KRAMSKY aus Trier, Deutschlands ältester Stadt und Geburtsort von Karl Marx, sind bereits seit 2013 unterwegs. Zunächst als HERR BERLIN, ab 2016 haben sie sich in KRAMSKY umbenannt. Das aktuelle Album trägt den Titel „Metaego“ und bietet Indierock, Post-Punk und New Wave mit deutschen Texten. Eine respektable Mischung.
Das Quartett wiederholt sich nicht gern. Keiner der zehn Songs gleicht dem anderen – und doch klingt das Album mit seinen intensiven Texten wie aus einem Guss. Schrammelnde Gitarren, punkiger Sprechgesang. Meistens mit Hau-drauf-Attitüde, aber auch mal melancholisch wie in der Ballade „Insgesamt“ oder dem nachdenklichen Abschluss „Pläne“.
Im Gesamten beeindrucken aber die Geschwindigkeit und das Nach-vorne-preschen des 36minütigen Albums. Es sind düstere, verbittert klingende Texte. Jimi Berlin an den Vocals, Gitarrist Jo Philippi, Bassist Florian P. Stiefel und Schlagzeuger Michael Kreft legen hier ein kraftvolles Album vor, das definitiv aus der Masse heraussticht.
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Es gibt feste Regeln, wenn man ein Konzert von Götz Widmann in Trier besucht: Er steht mit Gitarre auf der Bühne. Die Zuschauer sitzen (ohne Stühle) auf dem Boden der Location. Das war im ExHaus immer so, das in den vergangen Jahren Veranstaltungsort der denkwürdigen Widmann-Konzerte war, und das ist in der TUFA so, die leider als Ausweichstätte herhalten muss, so lange das ExHaus renoviert wird.
Vom Ambiente her passte das Jugendzentrum ExHaus zwar besser zu der derben Kost, die Götz seinen vor allem jugendlichen und jung gebliebenen Zuschauern präsentiert, doch auch in der TUFA kam das studentische Liedermacher-Flair gut rüber und der Funke sprang schnell über.
Götz ist das Enfant Terrible unter den deutschen Liedermachern und hat seinem Ruf mal wieder alle Ehre gemacht. „Tohuwabohu“ heißt das aktuelle Album und der Name ist Programm. Die neuen Song sind ein chaotischer Rundumschlag von Babydinosauriern über die altbekannten Themen wie „Hanf und Hopfen“ sowie nachhaltigen Alkoholismus bis hin zu einem Liebeslied an Europa.
Unberechenbar wie immer schüttelte er mit einer frappierenden Leichtigkeit und derben Worten eine Sensation nach der anderen aus dem Ärmel. Politisierend, schimpfend, schreiend, frustriert – und stets mit einem rauen, tiefen, versoffenen Gesang, wie er dies seit zwanzig Jahren zelebriert und schon vorher in Duoform bei Joint Venture bis zur Ekstase ausgelebt hat.
Götz Widmann war in der Tufa Trier in Bestform. Mit „Schwanger“ brachte er die Leute nicht nur kurz zum Lachen, es gab auch eine kichernde Damen-Fraktion, die überhaupt nicht mehr zu bremsen war. Die Pointen saßen wie KO-Schläge und er sprach den Anwesenden aus dem Herzen. Beispielsweise wenn er skandierte „Beim Fußball hass ich Holland wie die Pest“ oder seinen Klassiker „Zöllner vom Vollzug abhalten auf der A4“ zum Besten gab.
Treffsicher wie immer kam er genau mit dem richtigen Statement zur richtigen Zeit um die Ecke. Der Trost für alle Anwesenden: 140 Millionen Samenzellen haben sich auf den Weg gemacht, und ihr habt es geschafft – ein Saal voller Sieger. Macht Sinn, wenn man es so überlegt, denn die Chance, dabei zu sein, ist wie ein 6er im Lotto.
Nach einer Stunde gab es eine Pause, die Götz nutzte, um am Bühnenrand CDs zu verkaufen. Für 20 Minuten angekündigt hat sie gut 45 Minuten gedauert. Das war dann doch sehr lange und ein kleiner Wermutstropfen für das ansonsten sehr gute Konzert. Okay – er wollte allen Anstehenden gerecht werden und seine Autogramme hinterlassen, aber keiner wäre böse gewesen, wenn er irgendwann gesagt hätte: Nach dem Konzert geht’s weiter.
Im zweiten Teil wurden die Songs noch verruchter und auch persönlicher. Klassiker aus seiner Solokarriere und von Joint Venture („Scheiß auf deine Ex“) und die schaurige Ballade vom „sitzend pinkeln“. Götz hat ein großes böses Maul und niemand ist vor ihm sicher, doch er kann auch große Emotionen, z.B. wenn er Anekdoten vom früheren Tourleben in der Nähe von Heidelberg erzählt und seiner Lieblingskneipe „Maria“ ein Trauerlied widmet.
Es war ein anstrengendes Konzert ob der langen Pause und dem gezwungenen Ungemütlich-auf-dem-Boden-sitzen, doch es war es allemal wert, den umtriebigen Liedermacher in Trier zu erleben. Bis zum nächsten Mal!
Nachdem Wincent Weiss im Februar 2018 mit seiner Akustik-Tour noch in der kleineren Europahalle weilte und das Trierer Publikum mit einem Sitzkonzert verwöhnte (HIER unser Bericht zum Konzert in der Europahalle Trier 2018), musste jetzt die Arena dran glauben. Die fünffache Zuschauermenge mit Stehplätzen im Innenraum – ein fantastisches Liveerlebnis – eine gigantische Show. Das Publikum vereinte alle Generationen und viele Kinder freuten sich auf ihr erstes Konzerterlebnis, während die Mädelsfraktion in Windeseile die vorderen Reihen stürmte und sich dort mit Bannern und Pappschildern breit machte. Zum Glück gab es eine lange erste Reihe, denn die Produktion sah einen langen Laufsteg vor, der mitten ins Publikum führte.
Die Bühne war zu Beginn noch verhangen und kurz vor 20 Uhr startete Bengio, der Sänger/Songwriter aus Fulda. Er bot eine Mischung aus Pop und HipHop. Vor allem emotionale Songs, die er mit sanfter Stimme vortrug. Dazu durfte er ein großes Banner am Bühnenvorhang hissen, drei Instrumentalisten mitbringen und den Laufsteg für seine Performance nutzen. Das ist nicht selbstverständlich für einen Support und man sollte es Wincent hoch anrechnen, dass er Bengio diese Möglichkeit gibt. Vermutlich weiß er selbst, was eine solche Unterstützung bedeutet. Es ist gerade mal drei Jahre her, dass Max Giesinger den damals 23jährigen Wincent Weiss mit auf Tour nahm, der mit dem Radiohit „Musik sein“ erste Erfahrungen gesammelt hatte. Und damit begann das Märchen des Sängers aus Bad Oldesloe (HIER unser Bericht zum Konzert in der Garage Saarbrücken 2016).
Bengio beendete seinen 35minütigen Set mit dem Song „Irgendwas“, den er gemeinsam mit Yvonne Catterfeld aufgenommen hat und der dann doch vielen Zuschauern vage bekannt vorkam, und der aktuellen Single „Fan von dir“, die ordentlich abgefeiert wurde. Bengio war ein durchaus starker Support – und er wird bestimmt noch länger in Erinnerung bleiben.
Der Umbau dauerte bis um 21 Uhr und pünktlich ging es los mit Wincent Weiss, der sich allein mit Gitarre im vorderen Teil des Laufstegs einfand. Ein stiller, sehr heimeliger Beginn – und der perfekte Moment für erste Mitsing-Einlagen des Publikums. Doch dann ging es noch während des Songs in die Vollen und man konnte ahnen, was einen erwarten würde: Pyro mit Knalleffekt und ein Konfettiregen leiteten „Kaum erwarten“ ein. Wincent begrüßte das Publikum vom Bühnenrand, ein Hüpfer über unsere Fotografen Alexander Moell, um den ich dabei schon ein wenig Angst hatte (HIER die Konzertfotos aus Trier 2019), und wie der Blitz stand Wincent schon zum dritten Stück „Hier mit dir“ mitten in der Menge und räumte das Feld vom Mischpult her auf.
Was für eine Energie in dieser Show! Immer in Bewegung – hautnah zu den Zuschauern und voller Power beim Gesang. Dazu hatte er eine formidable Liveband mit dabei. Vor allem Gitarrist Benni Freibott ragt kongenial heraus und bietet seine eigene Instrumentalshow mit fulminanten Soli und perfekten Gesangseinlagen in den Höhen. Wer die Karriere von Wincent Weiss verfolgt hat, der sich in drei Jahren und zwei Alben vom One-Hit-Radiowunder zum Arenen füllenden Star gemausert hat, erkennt, dass dieser alles richtig macht und einen erfolgreichen Karriereplan verfolgt. Ob gewollt oder nicht – es gibt keine halben Sachen. Und diese Hammershow, die allen lange in Erinnerung bleiben wird, ist ebenso Teil dieser Erfolgsgeschichte wie ein solcher Gitarrenheld. Hinzu kommt Wincents frisches Auftreten, der hier sichtbar sein Ding macht.
Im ersten ruhigen Moment erzählte er vom lange zurückliegenden Trier-Erlebnis mit einem Freund im Südbad. Ein Raunen ob dieser Anekdote. Dann Europahalle und gleich beim dritten Besuch in der Arena. So schreibt man Trier-Geschichte. „Einmal im Leben“ tauchte die Arena wieder in Regenbogenfarben. Wincent scheint bunte Farben und Konfetti zu lieben. Bei „Unter meiner Haut“ war er schon wieder mitten unter den Fans und danke ihnen dafür, ihm schon nach zwei Alben solche Konzerte zu ermöglichen. Sehr authentisch und sympathisch.
„Weck mich nicht auf“ war dann eigentlich ein Weckruf für alle, die in emotionale Gefilde wegzudriften drohten. Rockige Power, ein Gitarrensolo, Flammenpyro bis hin zu dem Moment, in dem Wincent selbst an den Armen in Flammen stand. Das waren Show-Momente! Danach wurde es wieder ruhiger. Zunächst mit dem anklagenden „1993“ gerichtet an seinen Vater, den er nie kennen gelernt hat, dann „Herzschlag“ akustisch vorgetragen für die kleine Schwester, die er so oft vermisst, wenn er auf Tour ist. Im Glanz Tausender Handylichter waren das sehr romantische Momente. Der Akustikset auf dem Laufsteg wurde fortgeführt mit einem Medley bekannter Deutschpop-Titel wie „Chöre“, „80 Millionen“, „Holz“, „Vincent“, „Pocahontas“, „Tausend Tattoos“ und „Cordula Grün“. Spätestens bei letzterem sang die komplette Halle lautstark mit.
Im Anschluss wieder Publikum-Action: „365 Tage“ ließ alle in die Hocke gehen und auf Zuruf springend abfeiern. Zu „Was machst du nur mit mir“ konnte erst die Band auf dem Laufsteg Übungen im Synchrontanz vollziehen, bevor das Publikum zum ultimativen Stopptanz aufgefordert wurde. Es folgte Wincents erster große Hit „Musik sein“ und der Sänger kletterte (vermutlich zur Freude der Security) die eingefahrenen Tribünenwände hoch zum sitzenden Publikum. Agil und sportlich – schließlich sollte jede und jeder Anwesende ihn hautnah erleben dürfen.
Wer bis dahin noch keine Berührung ergattert hatte, durfte jetzt bei „Frische Luft“ sein Glück versuchen, als Wincent sich crowdsurfend durch die Menge bewegte. Kein Rock-Klischee, das er nicht gekonnt bediente, bis hin zu den riesigen Luftballons, die nun zum letzten Abfeiern vor dem Zugabenblock ins Publikum geschossen wurde.
Kann man diese Fete noch toppen? Als Zugabe lieferte Wincent ein Hardrock-Medley von Songs seines ersten Albums, bei dem die Instrumentalfraktion nochmal ihr ganzes Können zeigen durfte. Damit hatte er zum Schluss vermutlich sein komplettes Repertoire aus zwei Alben gespielt. Auch eine Leistung!
Die letzte emotionale Ansage ging an eine Freundin, die sich nach fünf Jahren Beziehung von ihm getrennt hatte und für die er den Song „Pläne“ geschrieben hat. Großaufnahmen zeigten ihn mit Tränen im Gesicht. Also auch an Wincent Weiss gehen die persönlichen Momente nicht spurlos vorüber. Und zum furiosen Ende der 2-Stunden-Show gab es „Feuerwerk“. Und – ja! – mit echtem Feuerwerk in der Arena. Das kontrollierte Abschießen von Feuerwerkskörpern in der Arena habe ich auch noch nicht erlebt. Ein explosives Ende einer beeindruckenden Show. Man mag sich nicht vorstellen, wie Wincent das noch steigern will. Beim nächsten Besuch in der Region wird die Arena vermutlich nicht mehr ausreichen.
Wincent Weiss – Setlist, Arena Trier, 28.11.2019
Irgendwie anders
Kaum erwarten
Hier mit dir
Einmal im Leben
Jemanden vermissen
Unter meiner Haut
Weck mich nicht auf
1993
Herzschlag
Medley (deutsche Songs)
365 Tage
Was machst du nur mit mir
Musik sein
Frische Luft
An Wunder
Es war ein toller Ausklang für das diesjährige Festival im kultigen Amphitheater Trier, veranstaltet von Popp Concerts. Das Aushängeschild des deutschen Reggae himself, Tilmann Otto aka Gentleman, gab sich die Ehre.
Recht unterschiedliche Musikrichtungen gab es im Jahr 2018: Wir haben schon über Chris de Burgh und Amy Macdonald berichtet, außerdem über die „Nacht der Spielleute“ mit drei Mittelalter-Bands. Tag 4 aber sah den entspanntesten Abschluss vor, den man sich vorstellen kann.
Als Support war die Band Indianageflüster am Start, quasi Lokalmatadoren aus dem Hunsrück. Das Quintett spielte Indierock mit Rap-Einlagen. Allein das ist schon recht speziell, doch wirklich erstaunlich war der Einsatz eines Cellos, das dem bisweilen recht sphärischen Klangteppich eine ganz besondere Note verlieh. Bisher wurde eine 5-Track-EP mit dem Titel „Stille Post“ veröffentlicht. Ein Album ist noch für das laufende Jahr geplant. Der ungewöhnliche Sound ließ auf jeden Fall aufhorchen und Songs wie „Laut“ und das orientalisch angehauchte „Mariohbama“ kamen beim Publikum gut an. Nach einem 30minütigen Set und dem rap-lastigen Abschluss gab es ordentlichen Achtungsapplaus.
Der Umbau für Gentleman ging schnell vonstatten. Ungewöhnlich war aber, dass er nicht direkt selbst auf die Bühne kam, sondern das Feld zunächst für zwei soulige Songs seinen Backgroundsängerinnen überließ. Das zeigte, wie sehr sich der Künstler aus Köln-Sülz selbst zurücknehmen kann. Das zog sich durch den kompletten Abend, der immer wieder Raum für die Band und begleitende Künstler ließ: Gentleman ist ein Mann ohne Eitelkeiten.
Als international gefeierter Star der Reggae-Szene steht er auf dem Zenit seiner Karriere und ist durch seine zahlreichen Jamaikaaufenthalte und Kollaborationen mit unterschiedlichsten jamaikanischen Musikern tief verwurzelt in der Kultur der Karibikinsel. Gentleman hat in seiner über 20jährigen Bühnenkarriere schon in etlichen Ländern gespielt und manche Pionierarbeit für sein geliebtes Genre geleistet. Das wissen die Fans zu schätzen – und fast 3.000 davon feierten ihn in Trier ordentlich ab. Zu Beginn war es noch etwas träge bei den üblichen Mitmachübungen, doch die Songs von Revolution und Freiheitskämpfern zeigten Wirkung – ebenso wie der Gruß an den einsamen Ordner im Hang. Gentleman freute sich über die „unfassbar geile Location“ und vergaß auch nicht, Triers Status als älteste Stadt Deutschlands zu erwähnen: „Wann ist ne Stadt ne Stadt? Wenn die Musik anfängt!“
Die Musik von Gentleman war bisweilen schon poplastiger, als er ein „MTV unplugged“ ablieferte und bei „Sing meinen Song“ mitmischte. Die momentane Tour aber feiert die Rückkehr zu purem Reggae mit Stücken wie „Sin City“, „To The Top“, „Superior“ und „Runaway“ – immer auf die Vollen, nur ab und zu unterbrochen durch ein leises Piano oder eine Beatbox-Einlage.
Gentleman war nah am Publikum. Er suchte den Kontakt, nahm ein Bad in der Menge, lobte den Fan Sebastian aus der ersten Reihe, der auffiel, weil er auch die kompliziertesten Textzeilen mitsang. Und Gentleman war sich auch nicht für ein spontanes Duett zu schade, das dann viel besser ausfiel, als man erwartet hätte. Ganz sympathisch grüßte er seine Eltern, die an diesem Abend im Publikum waren. Und er machte fortwährend Werbung für die Organisation „Viva con Agua“, die mit mehreren Leuten vor Ort war, um leere Pfandbecher als Spenden einzusammeln und so den Bau von Trinkwasserbrunnen in armen Ländern zu ermöglichen.
Solche Gesten zeugen davon, dass Gentleman in seinem ganzen Auftreten sehr stimmig ist. Er nimmt die Menschen mit, feiert Party, hat aber auch Zeit für nachdenkliche Töne. Das Konzert in Trier war ein großartiges Ereignis und seine Musik passte perfekt zu dem Sommerabend, der von den Temperaturen nicht ganz so heiß war wie die Tage zuvor. Für das Schwitzen sorgte Gentleman mit einer energiegeladenen Performance, die alle mitriss. Ein schöner Abschluss für ein geniales Festival.
Ein neues Konzept von Popp Concerts, das sich sehr vielversprechend anlässt: Die „Trierer Nacht der Spielleute“ präsentierte gleich drei hochkarätige Szenebands, die sich hier zu einem ordentlichen Happening versammelt hatten. Die Vorzeichen konnten nicht besser sein! War doch die Vollmondnacht des Blutmondes angesagt, die viele Mittelalter-Bands so gern besingen. Zudem heißt das neue Album von Saltatio Mortis „Brot und Spiele“. Wo präsentiert man so etwas besser als im wundervollen Ambiente einer alten römischen Kampfarena?
Den Anfang machten aber Feuerschwanz aus Erlangen. Für mich die Überraschung des Abends. Inhaltlich wird das Konzept vor allem von zwei Themen beherrscht: Met und Miezen. Doch musikalisch geht es trotz dieser politischen Unkorrektheiten ordentlich zur Sache. Die Geigerin Stephanie Pracht muss sich jovial „Johanna von der Vögelweide“ nennen lassen. Nun ja. Ihren Qualitäten an der Violine tut das zumindest keinen Abbruch.
Das neue Album der süddeutschen Band wird den gehaltvollen Titel „Methämmer“ tragen und am 17.8. erscheinen. Vorher gibt es gar noch einen Auftritt in Wacken. Läuft also. Das Publikum spielte von Beginn an mit. Auf die Frage „Wo nach gelüstet euch heute Nach?“ kam von den vielen Insidern der Jubelruf „Blöde Frage, Saufgelage!“ und man feierte den gleichnamigen Song heftig mit.
Bald schon erschien auch ein leichtbekleidetes Mädel, „Mieze“ genannt, das zu einigen Songs mittanzte und das Publikum animierte. Beispielsweise wurde das Volk in eine rechte und linke Seite geteilt, die zu einem Hupen-Laut aufeinander zu rennen und sich umarmen sollten. Zunächst aber wurde zu „Schubsetanz ist Rittersport“ ein hübscher Pogo aufs Parkett gelegt. Doch auch die anschließende Umarmung klappte gut.
Durchaus harte Metalklänge wurden mit Folkrock durchmischt. Das wird auch auf dem nächsten Album so sein, wie die ersten neuen Songs bewiesen. „Unser Gott heißt Alkohol“, wurde das Motto von „Methämmer“ nochmal klargestellt. Dazu gab es Klassiker wie „Metnotstand im Märchenland“ und „Krieger des Mets“. Als Pendant zu Thors Hammer wurde eine Keule mit Bierfass geschwungen. Soll keiner sagen, dass der Band nichts zum Thema mehr einfällt.
Selbst kritische Songtexte wurden lustig verpackt, als „Mieze“ zum Song „Ketzerei“ am vorderen Bühnenrand angekettet wurde, um die schlimmen Finger des Christentums zu besingen. Sie tanzte aber fröhlich lasziv mit und alles wirkte halb so wild. Das ist dann auch das Motto von Feuerschwanz: Alles halb so wild, so lange genug Met am Start ist. Dem wurden sie voll gerecht. Musikalisch aber fand ich den Auftritt sehr überzeugend. Das hätte gerne über die 40 Minuten des Slots hinaus gehen dürfen.
Ein starker Auftakt für das Amphitheater Open Air 2018 in Trier: Am Mittwoch gab sich Chris de Burgh die Ehre und stand ganz allein mit seiner Gitarre auf der Bühne, um dem Publikum Hits aus allen Epochen seiner langen Karriere darzubieten. Und am Donnerstag verzauberte Amy Macdonald die Zuschauer mit ihrem schottischen Akzent und herzerfrischender Bodenständigkeit.
Am 15. Oktober wird Chris de Burgh schon 70 Jahre alt. Das sah man ihm nicht an, als er mit leger geöffnetem Hemd und Windjacke die Bühne betrat. Das Auftreten ist ebenso sportlich, wie man das von dem unwesentlich älteren Reinhard Mey kennt. Und dann ein Set – solo vorgetragen allein mit Gitarre oder wahlweise am Piano. Ähnliches durfte ich eine Woche zuvor bei Ed Sheeran erleben. Der beglückt damit 80.000 vor allem jüngere Leute. Chris de Burgh muss sich mit 1.900 Zuschauern gesetzteren Alters begnügen. Aber er hat Spaß daran und das Publikum dankte ihm am Ende für viele emotionale Momente.
Es war ein Sitzkonzert – zumindest zu Beginn. Chris de Burgh zeigte sich zunächst sichtlich überwältigt vom Ambiente des römischen Amphitheaters. Eine Kultstätte für Altertumsforscher aber auch für Konzertgänger. Denn wenn Popp Concerts alljährlich zum Amphitheater Open Air rufen, wird für viele Musikrichtungen das Richtige geboten. Folk und Pop begeisterten die Zuschauer aus dem Mund von Chris de Burgh. Mangels Schlagzeug ließ er schon früh den Rhythmus vom Publikum mitklatschen. Das gelang gut.
„The Moonfleet Overture“ wurde als Intro gespielt. „Road To Freedom“ war der erste Song. Schon an dritter Stelle gab es mit „Missing You“ einen Klassiker zum Mitsingen. Zu „Waiting For The Hurricane“ ließ der Barde erstmals die Gitarre an der Seite und setzt sich ans Piano. Chris hielt guten Kontakt zum Publikum und war zum Scherzen aufgelegt. Haben die deutschen Fußballer in Russland zuviel Wodka getrunken? So lautete die Ansage zu „Moonlight And Vodka“. Dann erzählte er von einem Traum, in dem ein Römer ihm im Amphitheater ein kühles Bier bringt. Bei den herrschenden Temperaturen war er mit diesem Traum nicht allein – aber seiner ging letztlich in Erfüllung.
„A Woman’s Heart“ besang Chris als das größte Geheimnis von allen. Dann wandte er sich der aktuellen Platte „A Better World“ zu, aber nicht ohne eine Seitenhieb auf die USA, wo die Welt anscheinend verrückt geworden ist. Ein folkiges „Shipboard Romance“ durften wir hören. Dann „The Hands Of Man“ und schließlich das autobiographische „Where Would I Be“. Der akustische Set brachte mehr Folk- als Rocksongs. Das passte gut zur abendlichen Atmosphäre in Trier. Ganz romantisch und abenteuerlich kamen dann auch Stücke vom „Moonfleet“ Album hinzu – Geschichten über Schätze und Piraten, die Chris de Burgh gekonnt erzählte.
Schließlich gab es für ein jubelndes Publikum „Borderline“ und der Sänger konnte schon nach einer Konzertstunde stehende Ovationen der Zuschauer empfangen. Ob er damit gerechnet hatte? Seine Interpretation am Piano war jedenfalls so berührend und auch pathetisch, dass es die meisten nicht auf den Sitzen hielt. Um die Situation danach etwas aufzulockern, gab es einige witzige Instrumental-Cover wie „Here Comes The Sun“, „Hotel California“ und „Pretty Woman“, bevor mit „Revolution“ der Song gespielt wurde, der eigentlich als „Borderline“-Fortsetzung gedacht ist.
Hier konnte auch ich mich zuhause fühlen, der ich doch vor allem in den 80ern zu Zeiten von „The Getaway“ und „Man On The Line“ einer großer Fan des Iren war. Damals gab es noch rockigere Klänge, die spätestens mit „The Lady In Red“ dem soften Chris de Burgh wichen. Dieser Titel wurde natürlich auch gespielt. Und das als einziger im Playback mit elektronischen Klängen. Warum? Natürlich damit der alte Haudegen und Herzensbrecher einen Ausflug zu den Damen im Publikum machen und ein paar Tänzchen aufs Parkett legen konnte. Spätestens jetzt war aus dem Sitz- ein Stehkonzert geworden. Und viel (vor allem weibliches) Volk stürmte den Platz direkt vor der Bühne.
Chris de Burgh hat ein treues Publikum. Und das weiß, was es bekommt: Eine gesunde Mischung aus alten und neuen Songs. Bei den älteren Titeln wie „Sailing Away“ gibt es ein paar Schwierigkeiten in den Höhen. Das bringt Chris aber nicht davon ab, munter zwischen Brust- und Kopfstimme zu wechseln. Und er kann es sich erlauben. Die Highlights „Don’t Pay The Ferryman“ und „High On Emotion“ folgten erst kurz vor dem Zugabenblock. Und auch die Rocksongs kommen gut zur alleinigen Gitarrenbegleitung. Chapeau!
Nach 100 Minuten Konzertlänge beendeten atmosphärische Zugaben wie „Where Peaceful Waters Flow“ ein eindrucksvolles Konzert. Es waren selige Gesichter, in die man blicken konnte. Und viele sollten ja am nächsten Abend direkt wieder kommen.
Amy Macdonald zog gut 3.000 Leute, die im Schnitt auch jünger waren als am Vorabend. Zudem war es ein Stehkonzert und es gab einen Support: Die 26jährige Antje Schomaker hatte ihr Debüt „Von Helden und Halunken“ mitgebracht. Die junge Frau vom Niederrhein hörte sich mit ihren selbst geschriebenen Songs unaufgeregt und doch emotional an. Ihre bisweilen lapidar wirkende Stimme klang wie das weibliche Gegenstück zu AnnenMayKantereit. „Bis mich jemand findet“ drückte enorme Lebensfreude aus. Und der Song „Gotham“ ist einfach genial, wenn Antje zwischen tiefer Stimme und hohen Tönen switcht. „Irgendwohin“ erklang als neuer Song für die beste Freundin und „Auf und davon“ rührte zu Tränen als Stück für eine Freundin mit Depressionen. Am 17. Oktober wird Antje Schomaker mit ihrer Band im ExHaus Trier spielen. Und dafür rührte sie ordentlich die Werbetrommel. Wer ihren Gig im Amphitheater gesehen hat, ist sicher auf den Geschmack gekommen.
Als Amy Macdonald die Bühne betrat, war vom ersten Ton an Stimmung angesagt. Die Haare plötzlich blond – das war schon sehr überraschend – dazu blaue Boots. Die Schottin ist eine traumhafte Erscheinung und dabei so bodenständig, wie man als weltweit erfolgreiche Sängerin nur sein kann. Ihre in manchmal schwer verständlichem Schottisch vorgetragenen Ansagen hörten sich an, als sei man zu später Stunde an der Theke in einem schottischen Pub. Verdammt – hat das Spaß gemacht!
Und hinzu kam natürlich wundervolle Musik zu einer lauten Rockband. Dabei hatte Amy meist ebenfalls eine Gitarre in Händen. Sie begann mit dem Titelsong des aktuellen Albums „Under Stars“. Es folgten die stimmungsvollen Titel „Spark“ und „Youth Of Today“, bevor es schon an vierter Stelle den Hit „Mr. Rock And Roll“ gab. Jetzt war der Damm gebrochen und alles sang lauthals mit. Amy erklärte, es sei schon sehr heiß für jemanden aus Schottland. Bei ihnen begänne man ab 15 Grad zu schwitzen. Und jetzt weit mehr als das Doppelte. Dann amüsierte sie sich über die zahlreichen Zaungäste in den Weinbergen: „Man will dabei sein, aber nichts zahlen.“ Das kenne sie auch aus Schottland.
Zu „Slow It Down“ wollte Amy einen Zuschauerchor formieren. Doch Totenstille im Publikum. Sie machte sich ernsthaft Sorgen, ob man ihren Akzent in Trier nicht versteht. Doch dann interpretierte sie das Schweigen zugunsten des Publikums als höfliches Zuhören. Wer weiß? Zumindest klappte der Mitsing-Refrain bei „Slow It Down“ letztendlich hervorragend. Danach kam mit „4th Of July“ eine Liebeserklärung an New York.
Das Amphitheater schien auch Amy zu imponieren. „Ihr habt noch nicht gekämpft. Gut so!“ Sie freute sich über unzählige schottische Flaggen („mehr als bei mir zuhause“) und verwies auf die Fußballtrikots, die sie extra im schottischen und deutschen Design hat anfertigen lassen. „We are Scheiße together“, so hob sie die beiden Mannschaften spielerisch auf ein Level und hatte das Gelächter auf ihrer Seite. Beeindruckend und unterhaltsam.
Musikalisch bot die 30jährige Schottin einen Rundumschlag aus vier hervorragenden Alben. Und den Song „Woman Of The Word“ aus dem Soundtrack der Disney-Komödie „Patrick“, an dem sie mitgewirkt hat. Überhaupt singt Amy mit starker Stimme und großer Überzeugungskraft. Die Band ist glanzvolles Beiwerk, aber sie braucht das nicht, wie die Ballade „It’s Never Too Late“ zu Pianobegleitung eindrucksvoll bewies. Und endlich kam auch „This Is The Life“, der Über-Hit, bei dem ordentlicher Jubel ausbrach.
Nach 95 Minuten war das Konzert zu Ende und alle lauschten beseelt den hymnischen Klängen von „Let’s Start A Band“, das man gut mit „This Is The Life“ verwechseln kann. Die Schottin hat es allein gezeigt. Die Liebe zwischen Deutschland und Schottland ist ungebrochen. Daran wird auch der Brexit nichts ändern können.
Seht hier unsere Konzertfotos von Chris de Burgh beim Amphitheater Open Air in Trier am 25.7.2018! Weiter geht es am 26.7. mit Amy Macdonald. Am 27.7. folgt die „1. Trierer Nacht der Spielleute“ gestaltet von Versengold, Feuerschwanz und Saltatio Mortis. Und Gentleman sorgt am 28.7. für den entspannten Ausklang.
Musiker und Entertainer Helge Schneider ist wieder auf Tour. Mit seinem neuen Programm „Ene Mene Mopel“ reist er quer durch die Republik. Am 03.02 machte er auch in Trier Halt.
Die Europahalle ist ausverkauft und wir warten schon ungeduldig, als Helge Schneider im wahrsten Sinne des Wortes auf die Bühne gefallen kommt. Nachdem er vor lachendem Publikum erst mal die Bühne aufgeräumt hat, startet er auch schon in den Abend.
Etwa zwei Stunden gestaltet der Mann mit der wirren Frisur den Abend mit Sinnlosigkeit, gepaart mit lässigem Jazz und in seiner schnoddrigen Art vorgetragenen Anekdoten, wie die von Duke Ellington. Was eigentlich nur die Ankündigung eines Stück sein soll, artet zu einer Geschichte in epischem Ausmaß aus.
Immer wieder schweift er mit haarsträubenden Stories ab: Er springt von seiner Oma über den Hund seines Onkels bis hin zum kleinen Gehalt, dass er damals hatte, so oft hin und her, dass keiner mehr weiß, worauf er eigentlich hinaus wollte. Schneider berichtete eigentlich von seiner Begegnung mit dem amerikanischen Jazzmusiker Ellington 1974 in Berlin. Sein großes Idol sei auf einer Fahrt im Sight-Seeing-Bus zugestiegen und habe sich neben ihn gesetzt. Schneider, immer wieder auf Oma, Hund und Co. kommend, braucht eine gefühlte Ewigkeit bis er die Geschichte vom Treffen mit Ellington zur Freude aller damit beendete, dass er schlussendlich feststellte, es war gar nicht Ellington.
Schneider überrascht während seines Programms immer wieder mit schrägen Einlagen. So steigt er wortlos eine Leiter hinauf und trägt nach dem direkten Abstieg die Maske des Phantoms der Oper. Völlig Panne, aber zum Brüllen komisch. Seine beiden exzellenten Mitmusiker, Rudi Olbrich am Kontrabass und Peter Thoms am Schlagzeug, die in stoischer Ruhe ihren Part beitragen, lassen Schneider den Kaspar machen
Schneider ist ein Unikat, durchgeknallt – und er ist unfassbar schnell, reagiert im Bruchteil einer Sekunde auf Zwischenrufe. Das Publikum liebt ihn dafür. Er ist einfach nicht zu imitieren, er ist einfach Helge Schneider. The one and only. Der Größte.
Das erste Mal live erlebt habe ich Gregor Meyle 2009 im Lottoforum auf dem Trierer Petrisberg, gemeinsam mit vielleicht 50 anderen Fans der ersten Stunde. Am Sonntag spielte der sympathische Songwriter nun zum zweiten Mal in Trier, diesmal vor der Porta Nigra vor fast 2000 begeisterten Menschen. Für Gregor hat sich in den 6 Jahren dazwischen einiges getan, vor allem seit er durch seine Teilnahme an der TV-Show „Sing meinen Song“ zu einem der beliebtesten deutschsprachigen Sänger avanciert ist. Unverändert ist aber seine Leidenschaft für die Musik und die Begeisterung, mit der er seiner Songs präsentiert – egal ob nun vor 50 oder 2000 Leuten.
Das Wetter meint es gut mit dem Trierern und auch die besondere Location mit der transparenten Bühne vor dem berühmten Stadttor sowie die einwandfrei Beschallung tragen zur guten Stimmung an diesem Abend bei. Von dem Moment an, an dem Gregor mit seiner 6-köpfigen Band die Bühne betritt, hat er das Publikum fest im Griff und bringt es schon mit den ersten Songs „Ich glaub an Dich“ und „Hier spricht dein Herz“ zum Mitsingen. Die erste große Animation zum Zwischenteil-Chor bei „Ganz normale Leute“ gelingt ebenso problemlos, genau wie die Fitnessübungen für die Menschen mit Sitzplätzen auf den Rängen.
Live beweist Gregor nicht nur seine Songwriter-Qualitäten, sondern offenbart sich auch als wahrer Entertainer, der mit humorvollen Ansagen unterhält, mit seinen Bandkollegen Scherze macht und sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Da wird mal Udo Lindeberg parodiert, „Schau mich nicht so an“ bekommt ein Volkslied-Intro verpasst, und in „Wunder“ fällt ihm auf, dass sich auf die Harmonien des Refrains auch „Don´t Worry – Be Happy“ und „What´s Up“ singen lassen – wozu er natürlich wieder das Publikum einspannt.
Es gelingt Gregor aber auch immer wieder, von schwungvoller Ausgelassenheit zu ruhigen und nachdenklichen Songs wie „Nichts ohne Grund“ oder „Und dann kamst Du“ überzuleiten und magische Momente zu schaffen, wenn er etwa zu „Du bist das Licht“ tausende Handy-Lichter und Feuerzeuge im Publikum leuchten. Unterstützt wird er von seinen talentierten Musikern, die jedem Song den perfekten Sound verpassen. Ein besonderer Gewinn ist dabei der Geigenspieler Christian Herzberger, der mit furiosen Soli begeistert, aber auch den Liebesliedern eine extra Portion Romantik verleiht. Großartig auch Laura Bellon, die Gregor sich zusammen mit Gitarrist Markus Vollmer aus Xavier Naidoos Fernsehband ausgeliehen hat und die als Backgroundsängerin, Duettpartnerin und zweite Geige überzeugt.
Nach über zwei Stunden Programm, das neben Liedern aus dem aktuellen Album „New York-Stintino“ einen Querschnitt durch Gregors gesamtes Werk bietet, verabschiedet sich der Sänger mit „Hätt nix dagegen“ zum ersten Mal von der Bühne. Aber natürlich lässt ihn das Trier Publikum nicht ohne Zugaben gehen und kommt noch in den Genuss von „Keine ist wie Du“ in reduzierter Besetzung und Gregors allerster Single „Niemand“. Mit der eindringlichen Ballade „Kleines Lied“, die ganz akustisch und in der Bühnenmitte zusammengekuschelt präsentiert wird, klingt ein wunderbarer Abend schließlich aus. Bleibt zu hoffen, dass es bis zum nächsten Konzert in Trier nicht wieder 6 Jahre dauert.
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Die Hörspiele der Drei Fragezeichen Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews – wie vielen Kindern und Jugendlichen haben sie wohl die Zeit vor dem Einschlafen versüßt? Das Phänomen entstand ursprünglich (1964) in den USA. Dort wurde die Serie inzwischen eingestellt. Doch der große Erfolg der Jugendbuch-Serie in Deutschland führte dazu, dass hierzulande seit 1993 eigene Romane erscheinen, die ganz der amerikanischen Tradition verpflichtet sind.
Maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben eindeutig die Hörspiele. Jedes erschienene Buch erfährt umgehend eine Tonträger-Umsetzung. Auf Schallplatte, auf Kassette und inzwischen auch auf CD. Ein weiteres Phänomen: Die Sprecherriege der Hauptpersonen ist seit Folge 1 gleich geblieben – und das immerhin seit 1975! Kein Wunder, dass Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich Kultstatus genießen. Ihre Liveshow lockte gut 3000 Fans in die Arena Trier, die dort in den Genuss eines live vorgetragenen Hörspiels kommen durften.
Der vorgetragene Fall trug den Titel „Phonophobia – Sinfonie der Angst“. Zum Inhalt will ich gar nicht so viel verraten. Es geht um einen verrückten japanischen Professor, der sich mit Hilfe einer wundersamen Maschine an seinen vermeintlichen Peinigern und damit der ganzen Welt rächen möchte. Wie üblich schlittern die drei ??? eher zufällig in die Story rein und haben plötzlich (nach dem Motto „Wir übernehmen jeden Fall“) alle Hände voll zu tun.
Das Ensemble besteht nicht nur aus den drei Sprechern. Es gibt noch weitere Schauspieler, die die Nebenfiguren darstellen, vier Musiker und den unumgänglichen Geräuschemacher. Dessen Einsatz wurde vom Publikum stellenweise mit tosendem Applaus belohnt. Man sollte sich die Liveshow keineswegs als schnödes Abhören einer Geschichte vorstellen. Es ist ein regelrechtes Event. Allein die Bühnen-Rückseite mit 42 schwenkbaren LCD-Tafeln hatte es in sich. So war es jederzeit möglich, räumliche und visuelle Effekte zur Illustration der Story zu erzeugen.
Eine besondere Stärke der Umsetzung ist die Kommunikation der Bühnenakteure untereinander und mit dem Publikum. Natürlich wurde auf Zwischenrufe eingegangen. Und die drei Sprecher gingen mehrfach den Weg auf die Meta-Ebene, um den Fortlauf des Stücks untereinander und mit den Zuschauern zu diskutieren. Zum Beispiel das ungeschriebene Gesetz: Es darf bei den drei ??? keine Toten geben. Plötzlich stirbt ein Antagonist (und der Geräuschemacher zerquetscht eine Melone). Das darf nicht sein! Es wird zurück gespult, der Bösewicht stirbt nicht, sondern bricht sich nur das Schienbein (in Form einer Salatgurke).
Weitere Gimmicks trugen zur Belustigung bei. Eine Sequenz vor Nahaufnahmen-Kamera, wobei man die drei Helden im Froschaugen-Look begutachten und deren Mimik auf besondere Art bewundern durfte. Oder die Soundeffekte in der Echo-Halle, die einen wummernden Tanzbeat in der Arena erzeugten und das Trio zu einer choreografischen Einlage auf der Bühne verführten. Hinzu kamen Anspielungen in Richtung von Star Wars und dem ersten ???-Fall überhaupt „Das Gespensterschloss“. Die Geschichte des Japaners Yamada wurde stilecht als Schattenspiel auf die Leinwand gebracht. Und der Einsatz der Gespensterschloss-Orgel war einfach nur gespenstisch.
Es gab Rätsel zu lösen, das Publikum wirkte begeistert mit – und zwei Stunden Hörspiellänge (plus Pause) vergingen wie im Flug. Gespickt mit Zitaten wurde man ständig an andere Folgen der Endlos-Reihe erinnert. Das Ensemble wurde mit Standing Ovations gefeiert. Absolut zu Recht. Diese sympathische Truppe könnte man sich noch öfters anschauen. Und ich bin immer noch erstaunt, wie jugendlich das Sprechertrio wirkt, wo man doch schon so viele Hörspiel-Jahre auf dem Buckel hat.
Heavy Metal im Doppelpack – das waren die Zeichen des Abends in der Europahalle Trier. Da gab es zunächst die weltmusikalischen Progmetaller Orphaned Land aus Israel und im Anschluss die alten Hasen von Blind Guardian aus Krefeld, die gerade erst wieder mit einem neuen Album abgefeiert werden. Grund genug für die Metalgemeinde, sich in der altehrwürdigen Europahalle einzufinden. Vom Ambiente zwar nicht ganz das richtige für ein Metalkonzert, aber man kann auch diesen hohen Saal ordentlich unter Nebel setzen und düster beleuchten, wie die Licht-Crew schnell unter Beweis stellte.
Ich war sehr gespannt auf Orphaned Land, die ich von etlichen Studio-CDs kenne und musikalisch sehr schätze. Allerdings war klar, dass sie ihre Qualitäten als kleiner Support nicht würden ausspielen können. Im CD-Format gibt es da gerne mal 25köpfigen Chorgesang und ein bombastisches Streicherensemble. Hier mussten sie als Rockband bestehen. Und leider war Sänger Kobi Farhi grottenschlecht abgemischt. Zumindest im Gesang. Seine Ansagen waren nämlich glänzend zu verstehen, während die Singstimme dumpf und nuschelig hinter der Instrumentalfraktion unterging.
Schade eigentlich, denn mir gefiel auch im Livekonzert die Vermischung von Metal mit orientalischen Klängen. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal für die Band, das sie perfekt ausspielt. Vielen Zuschauern schien es ebenfalls zu gefallen. Der Applaus zumindest war mehr als höflich.
Dann aber ging es ans Eingemachte und Blind Guardian versprachen zwei Stunden Metal vom Feinsten. Die Speed Metaller um Hansi Kürsch legten nach kurzer Umbaupause mit „The Ninth Wave“ vom aktuellen Longplayer los. Schon der Opener entwickelte sich zu einer wahren Orgie aus Metal mit klassischen Elementen und wurde von den Fans abgefeiert. Das neue Album „Beyond The Red Mirror“ ist auch ein ordentliches Stück Musik. Interessant aber, dass Blind Guardian den Schwerpunkt des Abends gar nicht so sehr auf den neuen Longplayer legten. Okay – sie haben genug Repertoire, aus dem sie schöpfen können.
Bombast gehört zum Markenzeichen der Band, die sich immer treu geblieben ist. Dazwischen findet sich eine große Bandbreite ordentlicher Metalkost und Alibi-Balladen, die für eine stimmige Mischung sorgen. So war auch das Trierer Publikum (nach über vier Jahren Pause) schnell zufrieden zu stellen. Kürsch sieht im gereifteren Alter mit metal-untypischer Kurzhaarfrisur sehr unspektakulär aus, ist aber immer noch einer der besten Sänger der deutschen Metalszene. Und die Qualitäten der Mitstreiter Marcus Siepen und Frederik Ehmke will ich dabei gar nicht schmälern, muss aber vor allem André Olbrich hervorheben, der an der Gitarre immer noch eine wahnsinnige Bühnenpräsenz hat.
Die Lightshow war okay, man hätte aber mehr erwarten dürfen für eine ausgedehnte Headliner-Tour. Nebel, farbiges Licht – das war’s. Das tat der Feierlaune aber keinen Abbruch. Die Stimmung im Saal war durchweg gut, doch vor allem „Valhalla“ und „Mirror Mirror“ brachten die Meute zum Toben. Das sind Songs, bei denen das Metaller-Herz höher schlägt. Alles in allem ein feines Konzert, bei dem sich auch Enddreißiger und Frühvierziger mal wieder ordentlich die Ohren durchpusten lassen durften.
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In meiner Review zum aktuellen Album „Luna“ kamen Faun nicht so gut weg. Das mag daran liegen, dass die Ausrichtung mir insgesamt zu poppig ist und das Ergebnis auf CD dann doch recht steril wirkt. Ganz anders sieht das aber bei der Liveumsetzung aus. Das muss ich neidlos zugestehen. Es macht großen Spaß, die sechs Musiker und ihre Gäste auf der Bühne zu erleben und den Umgang mit Stimmen und unterschiedlichsten Instrumenten zu bewundern. Hier spielt das Ambiente eine wichtige Rolle.
Die Europahalle in Trier war bestuhlt. Das ist auch für Faun nicht unbedingt Standard. Sie waren es in der Vergangenheit schon gewohnt, vor tanzendem Publikum zu spielen, das zum Teil speziell in mittelalterliche Kostüme gewandet war. Die balladeske Ausrichtung des neuen Albums bringt es aber mit sich, dass es im „Luna“-Programm viele ruhige Passagen gibt und auch das virtuose Spiel auf diversen außergewöhnlichen Instrumenten eine stärkere Aufmerksamkeit des Publikums fordert. Hinzu kommen Show-Elemente wie zwei Bauchtänzerinnen, die man ebenfalls lieber in Ruhe genießt.
Davon ließ sich das Trierer Publikum aber nicht abhalten, trotzdem in großen Teilen tänzerisch tätig zu werden. Leadsänger Oliver Satyr Pade hatte ja schon zu Beginn darauf hingewiesen, dass die Bewegung in den Gängen, zwischen den Stühlen und sogar auf den Stühlen durchaus erlaubt sei. Letzteres traute sich dann doch niemand, das Gedränge aber in den Gängen wurde zum Ende des Konzerts hin immer stärker.
Die Europahalle in Trier war bis in die letzten Reihen gefüllt und das Bühnenbild versprach einen stimmungsvollen Abend. Ich muss allerdings sagen, dass mich die Dauer-Nebelschwaden, die von der Decke rieselten, im optischen Genuss stark einschränkten. Es tat anfangs sicher gut, etwas mystisches Ambiente zu erzeugen, doch wenn dieses dann zum finalen Zustand wird und man viel vom Geschehen auf der Bühne nur schemenhaft erahnt, ist das ein großes Manko.
Musikalisch war der Abend jedoch spitzenmäßig. Klanglich sehr sauber und in der instrumentellen Ausrichtung äußerst vielseitig. Es begann mit Paukenschlägen, die den Saal zunächst in Dunkelheit hüllten. Dann betraten die Bandmitglieder nach und nach die Bühne und der erste Song vom aktuellen Werk erklang. Das spielte natürlich eine große Rolle und spiegelte sich ständig im Bühnenbild. Egal, ob das Albumcover im Hintergrund erschien, eine Tänzerin sich mit großen Mondsymbolen bewegte oder eine weitere Künstlerin einen illuminierten Ausdruckstanz vor der LCD-Wand aufführte, die deren Bewegungen scheinbar aufnahm und so ein perfektes symbiotisches Geschehen aus Bewegung und technischen Spielereien erzeugte.
Als Gäste hatten Faun sich die Cellistin Maya Fridmann und den Multi-Instrumentalisten Efrén López geladen. Letzterer kann über 60 verschiedene Instrumente spielen, beschränkte sich aber an diesem Abend auf drei, deren Namen ich schon wieder vergessen habe. Zumindest sorgte er mit seinem virtuosen Spiel für sehr fremdländische, zumeist orientalische Klänge. Vor allem in der zweiten Konzerthälfte gab es ausufernde Solo-Stücke von Stephan Groth an der Drehleier und Rüdiger Maul an diversen Perkussionsinstrumenten.
Das Publikum nahm die ruhigen Songs andächtig auf und feierte die lauteren Stücke ordentlich mit. Am Ende gab es stehende Ovationen und ein begeistertes Abfeiern der Protagonisten. Die erste Zugabe lautete „Wenn wir uns wiedersehen“ – und damit hatte man den Nerv der Trierer gut getroffen. Auch für mich bekommt die Musik von Faun nach der Liveperformance eine neue Wertigkeit.
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Hier gibt es unsere Faun Konzertfotos der Tour 2015 aus der Europahalle Trier vom 18.04.2015
Schon am Bühnenbild war erkennbar, dass die Gürtellinie im neuen Programm hoch angesetzt ist und das Geschehen der Show sich diesmal weit unterhalb derselben abspielt. War ja auch ein eindeutiges Thema, dem sich Atze Schröder in seiner klassischen One-Man-Show widmete: Richtig fremdgehen! Atze live versucht den Männern Tipps zu geben (Top 1: nicht erwischen lassen), strapaziert aber auch die Lachmuskeln der weiblichen Zuhörerschaft.
Dafür braucht er nicht viel. Vor allem sich selbst. Das Bühnenbild besteht aus hängenden, plüschbesetzten Klöten. Auf der Bühne befindet sich ein ebenso plüschbesetzter Flügel, der allerdings nur ein einziges Mal zum Einsatz kommt. Den Hinweis auf den seligen Udo Jürgens – ebenfalls Fremdgänger vor dem Herrn – kann Atze sich dann auch nicht verkneifen. Andere Prominente spielen in seinen vielen Anekdoten mit: Franz Beckenbauer, Boris Becker – eigentlich jeder, der auch dem unbedarften BILD-Leser direkt in den Sinn kommt.
Nur eine Person ist nach Meinung Atzes über jeden Verdacht erhaben. Die Bundeskanzlerin hat sich bestimmt nicht nach oben geschlafen. Obwohl… dann erzeugt Atze ein Bild in den Köpfen, das keiner sehen möchte. Angie kniend vor Helmut Kohls Gemächt. Um dann gleich hinzuzufügen: Das ist eure Phantasie, die euch das jetzt vorspielt. Ich habe nichts gemacht.
Im Gegensatz zu anderen Comedians geht Atze kaum in Interaktion mit dem Publikum. Keiner muss Angst haben, auf die Bühne entführt zu werden. Der Künstler begibt sich auch nicht in die Menge. Das höchste der Gefühle ist eine Umfrage mit Saallicht, wobei Atze dran erinnert, dass die weibliche Person der Begierde nebenan sitzen könnte. Also Vorsicht, an welchen Stellen man aufzeigt.
Die ältere Generation erfährt, was der Szene-Ausdruck MILF bedeutet: Mom I’d Like to Fuck. Natürlich bekommen Prominente wie Manuela Schwesig und Ursula von der Leyen ihr Fett weg. Aber es geht in Atzes Programm nicht nur um unreine Gedanken. Auch die Treue spielt eine große Rolle. Oder – wie er es selbst ausdrückt – der Mangel an Gelegenheit. Was, wenn die RTL2-Sendung „Extrem schön“ das unscheinbare Wesen an Mannes Seite zum begehrten Sexobjekt mutieren lässt? Dann zeigt sich das große Problem der Sendung: Das Aussehen des Mannes hat sich nicht geändert. Höchstens sein gieriger Gesichtsausdruck.
Man könnte lange über Atzes Umgang mit Schwerenötern aller Art lamentieren. Oder seine Vorstellung der sexuellen Sitten in fremdländischen Kulturen. Irgendwann aber kommt er wie von selbst zu seinen Lieblingsthemen – die dem Vorzeigebild des Prolls auf den Leib geschneidert sind: Autos und Fußball. Atze läuft vor allem dann zur Hochform auf, wenn er vom Überland-Rennen seines Porsche mit einem Maserati berichten kann. Bei solchen Monologen lacht der Saal bis zum letzten Platz.
Atze Schröder bekam auch in der Arena Trier stehende Ovationen. Kein Wunder – bei einem Thema, das jeden irgendwie tangiert. Auch wenn die vermeintlichen Tipps dem potentiellen Fremdgänger
nicht weiter helfen und jeder letztlich brav im Schoß der Liebsten landet. Ich muss sagen, dass Atze mir zwar einen kurzweiligen Abend bereitete, sein Humor aber nicht unbedingt der meinige ist. Ein ständiges verbales Gefuchtel im Intimbereich erzeugt nach zweistündigem Dauer-Monolog einen hohen Müdigkeitsfaktor. Sei’s drum. Dem Stimmungspegel bei Männlein wie auch Weiblein in Deutschlands ältester Stadt tat dies zumindest keinen Abbruch.
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Hier gibt es unsere Atze Schröder Fotos der Tour 2015 aus der Arena Trier vom 16.04.2015