Symphonic Metal ist in – und so hat sich auch die Wiener Band Autumn Bride schnell in der Metalszene etabliert. Gegründet 2016 haben die Österreicher bereits zwei Singles auf den Markt geworfen, bevor im Jahr 2021 ihr Debüt „Undying“ mit zehn Songs erschien. Parallelen zu Bands wie Nightwish und The Gathering sind unverkennbar. Sängerin Suzy Fingernagel hat zuvor bei einer Maiden-Tribute-Band gesungen, doch sie kann auch ordentlich zu den Bombastklängen einer sinfonisch angehauchten Band schmettern.
Dass die Bandmitglieder vor allem aus Thrash- und Death-Metal-Gefilden stammen, merkt man nicht unbedingt. Druckvolle, heavy Riffs gepaart mit packenden, emotionalen Melodien, einer atmosphärischen Orchestrierung und tiefgründigen Lyrics definieren den Sound. Die Vokalistin glänzt mit hymnischem Gesang wie einst Tarja Turunen bei Nightwish. Allerdings sind die Gitarren oft stärker als das Keyboard. Das erzeugt eine düstere Grundstimmung, die sich durch das ganze Album zieht.
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„Bedtime Stories“ entführt einen mit seinen Geschichten und man wird mitgenommen auf die Reise durch die menschliche Seele, in eine Welt von dunklen Träumen und Dämonen. Die Musik erzählt von unlöschbarem Licht, endloser Hoffnung, von Gegensätzen und inneren Kämpfen. Diese Gutenachtgeschichten sind Hymnen des Lebens, unterstrichen durch packende Riffs, treibende Rhythmen und emotionsgeladene Gesangslinien.
Autumn Bride verstehen es, große melancholische Hymnen an ihre Hörer zu bringen. Die Songs laufen in der Regel zwischen vier und fünf Minuten. Wirklich episch wird es in den mystischen Erzählungen also nicht. Doch das macht nichts, so lange der Gesang so unter die Haut geht wie in diesem Fall. Autumn Bride sollte man definitiv im Auge behalten!
Als Anathema im September 2020 ihr Auflösung in Form einer „unbestimmten Pause“ verkündeten, brach für viele Fans eine Welt zusammen. Es waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die die britische Band zu diesem Schritt zwangen. Die Szene reagierte mit Trauer auf die Nachricht, da Anathema als eine der einflussreichsten und vielseitigsten Bands im Bereich des Progressive Rock und Metal galt. Die Gruppe hatte eine treue Fangemeinde aufgebaut, die ihre emotional tiefgehende Musik und die poetischen, oft introspektiven Texte sehr schätzte.
Aber es geht weiter, wie man jetzt mit Freude feststellen kann. Die neue Band des ehemaligen Anathema-Masterminds, Sängers und Multiinstrumentalisten Daniel Cavanagh und des ehemaligen Anathema-Schlagzeugers und -Produzenten Daniel Cardoso wurde von Fans auf der ganzen Welt mit Spannung erwartet. Und sie macht keinen Hehl daraus, die Linie von Anathema fortzuführen und weiterzuentwickeln, hat man sich doch sehr offensichtlich nach dem Album „Weather Systems“ (20212) benannt, das damals mit emotionalen und epischen Klanglandschaften die tiefgreifenden persönlichen Themen der Band weiter vertiefte.
Das fast einstündige neue Album „Ocean Without a Shore“ liefert grandiose Klanglandschaften, die ganz im Artrock verhaftet sind. Der Opener „Synaesthesia“ kommt mit neun kraftvollen Minuten zwischen Melancholie und fetzigen, hart rockenden Gitarrenriffs. Ein Ausrufezeichen zu Beginn, wobei der Song auch die Titelzeile des Albums zitiert, die in der zweiten Albumhälfte einen eigenen Song bekommt.
„Ocean Without a Shore“ ist in zwei Teile gegliedert. „First Steps“ enthält fünf Songs mit kräftigem Rock-Charakter, während die vier Stücke des zweiten Teils „Learning To Fly“ teil elektronisch und zugleich hymnischer gehalten sind.
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Musik ermöglicht es, Emotionen, Gedanken und Wahrheiten zu kanalisieren, die für eine bloße Unterhaltung zu transzendent sind. Im Wesentlichen überwindet sie Barrieren und ermöglicht einen Diskurs auf einer höheren Ebene. Daniel Cavanaugh hat schon immer über seine Musik kommuniziert. Als Mitbegründer, Lead-Gitarrist und Songschreiber von Anathema hat er über drei Jahrzehnte hinweg Generationen von Fans begeistert, weltweit gefeierte Alben herausgebracht und ausverkaufte Hallen bespielt. Jetzt steht er an der Spitze von Weather Systems und macht nicht nur dort weiter, wo er aufgehört hat, sondern geht mit dem Debütalbum der Band 2024 selbstbewusst den nächsten Schritt auf seiner kreativen Reise.
„Diese Platte ist direkter, ehrlicher und kommt von Herzen“, bekräftigt er. „Es nimmt dich mit auf eine Reise mit einigen sehr persönlichen, intensiven und emotionalen Songs. Für mich ist es spirituell. Die Musik kommt von einem höheren Ort, und ich hoffe, sie berührt dich.“
Dabei ist die Nähe zu Anathema kein Zufall, denn ein großer Teil des Albums wäre vermutlich das nächste Album der Stammband geworden – und was für eins!
„Es war zu 80% eine Anathema-Platte, die wir gemacht hätten“, sagt Daniel. „Es ist definitiv eine Fortsetzung dessen, was ich gemacht habe. Ich werde eine Analogie machen: Wenn Anathema ‚Game of Thrones‘ war, dann ist Weather Systems ‚House of the Dragon‘. Es ist Teil desselben Universums, aber es ist eine neue Geschichte. Es ist anders, weil es ein bisschen schwerer ist. Ich werde immer die Anathema-Songs spielen, die ich geschrieben habe, weil ich sie so sehr liebe. ‚Weather Systems_ ist der Name unseres besten Albums – meiner Meinung nach. ‚Ocean Without A Shore‘ ist wie eine Fortsetzung.“
Das Ergebnis ist ein intensives und emotionales Album, das alles bietet, was Anathema-Fans sein vier Jahren vermisst haben!
Vor einer Woche konnte ich das Konzert der Mighty Oaks beim Reeperbahn Festival erleben und war hellauf begeistert. Der Amerikaner Ian Hooper, der Engländer Craig Saunders und der Italiener Claudio Donzelli haben sich vor über zehn Jahren in Hamburg gefunden und seitdem ganz dem Folk verschrieben. Sie wollten unbedingt wieder im kleinen Krimi-Theater „Imperial“ spielen, weil dort beim RBF ihr großer Durchbruch begann. „Seid ihr sicher?“, fragten die Veranstalter. „Ja.“ Allerdings, wie Ian später zugab, hatte man das Theater größer in Erinnerung. Für die Anwesenden war es ein Fest: Ian mit launigen Ansagen auf deutsch. Der harmonische Satzgesang im Trio. Alte und neue Hits, perfekt vorgetragen. Das 2024er Album „High Times“ ist gerade erschienen und führt das Trio definitiv in neue musikalische Höhen.
In gut 36 Minuten Albumlänge finden sich kraftvolle Hymnen und entspannt-filigrane Folksongs in polyphonen Arrangements. „High Times“ ist ein reduziertes, ohne Effekthascherei produziertes Album, das zum Zurücklehnen und Mitwippen anregt. Die Stimme von Ian Hopper kann schon mal dominant sein, entfaltet ihre beste Wirkung aber im Zusammenspiel mit Gitarrenpicking und in der Dreistimmigkeit, wie beim betörenden Titelsong.
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Bei „Forgive & Forget“ sorgen orchestrale Einspieler für romantische Klänge. „Endless Summer“ spiegelt die Sehnsucht nach den endlosen, unbeschwerten Tagen des Sommers wider und ist geprägt von den charakteristischen Harmoniegesängen und akustischen Arrangements der Band. Es ist ein Lied über all die unbeschwerten, heißen Sommernächte, von denen man sich wünscht, sie würden niemals enden, und darüber, mit Freunden auszugehen und Erinnerungen zu sammeln.
Mit „Your Scars“ (feat. Philine Sonny) gibt es einen eindrucksvollen Song, der sich auf eindringliche Weise mit psychischer Gesundheit auseinandersetzt. Der Track thematisiert das Stigma rund um Depressionen und Angstzustände und reflektiert die Schwierigkeit, unsichtbare Leiden sichtbar zu machen. „Ein gebrochener Arm ist ein sichtbarer Grund für einen Gips, aber Angstzustände und Depressionen bleiben oft verborgen, bis sie körperlich spürbar werden“, so Sänger Ian Hopper.
„Go To Hell“ ist ein kraftvoller Song über das Erwachsenwerden und die Selbstfindung. Es ist eine aufrichtige Hymne über die Suche nach sich selbst und dass das manchmal eine ganz schön lange Reise sein kann. Vielleicht sogar eine, die nie aufhört. Aber das ist okay, wenn man auf dem Weg glücklich und zufrieden ist – und wenn das jemandem nicht gefällt, dann kann er gerne “zur Hölle fahren”.
Die akustische Grundausrichtung und die jederzeit vorherrschende Melancholie machen „High Times“ zum atmosphärischen Herbst-Highlight. Absolute Empfehlung!
Mighty Oaks kündigen für Oktober 2024 weitere Live-Shows an:
In Extremo gehören zu den großen Innovatoren der zeitgenössischen Musikgeschichte: Als erste kombinierte die dadurch zur Legende avancierte Band mittelalterliche Stilelemente mit modernen, harten Rockklängen und erfand so ein ganz eigenes, bis dahin unerhörtes Genre.
2025 jährt sich die Gründung von In Extremo zum 30. Mal: Um diesen Anlass mit ihren Fans gebührend feiern zu können, veranstalten die sechs Musiker vom 04. bis zum 06.09.25 ein großes, dreitägiges Jubiläumsfestival auf der Freiluftbühne Loreley. Zahlreiche Freunde und musikalische Wegbegleiter werden mit ihren Auftritten die große Geburtstagsparty bereichern. In Extremo werden an allen drei Tagen als Headliner die jeweiligen Abende beschließen.
„Wir sind stolz und froh, dass so viele hochkarätige Bands, Spielleute und Musikanten unserer Einladung gefolgt sind, diese besonderen Tage mit uns zu verbringen und unserem gemeinsamen Publikum mit Sicherheit eines der tollsten Konzerterlebnisse 2025 zu bescheren. Das wird es in dieser Form so schnell nicht mehr geben und wir sind schon jetzt voller Vorfreude auf dieses magische Wochenende zusammen mit unseren Fans“, so In Extremo Frontmann Michael Rhein zur Ankündigung eines der Höhepunkte der Open Air-Saison des kommenden Jahres.
Auch im dritten Jahrzehnt nach ihrer Bandgründung spielen In Extremo noch immer ganz weit vorne in der Champions League der internationalen Rockszene: Mit ihrem frisch erschienenen 13. Album „Wolkenschieber“ sicherten sie sich gerade Platz 2 der deutschen Charts, spielten als Headliner beim Wacken, dem größten Rockfestival der Welt, und begeisterten in diesem Sommer wieder Zehntausende im Rahmen der von ihnen kreierten Konzertreihe „Burgentour“. Nach gefeierten Konzerten in Südamerika, Spanien, Tschechien und der Schweiz zelebrierten sie das Finale des 24er-Sommers vor 10.000 Fans mit dem ausverkauften, bandeigenen In Extremo-Festival „Weckt die Toten“.
Mit ihrem packenden Signaturesound haben In Extremo sich zu einer der bekanntesten und erfolgreichsten deutschsprachigen Bands entwickelt, die seit fast drei turbulenten Dekaden ein globales Millionenpublikum in ihren Bann zieht. Sie haben die Toten geweckt. Wurden verehrt und angespien. Sind als Sünder ohne Zügel mit ihrem rasend Herz in den Sängerkrieg gezogen. Und sie folgten nach dem Kunstraub ihrem Kompass zur Sonne: Nach acht mit Edelmetall ausgezeichneten Alben (von denen nicht weniger als vier den 1. Platz der deutschen Longplay-Charts enterten) haben sich die fest aufeinander eingeschworenen Spielleute nun wieder zusammengefunden, um dunkle Gedanken in ungewissen Zeiten zu vertreiben und mit „Wolkenschieber“ wieder für neuen Mut, Hoffnung und jede Menge guter Laune zu sorgen!
Schon immer stand bei ihren Konzerten ein Gedanke im Vordergrund: der des Feierns, der Geselligkeit und der Gemeinschaft. Ob bei frühen Mittelaltermarkt-Auftritten oder während großer Arena-Shows rund um den Globus – eine Verbundenheit, die In Extremo in dreißig aufregenden Jahren eng mit ihren Fans in nah und fern zusammengeschweißt hat und der Michael Rhein, Sebastian Lange, Kay Lutter, André „Dr. Pymonte“ Strugala, Marco Zorzytzky und Florian „Specki T.D.“ Speckardt auf ihrem 13. Studioalbum ein Denkmal setzen.
Einen weiteren Höhepunkt der an Höhepunkten nicht armen, erstaunlichen Karriere einer der ungewöhnlichsten Bands der deutschen Musikgeschichte werden In Extremo vom 04. bis 06.09.2025 mit „30 Jahre In Extremo- Das Jubiläumsfestival“ setzen! Tickets gibt es bei www.inextremo-tickets.de und allen bekannten Vorverkaufsstellen.
Mit ihrem neuen Album „Wolkenschieber“ laden In Extremo mal wieder zum Feiern ein. Das im Titelstück besungene Elixier – im Prinzip kaum was anderes als hochprozentigen Alkohol – wünscht man sich, wenn es draußen herbstlich stürmt und schüttet. Solche mittelalterlichen Überlieferungen sind das Salz in der Suppe, wenn die Berliner Band im Abstand von 3-4 Jahren ein neues Album auf die Fans loslässt.
In meinen Ohren sind In Extremo 2024 ein gutes Stück härter geworden, vor allem wenn ich mir die neue Version des Klassikers „Weckt die Toten“ im Duett von Michael „Das letzte Einhorn“ Rhein im Duett mit Henry M. Rauhbein anhöre oder den stampfenden Metal-Beat von „Katzengold“. Letztgenanntes Stück ist recht politisch gehalten, wenn es seinen Frust über die gesellschaftlichen Zustände herausprügelt. Ein Song gegen Hetzer, Populisten, Verschwörungstheoretiker und homophobe Idioten. So lieben wir diese Band!
Auch andere Tracks haben prominente Mitstreiter. Bei „Unser Lied“ wirkt Björn von Santiano mit, „Feine Seele“ wird von Oliver Satyr (Faun) mit gestaltet, „Des Wahnsinns fette Beute“ glänzt mit der kultigen Stimme von Joachim Witt und bei „Aus Leben gemacht“ bringen sich mit Joey und Jimmy Kelly gleich zwei Mitglieder des weiten Familienumfelds der Kelly Family ein.
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So gibt es brachiale Soundwalzen im Wechsel mit solidem Folk und etwas Elektronik. Shanty, Mittelalter, Dudelsack und harte Metalklänge – zwischen Querflöte und Nyckelharpa, Schalmai und Dudelsack bis hin zu krachenden Gitarrenriffs ist alles möglich. Und gerade diese Mischung macht das Besondere von In Extremo aus, bis hin zu den cineastischen Klängen von „Terra Mater“.
Der neue Longplayer präsentiert eine schnell ins Blut gehende Mixtur aus packenden Party- und Trinkliedern, kämpferischen Freiheitssongs und berührenden Balladen. So vielseitig sind die Mittelalterrocker schon lange nicht mehr in ein neues Album gegangen – und die Masse an Gastsängern bringt frischen Wind ins Geschehen. Was allerdings gänzlich fehlt, ist eine weibliche Note. Vielleicht beim nächsten Mal?
„Wolkenschieber“ – TourWinter 24 Gäste: Korpiklaani und Rauhbein
15.11.24 Saarbrücken – Garage
16.11.24 CH-Pratteln – Z 7
22.11.24 Rostock – Moya
23.11.24 Dortmund – Winterlights Festival
29.11.24 Berlin – Columbiahalle
30.11.24 Bremen – Pier 2
06.12.24 Nürnberg – KIA Metropol Arena
07.12.24 A-Wien – Gasometer
12.12.24 Bielefeld – Lokschuppen
13.12.24 Hannover – Swiss Life Hall
14.12.24 Dresden – Alter Schlachthof
20.12.24 Leipzig – Haus Auensee
21.12.24 Stuttgart – Porsche Arena
27.12.24 München – Zenith
28.12.24 Wiesbaden – Kulturzentrum Schlachthof
29.12.24 Erfurt – Messehalle
30.12.24 Köln – Palladium
2025 jährt sich die Gründung von In Extremo zum 30. Mal: Um diesen Anlass mit ihren Fans gebührend feiern zu können, veranstalten die sechs Musiker vom 4. bis zum 6.9.25 ein großes, dreitägiges Jubiläumsfestival auf der Freiluftbühne Loreley. Zahlreiche Freunde und musikalische Wegbegleiter werden mit ihren Auftritten die große Geburtstagsparty bereichern. In Extremo werden an allen drei Tagen als Headliner die jeweiligen Abende beschließen.
„Wir sind stolz und froh, dass so viele hochkarätige Bands, Spielleute und Musikanten unserer Einladung gefolgt sind, diese besonderen Tage mit uns zu verbringen und unserem gemeinsamen Publikum mit Sicherheit eines der tollsten Konzerterlebnisse 2025 zu bescheren. Das wird es in dieser Form so schnell nicht mehr geben und wir sind schon jetzt voller Vorfreude auf dieses magische Wochenende zusammen mit unseren Fans“, so In Extremo Frontmann Michael Rhein zur Ankündigung eines der Höhepunkte der Open Air-Saison des kommenden Jahres.
Beim ersten Durchhören der neuen Platte von Snow Patrol ging mein Music-Account nach dem Ende des Albums ohne Vorwarnung und nahtlos zu den neuen Songs von Coldplay über. Das muss einen Grund haben – hat es auch: Die neuen Stücke der beiden britischen Bands, Snow Patrol aus Glasgow, Coldplay aus London, klingen sehr ähnlich. Seicht, melancholisch, hymnisch, mit smarten Vocals von Gary Lightbody bzw. Chris Martin gesungen.
Eine Überraschung ist das nicht. Die bekanntesten Songs von Snow Patrol, „Run“, das in der Coverversion von Leona Lewis zum Welthit wurde, und „Chasing Cars“ sind echte Schmachtfetzen vor dem Herrn. Und das in absolut positiver Weise, denn ich kann mich daran einfach nicht satt hören. Vor kurzem noch live in Luxemburg. Grandios!
Das neue Album „The Forest Is The Path“ musste sechs Jahre reifen. Zur Halbzeit zwischen „Wildness“ und dem neuen Release gab es ein recht sinnloses Machwerk mit dem Titel „Reworked“. Die Compilation mit neuen Arrangements wollte bekannte Stücke auf Wesentliches reduzieren, doch die elektronischen Spielereien beispielsweise bei „Run“ konnten mich nicht überzeugen. Manche Neufassungen waren nett, aber kaum nachhaltig. Dann lieber die Originalfassungen.
Die EP „The Fireside Sessions“ mit fünf Songs aus dem Lockdown war hingegen sehr überzeugend. Besser noch als das „Wildness“-Album. Hymnische Balladen voll Ruhe und Melancholie. Eine Stimmung von Isolation und Einsamkeit zog sich durch die EP und wurde von akustischer Einfachheit und eindringlichen Lyrics getragen.
„The Forest Is The Path“ setzt diese Idee nun fort. Solide Klangarbeit statt Experimente. Die intensive Ballade „Never Really Tire“ klingt wundervoll. „These Lies“ überzeugt ganz reduziert zu Pianoklängen, das akustische Britpop-Stück „Talking About Hope“ schleicht sich in die Gehörgänge – gerade im letzten Drittel würde man den Sänger in seiner Schwermut gern in den Arm nehmen.
Die nun aus dem Trio Gary Lightbody, Nathan Connolly und Johnny McDaid bestehende Band gab mit der ersten Single „The Beginning“ einen Vorgeschmack auf dieses außergewöhnliche neue Album, gefolgt von “This Is The Sound Of Your Voice” und dem Fan-Favoriten “All”. Das Projekt enthält zwölf Tracks über Reflexion, Selbstbeobachtung und Hinterfragung. Eines der wichtigsten Themen, sagt Gary, war die Idee der Liebe aus der Distanz der Zeit.
„Ich war schon sehr lange nicht mehr in einer Beziehung, zehn Jahre oder mehr, also bedeutete Liebe aus der Ferne für mich die Art und Weise, wie sich eine Beziehung aus einer Entfernung von, sagen wir, zehn Jahren in deinem Gedächtnis festsetzt. Wenn man verliebt ist, steht man in der Lobby des Empire State Building und wenn man mit dieser Person Schluss gemacht hat, steht man auf der Straße. Du kannst das Gebäude immer noch sehen, aber du bist nicht mehr da drin“, erklärt Lightbody.
In seiner Melancholie ist „The Forest Is The Path“ das perfekte Album für den Herbst. Man kann sich an ihm wie am offenen Kamin wärmen und 50 Minuten lang den Geschichten von Liebe und Herzschmerz folgen.
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In der heutigen Samstagnacht ging das 19. Reeperbahn Festival zu Ende. Rund 45.000 Besucher*innen erlebten über vier Tage ein internationales und vielfältiges Angebot aus 800 Programmpunkten, davon 480 Konzerte von 450 Acts aus 35 Nationen sowie 40 Lesungen, Live-Podcasts und Ausstellungen.
Für die rund 5.000 Fachbesucher*innen der Branchenplattform hielt das Programm 240 Veranstaltungen bereit, u.a. Networking-Events, Showcases, Award-Shows und Sessions, in denen 400 Sprecher*innen aus 52 Nationen diskutierten. Weitere 130 Punkte umfassten die Programme der Partner-Konferenzen TINCON und re:publica. Die Genderquote des diesjährigen Programms lag bei 50/50.
Unter dem diesjährigen Motto „Let The Music Grow” lag der Fokus der Konferenz mit Künstlicher Intelligenz, der Rettung der Grassroots Kultur, Diversität und Nachhaltigkeit auf den drängendsten aktuellen Problemen der Musikwirtschaft. Hervorzuheben ist die erneut gestiegene Internationalität der Delegierten, die sich in einer verstärkten Präsenz aus Großbritannien, den USA oder auch Vertreter*innen internationaler Märkte wie Taiwan, Indien, Brasilien, Lateinamerika, Südafrika bemerkbar machte.
Ein Höhepunkt war die Nacht des Universal-Labels Vertigo, bei der ein starkes Line-Up aus skuth, Ronja, Aaron, Fil Bo Riva und Milano am Donnerstagabend für ein begeistertes und durchgängig volles Docks sorgte und bei der der Überraschungs-Headliner Ski Aggu für seinen Hit „Friesenjung” sogar seinen Duett-Partner Otto Waalkes mit auf die Bühne brachte.
Insgesamt bildete das Musikprogramm ein nochmals erweitertes Genrespektrum ab. So war in diesem Jahr erstmals die Heavy Metal-Branche mit fünf Receptions & Sessions sowie drei Showcases vertreten. Das neue Techno- und Rave-Format Track ID machte im Uebel & Gefährlich und Turmzimmer zwei Nächte deutlich länger.
Am Samstagabend wurde im St. Pauli Theater von der diesjährigen Jury um Tayla Parx (USA), Emily Kokal (USA), Julia Stone (AUT) und Tim Bendzko (DEU) der Anchor Award an strongboi (DEU) verliehen. Die neue Formation, zu der u.a. Songwriterin Alice Phoebe Lou zählt, gelang es im Laufe ihrer Show, sich gemeinsam mit ihrem Publikum in einen wahrhaft euphorischen Zustand zu spielen, dem sich auch die Jury nicht entziehen konnte. Die Begründung der Jury:
„We were truly blown away by the incredible talent displayed by all the nominees. Every artist showed up with such passion, delivering beautiful sets. Watching them made it clear how much hard work, how much connection these people were bringing to their art. Regardless of who we chose, we want to note that we thank each nominee for being involved and we all hope to see each of the artists continue on their path in the world of creating music both in the studio and live. So, in the end, after much deliberation, we chose to award an artist who brought a magic blend of great songs, strong musicality, and a sense of community to the stage. Despite facing some technical challenges early in the set, by the end of their show, the crowd was dancing, swaying, lost in the dreamy, ethereal soundscape they created. Our hope is that this award allows them to continue evolving and sharing their sound with the world.”
Im diesjährigen Wettbewerb spielten am Donnerstag und Freitag im Gruenspan Moonchild Sanelly (ZAF), Enji (DEU), Milan Ring (AUS), KÄSSY (AUT), Beth McCarthy (GBR) und strongboi (DEU) um die begehrte Trophäe. Die Konzerte der diesjährigen Anchor-Nominees waren im Livestream bei Arte zu sehen und sind in der Mediathek via arte.tv und YouTube abrufbar.
Im Rahmen des Reeperbahn Festivals wurden die Gewinner*innen des HELGA! Festival Awards und VIA – VUT Indie Awards gekürt. Das 20. Reeperbahn Festival findet vom 17.09. – 20.09.2025 statt. Der Vorverkauf hat begonnen. Die Preise für die Festivaltickets bleiben für das kommende Jahr unverändert, die Early Bird Tickets für Fachbesucher*innen sind in limitiertem Umfang günstiger als im Vorjahr verfügbar.
Nach den insgesamt noch recht beschaulichen ersten beiden Tagen ist es am Freitag und Samstag beim Reeperbahn Festival doch merklich voller geworden. Logisch – Wochenende. Da ist auf der Reeperbahn ohnehin die Hölle los. Und es kamen ja noch bis zu 15.000 Linkin Park Fans hinzu, die sich die Zeit vor dem Konzert vertreiben mussten und an diversen Fan-Aktionen teilnahmen. Die Marketing-Kampagne, die Warner Music und das LP-Management hier fuhren, vereinnahmte nämlich sowohl ganz Hamburg als auch das RBF im speziellen. Überall Plakate und Graffiti, Straßenkünstler waren engagiert um Songs von Linkin Park zu spielen, am Freitagabend gab es eine spektakuläre Drohnenshow über dem Heiligengeistfeld, um den VÖ-Termin für das neue Album anzukündigen, und in der Thai Oase fand ein groß angelegtes Fanevent statt, vor dem sich eine Hunderte Meter lange Schlange bildete. Was nicht geschah, war allerdings ein Erscheinen oder gar ein Auftritt der Band beim RBF. Wäre auch zu schön gewesen…
Ich startete mein Konzertwochenende mit dem Gig von OSKA bei „Reeperbahn Collide“ im Bunker. Diese neue Attraktion in St. Pauli führt zunächst dazu, dass man viele Treppen steigen muss, um in diesem begrünten Koloss bis zur Georg-Elser-Halle zu gelangen. Die Mühe hatte sich aber gelohnt, denn die Künstlerin aus Wien legte einen fantastischen Auftritt hin, der von speziell designten Visuals auf großer LCD-Leinwand begleitet wurde. OSKA ist einfach wundervoll. Sympathisch, witzig, mit grandios guter Stimme, die ein wenig an Katie Melua erinnert. Es gibt erst ein Album, doch das zweite ist in Arbeit. OSKA war im Sommer als Support von Silbermond und Coldplay unterwegs – und es wird mit jedem Konzert spürbar, wie ihre Fanbase wächst und wächst. Kein Wunder, wer sie einmal live erlebt hat, will das immer wieder tun. Neben vielen Premieren vom nächsten Album gab es auch „Landslide“ von Fleetwood Mac. In diesen 60 Minuten hat OSKA mal wieder eindrucksvoll bewiesen, warum sie zu den besten Pop-Acts der Gegenwart zählt.
Danach wurde es in meinem Zeitplan etwas besinnlich mit dem Besuch der St. Michaelis Kirche („Hamburger Michel“). Das Ambiente dort ist immer ganz besonders für Konzerte. Diesmal waren dort zwei Holländer am Start, Joep Beving und Maarten Vos. Das aktuelle Album „Vision of contentment“ ist im Eindruck des Todes ihres Managers entstanden, daher wurde es sehr sphärisch und mystisch. Das komplett dargebotene Konzeptalbum ist wahre Klangkunst mit Piano, Percussion, Streichern und Elektronik – ganz ohne Worte. Die Musik spricht für sich und wirkte sehr stark in dieser heiligen Halle. Die blaue Stunde zwischen Licht und Dunkel wurde hier perfekt in Szene gesetzt.
Auf dem Spielbudenplatz hatte Ella Ronen die „Swiss Sunset Stage“ eingenommen. Die Musikerin aus Zürich bot Folk-Pop mit feministischer Attitüde. So war auch die Begleitband mit drei Frauen besetzt und es ging um Rollenbilder, beispielsweise im Song „Fuck Cute“. Ihr Album „The Girl With No Skin“ ist gerade erst erschienen und bietet ein gutes Gespür für Worte und Melodien. Die Sängerin ist promovierte Literaturwissenschaftlerin – das merkt man in den tiefsinnigen Lyrics.
Dann war endlich Elbphilharmonie angesagt. Alli Neumann hatte eine spezielle Show namens „In Flagranti“ extra für diesen besonderen Auftritt geschaffen. Die Elphi als Location ist jedesmal grandios, allein wegen dem Ambiente und der Akustik. Alli selbst kam mit einem Fagott auf die Bühne. Sie beherrscht dieses Instrument ganz passabel (für ein Musikstudium hat es aber nach eigenen Worten nicht gereicht) und nutzte natürlich die Chance, damit aufzutreten. Überhaupt waren neben der Liveband auch einige Streicherinnen am Start, außerdem Musikerinnen mit Fagott, Saxofon und Querflöte. So konnte man filigrane Passagen mit der typischen Rockshow abwechseln.
Alli ist ja spätestens seit „Sing meinen Song“ einem Massenpublikum bekannt. So fand sie auch in der Elphi eine begeisterte Zuhörerschaft, wobei sie erst klassische begann, manche Songs aber in wahre Freudenschreie ausarten ließ. Die Dynamik veränderte sich mit jedem Stück und vor allem auch während der Interpretation. Eine Rapperin war zu Gast, ein befreundeter polnischer Sänger und Inéz von der Band Ätna. Alli selbst hatte so viel Charisma und Energie, dass man nur staunen konnte. Dabei war sie sichtbar nervös, was man bei den Ansagen merkte, ließ sich aber davon den Moment nicht verderben. Sie war einfach unbändig glücklich, hier spielen zu dürfen, und zeigte das auch.
Ein Gruß ging raus an den Papa, der dann prompt aufstand und huldvoll in die Menge winkte, was Alli wiederum ziemlich aus der Fassung brachte. Ebenso an die Schwester, die wegen Corona per Facetime zugeschaltet war. Alli bedanke sich bei allen, die an sie geglaubt haben – und auch an die, die das nicht taten. „Und jetzt schaut mal, wo ich hier stehe!“, rief sie unter aufbrandendem Jubel.
Es gab ein geiles Fagott-Duett und mit Inéz den Song „So wie du“. Ihr erster deutschsprachiger Song „Orchideen“ war immer mit Streichern geplant – und endlich konnte sie ihn auch so auf die Bühne bringen. Zu „Primetime“ standen alle auf und machten die Elphi zum Tanzparkett. Sie interpretierte einen polnischen Protestsong mit einem Aufruf, für die Demokratie zu kämpfen („in Polen hat das auch funktioniert“).
Alli fühlte sich nach eigenen Worten wie auf ihrer Hochzeit. Und man war selbst ganz mitgerissen von ihrer Freude und Leidenschaft. „Seltsame Welt“ sang sie mit jiddischen Lyrics und das verursachte wieder Gänsehaut. Es gab den passenden Disco-Song „Fühl mich gut“ und nach 75 exorbitant guten Minuten den Song „Frei“ als letzte Zugabe und Schrei der Erleichterung. Mit diesem Konzert hat Alli jedenfalls Geschichte geschrieben – für sich und auch für die Elphi.
Samstags war am vierten Tag in Folge bestes Wetter mit wolkenfreiem Himmel. Nicht zu heiß (knapp 23-25 Grad) und mit einer leichten Brise in den Abendstunden. Auf dem Spielbudenplatz gab es den N-Joy Reeperbus, der jeden Tag Teaser-Shows präsentierte, für die man kein RBF-Ticket brauchte. So war der viertelstündige Showcase von Kate Nash extrem gut besucht. Diese Heldin früherer Tage wollten viele unbedingt mal live sehen. Kate präsentierte keine Radiohits, sondern einige Songs vom neuen Album „9 Sad Symphonies“, doch allein das war schon großartig. Es hielt sie auch nicht auf der Bühne, sondern sie ging direkt rein ins Publikum. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was am Abend in der Großen Freiheit folgen sollte. Die Schlange für Selfies war im Anschluss riesig – und ganz sympathisch nahm sich Kate Nash Zeit für jeden Fan.
Dann durfte ich zum zweiten Mal OSKA erleben. Ihr kurzer Gig vor dem Reeperbus war diesmal rein akustisch mit dem Gitarristen Clemens als Duo, der selbst als Doppelfinger auch bisweilen solo unterwegs ist. Wieder überzeugte die Österreicherin, die eigentlich Maria heißt, mit einem luftigen und fröhlichen Set. Zwischendurch erzählte sie kleine Geschichten zu den Songs und eroberte die Herzen der Anwesenden im Sturm. Der Andrang zum Konzert in der St. Pauli Kirche sollte dann am Abend riesengroß sein. Das hat sie sich durch ihr sympathisches Wesen selbst erspielt. Man muss sie einfach mögen.
Auf der MOPO-Bühne gab Songwriterin jolle ein feines Konzert auf kleiner Bühne. Ich hatte sie schon mittwochs kurz sehen können und wollte den Eindruck noch vertiefen. Hat sich gelohnt! Sie war mit DJ am Start und das war perfekt, um die Geräuschkulisse des Heiligengeistfelds zu übertönen. Jolle war ganz besorgt ob einiger Kinder, die in der ersten Reihe auf dem Boden saßen: „Wenn’s euch zu laut wird, sagt Bescheid.“ Doch die Pänz haben ordentlich mitgefeiert. Kein Problem. Wahlhamburgerin jolle hatte ein T-Schirt mit „FCK NZS“ Aufdruck. Diese politisch sehr korrekte Einstellung spiegelte sich in Songs wie „Schwarzes Wasser“, „Leergetanzt“ und „Grundrauschen“. Es ging um Depressionen und Lebensfreude, aber auch um Haltung. Die Zuschauermenge wurde mit jeder Minute größer. Jolle hatte sich hier wie eine gute Straßenkünstlerin ein Publikum erspielt, das nicht mehr weiterzog. Das hat sie sich verdient. Zum Ende hin gab es die Single „Wir gehen rein“, den Song „Große Freiheit“ passend zur Reeperbahn und – weil noch etwas Zeit war – den Downer „Leeres Statement“.
Im Bunker dann soffie im größeren Setting als Trio. Ja, wieder Treppen steigen bis unters Dach, aber allein der Blick über Hamburg entschädigt für die Strapazen. Und natürlich die Musik von soffie, verfeinert durch Keyboard, Gitarre und Schlagzeug. Die Mittzwanzigerin aus Backnang sorgte mit dem Cover „Oh Johny“ (Jan Delay) für Stimmung und spielte ihren Hit „Für immer Frühling“ gleich zweimal, als das Publikum lautstark nach Zugabe verlangte. Die Visuals waren diesmal nicht so kunstvoll wie bei OSKA, doch es gab auch hier eine schöne Lichtatmosphäre.
Liedermacherin Sarah Lesch hatte bei der Village Acoustics Bühne viele Fans um sich versammelt. Den Anfang bestritt sie noch mit Banjo und Mundharmonika allein, später gesellte sich Gitarristin Thari Kaan hinzu. „Der Tag an dem die Flut kam“ kündigte Sarah noch als „Song zum Fummeln“ an, obwohl das geschilderte Endzeitszenario erschreckend realistisch gezeichnet ist. Danach ging es mehr in Richtung von Protestsongs und politischen Chansons mit glasklaren und nachhaltigen Texten. In Thüringen geboren lebt sie inzwischen in Leipzig und hat sich dem Antifaschismus verschrieben. Stücke wie „Der Einsamkeit zum Trotze“ und „Testament“ sprechen für sich. Gerade in letzterem hat Sarah – wie sie selbst behauptet – bereits alles gesagt, was es zu sagen gibt, denn es ist ein Plädoyer, besser auf die Kinder zu hören und ihnen zu vertrauen („Die spürn sich noch, die ham Feeling für die Welt“).
Im Vorbeigehen konnte ich einige Takte von Tonbandgerät auf dem Spielbudenplatz erhaschen, die ihr 18jähriges Bühnenjubiläum feierten. Indie-Pop aus Hamburg, der hier extrem viele Zuschauer anlockte. Das in Kürze erscheinende neue Album wird „Ein anderes Leben“ heißen und die Single „So schwer / so leicht“ wurde gerade frisch veröffentlicht.
Aber es ging wieder zu OSKA, diesmal in die St. Pauli Kirche. Erstaunlich, wie unterschiedlich Konzerte sein können, wenn sich das Setting ändert. Nach dem Bunker mit seinen effektvollen Visuals und der reduzierten Performance am Reeperbus wurde es nun ganz romantisch. Leichte Variationen in der Setlist sorgten dafür, dass es nicht langweilig wurde. Die Sängerin hofft darauf, dass sich mal zwei Menschen auf einem ihrer Konzerte verloben. Die heilige Umgebung der alternativ angehauchten Kirche wäre eigentlich perfekt dafür, doch es passierte leider nicht (zumindest nicht öffentlich). OSKA war selbst wie zu einer Hochzeit gekleidet und sang mit filigraner Stimme, die durch die wundervolle Akustik nochmal in höhere Bahnen gelenkt wurde. Die Kirche war proppevoll und das Publikum hing an ihren Lippen. OSKA erzählte viele kleine Anekdoten und freute sich über das Ambiente. Patzer bei der Tonangabe? Geschenkt. Hier konnte der Band nichts die Laune verderben. Es war mystisch, wenn OSKA Gitarre spielte und man im Hintergrund des Altarraums ihren Schatten sah. Zum Schluss standen alle Zuschauer*innen auf und mit „Mona Lisa, a girl’s best friend“ gab es einen fantastischen Song, den man noch nicht aus dem Bunker kannte.
Mein letztes RBF-Konzert war Kate Nash in der Großen Freiheit 36. Hallo, was war da los? Mit großer Bandbesetzung brannte die Songwriterin aus London ein Feuerwerk ab, das für mich der krönende Abschluss des Festivals war. Sie kam im extravaganten Outfit, das ein wenig an Barbie erinnerte, doch ihr Set war alles andere als lieb und beschaulich. Hyperaktiv und immer in Bewegung wirbelte sie durch die weibliche Bandbesetzung, schrie, ließ sich fallen, rannte in die Menge und verausgabte sich völlig in einem Konzert, das am Ende noch länger dauerte als die angekündigten 75 Minuten.
Bunt, unerschrocken und die Besten der Besten – die Gewinner*innen stehen fest!
Im Rahmen des Reeperbahn Festivals fand am Donnerstagabend, den 19. September 2024, die Verleihung des Helga! Festival Awards im Neo House im Festival Village auf dem Heiligengeistfeld statt. Jedes Jahr ist der Helga! Festival Award für alle Festivalmacher*innen aus ganz Deutschland ein guter Anlass zusammenzukommen – egal, ob nominiert oder als Gäst*innen. Denn abseits der Verleihung bleibt stets Raum zum Austausch und den neuesten Erkenntnissen aus der Festivallandschaft.
Der Helga! Festival Award zeichnet sich durch wechselnde Kategorien aus. Eine Fachjury sowie das Publikum wählen in verschiedenen Abstimmungsphasen am Ende ihre Festival-Lieblinge.
Im Public Voting sind die diesjährigen Gewinner*innen “Bestes Festival”:
● Summer Breeze Open Air – Bestes Festival
Die hochkarätige Fachjury kürte 2024 diese Festivals zu Gewinner*innen:
● SNNTG Festival- Gemischteste Tüte
● Orange Blossom Special – Grünste Wiese
● HASTAM – Just because I am – Unerschrockenste Haltung
● Tapefabrik – Feinstes Booking
● Für Hilde Festival – Wohligste Wohlfühloase
Jedes Festival – egal ob groß oder klein – hat eine echte Chance auf den Helga! Festival Award, denn bei der Abstimmung werden die Stimmen ins Verhältnis zur Größe des Festivals gesetzt. Insgesamt stimmten beim Public Voting über 22.000 Festival-Fans für ihre Lieblinge ab.
Über 70 Festival-Bewerbungen gingen dieses Jahr für den Helga! Festival Award 2024 ein. Und für den Jury-Entscheid fand sich eine 33-köpfige Fachjury zusammen: Darunter Festival-Insider*innen, Branchen-Profis, Verbandsmitglieder*innen oder Künstler*innen wie
z.B. Roy Bianco & die Abbrunzati Boys und viele mehr. Einige der Bewertungskriterienwaren unter anderem: Anspruchsvolle und hochwertige Programmauswahl, Originalität, Kreativität, Innovation sowie soziale und gesellschaftliche Positionierung, Nachhaltigkeit, Diversität und Inklusion.
Detlef Schwarte – Director Reeperbahn Festival: „Open-Air-Festivals machen eine schwere Zeit durch. Preissteigerungen, Personalmangel und verhaltene Ticket Sales stellen viele Festivals vor wirtschaftliche Probleme. Darum gibt es keine bessere Zeit, um die Festivals zu feiern und ihre kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung und auch ihre positiven ökonomischen Effekte auf die jeweils regionalen Umfelder zu betonen. Die große Resonanz aus der Szene und von den Fans auf den HELGA! spricht für sich. Festivals sind die einzige Möglichkeit! Support and celebrate Festivals!“
Die Preisverleihung moderierten in diesem Jahr Kira Taige – Geschäftsführung Feel Festival und Ludwig Henze – Moderator/Musiker.
Bestes Festival 2024: Summer Breeze Open Air
In der Kategorie „Bestes Festival” entscheiden Deutschlands Festival-Fans über den Award der Awards. Im Public Voting über zwei Runden schafften es diesmal unter die Top 6: Ab geht die Lutzi! Festival Burning Pants Festival Deichbrand Festival Herzberg Festival Open Flair Summer Breeze Open Air
Bereits in der ersten Abstimmungsrunde zeigte sich, dass es dieses Jahr wieder ein Kopf an Kopf Rennen geben wird, zumal nicht nur fünf Festivals unter die Top Favorit*innen kamen, sondern gleich sechs, da zwei Festivals über die gleiche Stimmenzahl verfügten. Am Ende war es ein klarer Sieg für das Summer Breeze Open Air, das bereits seit 1997 auf dem Flugplatz des Aeroclubs im bayerischen Dinkelsbühl stattfindet und Metal-Fans begeistert. Nominierte und Gewinner*innen des diesjährigen Helga! Festival Awards:
Bunt gewürfelt für “Gemischteste Tüte” waren das Pinot and Rock, Rock for Tolerance Open Air Festival und das SNNTG Festival. Die Auszeichnung geht dieses Jahr an das SNNTG Festival. Die Jury ist der Meinung, dass das SNNTG Festival das ganzheitlichste Konzept hat, was zu einer “Gemischtesten Tüte” gehört. So achten sie zum Beispiel stark auf Diversität und hinterfragen sich selbstkritisch. Sogar nach ihrem Gewinn im Jahr 2022 in dieser Kategorie war es für sie Ansporn genug, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen, sondern an sich zu arbeiten, um sich weiterzuentwickeln – es hat sich gelohnt, um erneut den Helga! Festival Award mit nach Hause zu nehmen.
Die „Grünste Wiese” hinterließen in diesem Jahr das Ehrenhof Open, Orange Blossom Special und Skandaløs Festival. Durchgesetzt hat sich Orange Blossom Special, die für die Jury in ihrem Konzept ganzheitlich auftreten und darüber hinaus Besucher*innen animieren, nachhaltig zu handeln – auch im Hinblick auf die An- und Abreise. Sogar das Programm vereint Kultur mit Natur, so gibt es z.B. eine Vogeltour für Festivalbesucher*innen.
Eine weitere, neue Kategorie, die gerade in politisch schwierigen Zeiten eine wichtige Rolle einnimmt, ist die „Unerschrockenste Haltung” und die bewiesen das HASTAM – Just because I Am, Kein Bock auf Nazis Festival und Rock gegen Rechts. Am Ende setzte sich das Hamburger Festival HASTAM – Just because I Am durch, bei dem sich Ende August 2024 eine neue Generation von mutigen Musiker*innen und Kunstschaffenden aus dem Iran präsentieren und ihre Stimmen im Kontext der Frauen-Protestbewegung “Jin – Jiyan – Azadi” eine Bühne geben.
Die Nominierten in der Kategorie „Feinstes Booking” waren: Jenseits von Nelken und Pralinen, Metropolink Festival und Tapefabrik. Am Ende gewann die Tapefabrik. Für die Jury schaut das Festival über den Tellerrand und schafft es, als genrespezifisches Hip-Hop Event, divers zu sein. Hervorgehoben wird insbesondere die Entwicklung vom Underground Hip-Hop Festival zu einem modernen Festival, das traditionelle Segmente mit neuen, modernen Stilen vereint.
In der Kategorie „Wohligste Wohlfühloase” schafften ein unvergessliches Ambiente das Für Hilde Festival, Skandaløs Festival und das Zurück zu den Wurzeln Festival. Am Kuscheligsten war es für Festivalliebhaber*innen beim Für Hilde Festival. Denn was Besucher*innen dort vorfinden, ist einfach eine Wohlfühloase: Authentisch, mit Liebe zum Detail, mit Chill-Out Bereichen, Schattenplätzen und kinderfreundlichen Plätzen. Laut Jury ist es dort einfach “schnuckelig” und fühlt sich an wie ein Besuch bei Oma und Opa.
Über den Helga! Festival Award:
Der unabhängige Helga! Festival Award wird seit 2013 verliehen und zeichnet die besten Festivals Deutschlands in jährlich wechselnden Kategorien aus. Der Helga! Festival Award ist der erste und einzige Award ausschließlich für Musikfestivals in Deutschland und bietet auch kleinen Festivals die Chance auf Anerkennung. Der Helga! Festival Award wird vom Reeperbahn Festival in Kooperation mit der LiveKomm und Höme – Für Festivals präsentiert.
Am 20. September präsentierte das Reeperbahn Festival im Rahmen einer Pressekonferenz im east Hotel die Ergebnisse der dritten Keychange-Marktforschungsstudie zur Geschlechtervielfalt im deutschen Musikmarkt.
Auf der von ShaNon Bobinger moderierten Veranstaltung sprachen am Freitagmorgen Lea Karwoth (Senior Projektmanagerin, Keychange), Anna Oberle (Senior Eventmanagerin, GEMA), Alexander Schulz (CEO, RBX GmbH) und Rolf Kullen (Senior Director, Marktforschungsinstitut KANTAR) über die Ergebnisse der aktuellen Studie, die von der GEMA unterstützt wurde.
Die Situation weiblicher Führungs- und Nachwuchskräfte sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf standen bei der von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) geförderten Studie besonders im Fokus.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass insbesondere FLINTA* (Frauen, Lesben, Inter-, Trans- & Agender) noch nicht an eine Chancengleichheit der Geschlechter in der Musikindustrie glauben. Die befragten Akteur*innen bewerten die Situation weiterhin überwiegend kritisch, zum Teil sogar kritischer als bei der Keychange-Studie vor drei Jahren. Ein möglicher Treiber könnten öffentlichkeitswirksame Skandale sein. Diese tragen zwar zu mehr Diskurs bei, verstärken jedoch auch das Bewusstsein für weitere Handlungsbedarfe, so heißt es im Fazit der Studie.
Fast alle befragten FLINTA* und drei Viertel der Männer gaben an, schon einmal im beruflichen Kontext diskriminierende Erfahrungen gemacht zu haben. Bei den männlichen Befragten ist der Anteil im Vergleich zu 2021 sogar angestiegen. Zudem stellte die Studie heraus, dass intersektionale Diskriminierung, insbesondere bei FLINTA*, ein ernstzunehmendes Thema darstellt. Etwa die Hälfte der Befragten berichtete von Benachteiligungen aufgrund von zwei oder mehr Merkmalen wie z. B. Geschlecht und Alter.
In Bezug auf gesundheitliche Themen wie Menstruation und Menopause ergab die Studie, dass knapp vier von zehn der Befragten Einschränkungen in ihrem Berufsleben wahrnehmen, in den meisten Unternehmen aber nicht offen darüber gesprochen wird.
Die Studienergebnisse zeigen aber auch erste Verbesserungen auf: Der Anteil überwiegend weiblich gelesener Führungskräfte, der sich auch in der Geschäftsführung der Unternehmen widerspiegelt, steigt laut der Befragung gefühlt sichtbar an. Im Vergleich zur Studie von 2021 wurde zudem häufiger wahrgenommen, dass sich der Anteil von FLINTA* auf Konzert- und Festivalbühnen erhöht hat. Insbesondere bei Newcomer*innen sagte die Hälfte der Befragten, dass diese eine größere Geschlechtervielfalt repräsentieren als dies bei etablierteren Künstler*innen der Fall ist.
Qualifizierte Maßnahmen zur Förderung von Geschlechterdiversität waren ebenfalls Gegenstand der Befragung und wurden als äußerst notwendig erachtet. Demnach werden Kinderbetreuungsmöglichkeiten geschlechterunabhängig als hilfreichste Fördermaßnahme bewertet. Für FLINTA* spielen zudem strukturelle Gegebenheiten seitens des*der Arbeitgebenden eine große Rolle, z.B. die Ermöglichung flexibler Arbeitszeiten und Führungspositionen in Teilzeit. Während für FLINTA* strukturelle Gegebenheiten seitens der Arbeitsgebenden eine große Rolle spielt, setzen Männer stärker auf eine rücksichtsvolle Unternehmenskultur. Mentoringprogramme, transparente Einstellungs- und Beförderungskriterien wurden ebenfalls als wichtige Maßnahme identifiziert.
Junge Talente könnten laut der Befragten am meisten durch transparente Einstellungs- und Beförderungskriterien, Diversität in Jobgesprächen oder auch neutrale Anlaufstellen für sexuelle Belästigung und Machtmissbrauch in der Ausbildung unterstützt werden.
„Wir stehen an einem entscheidenden Punkt: Der gesellschaftliche Diskurs entwickelt sich, doch die notwendigen Veränderungen in der Branche kommen nur langsam voran. Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass der Weg hin zu einer geschlechtergerechten Musikwirtschaft komplex und herausfordernd ist. Es herrscht Einigkeit darüber, dass gezielte Fördermaßnahmen entscheidend sind, um echte Chancengleichheit zu schaffen und zu verhindern, dass wir weiterhin wertvolle Talente verlieren, die die Musikbranche aufgrund zahlreicher Barrieren verlassen. Gemeinsam stehen alle Akteur*innen vor der Aufgabe, ein nachhaltiges und gerechteres Umfeld der Musikwirtschaft zu gestalten.“
– Lea Karwoth, Senior Project Manager für Keychange, RBX GmbH
„Keychange legt den Finger erneut in die Wunde. Die Studie zeigt, die Zahlen sind noch immer alarmierend und bisherige Maßnahmen haben zu keinen zufriedenstellenden Ergebnissen geführt, im Gegenteil. Aber, wir haben einiges erreicht, wir sind auf dem richtigen Weg und es braucht Zeit. Mit der Studie leistet Keychange seit Bestehen der Initiative einen substanziellen Beitrag zur Debatte. Die GEMA ist seit Beginn an engagierte Partnerin der Initiative und hat erneut an dieser Studie mitgewirkt. Für uns gilt: Musik ist bunt, Musik ist vielfältig. Als GEMA vertreten wir diese Vielfalt und engagieren uns für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Musikbranche. In der GEMA haben sich derzeit mehr als 95.000 Musikschaffende organisiert. Gemeinsam und im Verbund mit Partnern wie Keychange können wir die Zukunft gestalten und Strukturen schaffen, in denen alle gleichermaßen fair behandelt werden.“
– Anna Oberle, Senior Eventmanagerin, GEMA
Und wieder wird die Reeperbahn zum Nabel der Musikwelt. Es ist schon enorm, wie viele Labels und Promoter mich im Vorfeld des Festivals anschreiben, um ihre Acts zu bewerben. Aber absolut sinnvoll. Über 800 Programmpunkte für 45.000 Fans in unendlich vielen Clubs und Locations, dazu die öffentlichen Open Air Events auf Heiligengeistfeld und Spielbudenplatz, für die man kein Ticket braucht – wer soll da den Überblick bewahren? Man kann sich treiben lassen, hört hier und dort interessante Klänge, besucht die Clubs, wenn gerade keine große Schlange davor steht, oder man sucht gezielt nach bestimmten Genres, hält sich an die Topacts, whatever…
Am Mittwoch ließ mich zunächst mal die Deutsche Bahn im Stich und der ICE hatte ganze zwei Stunden Verspätung. Also „Opening Show“ ade. Stattdessen kam ich kurz nach 19 Uhr im Festival Village an und hatte mit jolle gleich eine quirlige Deutschpop-Künstlerin im Ohr. Sie hat ihre Karriere 2020 in einer Hamburger Karaokebar gestartet. Also ein Heimspiel hier, das sie hervorragend nutzte und die Fritz Kola Bühne rockte. Laut und mit viel Pep setzte sie eine erste Duftmarke beim Festival. Die Rap-Parts waren frisch und beeindruckend.
Weiter ging es mit Amy Warning. Wieder auf deutsch, wieder mit Rap. Sie hat 2014 ihr erstes Album veröffentlicht und bewegt sich zwischen Soul, Pop und Reggae. Mit ihrem aktuellen Album „Auszeit“ glänzte sie auf der Village Acoustics Bühne. Einziges Manko: Es ist schwer, sich auf einer kleinen Bühne akustisch durchzusetzen, wenn im Hintergrund stampfende Dancebeats und die verstärkte Musik einer anderen Bühne ertönen. Daran könnten die Veranstalter noch arbeiten, um allen Acts eine reelle Chance zu geben. Amy ließ sich aber nicht entmutigen und das Publikum skandierte mit Ihr „Ich war dabei“.
Im Bahnhof Pauli, einer Untergrund Location, die einem echten U-Bahnhof nachempfunden ist, spielte Paula Dalla Corte ein einstündiges Set mit großer Bandbesetzung. Die Indie-Künstlerin ist durch „The Voice of Germany“ bekannt geworden und hat sich mit dem Song „Good Girl Killer“ eine ordentliche Fanbase erarbeitet. Auch in St. Pauli wurde sie abgefeiert. Die Stimme etwas rauchig, womit sie auch beeindruckend tiefe Töne perfekt trifft. Auftreten und Style melodramatisch mit weitgreifenden Gesten und starker Bühnenpräsenz. Es war definitiv ein Genuss, sie auf der Bühne zu erleben, und für mich das Highlight des ersten Tages.
Auf der Bühne am Spielbudenplatz hatten sich inzwischen Judi & Cocho als „Bavarian Export“ eingefunden. Es gibt häufiger solche Mottobühnen und hier wurde das Line-up von Bands aus Bayern gestellt, was man am Mundart-Akzent des Sängers leicht feststellen konnte. Die Musik ging in Richtung Jeremias und AnnenMayKantereit. Verlebt raue Vocals und Partystimmung. Damit hatte man das Publikum auf seiner Seite. Eigentlich sind Julian Deller und Johannes Winkler vor allem ein Indie-Duo, doch hier wurde man von einer formidablen Band begleitet. Ein perfekter Spätsommerabend mit einer Temperatur von noch 15 Grad nachts um 23 Uhr sorgte zudem für entspannte Stimmung und Feierlaune.
Zum Abschluss gab es im Krimi-Theater Imperial eine besondere Überraschung. Ana Lua Caiano ist fest in Jazz, Fado und portugiesischer Folklore verwurzelt. Doch wie sie das darbot, war überwältigend. Allein auf der Bühne mit unzähligen Instrumenten und Loop-Station. Live nahm sie ihre Tonspuren auf und stellte das Ergebnis zu Songs zusammen. Dabei war sie immer in Bewegung und lieferte mit elektronischen Mitteln, viel Pathos, enormem Stimm- und Körpereinsatz sowie mitreißender Energie eine überwältigende Performance ab. Auch komplett a cappella, nur von einem Tambourin begleitet, riss sie das Publikum quasi von den Sitzen. Ein grandioses Konzert, das mal wieder zeigte, wie vielseitig das Reeperbahn Festival sein kann.
In den Donnerstag bin ich schon um 13 Uhr mit einem Besuch im East Hotel gestartet. Dort fand ein Panel der Reeperbahn Konferenz statt. Das Festival ist ja auch ein Treffen von ca. 4.500 Delegates aus der Musikbranche, die an einem informativen Programm teilnehmen können. In diesem Fall waren dort zwei großartige Sängerinnen am Start, um zum Thema „Stairway to Heaven or Highway to Hell – Künstler*innen auf der unternehmerischen Reise in die Zukunft“ zu sprechen. Zum einen Inéz, die vor allem durch die Kollaboration „Zukunft Pink“ mit Peter Fox bekannt geworden ist, und Deutschpop-Künstlerin Wilhelmine. Die beiden gaben gute Einblicke in ihre Arbeit, Irrungen und Wirrungen der Karriere, Marketing und Social Media, Abhängigkeiten und Freiheiten, einschneidende Erlebnisse und vieles mehr.
Im Bahnhof Pauli stand mit Gregor Hägele wieder ein Künstler auf der Bühne, dem „The Voice of Germany“ die erste große Bühne bot. Die Casting-Flügel hat er definitiv abgelegt und lieferte hier eine rasante Rockshow mit Songs seines neuen Albums. Viel Deutschrock, aber auch einige Balladen. Zwischen zeitlich begab er sich nur mit Gitarre in die Menge und schuf bewegende Momente inmitten des Publikums. Zum Song „Paracetamol“ schnappte er sich den anwesenden Florian Künstler, um den Mitsing-Refrain zu üben. Mit Songs wie „Sophie“ und „Ich liebe mich“ übertrug er seinen Vibe mühelos auf die Anwesenden.
Singer/Songwriterin Soffie hatte die Fritz Kola Bühne im Sturm erobert. Sie war allein auf der Bühne und begleitete sich elektronisch. Spätestens mit der Hymne „Für immer Frühling“ wussten die Anwesenden, wer da vor ihnen stand. Seit sie dieses Stück Anfang des Jahres bei TikTok hochgeladen hat, ist es zum ultimativen Protestsong gegen Rechts geworden. Toleranz und Mitmenschlichkeit sind der Sängerin ein großes Anliegen.
Zurück im Bahnhof Pauli bot Kati K Deutschrock mit leichten Techno-Vibes. Als Sängerin und Influencerin macht sie seit 2015 mit Gesangsvideos über Beziehungstipps auf sich aufmerksam. Doch keine Sorge, es wurde nicht zu esoterisch oder kopflastig. Die Münchnerin bot ein solides Rockkonzert mit emotionalen Ausflügen (Pianoballade „Weißes Kleid“) und einem von den Prinzen entliehenen Song, im Original „Alles nur geklaut“, den sie mit einem Text übers Fremdgehen füllte.
Auf der Village Acoustics Bühne dann Jule Gelhar, ein frisches Hamburger Talent mit ihrem erst fünften offiziellen Auftritt. Das merkte man der Künstlerin aber nicht an, die ihre EP „Im Regio weinen“ in einer Mischung aus Indie und Punk präsentierte. Allein mit Klampfe sang sie auf deutsch – akustisch, laut, rotzig, schnell und mit tollen Texten. Vor allem ihr Stück zum Thema Sexuelle Gewalt war beeindruckend und hinterließ Spuren.
Anna B Savage stand barfuß auf der MOPO-Bühne und sang mit ihrer hervorragenden, klassisch anmutenden Stimme und viel Pathos zur akustischen Gitarre. Die in Irland lebende Engländerin ist ein wirkliches Ausnahmetalent der Independent-Szene. Sie war ständig in Bewegung, aber auch manchmal ganz in sich versunken. Ihre Stimme ging durch Mark und Bein, musste sich aber leider gegen dumpfe Techno-Beats aus dem Hintergrund durchsetzen. Wieder schade, dass man diese Überschneidungen in der Lautstärke nicht in den Griff bekam. Bewundernswert, dass Anna sich davon nicht aus der Ruhe bringen ließ.
Im Schmidtchen gab es jetzt eine Lesung, an der ich unbedingt teilnehmen wollte. Die Journalist*innen Daniel Drepper und Lena Kampf haben zum Thema „Gewalt und Missbrauch in der Musikindustrie“ recherchiert und das Buch „Row Zero“ verfasst, wobei die Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann Auslöser ihrer Arbeit waren. Was sie zu berichten hatten, war gleichwohl erschütternd wie ernüchternd. Die juristische Handhabe gegen geschilderte Taten von Nötigung und Gewalt ist schwierig, solange Aussage gegen Aussage steht und die Beweisführung zu allem, was backstage und in Hinterzimmern geschieht, kaum möglich ist. Begriffe wie Druck und Machtgefälle stehen hier gegen die Unschuldsvermutung. Es entwickelte sich eine spannende Diskussion mit den Anwesenden und die Zeit war viel zu schnell vorbei.
Die Village Acoustics Bühne war jetzt mit Revelle besetzt. Die Wahlberlinerin aus der Nähe von Wien ist mittlerweile fester Bestandteil der Deutschpop-Playlisten. Sehr quirlig, sympathisch und frisch nahm sie die Anwesenden mit auf eine 45minütige Reise durch luftige, meist fröhliche Popsongs, die sie sehr reduziert interpretierte. Revelle singt glasklar und hat emotionale Lyrics zu bieten. Damit traf sie den Nerv des Publikums und man spürte „Nur Liebe“. Man sah ihr die Freude über den Auftritt merklich an und die halbe Stunde verging wie im Flug. Sie versäumte es nicht, auf die Flutkatastrophe in Niederösterreich hinzuweisen und eine Spendenaktion für eine befreundete Familie zu starten. So gab es im Anschluss die Gelegenheit, mit ihr zu sprechen und Unterstützung zu leisten.
In der Großen Freiheit 36 ein weiteres Konzert, auf das ich mich sehr freute: Das Comeback von JULI, meinen Helden aus Anfang der 2000er. Der Club war brechend voll, aber gut organisiert kam man ohne Warteschlange vor die Bühne. Es war ein absolut magischer Moment, als die ganze Freiheit zum Eröffnungsstück „November“ minutenlang „Und es ist Juli“ sang. Eine sichtlich bewegte Eva Briegel und eine jubelnde Menge waren das Ergebnis dieses Liebesbeweises. Der Gig wurde zum perfekten Happening für Nostalgiker und neue Fans. Eine mitreißende Setlist bot „Elekrisches Gefühl“, aber auch ganz neue Stücke und natürlich Klassiker wie „Geile Zeit“ und „Perfekte Welle“. Gerade bei letzteren Songs bat Eva die Social-Media-Generation, ihre Handys wegzulegen und den Moment zu genießen. Das gelang dann auch tatsächlich und man sah nur ganz wenige erleuchtete Bildschirme. Stattdessen eine riesige Party, die 80 Minuten andauerte und mit einer Zugabe endete. JULI hatten alles gegeben und bewiesen, dass das 20jährige Jubiläum des Debütalbums nicht zu seliger Ruhe, sondern zu Rastlosigkeit und neuer Energie führt.
Im Imperial-Theater sollten die Mighty Oaks den krönenden Abschluss für meinen zweiten Festivaltag bilden. Hier hatte sich eine riesige Menschenmenge in geordneter Schlange eingefunden, um an diesem ganz besonderen Event teilzunehmen. Der Amerikaner Ian Hooper, der Engländer Craig Saunders und der Italiener Claudio Donzelli haben sich vor über zehn Jahren in Hamburg gefunden und seitdem ganz dem Folk verschrieben. Sie wollten unbedingt wieder im Imperial spielen, weil dort beim RBF ihr großer Durchbruch begann. „Seid ihr sicher?“, fragten die Veranstalter. „Ja.“ Allerdings, wie Ian jetzt zugab, hatte man das Theater größer in Erinnerung. Für die Anwesenden war es ein Fest. Ian mit launigen Ansagen auf deutsch. Der harmonische Satzgesang im Trio. Alte und neue Hits, perfekt vorgetragen. Das neue Album „High Times“ ist gerade erschienen und führt definitiv in neue musikalische Höhen. Ein begeistertes Publikum trieb das Trio von Song zu Song und die 75 Minuten waren viel zu schnell vorbei. Entspannte, harmonische Songs, ein reduziertes Album – akustisch und (wie Ian sagte) „a little bit durcheinander“ waren die Mighty Oaks brillant auf der Bühne. Zur Zugabe stellte man sich zu dritt vors Mikro und brachte die Einheit als Band perfekt zum Ausdruck. Ein wundervoller Abschluss für Tag zwei.
Am frühen Mittwochabend wurde heute das 19. Reeperbahn Festival der Opening Show im Operettenhaus Hamburg eröffnet.
Festivalleiter Detlef Schwarte begrüßte die rund 1.200 anwesenden Gäste und stellte mit „Let the music grow“ das übergreifende Motto des diesjährigen Festivals vor. Sich als Musikbranche den teils existentiellen Herausforderungen wie Klub-Krise, Fair Pay im Streaming oder KI gemeinsam zu stellen und dennoch die positive Kraft der Musik ungebrochen zu feiern, sei das Gebot der Stunde und die Besonderheit des Reeperbahn Festivals.
In seinem Grußwort hieß Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher die internationale Musikwelt in der Hansestadt willkommen und Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, hob anschließend in ihrer Rede die Notwendigkeit von Kultur als verbindende Kraft in unserer konfliktreichen Zeit hervor.
„Das Reeperbahn Festival in Hamburg ist Europas größtes Showcase-Festival und das wichtigste europäische Treffen für Popmusikkultur. Hier tanzt und feiert ein internationales Publikum Musik, Vielfalt, Respekt, Toleranz und Freiheit. Das sind die Werte, für die das Reeperbahn Festival seit Jahren einsteht.”
– Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien
„Das Reeperbahn Festival ist einzigartig in Europa. Es bietet neuen Talenten eine internationale Bühne und dem Publikum erstklassige Live-Musik. Seit dem ersten Festival 2006 ist es zu einem zentralen Branchentreffen der Musik- und Digitalwirtschaft geworden, die sich in Hamburg über Innovationen und aktuelle Entwicklungen austauscht. Ich wünsche den Teilnehmerinnen und Teilnehmern und allen Gästen interessante Meetings und Konzerte und einen schönen Aufenthalt in Hamburg.”
– Dr. Peter Tschentscher, Hamburgs Erster Bürgermeister
Moderator Aurel Mertz führte danach durch das Programm welches mit einer Überraschungs-Live-Performance von Bastille Presents Ampersand (GBR), dem neuen Projekt von Lead Sänger Dan Smith startete. Sie performten zwei Songs aus dem neuen Album „&“, welches im Oktober erscheint.
Weitere Performances gab es von Rachel Chinouriri (GBR) und Alli Neumann (DEU), die zudem von der Leiterin der Europäischen Kommission in Deutschland Barbara Gessler für ihr Engagement für mehr Gendergerechtigkeit mit dem Keychange Inspiration Award ausgezeichnet wurde.
„Ich bin froh über jede Plattform die darauf aufmerksam macht, dass in der Musikindustrie noch viel aufzuarbeiten ist, bis zur Gleichberechtigung. Keychange hilft dabei, Aufmerksamkeit und Repräsentation für FLINTA*-Artists zu schaffen.”
– Alli Neumann, Musikerin
Die Jury des internationalen Wettbewerbs Anchor besteht in diesem Jahr aus den Musikerinnen Emily Kokal (USA), Julia Stone (AUS), Songwriterin, Produzentin, Schauspielerin und Unternehmerin Tayla Parx (USA) und dem Songwriter Tim Bendzko (DEU).
Die sechs nominierten Bands und Künstler*innen Milan Ring (AUS), Moonchild Sanelly (ZAF), Enji (DEU), KÄSSY (AUT), strongboi (DEU) und Beth McCarthy (GBR) werden bei ihren Reeperbahn Festival Konzerten am Donnerstag und Freitag im Gruenspan um den Gewinn der renommierten Auszeichnung spielen, die am Samstagabend im St. Pauli Theater verliehen wird.
Mit einer fesselnden und intensiven Keynote erläuterte Autor und Wirtschaftsjournalist Tim Harford (GBR) unter anderem wie Krisen Möglichkeiten für Wachstum sein können, bevor Bastille Presents Ampersand (GBR) die Besucher*innen in vier Tage voller aufregender neuer Musik und Gesprächen entließen.
Bereits am Nachmittag startete im Festival Village Konferenz für digitale Jugendkultur TINCON mit einem Angebot für insgesamt 3.500 Schüler*innen ab 13 Jahren, bei denen neben Inhalten zur digitalen Lebenswelt junger Erwachsener auch Einblicke ins Musikbusiness vermittelt werden.
Am Abend starten in den Clubs Bahnhof Pauli, Uwe und Prinzenbar die Konzerte der diesjährigen neun Teilnehmenden des Musikexportprogramms German Music Talent, mit Paula Della Corte, WizTheMc, Easy Easy, Salomea, Meagre Martin, Aka Kelzz, Enji, AFAR und Willow Parlo.
Insgesamt erwartet die Besucher*innen über vier Tage ein Angebot aus rund 800 Programmpunkten in 80 Spielstätten. Dazu zählen 480 Konzerte von 450 Acts aus über 30 Nationen sowie 40 Lesungen, Live-Podcasts und Ausstellungen.
Das Angebot für Fachbesucher*innen mit 200 Sprecher*innen aus 52 Nationen enthält 270 Programmpunkte, davon 50 in Rahmen der TINCON und 80 im Programm der re:publica. Die Gender-Quote im Programm beträgt 50/50.
Das Reeperbahn Festival erwartet in diesem Jahr rund 45.000 Besucher*innen, davon 4.000 Fachbesucher*innen.
Gegründet wurde die New Wave-Band Indochine im Mai 1981 von Nicola Sirkis und Dominique Nicolas. Am 19. September 1981 gab es das erste Livekonzert der Gruppe. Und mehr als vierzig Jahre sind ins Land gegangen, bis die Band aus Frankreich ihr vielleicht bestes Album auf den Markt bringt.
Indochine haben nie damit aufgehört, voran zu gehen. Viele Studioalben, unzählige Live-Auftritte und andere Spezial-Projekte machten sie zu Pionieren elektronischer Musik. Konzerte in Peru, Skandinavien, Vietnam, Kanada, Europa in unaufhaltsamen Zyklen: neues Album, danach eine Tour und dazu die alten Hits. Auf diese Weise erneuerten sie stetig ihr Publikum, zu dem sich immer wieder eine weitere Generation hinzugesellte.
Mit dem aktuellen Album „Babel Babel“ beweisen Indochine zudem, dass ihnen die Ideen nicht ausgehen. Im Gegenteil! Es handelt sich um ein großartiges, fast schon episches Konzeptwerk, das den Turmbau zu Babel als Synonym für Sprachverwirrung und menschliche Eitelkeit zum Thema hat. In Zeiten von Kriegen, Entfremdung und menschengemachten Naturkatastrophen ein überaus spannendes Thema.
Das hervorragende Albumcover wurde vom amerikanischen Fotografen David LaChapelle gestaltet und fasst zusammen, worum es auch in der Musik geht: Tradition und futuristische Vision. Indochine schaffen auf zwei CDs in fast 90 Minuten Länge ein grandioses Klangerlebnis. Elektronische Klanglandschaften – teils fröhlich, teils düster. Französische Lyrics und Vocals, die mal in Form eines Chansons und dann wieder mit sehr viel Pathos vorgetragen werden.
Musikalisch wird der Stil von Bands wie Depeche Mode, MGMT oder New Order hier auf ein neues Level gehoben. Ein großartiges neues Album mit starken Emotionen – wie geschaffen für eine Welt, in der keiner mehr versteht, was hier eigentlich vor sich geht.
„Back For Good“ – einen passenderen Titel für dieses Buch als das Zitat von Take That hätte man wohl kaum finden können. Die 90er Jahre waren ein so grandioses und vielschichtiges Musikjahrzehnt, dass es einen dicken Wälzer braucht, um dem gerecht zu werden. Die Autoren Stephan Rehm Rozanes und Fabian Soethof gehen mit uns auf Zeitreise und es gelingt ihnen, allen großen Bands jener Epoche gerecht zu werden und auch die möglichen Verknüpfungen zwischen den Genres zu erkennen. So stand direkt nach dem frühen Tod des Grunge der Britpop zur Wachablösung bereit – und auch dessen Herrschaft war nur von relativ kurzer Dauer.
Es geht um die Backstreet Boys, Blur, Echt, Guns N’ Roses, H-Blockx, The Kelly Family, Madonna, Nirvana, Oasis, R.E.M., Take That, Scooter, Spice Girls, U2 und viele andere. Das Phänomen des Eurodance wird ebenso beleuchtet wie ein letztes Aufbäumen des Classic Rock mit „Wind Of Change“. Es geht den Autoren um mehr, als nur darum, die Bands zu beschreiben. Sie wollen Hintergründe und Kausalitäten beleuchten, was ihnen sehr gut gelingt. Schließlich waren und sind beide beim Musikexpress aktiv und gelten als Meister ihres journalistischen Fachs.
Ergänzt werden die Ausführungen mit aussagekräftigen Playlists zu Bands und Musikstilen. Außerdem füllen eine Reihe von Interviews die Seiten. Neben vielen Schwarz-weiß-Illustrationen finden sich zudem einige farbige Fotos auf Glanzpapier in der Mitte. Alles in allem zeichnet dieses ordentliche Kompendium auf gut 350 Seiten ein nachhaltiges Bild der 90er Jahre. Man kann die interessanten Kapitel einzeln lesen – das Buch lässt sich aber auch am Stück genießen und verliert nie an nostalgischem Reiz.
Das neue Hörspiel der drei ??? mit dem Titel „Drehbuch der Täuschung“ erscheint mit der Nummer 229 beim Label EUROPA. Und es ist ein sehr spannender Fall um die drei Detektive aus der Feder von Hendrik Buchna.
Zur Handlung: Gefangen auf Sumatra! Jayden ist verschwunden und soll gegen seinen Willen auf die indonesische Insel verschleppt worden sein. Der Mitbewohner des verschwundenen Studenten macht sich große Sorgen um seinen Freund und bittet Justus, Peter und Bob um Hilfe. Er hat einen seltsamen Anruf von Jayden erhalten – direkt aus Sumatra. Aber wie ist der junge Mann dort hingekommen und vor allem warum? Die drei Detektive übernehmen den Fall. Doch bald schon nehmen die Ermittlungen eine unerwartete Wendung …
Schon wenn die Geschichte los geht und man die angenehme Stimme von Axel Milberg als Erzähler hört, sind die nostalgischen Gefühle wieder da. Zudem die Handlung hier einen wirklich mysteriösen Fall mit vielen Wendungen zu bieten hat. Justus, Peter und Bob sind zwar nicht wirklich älter geworden, aber mit der Zeit gegangen. So spielen inzwischen auch Handys, YouTube-Videos und Social Media eine nicht zu unterschätzende Rolle im Geschehen.
Die Story bleibt bis zum Schluss spannend und hat immer neue Überraschungen zu bieten. Das wird als Hörspiel mit vielen guten Sprecher*innen und dezenten Soundeffekten hervorragend umgesetzt. Für mich ein durchgehend überzeugender Fall, bei dem alle Protagonisten ihre Qualitäten ausspielen können.
Mit „Niemand wie du“ erscheint kürzlich eine neue Single von Gringo Mayer. Die erste Single aus seinem neuen, dritten Album „Laav“, welches am 17. Januar 2025 erscheinen wird.
Es begab sich im vergangenen Januar, da saß Gringo Mayer auf Teneriffa und arbeitete an neuen Songs. Die surreal schöne Natur der Insel stand für ihn in einem krassen Gegensatz zu der chronischen Überforderung, der wir alle inmitten der immer schnelleren Abfolge von Krisen ausgesetzt sind: Klima, Pandemie, Kriege, Fake News, Inflation – man hält das ja alles im Kopf nicht mehr aus.
»Niemand ist wie du« beginnt mit Indierock-Gitarren, einer sehnsuchtsvollen Keyboardmelodie, schließlich die vertraute Stimme: »Doktor, Doktor/Ich finde einfach keine Ruhe/Überall schepperts und ich merke keine Besserung«, singt Gringo Mayer – natürlich im Kurpfälzer Dialekt.
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Der Protagonist von »Niemand ist wie du« wird langsam wahnsinnig, weil permanent von überall her schlechte Nachrichten auf ihn niederprasseln. In dieser Situation wird ihm der Refrain des Lieds zu einer Art Mantra: »Niemand ist wie du«, versichert ihm eine Art höhere Instanz, »I love you/Ich kann nichts dazu.«
»Vielleicht bin ich überdramatisch, aber ich habe immer mehr den Eindruck, dass die Welt insgesamt unruhiger geworden ist«, sagt Gringo. »Und als ich dann auf Teneriffa selbst mal ein bisschen zur Ruhe gekommen bin, ist mir immer klarer geworden, was das mit den Menschen macht. Mit diesem Song ging es mir darum, ein Gefühl von Frieden zu vermitteln, eine musikalische Atempause.«
Und so verbindet »Niemand ist wie du« nun mit dieser wunderbar verführerischen Melodie das Eskapistische einer lauen Sommernacht auf Teneriffa mit Sehnsucht, ganz viel Liebe und Trost. »Vielleicht hilft das ja dem einen oder anderen, besser mit diesen ganzen Krisen und Kriegen umgehen zu können«, sagt Gringo, »weil man sich ja einfach permanent hilflos, machtlos und überfordert fühlt und das auf Dauer ja auch keinem was bringt.«
Gringo Mayer aus Ludwigshafen ist ein begnadeter Performer, ein mitreißender Interpret seiner Musik, ein absoluter Showmann mit süffisantem Humor, direkt aus der Mitte des Lebens. Dennoch ist Gringo Mayer kein Klamaukbarde. Was er singt und textet, bedeutet ihm nicht weniger als alles. Sonst könnte er diese Lieder gar nicht mit dieser unvergleichlichen Inbrunst singen.
Auf seinem neuen Album „Laav“ wird das deutlicher als je zuvor. „Laav“ ist tiefgründig wunderbare Musik, an der man sich aufrichten kann, dafür ist die erste Single »Niemand wie du« der beste Beleg.
Überhaupt wird es ein grandioses Gringo-Mayer-Jahr: Nach einer gefeierten Deutschland-Tour im Frühling 2024 und Auftritten bei Das Fest oder beim Haldern Pop Festival, begibt sich Gringo mit der Kegelband ab dem 17. Januar 2025 auf große Tour. Es wird eine Feier des Lebens, der Liebe und des konstruktiven Zusammenhalts.
Nach den Vorab-Singles „Cool“ (mit Soffie), „Immer Du“ und „Lichtblick“ mit Falcke veröffentlichte Haller vor kurzem mit „Akademie der Ängste“ den Titeltrack seines neuen Albums, welches am 15. November 2024 erscheinen wird.
Der Besuch in der Akademie der Künste: Ein Freund hat dort eine Ausstellung, Haller kommt, sieht sie sich an, erblickt das Schild der Akademie, denkt sofort: Akademie der Ängste. So kam er zum Titel der neuen Single und des Albums.
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Mit wunderbar schmachtenden Chören, flirrenden Streichern und intimen Akustikgitarren malt „Akademie der Ängste“ ein intensives Klangbild, in dem man sich wunderbar verlieren könnte. Wäre da nicht der knallhart ehrliche Text, in dem Haller sich zu seinen Ängsten und Unsicherheiten bekennt.
Es ergibt sich das Bild eines emotional reflektierten und modernen jungen Mannes, der uns auf fast therapeutische Art und Weise mit seinen und somit auch unseren eigenen Ängsten und deren Auswirkungen auf das Leben konfrontiert. Haller ermutigt uns diese nicht zu verdrängen, sondern als Teil der Persönlichkeit anzunehmen. „Ich geh auf die Akademie der Ängste, alle die ich kenne haben hier schon studiert.“
Mighty Oaks veröffentlichen mit „Your Scars feat. Philine Sonny“ einen eindrucksvollen Song, der sich auf eindringliche Weise mit psychischer Gesundheit auseinandersetzt. Der Track thematisiert das Stigma rund um Depressionen und Angstzustände und reflektiert die Schwierigkeit, unsichtbare Leiden sichtbar zu machen. „Ein gebrochener Arm ist ein sichtbarer Grund für einen Gips, aber Angstzustände und Depressionen bleiben oft verborgen, bis sie körperlich spürbar werden“, so Sänger Ian Hopper.
Für diesen besonders bewegenden Song haben sich Mighty Oaks mit Philine Sonny zusammengetan. Die offene Herangehensweise an das Thema verleiht dem Stück eine tiefgehende Ehrlichkeit und Hoffnung. Ian, der den Song bereits 2018 schrieb, ist froh, dass „Your Scars“ nun endlich ein Album bereichert und Philine Sonny dabei ist.
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Mighty Oaks bestehen aus drei Mitgliedern aus unterschiedlichen Ländern – Ian Hooper (USA), Claudio Donzelli (Italien) und Craig Saunders (UK) – und haben sich mit ihrer authentischen und emotionalen Musik einen Namen gemacht. Ihre Alben und Singles, wie „Brother“ und „Just One Day“, haben international Anerkennung gefunden. Die Band hat zahlreiche Konzerte und Festivals in Europa gespielt, darunter Auftritte in renommierten Locations und auf Festivals wie dem Lollapalooza, dem Montreux Jazz Festival, Hurricane/Southside und Rock am Ring/Rock im Park. Mighty Oaks begeistern ihr Publikum regelmäßig mit ihren energischen und gefühlvollen Live-Auftritten.
Nach vier Alben und vier EPs mit weltweiten Charterfolgen, diversen TV-Auftritten (u.a. bei „Sing meinen Song“) und ausverkauften Tourneen beginnt mit dem am 13.09.2024 erschienenen fünften Album „High Times“ ein weiteres Kapitel für Mighty Oaks.
Die Tour zum Album startet am 01.10.2024 und führt die Band den gesamten Oktober auf 23 Konzerten durch Deutschland, Österreich, Schweiz und Benelux. Natürlich auf einer speziellen Akustik-Tournee in ausgewählten Veranstaltungsorten und Konzerthäusern. „Es gibt keine bessere Art und Weise, unsere Musik und das neue Album zu präsentieren als akustisch, in der reinsten Form“, erklärt Ian. „Es ist eine fantastische Gelegenheit, die Verbindung zu unseren Fans wieder herzustellen – oder überhaupt zu allen, die handgemachte, authentische Musik lieben. Und so viele der Veranstaltungsorte sind magisch.“
Erst kürzlich erschien mit „A Night of a Thousand Vampires: Live in London“ eine grandiose Liveveröffentlichung von The Damned (HIER unsre Review). Braucht man jetzt schon einen Nachschlag? Auf jeden Fall, denn die Shows aus dem Jahr 2022 sind ganz anders aufgebaut und liefern zudem eine ganz besondere Reunion für die Punk- und Gotic-Rocker.
Am 25. Oktober 2019 gab Drummer Andrew Pinching seinen Rücktritt nach 20 Jahren mit der Band bekannt. Sein letzter Auftritt war die oben genannte Show im London Palladium (Oktober 2019), die man gemeinsam mit dem „Circus Of Horrors“ performte. Am 21. Oktober 2020 gaben The Damned bekannt, dass die ursprüngliche Besetzung bestehend aus Vanian, Sensible, James und Scabies im Jahr 2021 eine Reihe von Shows spielen würde. Dies wäre das erste Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten, dass James und Scabies mit Vanian und Sensible spielten. Die COVID-19-Pandemie erzwang jedoch eine Verschiebung der Tour auf 2022.
Am 3. November 2022 trat die Originalbesetzung im ausverkauften O2 Apollo in Manchester, UK, auf und präsentierte ein energiegeladenes 21-Song-Set aus den ersten beiden 1977er Alben „Damned Damned Damned“ und „Music for Pleasure“, den einzigen Alben, auf denen alle vier Gründungsmitglieder vertreten sind. Dieser Gig ist auf dem neuen Release als CD- und DVD-Mitschnitt vertreten. Hinzu kommt eine zweite CD mit dem Auftritt zweit Tage später in Birmingham. Der Set ist bis auf eine kleine Umstellung gleich.
Nach der Vampirnacht hatte man gedacht, damit sei das Pulver verschossen und die grandiose Performance für die Ewigkeit veröffentlicht. Was den Showcharakter angeht, mag das auch stimmen, doch für Nostalgiker hat der neue Release einen noch größeren Wert. Die alten Recken liefern hier zwei Konzerte ab, mit denen man niemals gerechnet hätte. Stilistisch ganz in den 70ern verhaftet mit Punk vom Allerfeinsten. Älter geworden? Geschenkt. Das Quartett liefert eine rohe, solide Performance, die ohne jeden Schnickschnack auskommt. Vor allem der visuelle Release ist absolut empfehlenswert. Hier wird Musikgeschichte lebendig. Grandios!
Aktuell erscheint mit „FADING AWAY“ die Leadsingle aus dem Album „HOME“ des Musikers ALEX UHLMANN. Es ist die neue Single des luxemburgischen Singer-Songwriters, Frontmanns von Planet Funk und musikalischen Leiters der Talentshow „The Voice“, die das am 20. September erscheinende erste Soloalbum von Alex Uhlmann, „Home“, vorwegnimmt.
Der Videoclip, der seit dem 10. September auf YouTube zu sehen ist, erzählt unter der Regie von Nico Malaspina die Geschichte der ukrainischen Tänzerin Arina Podshebiakina vor dem Hintergrund des russisch-ukrainischen Konflikts.
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„Fading Away erzählt das Paradoxon der zwischenmenschlichen Nicht-Kommunikation in der Welt der Massenkommunikation“, kommentiert Alex. “Dieser Mangel kann leider psychologische Schäden verursachen. So scheinen die Probleme zu verblassen, aber es sind die Beziehungen zu den Menschen, die wirklich verschwinden“.
„Fading away“ ist ein Vorgriff auf Alex Uhlmanns erstes Soloalbum ‚Home‘, das am 20. September ebenfalls bei Hoersenmusic erscheint. Ein Album, das die Klänge von Planet Funk zugunsten einer intimeren Dimension verlässt.
Nach Stationen in London, Paris, Bologna, Berlin und Mailand kann der Musiker ALEX UHLMANN mit gutem Recht behaupten, schon viel gesehen und erlebt zu haben. In all diesen Städten konnte er nicht nur seine Fähigkeiten weiterentwickeln, sondern auch musikalische Spuren hinterlassen.
„Ich fühle mich als Vollblut-Europäer.“ – Alex Uhlmann hat europaweit seine Spuren hinterlassen. Gold- und Platinalben in Italien, Music Awards in UK und Auszeichnungen für sein Restaurant in Berlin. Nebenbei ist Alex gelegentlich DJ beim AC Mailand und außerdem musikalischer Direktor bei „The Voice”.
Geboren in Luxemburg, begann er in seiner Jugend eigentlich eine Karriere als Tennisspieler und bestritt einige internationale Turniere. Doch Alex Uhlmann stellte sich schnell als Tausendsassa heraus und brachte sich früh das Klavier und Gitarre spielen bei. Mit der Zeit tauschte er den Tennisplatz gegen den Proberaum aus.
Als Britpop-Fan stand England weit oben auf der Liste des damals 18-Jährigen und so war die Hauptstadt der Insel sein erstes Ziel. In zahlreichen Londoner Pubs sammelte er seine ersten Live-Erfahrungen. Mit der gleichen Einstellung, mit der er als Jugendlicher Tennisspiele bestritt, erzielte er auch mit seiner Musik große Erfolge.
Sei es mit „Tourist In Your Own Town“, dem Debütalbum seiner in England gegründeten Indie-Rock-Band „Friday Night Hero“, mit welcher er den Indie-Musikpreis als „Best UK Live Act“ gewann. Oder als Lead-Sänger der italienischen, international erfolgreichen Band „Planet Funk“, deren Album „The Great Shake“ Gold ging. In drei Jahren spielte er mit seiner Band „Planet Funk“ fast 200 Live-Konzerte in ganz Europa, darunter Shows beim Formel-1-Grand-Prix in Monza, im Olympiastadion in Rom und eine Headliner Tour durch Russland.
Ein paar Jahre und Bandprojekte (u.a. mit David Morales) später, ist die Musik immer noch sein Leben – als Songwriter, Sänger, Produzent, DJ. Und seit 2021 auch als Solokünstler.
Mit seiner ersten Single „Paris or Rom“ hat Uhlmann bereits einige Spuren in den deutschen und italienischen Medien hinterlassen. Neben diversen Radio- und TV-Auftritten wurde die Single als Redaktionstipp im Rolling Stone Magazine geehrt. Außerdem schaffte es der Song direkt in die Playlists von MTV Deutschland und MTV Italia.
Die Nachfolgesingle „Never be the same“ erreichte im Sommer 2021 die Playlists in Deutschland, Italien, Belgien, Kanada, den USA, den Niederlanden, Irland und Spanien.
Im Frühsommer veröffentlichte er den neuen Song „Only For A Minute“. Damit landete er erneut einen Hit in den Radio-Playlists weltweit und supportete One Republic und Emeli Sande in Deutschland. Im Spätsommer 2022 erreichte der Remix von OFAM die offiziellen Dance Charts in Deutschland (Top 25), Österreich (Top 30) und der Schweiz (Top 100).