Keine Sorge, es ist kein endgültiger Bühnenabschied der Brüder Kai und Thorsten Wingenfelder. Ihre Stammband Fury in the Slaughterhouse hat schon vor Jahren ihr Comeback gefeiert, liefert solide neue Alben und ordentlich Präsenz beim Touren. Das Kapitel Wingenfelder begann in der Phase, als Fury sich eine Auszeit nahmen. Es ging los mit getrennten Soloalben beider Brüder und gipfelte in sehr erfolgreichen deutschsprachigen Alben als Duo. Vom Feeling her hören sie sich bis heute nach der Stammband an und liefern große Hymnen mit deutschen Texten.
Auch auf dem abschließenden Studioalbum gibt es rockige Kracher wie „Optimus Prime“ neben hymnischem Deutschpop („Hey Benni“) und ergreifenden Balladen wie „Der 5te Frühling“, das Kai für seine Frau schrieb.
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Die Texte sind diesmal besonders melancholisch und liefern nostalgische Rückblicke. „Wenn’s am schönsten ist“ bietet einen Karriererückblick, der zugleich Standortbestimmung ist und den Grund fürs Aufhören liefert: „und man geht, geht, geht, solang einen jemand noch vermisst“. Das Stück „Wetten dass“ erzählt von Verblödung in den Medien, egal ob früher bei diversen Fernsehformaten oder heute durch Insta und TikTok.
Kai Wingenfelder erzählt: „Wir leben in einem Zeitalter, in dem soziale Medien und das Handy eine immer größere Rolle in unserem Leben und dem Leben unserer Kinder einnehmen. Da sie damit den Platz von Bildung, Kommunikation und Kreativität vereinnahmen, führt das unweigerlich zur Verblödung. Und wir schauen zu, oder schauen abgründige und noch blödere TV Formate. Wir sollten wissen, wohin das führt, aber eigentlich wissen wir gar nichts!“
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Das Leben ist wie ein ewiger Kreislauf – davon erzählen der Track „Fallobst“ und der Titelsong – und am Ende wird alles irgendwie gut. Zumindest beweisen Kai und Thorsten, dass sie noch viel gute Musik in sich haben. Bei Fury wird das jetzt (leider) wieder ausschließlich in englischer Sprache stattfinden. Aber egal. Hauptsache, die Reise geht weiter.
Die Voraussetzungen waren nicht besonders gut für das zweite Open-Air-Wochenende an der schönsten Konzertlocation im Saarland. In der Vorwoche durften Cro, Feine Sahne Fischfilet und AnnenMayKantereit noch bei bestem Sommerwetter die Bühne des Strandbads von Losheim am See stürmen, doch jetzt war es plötzlich nass und fast schon herbstlich.
Pünktlich zum Einlass am Donnerstag begann es zu regnen und das sollte sich auch bis zum Konzertende nicht ändern. Schade, aber nichts zu machen. Man durfte sich also an viele große und kleine Menschen in Regencapes gewöhnen. Und ja: Es war sehr viel Kleinvolk anwesend. Das lag nicht nur an Alvaro Soler, dem es mit seinem Charme stets gelingt, die Herzen vieler Generationen zu gewinnen, sondern auch an Special Guest Leony. Die Künstlerin aus der Oberpfalz ist noch gar nicht so lange aktiv. Sie hat erst ein Album auf dem Markt, aber eine ganze Legion von Hitsingles, die im Radio rauf und runter gespielt werden. Kein Wunder, dass sie für viele anwesende Kids der heimliche Star war und ihre Songs begeistert mitgesungen wurden.
Trotz der stilistischen Ausrichtung im Dancefloor- und Elektropop hatte Leony eine ordentliche Band im Gepäck und lieferte neben Elektronik und Samples auch handgemachte Musik. Das ist ein großer Pluspunkt – ebenso wie ihr sympathisches Auftreten und das Eingehen aufs Publikum. Es gab im 50minütigen Set viele Gassenhauer wie „Somewhere in Between“, „Crazy Love“, „Holding On“, „Raindrops“ und „Remedy“. Auch die Ballade „Lifeline“ wurde gespielt, wobei Leony zu Beginn allein am Piano die Begleitung übernahm. Und für alle, die sich mit den aktuellen Charts nicht so auskannten, gab es ein fulminantes Medley aus Lieblingssongs vergangener Jahrzehnte – von „Teenage Dirtbag“ über „Africa“ und „Umbrella“ bis hin zu „Don’t Stop Believing“, „Viva la Vida“ sowie „Wonderwall“. Da war für jeden was dabei und Alvaro konnte sich auf ein gut eingesungenes Publikum freuen.
Kinder, Jugendliche und Erwachsene ließen sich die Stimmung regenbedingt keineswegs verderben. Die Konzertlocation ist auch gut ausgestattet mit gepflasterten, geschotterten und geteerten Flächen, so dass jeder sein festes Plätzchen fand und den Ausblick auf die Bühne genießen konnte. Es war nicht so voll wie in der Vorwoche, aber auch Donnerstag und Freitag hatten sich jeweils ca. 5000 Zuschauer*innen eingefunden.
Sonnyboy Alvaro Soler startete seine Show pünktlich um 20.30 Uhr und verbreitete umgehend spanisches Flair im Strandbad. Wenn die Sonne schon nicht zu sehen war, brachte er sie doch musikalisch auf die Bühne. Stücke wie „Candela“, „Magia“, „Manila“ und „Loca“ sorgten für beste Laune auf und vor der Bühne. Voller Leichtigkeit und Lebensfreude gab es die eingängigen Songs mit ein wenig Melancholie und viel Optimismus.
Alvaro Soler ist ein Weltstar mit Gold- und Platin-Alben rund um den Globus, seine Musik sprüht vor Lebensfreude. Geboren in Barcelona, aufgewachsen in Japan, lebt der Popmusiker heute in Madrid und Berlin, spricht sieben Sprachen und ist in der Welt zu Hause. Schon früh lernte er, wie Musik Menschen und Kulturen verbindet, Grenzen überwinden lässt. Spätestens seit der Sendung „Sing meinen Song“ ist seine deutsche Fangemeinde riesig, seit 2021 ist er als Coach bei „The Voice Kids“ zu sehen und die Kids himmeln ihn an.
Es gab berührende Momente, als er allein am Piano seinen Eltern einen Song widmete. Auch er war nah am Publikum und unterhielt sich mit einer Zuschauerin, die ihm erzählte, wir sehr seine Musik und seine Persönlichkeit ihr aus der Magersucht heraus geholfen haben. Es war spürbar, dass Alvaro von solchen Momenten emotional berührt war und ihn die Geschichten der Menschen nicht kalt lassen.
Vor den Zugaben brachte Alvaro mit seiner spielfreudigen Band eine Livepremiere auf die Bühne – eine Single, die erst nächsten Freitag erscheint. Und trotzdem wurde beim zweiten Refrain schon kräftig mitgesungen. Der Funke zwischen Künstler und Publikum sprang auch hier schnell über. Das Konzert war mit knapp über 90 Minuten nicht exorbitant lang, aber zusammen mit der Performance von Leony kann man doch von einem gelungenen Abend und einer Menge guter Musik sprechen. Das durchnässte Publikum ging jedenfalls weitestgehend freudig nach Hause und freute sich aufs wärmende Bett.
Am nächsten Abend sah es zu den alten Recken von Fury in the Slaughterhouse zunächst besser aus. Zum Einlass blieb es trocken, doch just als Support 3 Miles to Essex seinen Set begann, ging ein durchwachsener Platzregen auf das Strandbad nieder. Sänger Volker Rechin erklärte das folgendermaßen: Er habe sich mit den Furies abgesprochen, dass sich alle Wolken noch während seines Auftritts ausregnen sollen, damit es dann später eine trockene Feiergrundlage für den Topact gibt. Nun denn.
Die Performance von 3 Miles to Essex hat mich dann sehr überrascht. „Er gehört zur Familie“, hatte Christof Stein-Schneider ihn angekündigt. Und wie wir später erfahren sollten, war er schon für Fury als Songwriter tätig. Jetzt aber war er ganz allein mit Gitarre aif einem großen gelben Sessel auf der Bühne zu sehen. Die Band besteht eigentlich aus zwei Leuten, doch Sebastian Demmin ist zur Zeit mit Dieter Thomas Kuhn unterwegs, daher wurden musikalische Elemente des Kompagnons eingesampelt. Die Band hat erst eine EP draußen, doch was es zu hören gab, war sehr erdig und solide. Volker sang schöne akustische Stücke mit rauchiger Stimme und hatte sympathische Ansagen dazu zu bieten. Für den Sohn gab es „Paper Aeroplane“, „Rooftop“ ging durch die Decke und als gelungene Coverversion durfte U2s „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“ herhalten. Der 45minütige Set ging kurzweilig vorbei und war eine perfekte Einstimmung auf Fury.
Die Band aus Hannover ist nun auch schon lange unterwegs. Das erste selbstbetitelte Album von Fury in the Slaughterhouse erschien 1988 und das grandiose „Mono“ kann schon dreißigsten Geburtstag feiern. Das wurde dann in Losheim auch ausgiebig getan. Kai Wingenfelder verkündete, dass es drei Arten von Songs geben wird. Viele Stücke vom neuen Album „Hope“. Damit war das Publikum nicht unbedingt glücklich, aber immerhin ist es das erste Nummer-1-Album von Fury (auch wenn das in heutigen Zeiten nicht mehr viel zu bedeuten hat). Außerdem sollte „Mono“ ausgiebig gefeiert werden, auch mit Stücken, die lange nicht mehr im Repertoire waren. Zu guter letzt waren natürlich auch genügend Klassiker am Zug – keine Sorge für alle, die in Nostalgie schwelgen wollten.
So startete man mit „Cut Myself Into Pieces“ in den über zweistündigen Set und sofort war das alte Fury-Feeling wieder da. Sie sind einfach eine Band für Festivals und verstehen es, die Stimmung hoch zu kochen und oben zu halten. Viele neuere Stücke wie „Letter To Myself“, „Better Times Will Come“ und „Why Worry?“ fügten sich gut in den Set, doch es brauchte Songs wie „Radio Orchid“ um das Publikum zum Mitsingen zu bewegen. Und damit war man schon mitten in der „Mono“-Ära, die auch vergessene Perlen wie „Friendly Fire“ mit sich brachte. Sehr schön!
Es gab „Words“ in akustischer Form und das beliebte „Dead and Gone“ mit Banjo und Handybeleuchtung. Zu „Haunted Head and Heart“, das wundervoll von Thorsten Wingenfelder interpretiert wurde, konnten die Furies in Erinnerungen an die Region schwelgen, erzählten von Konzerten in Trier, Saarburg, Konz und Zerf – und natürlich in Losheim, wo sie schon häufig zu Gast waren.
Nach dem Power-Zwischenspiel „Dancing in the Sunshine of the Dark“ wurde es nochmal ruhiger. Volker Rechin kam wieder auf die Bühne, da er das neue Stück „So Are You“ für die Band geschrieben hat. Ein Friedenslied im Angesicht des Ukraine-Kriegs, das er nun mit akustischer Gitarre begleiten und im Duett mit Kai vortragen durfte. Ein ganz besonderer Moment.
Angetrieben durch diese Grundidee des Albums „Hope“ hat die Band die NGO-Kampagne „Hoffnung verändert Alles“ ins Leben gerufen. Mit dieser Aktion setzt man das soziale Engagement von ausgewählten Hilfsorganisationen, NGOs und Vereinen in den Fokus, sammelt im Rahmen der Open-Air-Tournee Spenden. In Losheim sollte es um das politische und soziale Kulturzentrum COMMUNE gehen, das momentan in Saarbrücken entsteht und das dringend Unterstützung braucht.
Eine andere Organisation – eher nicht so gemeinnützig – wurde ironisch besungen: Mein Lieblingslied „Trapped Today, Trapped Tomorrow“ hatte man wie so oft der Deutschen Bahn gewidmet. Nach 90 Minuten, in denen es tatsächlich wie versprochen nicht mehr geregnet hatte, endete der Hauptset mit dem genialen Triple „Every Generation Got Its Own Disease“, „Milk and Honey“ sowie „Time to Wonder“. Mit solchen Klassikern hatte die Band alle Zuschauer*innen ganz auf ihrer Seite – es wurde gejubelt, gesprungen, gefeiert.
Im Zugabenblock nochmal nachdenkliche Töne. „More Than A Fried“ war dem Fury-Manager und Wacken-Veranstalter Holger Hübner gewidmet und der Doppeltrack „Far Cry From Home / Who Am I“ schlug den Bogen vom Papst und der katholische Kirche hin zu wichtigen Figuren der Weltgeschichte – im Schwanken zwischen Pessimismus und neuer Hoffnung. Zum Feiern gab es natürlich „Won’t Forget Theses Days“ und Christofs Paradestück „Kick It Out“.
So vergehen unvergessliche Konzertabende in Losheim am See. Und es wird natürlich auch 2024 wieder große Momente geben. Der erste Act steht schon fest: PUR am 24.8.2014 – wir sehen uns!
Setlist FURY am 1.9.2023, Strandbad Losheim am See
Cut Myself Into Pieces
Letter to Myself
Better Times Will Come
Why Worry?
Radio Orchid
Pure Love
Friendly Fire
Words
Dead and Gone
Haunted Head and Heart
Dancing in the Sunshine of the Dark
So Are You
Good Day to Remember
Don’t Give Up
Trapped Today, Trapped Tomorrow
Every Generation Got Its Own Disease
Milk and Honey
Time to Wonder
More Than a Friend
Won’t Forget These Days
Far Cry From Home/Who Am I
Kick It Out
Bring Me Home
Schon die erste Klänge des neuen Albums „Hope“ machen deutlich, dass Fury in the Slaughterhouse es nochmal wissen wolle. Ja, sie sind eine Band für hymnische Musik, für Stadionkracher und wundervolle Liveperformance. Und genau in diese Kategorie fallen die ersten Stücke des neuen Albums – „Don’t Give Up“, „Better Times Will Come“ und „More Than A Friend“. In Songtiteln und Lyrics wird der Hoffnung nach einer besseren Welt Ausdruck verliehen.
„Wir hoffen, dass HOPE unseren Fans genauso aus der Seele spricht, wie es das für uns tut. HOPE soll die Welt ein wenig bereichern und im Idealfall dafür sorgen, dass die Menschen vielleicht wieder mehr miteinander leben, anstatt aneinander vorbei. Wir wollen den Blick auf die Dinge ein wenig verändern“, so Christof Stein-Schneider und Kai Wingenfelder.
Angetrieben durch diese Grundidee des Albums hat die Band die NGO-Kampagne „Hoffnung verändert Alles“ ins Leben gerufen. Mit dieser Aktion setzt man das soziale Engagement von ausgewählten Hilfsorganisationen, NGOs und Vereinen in den Fokus, sammelt im Rahmen der Open-Air-Tournee Spenden und stellt auf www.fury.de/hope sowie auf den aktuellen Konzerten verschiedene Paten-Organisationen vor. Dazu erläutert Kai Wingenfelder: „Kurze Statusmeldung was unsere NGO-Kampagne angeht. Wir sind außerordentlich glücklich, dass ihr sie so angenommen habt und die bis jetzt vorgestellte Organisationen so unterstützt wie ihr es tut!! Danke dafür und weiter so! Und nicht vergessen: #HoffnungVerändertAlles. Lasst uns die Welt ein bisschen besser machen!“
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Musikalisch werden fast vierzig Minuten Musik vom Feinsten geboten. Nach dem hymnischen Start-Triple gibt es mit „So Are You“ eine lamentierende Ballade zu einsamer Gitarre. Reduziert aber großartig. „Always Now“ bietet eine nostalgische Erinnerung an alte Zeiten und „S.O.S.“ ist sehr rockig im Abgang.
Gut gefällt mir auch der chorische Start von „Offline“, der den Song in rhythmische Gospel-Gefilde führt. „Why Worry?“ kann man sich als Hymne zum Abfeiern bei jedem Open Air vorstellen und „Island In The Sun“ liefert entspanntes Sommerfeeling. Doch trotz aller Hoffnung gibt es bei Fury auch stets kritische Töne, so ist „Ghost In The City“ ein psychedelisch anmutender Hilferuf und der fünfminütige Doppeltrack „Far Cry From Home / Who Am I“ schlägt den Bogen vom Papst und der katholische Kirche hin zu wichtigen Figuren der Weltgeschichte – im Schwanken zwischen Pessimismus und neuer Hoffnung.
1986 wurden Fury in the Slaughterhouse in Hannover gegründet – und nach Alben wie „Jau!“, „Hook-a-Hey“ und „Mono“ hatte man das Gefühl, sie würden einfach ewig bleiben. Allerdings irgendwann Ende der 90er hatten Fury ihr Gespür für eben diese Hymnen und für die Radiotauglichkeit ihrer Songs verloren, was das Ende im Jahr 2008 bedeutete. Erst mit der Reunion 2017 gab es eine Rückbesinnung auf alte Werte. Die Band hat sich mit den letzten Alben „Now“ und „Hope“ wiedergefunden. Das wird den Nostalgikern und Fans alter Stunde gefallen – und sie werden hoffentlich auch einige junge Musikhörer hinzugewinnen, die den Wert handgemachter Musik zu schätzen wissen.
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In weniger als einem Monat erscheint „HOPE“, das neue Studioalbum von FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE. Es ist die zweite Platte der Hannoveraner Rockband nach dem großen Comeback 2021 mit dem Album „NOW“. Am Freitag erschien mit „Don’t Give Up“ der letzte musikalische Vorgeschmackt, am Samstag begann die große Open Air Tour der Band!
Sänger Kai Wingenfelder zum aktuellen Song: „Es gibt so Momente, da läuft einfach nichts. Da hat man das Gefühl, die ganze Welt ist gegen einen, oder egal was man tut, es ist falsch und man ist chancenlos! Nach den letzten Jahren mit Corona, Homeoffice gefolgt vom Ukraine-Krieg und den ganzen schlechten Nachrichten die uns täglich um die Ohren gehauen werden, war es Zeit für ein wenig Wasser unter‘m Kiel, ein wenig „Wir sind nicht allein“, eine kleine Durchhalteparole. Das, nicht mehr, aber auch nicht weniger ist „Don’t Give Up“, unsere neue Single die ab heute überall gestreamt werden kann. Deswegen ist er auch der Titelsong unserer NGO-Kampagne #HoffnungVerändertAlles – Wir können nicht wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen bleiben, wir müssen uns bewegen!“
Tourdaten 2023
11.07. Worpswede, Music Hall (ausverkauft)
14.07. München, Tollwood Festival
15.07. Büren, Almeauen
21.07. Bremen, Seebühne
22.07. Halle, Peißnitzinsel
28.07. Gelsenkirchen, Amphitheater
29.07. St. Goarshausen, Lorely
10.08. Dresden, Junge Garde
11.08. Erfurt, Central Park
12.08. Berlin, Zitadelle Spandau
18.08. Braunschweig, BraWo Bühne
19.08. Hannover, Gilde Parkbühne (ausverkauft)
26.08. Lübeck, Kulturwerft Gollan
01.09. Losheim, Strandbad Open Air
02.09. Gießen, Kultursommer
09.09. Stuttgart, Freilichtbühne Killesberg
10.09. Köln, Tanzbrunnen
Im Sommer waren Deine Cousine mit Fury in the Slaughterhouse on Tour. Was für ein Support! Selten nimmt eine Vorband die wartende Menge so mit, wie das Frontfrau Ina Bredehorn gelang. Mit wildem Punkrock war sie durchgehend in Bewegung, nutzte die komplette Bühne und den Laufsteg für einen wilden Tanz, um ihre Botschaft auf den Weg zu bringen: Für Feminismus und Diversität – gegen alle Arschlöcher dieser Welt.
Ebenso dynamisch und kraftvoll erklingt ihr zweites Album „Ich bleib nicht hier“. Das sind 39 rockige Minuten aus einem Guss. Im Jahr 2018 hat Ina noch mit Udo Lindenberg „Du knallst in mein Leben“ fürs „MTV unplugged“ geschmettert. Schon damals in ihrer Energie kaum zu bremsen – und so sprach der Titel des Debüts „Attacke“ vor drei Jahren natürlich Bände.
Und warum sollte sich diese Angriffshaltung ändern? Der Titelsong im Jahr 2022 bietet authentische Aussagen voller Weltschmerz mit melodischer Melancholie. Doch drumherum gibt es wilden Punk und puren Rock’n’Roll.
Der Opener „Irgendwo da draussen“ sendet einen Weckruf in die Welt. „Küsschen links, Küsschen rechts“ nimmt die High-Society-Sippe auf die Schippe und weist falsche Freunde in ihre Schranken. Logisch, dass Ina da kein Blatt vor den Mund nimmt.
Auch Punk kann Lovesongs schreiben. „Bang, Bang (Mein Herz schlägt krass für dich)“ verbindet lauten Sound und große Gefühle. Mit Hau-Drauf-Sound geht es aber in „Träume findet man im Dreck“ auf die Suche nach dem eigenen Weg. Im Gegenzug kommt „Bring mich nach Hause“ fast schon melancholisch rüber.
„369“ ist ein tanzwütiger Feiersong, dem die Ballade „Kaputtgeliebt“ folgt. Dazu passt „Ein bisschen mehr Liebe“ zunächst am Piano mit eindringlichem Text und dann mit starken Gitarren in Richtung Refrain.
Das Album hat keinerlei musikalische Berührungsängste und wandelt gekonnt zwischen Punk, Rock und soften Momenten. Dabei kann der Wechsel abrupt innerhalb eines Songs folgen. Das Ergebnis ist ein starkes und vielseitiges Album mit Tiefgang in den Lyrics. So dynamisch wie die unaufhaltsame Frontfrau.
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Fury In The Slaughterhouse sind aus der Region Trier einfach nicht wegzudenken. Wie oft durften wir sie hier schon live erleben und dabei den Aufstieg von der kleinen Rockband aus Hannover hin zur Kultband mitfeiern? Den Anfang machten sie vor vielen Jahren mit der Tour zum zweiten Album „Jau!“ (1990) im beschaulichen Dörfchen Zerf. Und danach war kein Halten mehr. Sehr gut erinnere ich mich noch an die Show in der St. Wendeler Disco FLASH, als es nach dem Ende der Setlist noch einen Reigen von Stones-Covers gab, weil die Band einfach nicht mit Spielen aufhören wollte. Oder an den Nachmittags-Auftritt bei Rock am Ring, als die für viele doch noch recht unbekannte Truppe das Publikum schon im hellen Tageslicht zum ausgelassenen Feiern brachte. Die meisten Auftritte waren sensationell – und das sind sie bis heute.
Nach Bandauflösung 2008 war erst einmal Schicht im Schacht und die Brüder Wingenfelder schafften sich ein zweites Standbein mit Soloprojekten und als Duo. Dabei wurde viel auf Deutsch gesungen und das funktionierte besser, als manche Fans gedacht hätten. Doch insgeheim hofften alle auf eine Reunion – und die gab es zum 30jährigen Jubiläum im Jahr 2017. Zunächst beschränkt auf Hannover, dann aber zum Glück mit großer Tour, die FURY vor die Porta Nigra in Trier und (mit akustischem Set) nach Neunkirchen führte. Wenig später sollte als zweite altrömische Kultstätte in Trier das wundervolle Amphitheater bespielt werden, doch aus hinreichend bekannten Gründen dauerte es noch bis ins Jahr 2022, bis die beiden ausverkauften Shows endlich starten konnten.
Ich war am zweiten Abend dort und erlebte ein ausgelassenes Publikum, das schon beim Support Deine Cousine kräftig mitging. Selten nimmt eine Vorband die wartende Menge so mit, wie das Frontfrau Ina Bredehorn gelang. Mit wildem Punkrock war sie durchgehend in Bewegung, nutzte die komplette Bühne und den Laufsteg für einen wilden Tanz, um ihre Botschaft auf den Weg zu bringen: Für Feminismus und Diversität. Gegen alle Arschlöcher, beispielsweise den Betriebsarzt, der sie bei einer Untersuchung in den Po grabschte. Mit viel Attitüde sang, schrie und lamentierte sie sich durch 45 gehaltvolle Minuten. Ihrer Begeisterung über das stilvolle Ambiente und die mitreißende Kulisse ließ sie freien Lauf und trieb die hervorragende Band zu immer neuen Höchstleistungen an. Die Zuschauer*innen waren voll dabei, was die Sängerin zur Aussage verleitete: „Ach, man bekommt ja so viel zurück.“ Aber das war auch nicht übertrieben. Deine Cousine hatte die Menge locker um den Finger gewickelt und versprach, mit der neuen Verwandtschaft am Merch-Stand ausgiebig zu quatschen. Handynummern auszutauschen und Familienfotos zu schießen. Wie viele jetzt wirklich mit ihrer Nummer nach Hause gegangen sind? Keine Ahnung. Aber zum Ende des Fury-Sets war Cousine Ina immer noch am Stand und im regen Austausch. Mission Support: mehr als gelungen!
Überpünktlich waren dann Fury In The Slaughterhouse um 20.40 Uhr auf der Bühne und starteten mit „Good Day To Remember“. Der erst im Mai 2022 als Single veröffentlichte neue Song war der perfekte Opener. Viele der Anwesenden mittleren Alters waren doch vor allem aus nostalgischen Gründen vor Ort und wollten ihre Erinnerungen an die einstige Lieblingsband auffrischen. So gab es bereits als zweiten Song die Mitsingnummer „Milk And Honey“. Falls es überhaupt einen Bann gab, war er jetzt gebrochen. Ja – Fury sind spielfreudig und mitreißend wie eh und je.
Die Stücke vom aktuellen Werk „Now“ (2021, HIER unsre Review) fügen sich übrigens gut in die Setlist. Das beschaulich-melancholische „Letter To Myself“ passt hervorragend zum Hit „Radio Orchid“. Der Song “1995” gibt einen erzählerischen Einblick in die wundervolle Zeit, als Fury es auch in den USA zu einem kleinen Stückchen Ruhm geschafft hatten. Mit “All About Us” und “Replay” zeigen sie epische Momente, die in jedes Stadion passen. Fury haben sich auf ihre Tugenden besonnen. Sie bieten große Hymnen, erzählen Geschichten und schwelgen in Gitarrenmelodien. Alles, was zur Jahrtausendwende verloren schien, ist plötzlich wieder da und fügt sich ins Konzertgeschehen.
Bewegung kam aber vor allem bei den großen Songs in die Menge. „Then She Said“ wurde nicht von Kai sondern von Thorsten Wingenfelder interpretiert und kam mit schönen akustischen Klängen. Meinen All-time-favourite „Trapped Today, Trapped Tomorrow“ widmete Kai zielsicher der Deutschen Bahn und hob die Textzeile „sorry my train won’t stop at your station“ süffisant hervor. Überhaupt kam der Humor nicht zu kurz. Dafür war vor allem Gitarrist Christof Stein-Schneider zuständig, der gerne mal seinen Cannabis-Konsum ins Spiel brachte, das Publikum aufforderte, ihn ans Wechseln des Gitarrenkabels zu erinnern und mehrmals mit einem auffordernden „Stößchen“ dem Biergenuss frönte, Die Kabbeleien zwischen ihm und Frontmann Kai gehörten schon immer zum guten Ton in der Band und gingen auch konsequent weiter, wobei das Publikum munter mitspielte: „Kaaabel!“
Musikalisch war alles erste Sahne. Die Band ist wieder perfekt aufeinander eingespielt, als hätte sie nie pausiert. „Cry It Out“ lieferte einen ordentlichen Kracher. Songs wie “This Will Never Replace Rock ‘n’ Roll” feierten auf unnachahmliche Art den Wert der Musik und scheuten sich auch nicht “Sympathy For The Devil” zu zitieren. Und zum Abschluss des Hauptsets gab es nach gut 90 Minuten ein wunderschön sentimentales „Time To Wonder“, bei dem viele Anwesende Tränen in den Augen hatten.
Das geniale Ambiente des Amphitheaters kam jetzt durch die Beleuchtung immer besser zur Geltung. Wie froh kann Trier, die älteste Stadt Deutschlands, über ihre wundervollen Open-Air-Kulissen sein. Der Zugabenblock begann ungewöhnlich elektronisch. Solche Beat-Stampfereien ist man sonst nicht von Fury gewöhnt. Doch „Riding On A Dead Horse“ entwickelte sich zum Ende hin und schloss als lauter Rock-Kracher. Wem das zu turbulent war, der bekam ein partytaugliches „Kick It Out“ gleich hinterher, das mit rauen Vocals von Christof begonnen wurde.
Schon in der Pause vor der zweiten Zugabe begann die Menge „Don’t Forget These Days“ zu skandieren. Darauf musste man allerdings noch warten. Erst gab es das spielfreudige „Drug Addicted In The Jailhouse“ – doch dann war endlich die ersehnte Hymne dran und Kai brauchte kaum noch selbst zu singen. Das Publikum hörte ohnehin nicht mehr auf und holte mit den Klängen des Refrains“Won’t Forget These Days“ die Band zur dritten Zugabe zurück. Nach über zwei Stunden Konzertlänge gab es ein beschauliches „Down There“ zum Runterkommen – und man konnte sich beseelt durch die antiken Gemäuer zurück zur Stadt machen.
Fury In The Slaughterhouse hatten mal wieder bewiesen, dass sie nicht zum alten Eisen gehören. Sie sind auch keine Coverband der eigenen Klassiker, wie so viele andere 90er Jahre Stars. Stattdessen integrieren sie das aktuelle Album perfekt in den Set und zeigen sich hier in alter Qualität. Die Band hat sich wiedergefunden. Das wird den Nostalgikern und Fans alter Stunde gefallen – und sie werden hoffentlich auch einige junge Musikhörer hinzugewinnen, die den Wert handgemachter Musik zu schätzen wissen.
1986 wurden Fury in the Slaughterhouse in Hannover gegründet – und nach Alben wie „Jau!“, „Hook-a-Hey“ und „Mono“ hatte man das Gefühl, sie würden einfach ewig bleiben. So als eine Art U2 aus Deutschland, mit stimmigen und hymnischen Melodien, einer Stadion-Attitüde und guten Erzählungen. Allerdings irgendwann Ende der 90er hatten Fury ihr Gespür für eben diese Hymnen und für die Radiotauglichkeit ihrer Songs verloren. Alles wurde komplexer – man will sich ja weiter entwickeln – aber dadurch auch verkopfter. „The Color Fury“ und „Nimby“ sind solide Alben mit viel Schwung und gehaltvollen Tracks für Fans, doch der Funke wollte für das 08/15-Publikum nicht mehr überspringen. So kam 2008 das definitive Ende der Band.
Okay – definitiv war es natürlich nicht. Die Brüder Wingenfelder waren solo unterwegs und schlossen sich schließlich mit deutschsprachigen Alben zusammen, die alles boten, was Fury zum Ende hin verloren hatten. Halt nur mit deutschen Texten. Und man fand auch wieder als Band zusammen. Zunächst zu sporadischen Einzelauftritten, dann aber 2017 anlässlich des Bandjubiläums zu drei Reunion-Konzerten in Hannover, die schließlich zur Deutschlandtour ausgeweitet wurden. Der Erfolg zeigte: Fury in the Slaughterhouse werden noch gebraucht!
Und jetzt also ein neues Album. Keine Experimente, aber auch kein Aufguss alter Ideen. Fury besinnen sich auf ihre Tugenden. Sie bieten große Hymnen, erzählen Geschichten, schwelgen in Gitarrenmelodien, warten auch mal mit chorischen Passagen oder Streichern („Walk On“) auf. Alles, was verloren schien, ist plötzlich wieder da. Und „Not the Time to Live a Lie“ als legitimer Nachfolger von „Time to Wonder“ rührt mich zu Tränen.
„Sometimes (Stop To Call)“, „All About Us“ und „Replay“ zeigen uns die epischen Momente, die in jedes Stadion passen werden. „1995“ startet mit einer US-Radioansage und gibt einen erzählerischen Einblick in diese wundervolle Zeit, als Fury es auch in den USA zu einem kleinen Stückchen Ruhm geschafft hatten. „This Will Never Replace Rock ’n‘ Roll“ feiert auf unnachahmliche Art den Wert der Musik und scheut sich auch nicht „Sympathy For The Devil“ zu zitieren.
Und damit alles nicht zu homogen und gleichförmig wird, gibt es auch Stücke wie das ruhige Pianostück „The Beauty“, den experimentell im Reggae-Rhythmus angehauchten Titeltrack „Now“, das vertrackte „Good Luck On Your Way“ und die melancholische Ballade „Sorry“, die eine Reihe gesellschaftspolitischer Themen aufgreift.
Fury in the Slaughterhouse haben sich wiedergefunden. Das wird den Nostalgikern und Fans alter Stunde gefallen – und sie werden hoffentlich auch einige junge Musikhörer hinzugewinnen, die den Wert handgemachter Musik zu schätzen wissen. Für viele mag es eher Pop als Rock sein, doch soll man sich daran stören? Das Album ist fantastisch, so wie es ist.
Morgen (22.4.) spielen Fury in der Wuppertaler Stadthalle ab 20:00 Uhr ihr komplettes neues Album erstmals live. Zwischen den Songs stehen die Mitglieder den Fans für ein moderiertes Q&A aus Köln zur Verfügung. Im Rahmen der Reihe „Rockpalast OFFSTAGE“ wird das Konzert aufgezeichnet und dann eingebettet in das Livestream-Event, das auf der Rockpalast-Website und Facebook-Seite sowie auf dem Rockpalast-YouTube-Channel und der Facebook-Seite der Band zu sehen ist. Im WDR-Fernsehen läuft das Konzert in der Nacht vom 9. auf den 10. Mai um 01:15 Uhr.
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Wann haben wir eigentlich zum letzten Mal ein „Sendeschlusstestbild“ gesehen? Früher hartnäckiger Begleiter durchgemachter Nächte, wenn man während des letzten Fernsehfilms eingeschlafen und zum nervigen Piepsen des TV-Geräts wieder aufgewacht ist. Kai und Thorsten Wingenfelder haben ihr fünftes Studioalbum nach diesem kultigen Design benannt und auch das Cover entsprechend gestaltet.
Fünf Duo-Alben schon? Kaum zu glauben, zumal die beiden nach dem Ende von Fury in the Slaughterhouse ja auch noch solo unterwegs waren. Und dann stand in den letzten Jahren eine umfangreiche Fury-Reunion ins Haus. Langweilig konnte es den beiden auch zu Corona-Zeiten sicher nicht werden. Während die Stammband nur auf englisch interpretierte, können die Köpfe der Band als Brüderpaar ihren Hang zur Deutschsprachigkeit inzwischen voll ausleben und liefern dabei bildgewaltige, aussagekräftige Texte in einem hymnischen Soundgewand, das immer wieder an Fury erinnert.
Ein Stück, das mich am meisten beeindruckt, stammt aber gar nicht von den beiden sondern vom Kollegen Ingo Pohlmann und dessen Album „Nix ohne Grund“: „Train Yourself To Let Go Of Everything You Fear To Lose“ heißt es im Refrain des Songs „Starwars“. Die Lebensweisheit von Meister Yoda, dem „kleinen Mann“, sorgt auch in der Version von Wingenfelder für Gänsehaut. Zumal in einer Zeit, in der viele Musiker und Konzertbesucher auf viel Liebgewonnenes verzichten müssen.
Schon im Opener und Titeltrack werden Wingenfelder politisch und prangern anhand von Politiker-Zitaten den Hang zur Selbstdarstellung und zur Verharmlosung faschistischer Tendenzen an. Sie sind politisch und poetisch. Mal wird draufgehauen, um dann wieder den Augenblick zu genießen, gewohnt unaufgeregt, natürlich und nahbar – eben diese geniale Lässigkeit, die aus jeder Zeile, jedem Ton klingt und auch im zehnten Jahr mit neuen Ideen und Gedanken überrascht. „Ich finde es schön, gerade in der heutigen Zeit kein rein negatives Album zu machen“, erklärt Kai, was für ihn besonders im Vordergrund stand. „Es ist uns wichtig, Flagge zu zeigen, aber es ist auch ein Album, das positiv endet und Momente zum Luftholen lässt.“
Auch sonst findet man auf dem Album keine Kompromisse. Dafür sehr persönliche Einblicke, denn jede Geschichte entstand aus selbst Erlebtem und Gefühltem. So gibt es sehr abwechslungsreiche, ruhigere und laute Stücke, gelassenes Singer/Songwriter-Feeling und den Stadion Rock, den wir bei Fury so lieben.
CD 2 enthält zehn Livetracks zur Feier des zehnjährigen Bestehens der Duo-Band. Publikumslieblinge wie „Mensch Paul“ und „Mein Hafen“ zeigen, wie gut diese Musik live funktioniert. Hoffentlich kann die schon längst angekündigte Tour im Februar 2021 endlich starten.
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Vor vier Jahren erschien die letzte Folge der „Giraffenaffen“-Sampler und ich muss sagen, ich habe das Format wirklich vermisst. Okay – zeitweise ist das Konzept ziemlich ausgeschlachtet worden. Es gab neben den CDs auch Stofftiere, Bücher, Hörspiele zu den Fantasiefiguren. Sogar eine sehr zwiespältige Bühnenshow musste ich mal gemeinsam mit meiner Tochter über mich ergehen lassen. Besonders seltsam fand ich den „Nö mit Ö“ Dancefloor-Sampler, der komplett mit der Idee brach, dass bekannte Künstler klassische Kinderlieder neu interpretieren. Vielleicht war das auch der Knackpunkt, die Reihe einmal für vier Jahre ruhen zu lassen.
Jetzt also mit „Giraffenaffen 6“ die ultimative Wiederauferstehung. Und das Ergebnis ist besser denn je. Auch wenn ständig neue Musik für Kinder geschrieben wird, so sind es doch oft die altbekannten Lieblingslieder, die man im heimischen Wohnzimmer oder in Schule und Kindergarten immer wieder hört. Die größten deutschen Künstlerinnen und Künstler interpretieren auch in der neuen Ausgabe wieder bekannte Kinderlieder auf ihre ganz eigene Weise und machen sie so zu Songs, die Jung und Alt begeistern.
In 17 Liedern sammelt sich eine enorme Stardichte aus allen Genres, die es so nur selten auf einem Album gibt. Von Pop über Hip-Hop oder Schlager bis hin zu Punk-Rock ist für jeden was dabei – und zwar nicht nur für die kleinen Musikfans, sondern auch für Teens, Twens, Mama, Papa und alles darüber. Für mich war es schon vor Jahren das ideale Konzept, um die Kleinen nicht einseitig auf Zuckowski und Jöcker zu fixieren, sondern ihnen wirklich gute Deutschpop- und Deutschrockkünstler nahe zu bringen. Da fallen einem längere Autofahrten plötzlich viel leichter.
Den Anfang machte Afrob mit der ersten Single „Manchmal hab’ ich Wut“. Beileibe kein Heile-Welt-Song und ein perfekter Einstieg in die sechste Runde. Mit „Giraffenaffenband“ gibt es auch einen neuen Titelsong, doch der macht mich wehmütig: Niemand wird jemals den ersten Titelsong „Wir sind da“ vom seligen Roger Cicero auf der ersten CD ersetzen können. Er steht immer noch für die Reihe und ist ein Ohrwurm erster Güte.
Doch im Gegenzug gibt es viele neue schöne Sachen. „Mio, mein Mio“ ist eine wundervoll sentimentale Reise in die Kinderwelt. Lea singt mit melancholischer Stimme „Die Gedanken sind frei“, was vor allem ein Protestlied des Widerstands ist. Und Phil Siemers macht zum Schluss mit „Bunt sind schon die Wälder“ den atmosphärischen Reigen perfekt. Dazwischen gibt es Schlager von Howard Carpendale (der sich tatsächlich an das Schlumpflied wagt) und Roland Kaiser, der „Guter Mond, Du gehst so stille“ mit viel Gefühl interpretiert.
Doch auch die rockige und wilde Seite macht Spaß: Das Lumpenpack liefert eine Hommage an „Fleißige Handwerker“ aus Kinderaugen. Versengold presst „Ottokar hat Segelohren“ als Stück zu Inklusion und Diversität in ein sehr folkiges Gewand. Die Brüder Wingenfelder von Fury in the Slaughterhouse geben „Lottas Krachmacherlied“ mit den Kindern aus der Krachmacherstraße eine aktuelle Stimme. Und selbst „The Masked Singer“ Finalist Gil Ofarim legt gekonnt los – ebenso wie „Sing meinen Song“ Spezi Nico Santos – beide mit sehr optimistischen Haltungsliedern.
Alle Beteiligten haben eine gemeinsame Vision: die Lieder ihrer eigenen Kindheit für klein und groß richtig cool klingen zu lassen und so gute Musik wieder mehr in den Mittelpunkt des Familienlebens zu rücken.
Auch der soziale Aspekt ist schon seit Beginn an eine wichtige Motivation für die Giraffenaffen, weshalb sie auch weiterhin “Die Arche” Kinderstiftung mit einem Teil der Einnahmen unterstützen. Das Kinder- und Jugendwerk hat es sich zum Ziel gesetzt, Kinderarmut zu bekämpfen und Kinder wieder ins Zentrum der Gesellschaft zu stellen, indem sie ihnen unter anderem Sport- und Kulturangebote ermöglichen. Dabei spielt natürlich auch die Musik eine bedeutende Rolle, was sich perfekt mit den Zielen der Giraffenaffen verbinden lässt. Kürzlich hat der Giraffenaffe sogar die Kinder in der Arche besucht und mit ihnen ein Video zu “Jetzt Alle! (Giraffenaffensong)” der Giraffenaffenband gedreht. Mit viel Spaß haben sie gezeigt, dass man gemeinsam alles schaffen kann.
Ich höre immer noch sehr gerne vor allem die ersten beiden CDs der Reihe. Und Nummer 6 setzt genau diese Tradition der ersten beiden Alben perfekt fort. Ich bin sogar geneigt zu sagen, dass es die bisher beste Giraffenaffen-Folge ist. Das mag an „Mio, mein Mio“ liegen, das mich wirklich berührt. Wer nachholen will, was er bisher versäumt hat, findet übrigens aktuell neben der neuen CD Nummer 6 auch eine Box mit den fünf älteren Silberlingen zum kleinen Preis in günstiger Verpackung. Und dann habe ich just heute das Kinderliederbuch entdeckt. Zack. Gleich bestellt.
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Schon das dritte Fury-Konzert innerhalb eines Jahres. Wer hätte gedacht, dass ich das nochmal erleben darf? Im Vergleich zu den beiden Open Airs vor der Porta Nigra Trier war es im saarländischen Neunkirchen sehr heimelig. Die Gebläsehalle war bestuhlt und ausverkauft. Und was Fury In The Slaughterhouse angeht: Sie scheinen die Lust am gemeinsamen Musizieren wieder gefunden zu haben. Das Lustprinzip ist seit Gründung in 1987 der Kompass der Band, deren Geschichte von reichlich Herzblut und Intuition geprägt ist. Getreu diesem Prinzip können Fury In The Slaughterhouse in diesem Jahr, zum 30. Bandjubiläum, aus dem Vollen schöpfen.
Ende April wurde im Hamburger Grünspan das Akustik-Album „Little Big World“ aufgezeichnet, mit dem sich für die Band ein Kreis schließt. Fury In The Slaughterhouse verbinden bestes musikalisches Handwerk mit emotionaler Tiefe in ausgewählten Songs, die für dieses einmalige Konzerterlebnis eigens von Jan Löchel neu arrangiert wurden. „Die Akustik-Tour zum 30. Geburtstag ist ein Geschenk an unsere Fans und an uns selbst“, erklärt Thorsten Wingenfelder. „Ein Akustik-Set wie das, was wir auf der Little Big World Tour spielen wollen, hält unsere Band-Seele jung und lebendig. Im Endeffekt zeichnet unsere Band vor allem die Vielseitigkeit der einzelnen Mitstreiter aus. Deshalb darf das Spontane regieren und ein Drittel des vorher Geprobten klingt plötzlich ganz anders.“
Das Bühnenbild war recht breit aufgestellt. Kein Wunder, denn neben der klassischen Bandbesetzung gab es die Multi-Instrumentalistin Anne de Wolff, die anscheinend alle Blas- und Streichinstrumente dieses Universums beherrscht und selbst am Glockenspiel glänzte. An (für Fury) ungewöhnlichen Instrumenten waren auch ein Kontrabass und eine Steel Guitar am Start. So konnte man die Band mit ungewöhnlichen Arrangements zu ihren altbekannten Hits hören und auch einige Songs aus dem Backkatalog live erleben, die Fury sonst nicht so häufig auf ihren Konzerten spielen und gespielt haben.
Kai und Thorsten Wingenfelder spielten fast den kompletten Set im Sitzen, brachten aber die Zuschauer immer wieder zum Aufstehen. Zum ersten mal (als „Thrombose-Prophylaxe“, wie sie es nannten) nach einer Konzertstunde während „When I’m Dead And Gone“. Danach wagten es die Saarländer häufiger, von den Stühlen aufzuspringen.
In der zweiten Konzerthälfte gab es vermehrt frisch arrangierten Klassiker, die oft mit sehr dezenten und gänzlich neuen Arrangements daher kamen. Verantwortlich ist dafür vor allem Jan Löchel, der inzwischen als musikalischer Leiter für die Band tätig ist. Er hat Titeln wie „Then She Said“, „Cry It Out“ und „Milk And Honey“ ganz neue Elemente mitgegeben. Und gefeiert wurde natürlich auch. Vor allem bei „Won’t Forget These Days“ oder dem The Cure Cover „Boys Don’t Cry“.
Es war ein ungewöhnliches Konzert und die Zuschauer werden den Zauber des Abends vermutlich noch lange mit sich tragen. Im Zugabenblock startete Christof Stein-Schneider traditionell mit „Time To Wonder“. Im Prinzip agierte er während des Konzerts ungewöhnlich zurückhaltend, wenn er auch mit orangem Anzug visuell der Paradiesvogel war. Mein persönliches Highlight „Trapped Today, Trapped Tomorrow“ war herrlich atmosphärisch arrangiert und hätte gerne noch eine halbe Stunde dauern können. Doch zum Abschluss musste es dem AC/DC Cover „It’s A Long Way To The Top“ weichen – diesmal Malcolm Young gewidmet, dem Bandgründer, der just an diesem Tag gestorben war.
Das war nach 2 Stunden und 20 Minuten ein würdiger Abschluss für dieses denkwürdige Konzert. Fury im Sitzen ist vielleicht nicht Jedermanns Sache, aber man wird ja auch älter und die Zuschauer sorgten schon selbst dafür, dass das Sitzfleisch nicht wund wurde. Eigentlich gehen Fury jetzt nach einem unruhigen Jahr zurück in die wohlverdiente „Altersruhe“ (die Brüder Wingenfelder arbeiten schon am nächsten Duo-Album), doch wer das nächste Fury-Konzert gar nicht abwarten kann: Im September 2018 kann man mit Fury auf Schiffsreise gehen. Innovativ und rentnergeeignet zugleich.
Setlist Fury In The Slaughterhouse, 18.11.2017, Gebläsehalle Neunkirchen
My Little World
When God Goes Home
Words
Dancing in the Sunshine of the Dark
Last Order
Bar Des Boulistes
Every Generation Got Its Own Disease
Then She Said
Things Like This
Protection – Fisher Z Cover
When I’m Dead and Gone – Mc Guinness Flint Cover
Dance on the Frontline
Radio Orchid
Cry It Out
In Your Room
30 (It’s Not Easy)
Seconds to Fall
Boys Don’t Cry – The Cure Cover
Won’t Forget These Days
Down There
Zugaben:
Milk and Honey
Time to Wonder
Trapped Today, Trapped Tomorrow
It’s a Long Way to the Top (If You Wanna Rock ’n‘ Roll) – AC/DC Cover
In ihrer Bandgeschichte haben Fury In The Slaughterhouse über vier Millionen Alben verkauft und sind mit Preisen förmlich überhäuft worden. Als eine der wenigen deutschen Bands schafften sie den Durchbruch auch auf dem amerikanischen Markt. Nach ihrer Trennung 2008 widmeten sich die Bandmitglieder anderen musikalischen Projekten. Besonders die Brüder Kai und Thorsten Wingenfelder feierten mit ihrem Projekt „Wingenfelder“ große Erfolge. Mitte März 2017 luden die sechs Vollblutmusiker in die TUI Arena in Hannover ein. 35.000 Fans sorgten für drei ausverkaufte Abende und den Entschluss daraus ein Album („Little Big World“) und eine Tour zu machen. Laut Webseite der Band ist dies jedoch nicht der Beginn einer Reunion, sondern lediglich als Reminiszenz an die Fans zu verstehen. Ich habe mir vor der Fahrt nach Düsseldorf die Mühe gemacht und meinen Karton mit Konzertkarten durchwühlt. Demnach hat meine letzte Begegnung mit Fury In The Slaughterhouse am 4. Juni 1991 im Kölner E-Werk stattgefunden. Es wird also mal wieder Zeit.
Ein Konzert war dann besonders gut, wenn man die Songs auch zwei Tage später noch vor sich hin summt. Zum Zeitpunkt dieses Reviews liegt der Auftritt von Fury In The Slaughterhouse bereits drei Tage zurück und mir schwirren immer noch die Versionen von „Radio Orchid“ oder „Trapped Today, Trapped Tomorrow“ durch den Kopf. Dieser 3. November ist in der Tat ein besonderer Abend, was nicht zuletzt an der wundervollen Location liegt. Die Tonhalle besticht durch eine tolle Akustik und ein familiäres Ambiente, wie man es sich für eine Unplugged-Show nicht schöner wünschen kann. Publikum und Band sind sichtlich älter (und etwas rundlicher) geworden und Kai Wingenfelder bezeichnet den Konzertreigen deshalb auch nur halb-ironisch als „Betreutes Rocken“.
Unter Vogelgezwitscher vom Band und tosendem Applaus von den Fans betreten Kai und Thorsten Wingenfelder, Schlagzeuger Rainer Schumann, Keyboarder Gero Drnek, Bassist Christian Decker und Gitarrist Christof Stein-Schneider die Bühne und starten mit „My Little World“ in ihr 23 Songs starkes Set. Unterstützt werden sie unter anderem durch Anne de Wolff, die von Trompete bis Geige alleine schon gefühlte 34 Instrumente beherrscht. Stein-Schneider erinnert dabei optisch wie schon 1991 an den leicht verschrobenen Leiter des Jugendzentrums um die Ecke. Das Bühnenbild ist eine Melange aus dem Cover des letzten Albums und grossen Lampen in Ballonform. Eine sparsame Lichtshow unterstreicht die intime Atmosphäre. Was folgt sind zweieinhalb Stunden pure Freude.
Die Setlist ist eine gelungene Mischung aus neuen Songs („Words“, „Last Order“), alten Songs und Klassikern aus 30 Jahren Bandgeschichte. Ein Song wie „Every Generation Got Its Own Disease“ hat auch drei Jahrzehnte nach seiner Entstehung nichts an Aktualität verloren. Dessen eindringliche und verfremdete Version sorgt für den ersten Gänsehautmoment. Kai Wingenfelders Stimme versprüht erfreulicherweise immer noch die gleiche raue Kraft und Unverwechselbarkeit. Zwischen den Stücken sorgt er mit launigen Ansagen für einige Lacher, wobei der Schuss allerdings auch mal nach hinten losgeht. Vor „Then She Said“ verleiht Thorsten Wingenfelder seiner Freude darüber Ausdruck, dass er mit seinen Bandkollegen das grossartige Handwerk „Musik“ ausüben darf, worauf der erste (und einzige) Verspieler des Abends folgt. Spätestens ab „When I’m Dead And Gone“ hält es die Fans in der ausverkauften Tonhalle zumindest phasenweise nicht mehr auf ihren Sitzen und es wird getanzt und aus voller Kehle mitgesungen. Daneben gibt es solche Momente wie während „In Your Room“, in denen man eine Stecknadel fallen hören könnte.
Zu den zahlreichen Höhepunkten gehören auch das Fischer Z-Cover „Protection“ oder „Seconds To Fall“, das von Thorsten Wingenfelder mit einem Brief von Wolfgang Niedecken eingeleitet wird, in dem der BAP-Frontmann die Erlaubnis erteilt die zweite Strophe auf Kölsch zu singen. Die Düsseldorfer tragen es mit Fassung. Zum Abschluß des Mainsets wird die Tonhalle zu „Down There“ von hunderten Handytaschenlampen erleuchtet. Nicht umsonst bezeichnet sich die geschmackvolle Halbkugel auf ihrer Webseite selbst als „Planetarium der Musik“. Wahrscheinlich ist dieser Begriff niemals passender gewesen als heute abend. Zu den Zugaben lässt sich die Band nicht lange bitten und die haben es nochmal in sich. Mit „Milk And Honey“, „Time To Wonder“ und „Trapped Today, Trapped Tomorrow“ halten Fury In The Slaughterhouse drei weitere Kracher bereit. Das Ende markiert dann mit “It’s A Long Way To The Top” von AC/DC ein weiteres Coverstück. Die fantastische und bis auf ihr Akustikgerippe reduzierte Version ist der krönende Abschluß eines Konzertes, das allen Beteiligten sicherlich noch viel länger als drei Tage in Erinnerung bleiben wird. Fury In The Slaughterhouse verbinden bestes musikalisches Handwerk mit emotionaler Tiefe und wir dürfen uns glücklich schätzen, dass es diese Band noch gibt.
Fury in the Slaughterhouse scheinen die Lust am gemeinsamen Musizieren wieder gefunden zu haben. Zunächst war nur ein Jubiläumskonzert in Hannover geplant, dann wurden es einige mehr, die sich zur kompletten Deutschlandtour ausdehnten. Und weil es so schön war, geht es aber Herbst in die etwas kleineren Hallen zu einer „Little Big World“ Akustik-Tour. Da kann man die Band mit ungewöhnlichen Arrangements zu ihren altbekannten Hits hören und auch einige Songs aus dem Backkatalog live erleben, die Fury sonst nicht so häufig auf ihren Konzerten spielen und gespielt haben.
Gerade diese Perlen sind es, die das vorab erschienene Doppel-Livealbum „Little Big World“ so besonders machen. Es strahlt eine harmonische, heimelige Atmosphäre aus und Songs wie „Last Order“ und „Bar Des Boulistes“ bekommen einen ganz neuen Stellenwert. Ebenso wie das Gänsehaut-erzeugende „In Your Room“ und die Jubiläumshymne „30 (It’s Not Easy)“.
Nicht zu vergessen sind natürlich die frisch arrangierten Klassiker, die oft mit sehr dezenten und gänzlich neuen Arrangements daher kommen. Verantwortlich ist dafür vor allem Jan Löchel, der Fury als Support auf der Open Air Tour begleitete und als musikalischer Leiter für die Band tätig ist. Er hat Titeln wie „The She Said“, „Cry It Out“, „Milk And Honey“ und „Time To Wonder“ ganz neue Elemente mitgegeben.
Als besonderes Bonbon gibt es eine Coverversion im akustischen Fury-Style, nämlich „Boys Don’t Cry“ von The Cure. Ein Mitsing-Hit, den auch das Fury-Publikum aus dem Effeff beherrscht. Ebenso wie den Gassenhauer „Won’t Forget These Days“. Und wenn „Trapped Today, Trapped Tomorrow“ das Konzert stimmungsvoll beschließt, kann man eigentlich nur noch zu PC oder Smartphone greifen und nach den herbstlichen Tourdaten suchen.
Mit dem Ende April im Hamburger Grünspan aufgezeichneten Akustik-Album „Little Big World – Live & Acoustic“ schließen Fury in the Slaughterhouse besonders feinmotorisch einen Kreis. Handwerk im besten Sinne verbinden die Musiker mit emotionaler Tiefe in den 23 ausgewählten Songs, die für das einmalige Konzert neu arrangiert wurden. Zumal einige Gäste das Geschehen verfeinern: John Watts kam eigens zur gemeinsamen Performance des Fury-covert-Fischer Z-Songs „Protection“ an die Elbe gereist, Mousse T. führte am Piano zusammen mit der Band eine ganz besondere Version von „Radio Orchid“ auf und der ausgewiesene Fury-Freund Wolfgang Niedecken steuerte sogar eine Strophe aus eigener Feder zum Finale „Seconds To Fall“ bei. Weitere musikalische Gäste des Abends waren Martin Huch sowie Lars Jensen.
Mit „Little Big World – Live & Acoustic“ zeichnen Fury In The Slaughterhouse ihr Jubiläum demütig und mit ungebrochener Frische rund. Vermutlich ist jetzt tatsächlich wieder Schicht im Schacht und die Brüder Wingenfelder fahren mit ihren Solo-Performances fort. Die kann man übrigens ebenfalls uneingeschränkt empfehlen. Und sich dann auf zukünftige Fury-Konzerte freuen. Das nächste Jubiläum kommt bestimmt.
Fury in the Slaughterhouse vor der altehrwürdigen Porta Nigra in Trier. Dass man das nochmal erleben darf! Genau dies haben sich viele neue und alte Fans aus dem Trirerer Umland gesagt und den Veranstaltern zwei ausverkaufte Abende beim „Porta hoch drei“ Festival beschert. Das besteht eigentlich (wie der Name schon sagt) traditionell aus drei Konzertabenden, doch der Fury-Freitag war so schnell ausverkauft, dass man die Gunst des Fronleichnam-Feiertags nutzte, um gleich noch ein Konzert auf den Donnerstag zu legen. So konnten also zusammen über 5.000 Zuschauer einen nostalgischen Abend vor antiker Kulisse genießen – und sie wurden nicht enttäuscht!
Fury haben Konzerte in der Region gegeben, so lange man sich erinnern kann. Ich denke da an die Anfänge in Zerf, St. Wendel, Losheim und Saarburg, aber auch an die grandiosen Gigs bei Rock am Ring. Thorsten Wingenfelder hat in Trier seine Frau kennen gelernt (wovon er gerne berichtet) und auch nach der Auflösung von Fury vor zehn Jahren sind die Brüder Wingenfelder den Fans im Südwesten treu geblieben und regelmäßig in der Garage Saarbrücken aufgetreten. Dort haben sie dann auch bei ihrem letzten Konzert die auf ein Jahr befristete Reunion von Fury in the Slaughterhouse in Beinahe-Originalbesetzung angekündigt und Jubelstürme ausgelöst. Es gab also nicht nur die großen Geburtstagsauftritte im Heimatort Hannover, sondern auch eine kleine Open Air Tour, die im Herbst sogar noch um eine Acoustic Tour erweitert werden wird, bevor das Pferd dann Ende 2017 wieder schlafen gelegt wird.
Das Publikum – gemischt aus allen Altersklassen – war gespannter Erwartung, als es am Donnerstag zunächst mit dem Jan Löchel Trio los ging. Als Songwriter ist er vor allem für seine Zusammenarbeit mit Pohlmann, den Söhnen Mannheims und Christina Stürmer bekannt. Wenn er selbst am Mikro steht, widmet er sich aber der englischen Sprache und bietet sanften akustischen Pop, begleitet von einer Violonistin, die ihn dazu gesanglich unterstützt, und dem Gitarrero Ulrich Rode, der durch seine Zusammenarbeit mit Gregor Meyle, BAP und von Brücken ein Begriff ist. Für das Publikum im Vorfeld des Fury-Gigs war die Musik zu filigran, das konnte man am Lautstärkepegel der Gespräche rundrum bemerken. Trotzdem bekam das Trio verdienten Achtungsapplaus.
Und pünktlich um 19.30 Uhr war kein Halten mehr, als das filmische Intro „It’s a Long Way to the Top“ die Bandgeschichte der Hannoveraner Revue passieren ließ. Höhen und Tiefen gab es ja einige, doch die schlechten Zeiten waren alle vergessen, als Kai und Thorsten Wingenfelder sowie der ewig jung gebliebene Christof Stein-Schneider die Mikros enterten und mit „Dance on the Frontline“ loslegten. Alles wie früher. Kai singt sich die Seele aus dem Leib und Christof trinkt ein Bitburger nach dem anderen, um sich dazwischen in lustigen Kommentaren zu versuchen, wenn er zum Beispiel die Porta Nigra als „tolle Burg“ bezeichnet und hofft, dass die Posaunen des Songs „Jericho“ diese nicht wegblasen mögen. Das tun sie auch nicht – höchstens im bildlichen Sinne. Denn auf der Leinwand erschien eine Karikatur von Donald Trump, dem zwei Posaunen von rechts und links die Haare verwehten. Ein netter Gag, der zu großem Applaus führte.
Zum 30. Geburtstag haben Fury eine Best of aufgelegt, die sechs neue Songs enthält. Davon gab es unter anderem „Words“ und „30 (It’s not easy)“ zu hören. Das Gros des Konzerts bestand aber aus den unvermeidbaren Mitsingstücken. „Radio Orchid“ war das erste dieser Art und man konnte die gelöste Stimmung im Publikum und auf der Bühne mit Händen greifen. Es funktioniert noch – Fury in the Slaughterhouse nahmen jeden mit. Auch die Youngster, die vielleicht ihr erstes Konzert der Band besuchten. Ziel war es, in 150 Minuten genau 30 Songs aus der Bandgeschichte zu singen. Das gelang an beiden Abenden punktgenau mit der jeweils gleichen Setlist.
Am Freitag startete man eine Stunde später, da wegen des Wochenendes die Genehmigung bis 23 Uhr erteilt war. Für die Show war das super, denn gerade zwischen 22 und 23 Uhr kam die großartige Lightshow vor der stimmungsvoll angestrahlten Porta am besten zu Geltung. Bevor die ganz großen Hits kamen, gab es drei Songs unplugged. Hier will ich vor allem das von Thorsten gesungene „Then She Said“ hervorheben. Normalerweise steht Kai am Mikro, aber wenn der Bruder mit sonorer und etwas kratziger Stimme übernimmt, habe ich jedes Mal Gänsehaut. Im Gegenzug nahm Kai zu „Bring Me Home“ ein ausgiebiges Bad in der Menge und schob sich gut gelaunt durchs Trierer Publikum, um den Fans genügend Selfie-Gelegenheiten zu geben.
Mein erster Herzenssong war „Trapped Today, Trapped Tomorrow“ und der kam wundervoll mit Begleitung an der Steelguitar, die dem neuen Arrangement sehr viel Wärme verlieh. „Cry It Out“ und „Are You Real?“ betonten dagegen die rockige Seite der Band und gingen bass-stark über die Bühne. Jan Löchel unterstützte die Band bei der Coverversion von „Boys don’t cry“ (The Cure). Grund: Er ist neuerdings musikalischer Leiter der Band und schreibt die Arrangements für Furys Acoustic Tour. Einen Eindruck konnte man anhand des Cure-Songs gewinnen, der ganz anders klang als das Original und trotzdem seine Energie behielt. So etwas ist auch für die Fury-Klassiker denkbar und lässt für den Herbst (18.11. – Neunkirchen im Saarland!) Schönes erwarten.
Fury sind niemals unpolitisch gewesen, aber manchmal besonders explizit, beispielsweise mit dem Herzenssong „Every Generation Got Its Own Disease“, den sie per Leinwand mit amerikanischer Flagge, Kriegsbildern und Aufnahmen bekannter Rechtspopulisten illustrierten. Ein wichtiges Statement an beiden Abenden. Im Anschluss endete der Hauptteil der Konzerte (und das an beiden Tagen bei allerbestem Wetter) mit „Won’t Forget This Days“. Ein Paradesong, den Kai kaum selbst singen musste. Das Publikum nahm den Text von Beginn an auf und trug ihn über die Pause bis zur Reprise im ersten Zugabenblock. Das sind Momente für die Ewigkeit vor dem antike Gemäuer.
Die Feierstimmung ging weiter mit einem strahlenden „Down There“, bei dem man die fehlenden Sterne durch Handydisplays ersetzte. Den zweiten Zugabenblock startete ein starkes „Revelation“ mit dampfender Lichtershow. Dann hatte Christof seine Solo-Zeilen zu „Kick It Out“ und es gab den ersten Fury-Hit „Time To Wonder“. Die Band kam auch zum dritten Mal raus und beendete den Set mit „Seconds To Fall“. Viele im Publikum lagen sich ausgelassen in den Armen und feierten noch lange weiter. So enden grandiose Konzerte in Trier.
Schön, dass die Stadt das Bespielen antiker Stätten zulässt. Das gibt es nicht überall. Und daher darf hier auch der Hinweis auf die Open Airs im Amphitheater Trier nicht fehlen. Dort gibt es nämlich am 21.7.2017 die Beginner, am 22.7. In Extremo auf ihrer „Burgentour“ und am 23.7. den genialen Helge Schneider. Nix wie hin!
Songliste – Fury in the Slaughterhouse, Porta Nigra Vorplatz Trier, 15.6. und 16.6.2017
3 CDs zum Preis von einer – da haben Fury in the Slaughterhouse doch einen fetten Release zum 30jährigen Jubiläum raus gehauen. Die Box ist lässig mit „30“ betitelt und zieht sich munter durch die Geschichte der Band, die sich doch eigentlich im Jahr 2008 aufgelöst hat. Vor allem die Brüder Wingenfelder fahren seitdem eine respektable Solo-Karriere. Umso mehr habe ich mich gefreut, als die beiden bei ihrem letzten Konzert in Saarbrücken nicht nur einige Fury-Oldies sangen, sondern zugleich auch noch eine Jubeltour in Stammbesetzung ankündigten.
Während es nun mit der Tour los geht – die ausverkauften Konzerte in Hannover laufen gerade – erscheint diese ultimate Best Of Collection als Sammlung alter und neuer Lieder. Hier wird alles geboten, was das Fury-Herz begehrt: Zwei CDs mit allen wichtigen Tracks und Hits von 1987-2007 und eine CD mit sechs brandneuen Songs wie „Dance on the Frontline“ und „Last Order“ plus zwei Remixen. Zusätzlich bietet das hochwertig aufgemachte „Limited Deluxe Edition“-Earbook eine exklusive DVD mit Making-Of-Material, Interviews und dem „Rocking the Dunes“ (2008er Live + Acoustic Fankonzert auf Spiekeroog) sowie ein 60-seitiges Buch mit privaten Fotos und Kommentaren der Band und einem sehr persönlichen Vorwort von BAPs Wolfgang Niedecken.
Man darf also in Erinnerungen schwelgen, wenn Klassiker wie „Every Generation Got Its Own Disease”, „When I’m Dead and Gone”, „Dancing in the Sunshine of the Dark”, „Time To Wonder”, „Won’t Forget These Days” oder auch „Trapped Today, Trapped Tomorrow” erklingen. Diese Titel gehörten vor drei Jahrzehnten zu meinem täglichen Repertoire. Vor allem, als Fury noch auf jedem kleinen Festival und in jedem Club um die Ecke spielten. Eine tolle Zeit, die der neu entstehenden Fan-Gemeinde viel Spaß bereitete.
CD 3 ist dann eine echte Überraschung, denn die Furies bieten hier keinen Aufguss aus Überbleibseln alter Sessions, sondern sechs brandneue Rocksongs, die den Geist alter Zeiten atmen. „Love Has Gone Home“, „Dance On The Frontline“ und „The Last Order“ erinnern nicht nur vom Titel her an die guten alten Zeiten. Es sind mal wieder faszinierende und zeitlose Songs aus Hannover.
2017 wird also ein Fury-Jahr, wer hätte das gedacht? Ein richtiges Comeback gibt es zwar eher nicht, aber 365 Tage voller Chancen, die phänomenale Energie von Fury in the Slaughterhouse wieder aufleben zu lassen. Live auf der Bühne oder im Player mit der „30 – Ultimate Best of Collection“.
Inzwischen haben die Fury-Brüder Kai und Thorsten Wingenfelder schon mehrfach in der Garage Saarbrücken gespielt. In der Vergangenheit aber immer im Kleinen Club. Allein das fand ich schon sensationell, wenn man bedenkt, welche Arenen die beiden mit ihrer Band Fury In The Slaughterhouse in der Vergangenheit bespielt haben (und auch bald wieder bespielen werden – doch dazu später). Jetzt endlich durften Wingenfelder im großen Saal der Garage ran. Es hat sich einfach rumgesprochen, welche Wahnsinnsshow sie mit ihrer Band abliefern. Inzwischen gibt es vier Studioalben und ein Livealbum mit den Solosongs – hauptsächlich in deutscher Sprache. Vom Feeling her hören sie sich oft nach der Stammband an. Hymnen mit deutschen Texten. Und zur Freude aller Anwesenden hatten sich drei Fury-Titel in die Setlist geschlichen, die dann auch die einzigen Ausreißer in englischer Sprache waren. Das war pures Nostalgie Feeling und brachte die Garage zum Kochen.
Kai und Thorsten sind immer noch grundsympathisch. Nach dem Auseinanderbrechen von Fury In The Slaughterhouse haben sie vieles ausprobiert. Jeweils gab es eigene Soloalben, zudem ist Thorsten erfolgreich als Fotograf tätig und Kai besitzt eine Filmproduktionsfirma. Also eigentlich sind sie ausgelastet, doch sie können die Finger nicht von neuer Musik lassen – und das ist gut so. Vor allem: Im Duo passt es dann doch am besten, darum hieß die erste CD im Jahr 2011 auch „Besser zu zweit“. Seitdem begeistern sie alte und neue Fans und locken immer größere Scharen in die Konzerte.
Die Garage war gut gefüllt und Wingenfelder starteten pünktlich um 20 Uhr mit „Mensch Paul“, einem Song von zerstörten Träumen und dem Tod. Sehr bewegend für einen Konzertbeginn. Doch so sind die beiden nun mal. Eine klassische Spannungskurve haben sie gar nicht nötig. Schon als zweites Stück gab es den Mottosong „Brüder“ und das Publikum bejubelte die beiden mit ihrer Band. Die Soundkulisse war großartig. Keyboard, Drums und bis zu vier Gitarren. In dieser großen Besetzung sind sie jetzt erstmals seit März wieder unterwegs.
Und sie bedienten ihre Fans mit Hymnen übers Leben. „Dinge, die wir nicht verstehen“ wurde als Song für die Ü40 angekündigt. Wenn man sich umsah, sangen auch Jüngere lauthals mit, doch das Gros der Leute war tatsächlich im guten Fury-Alter. Kai und Thorsten wechselten sich an den Vocals ab. Kai war öfter dran (und ist auch der markantere Fury-Shouter), doch mir gefällt Thorstens entspannte Stimme, die etwas tiefer klingt, ausgesprochen gut. Für „Hey Cowboy“ begab Thorsten sich aber an die Mandoline und ließ Kai seinen Lieblingssong aus dem „Zyklus für Arschlöcher“ interpretieren – in Norddeutschland übrigens ein großer Erfolg als Radio-Single.
Endlich war es soweit: Zur Freude der Anwesenden kündigten die Brüder 2017 als Fury-Jahr an („Wir haben da ja noch ein kleines Nebenprojekt“). Neben den bereits ausverkauften Großereignissen in Hannover soll es eine Deutschlandtour geben. Und wie wir seit gestern wissen, ist auch Trier mit seinem Porta-Festival mit dabei. Das dürfte die saarländischen Fans ebenso freuen. Passend gab es den Klassiker „Dead And Gone“. Viele wussten bis dahin nicht, ob es auch Fury-Songs geben wird. Umso größer war die Freude.
„Die Wand“ funktionierte als melancholischer Song zum Thema Vertrauen. Und es wurde auch politisch, als die Wingenfelders zur „Revolution“ aufriefen. Im Anschluss kam die Stunde von Norman Keil, seines Zeichens Gitarrist und Co-Songwriter der Band. Er stellte selbst den Titel „Springen in die Nacht“ vor, der vom Mauerfall im Herbst 1989 aus der Sicht eines Kindes erzählt. Er selbst war damals 8 Jahre alt und lebte in Erfurt. Dieser „Augenzeugenbericht“ verschaffte vielen eine Gänsehaut.
Was noch? Endlich war es soweit: „Won’t Forget These Days“, die Hymne aller Fury-Fans, ertönte aus tausend Kehlen. Und mit den Songs „Perfekt“ und „Winterkind“ endete der Hauptteil des Konzerts. Im Zugabenblock gab es von Fury-Seite den ersten Hit „Time To Wonder“. Hier konnte jeder mitsingen und die Refrainzeilen sollten manchen noch bis tief in die Nacht verfolgen. Wingenfelder hörten aber nicht mit diesem Gassenhauer auf, sondern mit der atmosphärischen Ballade „Mein Hafen“. Ein ungewöhnlicher Abschluss für ein perfektes, mehr als zweistündiges Konzerterlebnis. Lauter selige Gesichter. Und am nächsten Tag erfährt man dann, dass Fury In The Slaughterhouse am 16. Juni 2017 das Porta hoch drei Festival in Trier spielen werden. Was kann schöner sein?
Setlist Wingenfelder, 11.10.2016 in der Garage Saarbrücken
Langsam aber sicher hat es sich herum gesprochen, dass die Brüder Kai und Thorsten Wingenfelder – ehemals Mitglieder der legendären Band Fury In The Slaughterhouse – inzwischen deutschsprachige Musik machen. Der Weg dahin war nicht einfach: Schon im Jahr 2007 (und damit ein Jahr vor Auflösung der Band) gab es erste Soloalben der beiden. Kai veröffentlichte das Album „Alone“ mit ziemlich typischem Fury-Sound und englischen Texten, Thorsten allerdings wagte sich auf das gefährliche Feld der deutschen Musik und legte mit „360° Heimat“ ein wahres Meisterwerk hin, dessen Titelsong mich auch heute noch bei jedem Hören enorm beeindruckt. Und nach dem Ende der Band machte man zunächst mal was ganz anderes: Thorsten wurde Fotograf, Kai zum Filmemacher.
Das sie jetzt trotzdem im Kleinen Klub der Garage Saarbrücken auf der Bühne standen, ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass beide einfach nicht von der Musik lassen können. Es wäre auch ein großer Verlust, denn die bisher erschienenen Alben sind echte Perlen auf dem weiten Feld der deutschsprachigen Musik. Hier haben die Wingenfelders ihre Heimat gefunden. Daran ändert auch die kurzzeitige Jubiläums-Reunion von Fury In The Slaughterhouse nichts
Das 2013er Album „Selbstauslöser“ stand im Mittelpunkt des Konzerts. Fast das komplette aktuelle Werk wurde gespielt. Wingenfelder legten ohne Vorband los, erschienen aber nicht als Duo, sondern brachten eine famose vierköpfige Combo mit. Die Bühne im Kleinen Klub ist nicht riesig, doch es reichte noch für eine LCD-Fläche im Hintergrund, auf der bisweilen Begleitfilme eingespielt wurden.
Die Bandbreite der Songs reichte vom Titelsong „Selbstauslöser“ über den Highspeed-Motivationssong „Petra Pan“ und das erzählerisch starke „Zu wahr um schön zu sein“ bis hin zur nostalgischen Hymne „Klassenfahrt“ und den nachdenklichen Balladen „Du bist die Nacht“ sowie „Oben am Wendehammer“. Ein leichtes Faible zur Sozialkritik ist immer vorhanden – das ging auch aus den Ansagen hervor. Kai und Thorsten erzählten vom Tourleben und besonderen Erlebnisse wie beispielsweise der Nacht mit den Bocholter Dialyse-Schwestern oder von der Tatsache, dass gerade im Osten sehr junge Menschen die Konzerte besuchen und man auf das Problem trifft „Teenies mit Songs für Mittvierziger unterhalten zu wollen“.
Viele Titel stammten auch vom ersten gemeinsamen Album „Besser zu zweit“. Das Repertoire ist inzwischen breit gefächert. „Perfekt“ beispielsweise, die allererste Single-Auskopplung, das melancholische „Dinge, die wir nicht verstehen“ und „Die Unperfekten“ als Stücke, die klangen als seien sie direkt der „Hook A Hey“-Phase von Fury entliehen und pure Gänsehaut verursachten. Wenn dann „Besser zu zweit“ als Mottosong der neuen Ära ertönte, gab es ungewollt Pipi in die Augen.
Kai und Thorsten verzauberten ihre Zuhörer mit einer Mischung aus Melancholie und Rock. Damit bewegten sie sich zielsicher in eine Richtung, wie es Revolverheld vielleicht für die etwas jüngere Generation tun. Als Bonbon an die Fury-Fraktion gab es „When I’m Dead And Gone“, „Won’t Forget These Days“, „Time To Wonder“ und „Trapped Today, Trapped Tomorrow“. Highlights, ganz klar – aber auch jeder andere Song traf den Nerv der Zuschauer.
Ich habe den Weg von Fury lange verfolgt und erinnere mich an ein Konzert in St. Wendel Anfang der 90er, als sie gar nicht mit Spielen aufhören wollten und nach regulärem Konzertende einfach noch eine unendliche Reihe Stones-Titel raus hauten. Dieses Gefühl durfte man auch in Saarbrücken wieder haben: Musik ist ihre Berufung und Livekonzerte sind keine lästige Pflicht. Da gingen Band und Zuschauer nach mehr als zwei Stunden Konzertlänge hochzufrieden nach Hause. Die aktuellen Alben kann ich Freunden handgemachter Musik wärmstens empfehlen.