern ein ordentliches Stück Rock’n’Roll. Welcher Künstler mit vier Jahrzehnten Musikgeschichte auf dem Buckel kann es sich schon erlauben, kaum Klassiker im Konzert zu spielen? Und dann auch noch auf einem Open Air, wo solche Freiluftveranstaltungen doch ohnehin Best-of-Charakter haben. Lindenberg, Grönemeyer, Westernhagen trauen sich das nicht. Der vierte im Bunde der alten Herren allerdings schon.
Maffay (mit 65 weisen Jahren) spielte fast das komplette aktuelle Album – neun lange Songs, die es in sich haben. Einziger Unterschied zur Hallentour: Sie werden nicht mehr komplett am Stück gespielt, sondern auf die Setlist verstreut. Logisch fährt das Publikum zur Hochform auf, wenn „Weil es dich gibt“ erklingt oder „Tiefer“, doch sie folgen auch den neueren Stücken und hängen gebannt an den Lippen des Meisters.
Maffay ist ein Sympathieträger auf der Bühne. Open Air gibt es nicht mehr den ins Publikum ragenden Bühnenring der Hallentour, doch auch hier stand er schon beim dritten Song ganz vorne auf Tuchfühlung mit der ersten Fanreihe. Noch andere sollten das Glück haben, ihm ganz nahe zu sein. Er nahm enthusiastische Fans zum Mittanzen und Mitsingen auf die Bühne. Und mit Alex, der die obligatorische Gitarrenverlosung gewann, gab es reichlich Smalltalk. Ganz der nette Musiker von nebenan. Starallüren sind da Fehlanzeige.
Der Bühnenaufbau sah große fahrbare LCD-Wände vor. Jeder Song wurde mit einer faszinierenden Lightshow versehen, die bis in die letzten Reihen wirkte. Mit einbrechender Dunkelheit baute sich eine wundervolle Stimmung auf. Maffay bestritt das Konzert mit einer hervorragenden Band, in der unter anderem Pascal Kravetz, Bertram Engel und Carl Carlton mitwirkten. Dazu eine Riege von drei Backgroundsängern.
Eine Ruhepause gönnte Maffay sich zur Mitte des Sets. Zunächst durfte Carl Carlton seinen Song „Moonlight in New York“ präsentieren und mit starken stimmlichen Fähigkeiten glänzen. Dann kamen die Common Linnets auf die Bühne, eine Folkpopband aus Holland, die 2014 beim Eurovision Song Contest Platz 2 hinter der Wurst belegten. Ganze fünf ruhige Songs beginnend mit dem Hit „Calm After The Storm“ gab es von Ilse DeLange und JB Meijers. Und auch Maffays Backgroundsänger (unter anderem Ken Taylor und Linda Teodosio) durften mit der feinen Ballade „Say Something“ ran.
Etwas viel Gäste für ein Maffay-Konzert, doch die Fans hat es augenscheinlich nicht gestört. Kein Wunder, wenn der Star des Abends zum Ende des regulären Sets noch zwei Kracher raus haut: „Gelobtes Land“ und der fantastische Finalsong „Halleluja“ – zwei Stücke aus dem Jahr 2014, die absolut Gänsehaut erzeugen. Begeisterungsstürme waren die Folge.
Im Zugabenblock gab es das unvermeidliche und vor allem von den Zuschauern gesungene „Über sieben Brücken musst du gehn“. Danach die Ankündigung, dass die Tabaluga-Reihe entgegen aller Ankündigungen doch fortgeführt wird und im Herbst ein neues Album zum Thema Freundschaft erscheint. Den Titelsong präsentierte Maffay dann gleich als Vorgeschmack zusammen mit den Common Linnets: „Es lebe die Freundschaft“. Um 23 Uhr entließ schließlich „Sonne in der Nacht“ die begeisterte Menge, die noch lange nicht mit Zugaberufen fertig war.
Der alte Mann hat’s immer noch drauf. Das ist mein Fazit. Die Tour heißt „Niemals war es besser“. Dem will ich jetzt nicht unbedingt zustimmen. Aber: Er war immer schon so gut – das trifft es. Die Zeit mit klassischem Orchester ist vorbei. Jetzt gibt es wieder rockende Gitarren und ein Saxofon. Garanten für eine fantastische Maffay-Show, wie sie sein muss.
Setlist – Peter Maffay, Strandbad Losheim am See, 30.05.2015
- Niemals war es besser
- Nur du hörst
- Der Kreis
- Hoch und höher
- Schwarze Linien
- Wenn das so ist
- Weil es Dich gibt
- Wer liebt
- Wenn der Himmel weint
- Moonlight in New York (Carl Carlton)
- Calm after the Storm (Common Linnets)
- Give me a Reason (Common Linnets)
- Hungry Hands (Common Linnets)
- Still Loving After You (Common Linnets)
- We don’t make the wind blow (Common Linnets)
- Kein Weg zu weit
- Glaub an mich
- Tiefer
- Say something (Backgroundsänger)
- Sie bleibt
- Gelobtes Land
- Halleluja
Zugaben
- Über sieben Brücken musst Du gehn
- Es lebe die Freundschaft — Tabaluga
- Sonne in der Nacht