Dieses eindrucksvolle Showspektakel auf Eis verzaubert kleine und große Besucher: „EISKÖNIGIN“! Großartige und live gesungene Pop-Songs, ein begeisterndes Ensemble aus Musical-Solisten, Eistänzern und Akrobaten sowie ein eindrucksvolles LED-Bühnenbild! Die Schwestern Elsa und Anna und ihre Gefährten begeben sich auf ihre abenteuerliche Reise – und das mit den Stars der deutschsprachigen Musicalszene, dem großen Schlittschuh-Ensemble sowie internationalen Akrobaten der Extraklasse. Nach dem großartigen Erfolg im Winter 2023/24 mit zahlreichen ausverkauften Gastspielen kommt das Highlight für die ganze Familie auch 2025 wieder nach Deutschland und Österreich.
Gänsehaut ist garantiert, wenn Elsa den oscarprämierten Hit „Lass jetzt los!“ singt und dabei mit ihren magischen Kräften die Bühne und die riesige LED-Leinwand in ein Meer aus Eis und tiefblauen Kristallen verzaubert! Es wird lustig, wenn Schneemann Olaf in „Im Sommer“ von Sonne und Strand träumt „mit einem Drink in der Hand und ganz knackig braun“! Spektakuläre Szenen erwarten die Besucher, wenn sich Elsa und Anna mit den Trollen in „Willst du einen Schneemann bauen“ auf eine Schneeballschlacht einlassen oder Kristoff mit seinem geliebten Rentier Sven singt „Rentiere sind besser als Menschen“! In dieser Show auf Eis folgt ein Hit auf den anderen, darunter „Wo noch niemand war“, „Zeige dich“ und „Liebe öffnet Türen“.
Freude pur für alle kleinen und großen Fans der Kinofilme!
Die gefeierten Songs der weltweit erfolgreichsten Animationsfilme „Eiskönigin 1“ und „Eiskönigin 2“ werden hier live gesungen und auf die Bühne gebracht. Zu dieser vielfach ausgezeichneten Musik laden Elsa, Anna, Olaf, Sven und Kristoff ein zu einem unterhaltsamen Eis-Spektakel mit innovativer Bühnentechnik und großem Ensemble. Diese Show verzaubert Jung und Alt mit stimmlicher, tänzerischer akrobatischer und märchenhafter Magie der Extraklasse!
23.1.2026 in der SWT Arena Trier – das perfekte Weihnachtsgeschenk für Groß und Klein!
Ich bring‘ euch gute neue Mär: Es wird weihnachtlich! Es wird orthopädisch! Es wird gefeiert! Endlich, nach einem Jahr ohne Horn‘sche Weihnachten, werden wir uns wieder der geliebten Tradition hingeben und in den Clubs, Hallen und Theatern gemeinsam mit Guildo Horn und seiner Combo „Die Orthopädischen Strümpfe“ gen Christkind starten.
Und wie jedes Jahr, wenn die zuckerwattrige Weihnachtszeit beginnt, scharrt der Meister Horn seine Strümpfe um sich herum und es beginnen die Vorbereitungen auf die Weihnachtstour, dem sogenannten Speckgürtel des absoluten Wohlbefindens.
Mandeln, Bratäpfel, Zimtsterne und Kokosmaronen werden verköstigt, eine Menge Glühpunsch erwärmt und während weihnachtlicher Duft köstlich in der Luft liegt, greifen die Musikanten beherzt zu ihren Instrumenten und erfüllen die Stube mit weihnachtlichen Klängen.
Traditionelles, adventliches Liedgut gepaart mit textlich „verweihnachtlichten“ Rock- und Popklassikern, wie Everlasting Love- Schöne Weihnachtszeit, In The Ghetto- In der Krippe (der kleine Esel) , Timewarp, So This Is Christmas, Unter dem Weihnachtsstern- Under The Moon Of Love, Eternal Flame, das alles garniert mit den besten Schlagerfiletstückchen der 70er Jahre.
Eine wahrhaft göttliche Unterhaltung von Guildo Horn und seiner grandiosen Band „Die Orthopädischen Strümpfe“: Addi Mollig, der musikalische Leiter an den Tasten, Kikki Pfeifer am Schlagwerk, der ewige Strull und Horst Dieter Hopfen an den Bässen, Lotus Zander an der Gitarre und die fabulöse Mademoiselle Gazelle aus Nizza am Saxophon.
Am Ende dieses Jahres sollte die Welt sich noch einmal so richtig verwöhnen zu lassen und wem könnte man sich da besser anvertrauen als einem der besten Live-Entertainer, den Deutschland zu bieten hat: Dem Meister Guildo Horn.
Mit seinen sieben Klavier-Kabarett-Programmen hat es Bodo Wartke in den letzten drei Jahrzehnten geschafft, vom Geheimtipp zum hallenfüllenden Topact zu werden. Dabei hat das Internet eine entscheidende Rolle gespielt: Seine ausgedehnten Zungenbrecher-Stücke sind inzwischen in aller Munde, seit er mit dem „Dicken Dachdecker“ und „Barbaras Rhabarberbar“ zum YouTube-Phänomen avancierte. Inzwischen gibt es reine Zungenbrecher-CDs aus seinem Munde und ein wundervoll gestaltetes Kinderbuch zu selbigem Thema. Kein Wunder also, dass die Europahalle in Trier ausverkauft war und viele Generationen vertreten waren, von YouTube-gehypten Kindern mit ihren Eltern bis zu den Kabarett-Freunden gediegener Altersklasse. Und ich kann versichern: Niemand hat sich gelangweilt, auch wenn die Gegensätze in der Setlist manchmal frappierend waren.
Los ging es mit dem neuen „Lied vom Denken“, das auch die aktuelle CD „Wunderpunkt“ einleitet. Dann folgte „Mein Drucker“, das Bodo aber kurz unterbrach, weil ihm unser Fotograf bei seiner Arbeit zu nahe kam. Damit muss man bei einem Kabarettprogramm immer rechnen: plötzlich Teil des Geschehens zu sein. Auch das Publikum wurde früh mit einbezogen und sollte beispielsweise bis 15 zählen, während Bodo sein Lied um die Zahlen bastelte. So funktionierte der ganze Abend: mit virtuosem Klavierspiel, witzigen sprachlichen Bildern, Gedichten im Stil eines Heinz Erhard und vielen Zungenbrechern. „Fischers Fritze“, „Blaukraut bleibt Blaukraut“ und „In Ulm, um Ulm und um Ulm herum“ wurden mit Spitzengeschwindigkeit vorgetragen und entsprechend bejubelt.
Doch es gab auch Nachdenkliches und Gesellschaftskritik: „Die Heiligen Schriften 2.0“ zeigten auf bewegende Art, wie sich Wartke den Einfluss von Religionen in der heutigen Zeit vorstellt und wie dies zu einer besseren Welt führen könnte. Nachdenklich wurde „Ein Tag ohne“ besungen, wobei es bei Männern und Frauen ganz unterschiedlich aussehen kann. Männer würden ohne Frauen so weitermachen wie bisher, Frauen könnten ohne Männer endlich mal angstfrei und unbeschwert auf die Straße gehen. Kurz vor der Pause gab es noch das Nina-Chuba-Cover „Wildberry Lillet“ mit Originaltext aber der veränderten Titelzeile „Ich bin bei der FDP“, was der Luxus-Satire die Krone aufsetzte. Dann war nach 70 Minuten in der ersten Konzerthälfte erst einmal Verschnaufen angesagt.
Der zweite Teil begann mit amüsant-belehrenden Infos zu Zwölftonmusik, Blue Notes und dem Tongeschlecht. Es ging um Staatsformen wie Demokratie und Autokratie, aber auch um das leider sehr reale Nonsens-Wort „Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz“, das Bodo so lange mit dem Publikum übte, bis es jeder fehlerfrei mitsingen konnte. Zur Freude der Kinder gab es den Klassiker „Eierloch“ und die Geschichte von „Kuckuck und Hai“. Alles so aufbereitet, dass man generationenübergreifend Spaß hatte – selbstredend auch bei weiteren Zungenbrechern.
Im Zugabenblock folgte schließlich „Atemlos“ in einer Gangsterrap-Version, die den bekannten Schlager in ganz neue Sphären führte. Grandios! Es war ein fast dreistündiger Abend voller Sprachakrobatik, Humor und Herzblut. Bodo Wartke beweist erneut, dass man mit Klavier, Reim und Verstand nicht nur lachen, sondern auch fühlen kann. „Wunderpunkt“ ist ein Programm, das seinem Namen alle Ehre macht – und dabei schwer beeindruckt. Er legt seine Finger in die Wunden unserer Zeit, beeindruckt aber auch mit wundervoll herzlichen Momenten.
Wenn zwei Stimmen wie von Natur aus füreinander bestimmt scheinen, dann sind es die von Paul Simon und Art Garfunkel. In ihrer Harmonie lag eine beinahe zeitlose Klarheit – sanft, melancholisch, dabei doch voller Kraft. Ihre Lieder haben Millionen berührt und den Soundtrack einer ganzen Generation geprägt. Als liebevolle Hommage bringt „The Simon & Garfunkel“ Story diesen charakteristischen Sound authentisch auf die Bühne und erzählt die außergewöhnliche Geschichte von zwei begnadeten Musikern nach.
Talentierte Schauspieler und Musiker aus dem Londoner West End versetzen das Publikum in die groovige Zeit der 60er Jahre zurück. In der Show wird die frühe Geschichte erzählt: beginnend bei ihren bescheidenen Anfängen als Rock‘n´Roll-Duo „Tom und Jerry“ bis hin zu ihren großen Erfolgen und der dramatischen Trennung. Die Show endet mit einer atemberaubenden Nachstellung des Reunionkonzerts im Central Park New Yotk 1981.
Als liebevolle Hommage, gekonnt verdichtet auf rund 130 fesselnde Minuten, bringt die gefeierte Tribute-Show den charakteristischen Sound der Folkrockstars originalgetreu und voller Respekt auf die Bühne – natürlich inklusive aller Hits von Paul Simon und Art Garfunkel, darunter „Mrs. Robinson“, „Cecilia“, „Bridge Over Troubled Water“, „Homeward Bound“ und das emotionale „Sound Of Silence“, mit dem die Show startet.
Darüber hinaus transportieren Projektionen von Foto- und Videomaterial die Stimmung der damaligen Zeit und rufen besondere Momente ihrer Erfolgsgeschichte auch visuell in Erinnerung. Die Geschichte begann in den 1950er-Jahren, als sich die beiden Musiker in Queens, New York, kennenlernten. Unter dem Namen Tom & Jerry versuchten sie sich zunächst im Rock’n’Roll, ehe sie in den 60er-Jahren zu Simon & Garfunkel wurden. Mit ihren Songs gaben sie den leisen Zweifeln und Sehnsüchten der Zeit eine Stimme. Ihre Mischung aus poetischen Texten, filigranen Gitarrenarrangements und unvergleichlichem Gesang war einzigartig im Folkrock.
Das Album „Bridge Over Troubled Water“ (1970) wurde ihr größter Triumph – und zugleich ein Schwanengesang: kurz nach Veröffentlichung gingen die beiden getrennte Wege. Paul Simon entfaltete eine gefeierte Solokarriere, während Art Garfunkel neben seiner Musik auch in Film und Theater Erfolg hatte. Trotz vieler Konflikte und Trennungen kehrten die beiden immer wieder für Konzerte zurück. Legendär bleibt ihr Auftritt 1981 im Central Park vor über 500.000 Menschen – ein symbolisches Wiedersehen mit jener Stadt, in der alles begann.
Das Publikum in der Trierer Europahalle war begeistert von der nostalgischen Show und feierte die Darsteller am Ende mit stehenden Ovationen. Absolut verdient!
Ein Satz von DIKKA – und schon sind alle Kinder kleine Nashörner. Das war ein munteres Treiben in der SWT Arena Trier, als Sera Finale (bürgerlich Simon Müller-Lerch) in seiner Inkarnation als Nashorn DIKKA zu kinderfreundlicher Zeit in die Konzertlocation lud. Der Start war für 17 Uhr angesetzt, doch schon zwei Stunden vorher sah man Scharen von Kindern mit ihren Eltern auf den Wegen rund um die Arena. An einem Samstagnachmittag war es nicht ganz einfach, einen Parkplatz zu finden. Auch die Schlangen an den Getränkeständen und am Merchandise wollten nicht enden. Grandios, wie der Rapper im Nashorn-Kostüm bei den Kleinen ankommt!
Das Bühnenbild war so bunt wie bei Sascha Grammel. Alles an ein Großstadt-Flair angelehnt, mit riesigem Skateboard im Mittelpunkt. Als die Show mit der Ansage aus dem Off startete, ein Nashorn sei aus dem Zoo ausgebrochen, kannten Jubel und Geschrei keine Grenzen mehr. Was tausende Kids für einen Lärm machen können, wurde hier schnell deutlich. Und DIKKA als HipHop-Star wollte von Anfang an weg von den Helikopter-Eltern. Der Bereich vor der Bühne wurde zum Nashorn-Gehege und nur Kinder durften ihn betreten. „Hallo Eltern, uns geht’s gut“, sollten sie im Chor schreien. Perfekte Umsetzung!
Es gab noch mehr Menschen in Tierkostümen auf der Bühne. DJ Löwe beispielsweise, der zwischendurch mal in die Zuschauerränge ausbüchste, und ein Chamäleon mit Skateboard. Später zudem zwei kleine Esel und ein weibliches Zebra, die das Nashorn unterstützen. DIKKA singt nun wirklich keine Kinderlieder, wie man sie von Jöcker oder Zuckowski kennt. Er nimmt seine Klientel sehr ernst und erzählt vom korrekten Teilen, vom Friedenszeichen, von Selbstbewusstsein und Zusammenhalt. Die Erwachsenen werden zwischendurch mit viel Ironie in den Senkel gestellt.
Zwischen den Songs gibt es immer wieder lange Entertainment-Passagen. DIKKA bringt den Kids den Vogel-Strauß-Tanz bei, übt mit ihnen markante Sätze („Boah ist das krass“), Bewegungen und Fingerspiele. Ein Song wie „Nein heißt nein“ liefert eine wichtige Botschaft. Und das ist wirklich die erste Version der unsäglichen „Life is live“-Melodie, die mich nicht an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringt. Man verstreute Fantasie-Konfetti und traf sich romantisch zum Candlelight-Döner. Das alles oftmals emotional als Plädoyer für alle Kinder der Welt und ihre Träume.
Bei Songs, die als Duette angelegt sind, kamen die Duettpartner*innen vom Band. Mit Lea gab es „Ich bin ich“ und mit Montez „Zusammen“. Der Hauptset endete nach 80 Minuten, doch die Kinder wollten noch mehr. Viel mehr! Der Zugabenblock schloss um 18.45 Uhr mit dem Signature-Song „Bis zum Mond“, den DIKKA im Original mit Lea singt, und der Textzeile: „Weißt du eigentlich, wie doll ich dich lieb hab?“
Viele Kinder sahen hier das erste Konzert ihres Lebens – und das in der großartig gefüllten Arena und in einer Größenordnung, die selbst erwachsene Konzertbesucher selten erleben. Das Gemeinschaftsgefühl über Generationen hinweg war perfekt. Manchen mag er affig erscheinen, dieser Rapper im Nashorn-Kostüm, doch er zeigte sich hier überaus sympathisch und als ein Mensch, der Kinder stärken und für die Zukunft wappnen will. Hat riesigen Spaß gemacht!
Am Freitag, 29. August 2025, war es Johannes Oerding, der fast 7.000 Fans ins saarländische Losheim am See lockte. Die Open Airs im Strandbad sind immer einen Besuch wert, hat man doch in den Abendstunden auf dem leicht abschüssigen Gelände von überall her einen guten Blick auf die Bühne und zugleich auf das beschauliche Gewässer im Hintergrund. Könnte also perfekt sein, doch es war Regen angesagt, wie man an der Kleidung der Zuschauer*innen erkennen konnte. Auch die Veranstalter von Popp Concerts hatten im Voraus vorsorglich darauf hingewiesen, dass Regenschirme auf dem Konzertgelände nicht erlaubt sind. Sollte auch selbstverständlich sein, nicht nur aus Gründen der Sicherheit, sondern weil sich sonst alle die Sicht versperren würden.
Credit: Atelier3Bären
Petrus hatte aber ein Einsehen und beschränkte die Regengüsse auf ein Minimum. Der geschotterte Rasen war gut begehbar und im Vorfeld gab es höchstens mal ein wenig erhöhte Luftfeuchtigkeit. Support Jacob Elias konnte also guter Dinge seinen 30minütigen Set starten. Der junge Sänger aus Wien bot leichten Pop mit sympathischen Texten und dazu Songs wie „Situationship“ und „Wachstumsschmerz“. Der Singer/Songwriter erspielte sich sein Publikum und zeigte deutliche Ehrfurcht vor dem großen Publikum. Er wird demnächst selbst auf Clubtour gehen und vielleicht manche der Anwesenden dort wiedersehen.
Credit: Atelier3Bären
In der Umbauzeit begann es wie auf Kommando zu schütten. Doch tatsächlich sollte es bei diesem ausgiebigen Regenguss bleiben und Johannes Oerding konnte sich trocken durch den Abend bewegen. Dessen Set dauerte über 150 Minuten und startete nach einem kurzen Intro mit dem ganz neuen „Hier gehör ich hin“. Als Statement nahm man ihm das von Beginn an ab. Johannes hat eine enorme Bühnenpräsenz und war stets in engem Kontakt zum Publikum.
Schon der zweite Song „Kreise“ hatte den entsprechenden Mitsingfaktor. So vorbereitet, ging es ihm erst einmal darum, dass alle Anwesenden sich besser kennen lernen. Während man die Aufforderung, sich allen Nachbarn mit Handschlag und Namen vorzustellen, sonst vielleicht als kleinen Spaß abtut, wurde es hier direkt zum Gemeinschaftsevent und schnell war eine Verbundenheit hergestellt. Die Fortführung mit dem Song „Anfassen“ lief aber trotzdem ganz gesittet ab.
Credit: Atelier3Bären
Oerding lernte bei der folgende Publikumsbefragung sowohl die zehnjährige Mara kennen als auch einige Damen über 70 kennen, die erstaunlicherweise ganz vorn in der Menge standen. Nach „Morgen“ stimmte das Publikum kollektiv „Döp Döp Döp“ an und Johannes als Gute-Laune-Mensch ließ sich natürlich darauf ein, bevor er zu „Nie wieder Alkohol“ überleitete, die angebotene Weinschorle aber ohne Umschweife akzeptierte. Zwischendrin gab es ein recht langes Zwischenspiel mit Whitney Houstons „I Will Always Love You“ – und man muss dem Sänger wirklich Respekt zollen, dass er sich auch an die hohen Töne des Refrains wagte und diese mit Bravour meisterte.
Der Song „Unter einem Hut“ kann als musikalische Selbstvorstellung des 44jährigen gelten, doch man durfte durchaus noch mehr von ihm erfahren. Passenderweise nach „Turbulenzen“ musste nämlich der aktuelle Spielstand des Lokalderbys St. Pauli gegen HSV erwähnt werden. Dabei ist der Bassist der Band erklärter HSV-Fan, während Oerding dem Verein mit dem Totenkopf huldigt. Johannes war so erfreut über dessen Führung, dass er sich auf den Weg zum Bierstand machen musste, unterwegs viele Menschen begrüßte und ein sehr gelungenes Duett mit einem Zuschauer improvisierte.
Credit: Atelier3Bären
Oerding erinnerte sich daran, wie er vor 15 Jahren als Support für PUR in Losheim gespielt hat und welchen Weg seine Karriere seitdem genommen hat. In der ersten Reihe fand er Fan Gabi, die ihn damals erstmals gesehen hat. Und neben ihr den Über-Fan Uli, die gerade ihr 300. Oerding-Konzert erlebte. Extra für sie spielte er ihren Lieblingssong „Wenn es einen Gott gibt“, der sonst nicht auf der Setlist zu finden ist, und es war einfach magisch!
Überhaupt wurde nach viel Bewegung und Erzählen auch die Musik wieder wichtig. „All In“, dann mit „Hotel“ und „Leuchtschrift“ zwei akustische Songs, wobei ihn Gitarrist Moritz Stahl nicht nur instrumental sondern auch stimmlich begleitete. Danach gab es eine ganze Reihe biographischer Stücke. Die Hymne „Hundert Leben“ erzählte vom Aufleben auf dem Land. Für die Dorfkinder im Publikum mit hohem Nostalgiegehalt. „Ecke Schmilinsky“ beschrieb eine Begebenheit nachts um halb eins auf der Reeperbahn und „Eins-zu-eins-Gespräch“ war eine sehr melancholische und sentimentale Hommage an den verstorbenen Vater. Darauf konnte nur noch „Heimat“ folgen, verkleidet als Liebeslied mit seinen grandiosen Textzeilen wie „Du bist immer da, wenn ich keinen zum Reden hab′“.
Credit: Atelier3Bären
Johannes Oerding ist ein toller Mensch, der seine Fans versteht und von ihnen verstanden wird, der die Magie des Augenblicks erkennt und anscheinend in Herzen blicken kann. Der auch nicht auf die Uhr zu blicken scheint, wie andere Künstler*innen es so oft tun. Was erzählt werden muss, wird erzählt – ohne dabei die Setlist zu verkürzen. „Alles brennt“ und „An guten Tagen“ brachten die Menge nach gut über zwei Stunden erneut in Partystimmung und es war fast 23 Uhr, als das Konzert mit einem Zugabenblock und Songs wie „Wenn du lebst“ und „Zurück“ endete.
Man konnte nur ganz beseelt nach Hause gehen nach diesem Konzert voller Liebe und Magie. Johannes Oerding ist ein wahrer Herzensmensch, was er bei vielen Gelegenheiten authentisch zeigt.
Party People, are you ready? Nach einer komplett ausverkauften Arenen-Tour 2024 ging es jetzt nach draußen – Harder, Louder, Scooter der Extraklasse. Mit jeder Menge Bass, fetten Pyros und einer explosiven Show bringen Scooter jede Location zum Kochen. Ihre Fans bekommen in diesem Sommer die Chance, die THIRTY, ROUGH and DIRTY!-Ekstase unter freiem Himmel zu erleben. So auch am 22.8.2025 im Strandbad Losheim am See. Seht hier unsere Fotos!
Seit 45 Jahren sind die Haudegen um den genialen Frontmann Justin Sullivan als Band unterwegs. Gegründet im britischen Bradford stand man von Beginn an für eine linke, alternative Weltanschauung und politische Tiefe. Namensgeber war die historische New Model Army aus dem englischen Bürgerkrieg, die für Rebellion und Unabhängigkeit stand. Nach vielen Besetzungswechseln ist Justin die einzige Konstante im Line-up, doch auch die jetzige Zusammensetzung ist schon seit 13 Jahren konstant. Davon können andere Bands nur träumen.
Bevor es aber mit Army los ging, war die Trierer Band vandermeer für einen 45minütigen Support am Start. Laut und rockig begleitete die Band Namensgeberin Harmke van der Meer bei ihrem Gesang, der zwischen anmutigen und aggressiven Klängen schwankte. Seit 2016 spielt man eine Mischung aus Shoegaze und Indierock. Das aktuelle Album „Grand Bruit“ erschien Ende 2022.
In Neunkirchen schuf die Band eine kräftige Soundkulisse, die beim Publikum sehr gut ankam und ordentlich gefeiert wurde. Bisweilen gingen Harmkes Vocals ein wenig im großen Klangteppich unter. Es war halt etwas Konzentration erforderlich, um dem Geschehen zu folgen, was dem Publikum aber nicht schwer fiel.
Stark fand ich vor allem die langsamen, sphärischen Shoegaze-Stücke, die viel Melancholie atmeten und zeitweise sehr im modernen Progressive Rock verhaftet schienen. Insgesamt ein starker Auftritt, der der Band sicherlich einige neue Fans eingebracht hat.
Um 21.15 Uhr war es endlich an der Zeit für NEW MODEL ARMY, die ihr Set mit „White Light“ vom 93er Album „The Love of Hopeless Causes“ begannen. Mit diesem Album begann – recht spät – meine Liebe zur Band und so konnte es nur ein cooler Abend werden. Wer jetzt allerdings einen Partyset erwartet hatte, wurde zunächst enttäuscht. NMA haben es (immer noch nicht) nötig, sich auf ihren Klassikern auszuruhen. In mehr oder weniger großen Abständen erscheinen neue Alben wie das Werk „Unbroken“ aus 2024, dessen Titel sicher auch für die standhafte Haltung der Band in wirren Zeiten steht.
So folgten gleich fünf Songs, die von Alben der letzten elf Jahre stammen. Gefeiert wurde im Publikum trotzdem, was für die Treue der Fans spricht. Vor allem der Tribal Sound im Duett mit den Drums wurde ordentlich bejubelt. Und dann sorgte „Here Comes the War“ schließlich für größere Strahlkraft im Set. Justin war diesmal nicht besonders gesprächig, aber man spürte seine Mischung aus Wut und Verzweiflung, wenn er den „Gaza genozid“ anprangerte und mit der aktuellen Politik haderte.
„Do You Really Want to Go There“ erzählt von den falschen Versprechungen der sozialen Medien, „Notice Me“ stammt als ältester Song des Abends vom 1984er Album „Vengeance“. So schloss sich der Kreis durch die Jahrzehnte und es gab mit dem umjubelten „Vagabonds“, „See You in Hell“, „Stormclouds“ und „“225“ ein glänzendes Finale im Hauptset, der knapp 90 Minuten gedauert hatte.
Der Zugabenblock sah dann drei Klassiker in 20 ausgedehnten Minuten. „Nor Rest“ wurde gar um einen Schnipsel von Black Sabbaths „War Pig“ als Hommage an den gerade verstorbenen Ozzy Osbourne erweitert. Es folgten „Purity“ und die abschließende Hymne „Wonderful Way to Go“. Fazit: Rundum zufriedene Gesichter.
Der Altersschnitt im Publikum war recht hoch, doch wer sich daran störte, sollte besser nicht in den Spiegel schauen. Fans und Band werden gemeinsam älter – doch der Spirit und die Attitüde bleiben. Wie sagte Justin als Einstieg zu „Purity“ und als Antwort auf die rechten „Fuckers“ in der Welt? Jedes Blatt am Baum ist verschieden, und doch sind wir alle eins!
OSKA aus Österreich war Support beim Konzert von Philipp Poisel am 14.7.2025 im Trierer Brunnenhof. Hier findet ihr die Fotogalerie ihrer durch und durch sympathischen Show. Fotocredit: Atelier3Bären
Es wurde auch Zeit, dass ich MY’TALLICA endlich mal live sehe. Schließlich stammt Schlagzeuger Stephan Zender hier aus der Region und ist mit der gefragten Coverband inzwischen deutschlandweit und darüber hinaus unterwegs. Als Location hatte ich mir das Kulturzentrum Kammgarn in Kaiserslautern ausgesucht. Und der Abend gestern war wirklich grandios. Viele Hardcore-Fans hatten sich eingefunden, wie man an den Metallica-Shirts, aber auch an den My’tallica-Shirts sehen konnte. Es war vor allem die ältere Generation, aber das passt. Schließlich hat man vor allem in den 80er und 90er Jahren gelernt, wie ordentlich gefeiert wird.
MY’TALLICA haben sich über zwei Jahrzehnte zur gefragtesten Metallica Tribute Show Deutschlands entwickelt. Das Original-Equipment der Vorbilder Metallica, ein gewaltiger Live-Sound und ein abwechslungsreiches, über zweistündiges Programm sind bei MY’TALLICA nur der Anfang. Die deutsche Metallica Tribute Band ist mehrfach als offizieller Live-Act im Rahmenprogramm von Metallica-Shows aufgetreten – und auch den Mitgliedern von Metallica selbst seit Jahren ein Begriff. Unter internationalen Metallica-Fanclubs genießen MY‘TALLICA den Ruf als einer der besten Metallica Tribute-Acts der Welt.
Weltweit einzigartig ist MY’TALLICAs neue Videoshow – mit atemberaubender LED-Technologie erzählt sie die Bandgeschichte von Metallica auch visuell. MY’TALLICA binden die Fans auf einer Leinwand interaktiv in die Show ein. So wird jedes Konzert mehr als eine Setlist mit vielen großen Metallica-Klassikern – es wird zu einem indivuellen und einzigartigen Erlebnis mit einem durchdachten Konzept.
Mit zwei Videos startete man auch im Kammgarn, pünktlich um 20 Uhr. Zunächst gab es AC/DC-Klänge, nämlich „It’s a Long Way to the Top“, und dazu visuelle Einblendungen von Metallica mit Bildern ihrer langen Karriere. Immer wieder kam Jubel im Publikum auf. Dann erklang „The Ecstasy of Gold“ von Ennio Morricone, unterlegt mit Filmbilder aus „Zwei glorreiche Halunken“. So zelebriert man einen Showstart! Als die Band schließlich zu „Battery“ auf die Bühne kam, war der Saal schon am Brodeln.
MY’TALLICA lieferten von Beginn an eine fulminante Show, die zum Teil auf die Leinwände übertragen wurde und sich mit zu den Songs passenden Animationen abwechselte. Das machte den Gig sehr lebendig und gab ihm ordentlich Drive. Die Protagonisten setzten sich gut in Szene und standen den Vorbildern in nichts nach. Martin Iordanidis am Bass und Tom Botschek an der Gitarre machten einen soliden Job und hielten den Laden am Laufen, doch vor allem zwei Bandmitglieder sind hervorzuheben: Metti Zimmer gab den perfekten James Hetfield, war ständig in Bewegung, animierte die Menge und machte vor allem stimmlich einen fantastischen Job. Und dann Stephan Zender, am erhöhten Drumset und häufig auf der Leinwand eingeblendet. Er spielte mit überragender Geschwindigkeit und war stets mit Gesten und Grimassen präsent. Als Lars Ulrich lieferte er ein Feuerwerk der Emotionen.
Die Setlist ging durch viele Bandphasen. „For Whom the Bells Toll“ wurde abgelöst von „Fuel“. „Moth Into Flame“ führte zu „Sad But True“, einem von vielen Highlights. Zur Feierstimmung zwischendurch gab es „Whiskey in the Jar“. Das Publikum ging bei jedem Song mit, sei es „Welcome Home (Sanitarium)“ oder „Creeping Death“.
Einen grandiosen Endpurt lieferte die Sequenz von „One“ über „Master of Puppets“ und „Nothing Else Matters“ bis hin zu „Enter Sandman“. Pünktlich um 22 Uhr endete der Hauptset und die Band wurde ordentlich gefeiert. Natürlich sollte es einen umfangreichen Zugabenblock geben – beginnend mit „Wherever I May Roam“ bis hin zum vom Publikum skandierten „Seek & Destroy“. Nach 140 berauschenden Minuten wurden die Metalfans in die Nacht entlassen. Eine überzeugendere Covershow habe ich selten gesehen.
Wer sich selbst von der Klasse dieser Band überzeugen möchte, hat am 4. Juli 2025 Gelegenheit im Trierer Brunnenhof. Die Garage in Saarbrücken wird am 24.4.2026 gerockt. Und auch in Lautern wird es ein Wiedersehen geben: am 23. Mai 2026 im Kammgarn. Wir sehn uns!
Selbst der große Chansonnier unter den deutschen Liedermachern wird nicht jünger. 73 Jahre hat der Berliner Klaus Hoffmann schon auf dem Buckel, was man ihm aber absolut nicht anmerkt. Am Montag war er im eleganten Kulturzentrum „opderschmelz“ im luxemburgischen Dudelange. Knapp 250 Zuschauer fanden den Weg dorthin. Das sind natürlich weniger, als sich normalerweise zu seinen Konzerten einfinden, aber in Luxemburg hat er auch nicht den hohen Bekanntheitsgrad. Sei’s drum. Er nahm die Situation mit Humor: „Es sind nicht so viele, aber es sind die wichtigsten“, vermerkte er zur Freude des Publikums.
Wie ein guter Wein wird Klaus Hoffmann von Jahr zu Jahr besser. Seit Jahrzehnten irgendwie auf dem schmalen Grat zwischen Geheimtipp und Star. Die Alben nie so ganz weit vorn in den Charts, aber immer im Auge der Medien. Er singt Lieder von Jacques Brel, spielt mit Wortwitz und seiner Berliner Schnauze, doch seit einigen Jahren schon werden die Alben schwermütiger und sehnsuchtsvoller.
Bei der Liveperformance ist von Schwermut allerdings nichts zu bemerken. Was sich die Luxemburger so anhören mussten, war schon sehr spitz und launisch: „Die rennen ja nur mit Edelsteinen rum und sind alle reich“, meinte er. Auch die aktuelle politische Weltlage bekam ihr fett weg: „50 Kriege auf der Welt! Wo sind die Tyrannenmörder, wenn man sie braucht?“ Ein El Hotzo verliert für solche Sprüche seinen Medienvertrag, doch Klaus Hoffmann steht halt über den Dingen.
Man muss einiges ertragen, wenn man auf seine Konzerte geht, aber das will ich ganz positiv verstanden wissen. Er ist, wer er ist, und nimmt kein Blatt mehr vor den Mund. Manchmal wirkte er etwas verloren zwischen den Musikern, verhaspelte sich, verlor sich in Ansagen, tat ein wenig senil und kraftlos. Doch dann war er wieder voll da und ließ die Menschen merken, dass das alles nur Show ist. Schon beim zweiten Song „Kinder“ vom aktuellen Album „Flügel“ stand er vor der Bühne und verpasste Fans in der ersten Reihe Streicheleinheiten. Nicht im übertragenen Sinne, sondern wortwörtlich.
Das aktuelle Album bietet eine eigene musikalische Mixtur aus Pop, Jazz und akustischem Folk, gepaart mit feinen Streicherarrangements, die hier anhand eines Keyboards einflossen. Da findet sich eine Reihe von sanften Juwelen im Songwriting, mal mit akustischer Gitarre, mal am Piano begleitet. Die Texte folgen dem Puls der Zeit. „Neuer Morgen“ versprüht noch Optimismus und „Kinder“ baut auf die nachfolgende Generation, doch „Bin nicht Meer, bin nicht Strand“ liefert Erinnerungen an die Nachkriegszeit und einen verzweifelten Blick auf den Krieg in der Ukraine. „Im Osten geht die Sonne auf, in Odessa leider nicht“, heißt eine Songzeile kurz vor der Pause und lässt die Zuhörer*innen bedrückt und nachdenklich zurück.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Klaus Hoffmann füllt lässig zwei Stunden mit seiner Musik. Inklusive Pause war das Konzert gegen 22.30 Uhr zu Ende und schon vor den Zugaben gab es stehende Ovationen für diesen wundervollen, manchmal auch etwas skurrilen Künstler, der die Anwesenden mit sonorer Stimme und einer Atmosphäre zwischen Feierstimmung und Melancholie durchweg mitgenommen hatte.
Natürlich gab es nicht nur neue Songs. Auch viele Klassiker wurden zur Freude des Publikums eingestreut, beklatscht und auch textsicher mitgesungen. „Weil es dich gibt“, natürlich. „Wenn ich’s hier schaff, schaff ich’s überall“ und das wundervolle „Marieke“ als deutsch-flämische Coverversion von Jacques Brel. Auch die Ballade „Blinde Katharina“ war mit dabei und im Zugabenblock gab es mit „In meinem Kiez“ und „Derselbe Mond über Berlin“ zwei heimatverbundene Stücke über die deutsche Hauptstadt.
In der zweiten Hälfte ließen neue Stücke wie „Was dir dein Herz erzählt“ und der alte Lovesong „Wegen dir“ die Herzen schmelzen, aber damit es nicht zu rührselig wurde, ging zwischendurch die Publikumsbeschimpfung weiter („Sie lachen auch über jeden Mist“ – natürlich ganz liebevoll gemeint). „Wer achtet schon auf Erektionen?“, fragte Hoffmann unvermittelt. „Vielleicht Trump?“, gab er sich selbst zur Antwort und hatte alle wieder mit im Boot. „Bitte geh nicht fort“ als weiteres Brel-Cover passte dann auch als Wunsch der Fans, dass dieser Klaus Hoffmann noch lange weitermacht und die Menschen zum Nachdenken bringt. In Dudelange hat er das ganz sicher geschafft.
„Flügel“ wurde als 50. Album des Berliners beworben. Müde klingt er jedenfalls nicht. Vielmehr erweist Klaus Hoffmann sich als großer Geschichtenerzähler und feinsinniger Beobachter. Die Welt zeigt ihren verstörenden Charakter – seine Lieder aber tragen immer einen Hauch Zuversicht in sich. Bleibt zu hoffen, dass er Recht hat und uns noch lange mit solch schöner Musik beglückt.
In den 90er Jahren sind sie plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht und sorgten in der deutschen Konzertlandschaft für Furore: Guildo Horn und Dieter Thomas Kuhn. Zwei Kunstfiguren, die dem etwas entschlafenen Metier Schlager neues Leben einhauchten. Allein aus regionalen Gründen war ich natürlich immer Teil der Fraktion Guildo. Immerhin hat dieser Mann, bürgerlich Horst Köhler, den ich schon von meiner Arbeit bei der Lebenshilfe Trier kannte, das Erbe von Roy Black angetreten und durfte mit Hilfe von Stefan Raab gar zum ESC nach Birmingham, um seine Heimat piepend zu vertreten.
Tatsächlich habe ich bis gestern die zweite neue Schlager-Ikone Thomas Kuhn (das „Dieter“ wurde als Künstlername hinzugefügt) noch nie live gesehen. Nur seine spezielle Version von „Über den Wolken“ war mir als Ohrwurm ein Begriff. Es wurde also höchste Zeit für das „Festival der Liebe“, das 2024 am schönen Strandbad am Losheimer See über die Bühne ging.
Guildo hatte seine Clubkarriere 1991 gestartet, Dieter war drei Jahre später am Start. Und trotz vieler Gemeinsamkeiten sind die beiden von ihrer Art doch sehr unterschiedlich. Während Guildo die rockige Seite des Schlagers sucht und seine Stücke immer mal wieder mit Versatzstücken von AOR anreichert, hält Dieter Thomas Kuhn die alten Werte der ZDF-Hitparade zwischen Love & Glamour hoch. So hatte die eindrucksvolle Bühne in Losheim eine bühnenfüllende LCD-Wand und eine umlaufende Showtreppe.
Die mehr als 4.000 Zuschauer*innen hatten sich in einen Festival-Look gekleidet, der irgendwo zwischen Hippies und Prilblumen anzusiedeln ist. Die Stimmung war von Beginn an sehr ausgelassen, bier- und weinselig mit dem allumfassenden Wunsch, jeden Schlager lauthals mizusingen. DTK ließ sich auch nicht lumpen und füllte mit seiner Band locker 170 musikalische Minuten. Es wurde schon recht kühl am See, als sich alle gegen 22.50 Uhr wieder auf den Heimweg machten.
Erste Hits waren „Sag mir quando“, „Hello Again“, „Michaela“ und „Griechischer Wein“ – also Klassiker, die jeder kennt. In seinem Glamour-Outfit lud Dieter das Publikum zum kollektiven Nacktbaden im See ein. Ob es später wirklich dazu kam, will ich bezweifeln, hatte aber auch nicht die Muße, das zu überprüfen. Immer wieder flogen BHs auf die Bühne oder es durften sich Zuschauerinnen neben dem Star einfinden, um mit ihm zu tanzen und am Ende ein Küsschen abzustauben.
Die „singende Föhnwelle“ machte aber nicht nur Party. Mit „Am Tag als Conny Kramer starb“ wurde es psychedelisch. „Keiner muss allein nach Haus,“ sagte der Sänger. „Wenn am Ende noch jemand übrig bleibt, sind wir ja auch noch da“. Songs wie „Eine neue Liebe“ und „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ kamen mit starken Bläsern und ordentlich Tempo aus den Boxen. „Über den Wolken“ interpretierte DTK zunächst stilecht allein mit Gitarre, bevor es dann Fahrt aufnahm.
Dieter zog sich nicht auf der Bühne aus (Guildo ist ja spätestens nach 45 Minuten oberkörperfrei), zeigte aber schon um 21.10 Uhr sein Brusthaar-Toupet und verteilte Teile davon freigiebig in die ersten Reihen. In fast drei Stunden gab es nicht nur bekannte Gassenhauer, sondern durchaus auch interessante Kuriositäten wie „Die Zeit macht nur vor dem Teufel halt“ (im Original von Barry Ryan), „Bind ein blaues Band um unseren Birkenbaum“ (Bata Illic) und „Der Teufel und der junge Mann“ (Paola). Das sind Schlager, die nur für Insider ein Begriff sind und dennoch – oder gerade deshalb – sehr gehaltvoll erscheinen.
Beeindruckt war ich von der melancholischen Performance „Du hattest keine Tränen mehr“. Das verursachte wirklich Gänsehaut. Richtung Finale war dann aber wieder die große Show angesagt mit „Fiesta Mexicana“, „Wunder gibt es immer wieder“ und „Es war Sommer“. Die Fans sangen selig „Dieter Thomas Kuhn“ auf die Melodie von „Sierra Madre“ und zum unvermeidlichen „Hossa“ brannte gar dezente Pyro in Schlagermanier.
Um 22.15 Uhr gab es die ersten Zugaben mit „Anita“ und „Ti Amo“. Zu Udos „Merci chérie“ kam Dieter zwar nicht im Bademantel auf die Bühne, setzte sich aber gediegen ans Klavier. Und „Butterfly“ sowie „Tränen lügen nicht“ beendeten ein ultimatives Schlagererlebnis. Interessanterweise wurde „Ein Festival der Liebe“ von Jürgen Marcus am ganzen Abend nicht gespielt, trotzdem hatte man ihn ob des Tourtitels durchgängig (und während der ganzen Nach) als Ohrwurm im Hinterkopf.
Braucht es ein Fazit? Grönemeyer oder Marius, Ärzte oder Hosen, U2 oder Simple Minds, Guildo oder Dieter – früher waren das ernsthafte Glaubensfragen. Heute weiß man, dass alles nebeneinander existieren kann. Und der Schlagerbarde Dieter Thomas Kuhn hat mich absolut überzeugt. Hut ab für den 59jährigen aus Tübingen. Ich bin gespannt, was er sich nächstes Jahr zum Einstieg ins Rentenjahrzehnt einfallen lässt.
Dieter Thomas Kuhn – „Festival der Liebe“ – die ultimative Setlist am 30.8.2024 in Losheim am See
Sag mir quando, sag mir wann
Hello Again
Michaela
Griechischer Wein
Am Tag als Conny Kramer starb
Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben
Ich war noch niemals in New York
Wann wird’s mal wieder richtig Sommer
Der Junge mit der Mundharmonika
Über den Wolken
Tanze Samba mit mir
Die kleine Kneipe
Die Zeit macht nur vor dem Teufel halt
Amore mio
Du hattest keine Tränen mehr
Bind ein blaues Band um unsern Birkenbaum
Ich liebe das Leben
Über sieben Brücken mußt Du gehn
Der Teufel und der junge Mann
Vielen Dank für die Blumen
Fiesta Mexicana
Wunder gibt es immer wieder
Willst du mit mir geh’n?
Und es war Sommer
Fremde oder Freunde
Anita
Ti amo
Liebe ohne Leiden
Merci chérie
Butterfly
Tränen lügen nicht
Es war ein recht nostalgischer Abend im Trierer Brunnenhof, direkt neben der altehrwürdigen Porta Nigra. KETTCAR waren endlich mal wieder in Trier und schwelgten (wie vermutlich viele Fans) in Erinnerungen ans Exhaus. Das Jugend- und Kulturzentrum wurde 2019 geschlossen und harrt seitdem vergeblich der längst fälligen Sanierung. Ob wirklich was draus wird? Man darf seine Zweifel haben, wenn man sich die marode Finanzsituation der ältesten Stadt Deutschlands anschaut.
Mit Blick aufs Publikum am 28. August waren da viele Menschen anwesend, die in den Jahrzehnten zuvor regelmäßig das Exhaus bevölkert und sicherlich ihre ganz eigene Geschichte mit Bands wie KETTCAR mitgebracht haben. Und es hatte viel Wahres, wenn Marcus Wiebusch rückblickend sagte, dass die Auftritte im Exhaus – beispielsweise ihr drittes Konzert ever als Support von TOMTE – Meilensteine in der Karriere der Band gewesen sind. Das ging den Anwesenden natürlich runter wie Öl und schaffte ein Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Hamburg und Trier.
Marcus und Reimer waren in bester Erzähllaune und kabbelten sich von Beginn an mit ihren Ansagen wie ein altes Ehepaar. Start war bereits um 20 Uhr ohne Vorgruppe, das die Location in der Altstadt ein Ende für 22 Uhr vorschrieb. Diese zwei Stunden wurden aber perfekt genutzt. Für Musik – aber auch, um über den Mut der Stadt zu staunen, im Wohnhaus von Karl Marx einen 1-Euro-Shop zuzulassen. Da der Brunnenhof auch in Rufweite der Karl-Marx-Statue liegt, wird der alte Herr sicher ein wenig über diese Bemerkung geschmunzelt haben.
Wiebusch erzählte gern von seiner Mama und ihrem vermeintlichen Einfluss auf die Band. Ihr wart lange nicht in Trier? Man hat euch nicht gefragt? Dann wart ihr vermutlich nicht gut genug. „Klarheit vor Harmonie“ benannte Marcus das Familienmotto. Und als es um den Song „München“ ging, wurde nochmal die Mutter herangezogen. Sollen wir so politisch werden? Ja, seid der Sand im Getriebe der Welt!
Ich liebe die fantastischen Ansagen. Mal voll skurriler Geschichten, wenn Marcus vom Proberaum unterm Swingerclub erzählt und wie er sich manchmal vorgestellt hat, dort „Balu“ auf der Minibühne zu singen, oder melancholisch, wenn es zu „Landungsbrücken raus“ immer wieder heißt: „In Städten mit Häfen haben die Menschen noch Hoffnung“. Ja, alte Hansestadt – bewahre dir diese Hoffnung.
Was die Setlist angeht, will ich gerne auf meinen Bericht zum Konzert in Saarbrücken hinweisen. Das ist gerade mal vier Monate her und auch damals stand das aktuelle Album „Gute Laune ungerecht verteilt“ im Mittelpunkt. Lest HIER die komplette Review.
Kaum eine Band schafft es, über Jahrzehnte textlich so scharf und tiefgründig zu bleiben wie KETTCAR. Oft kommen mir deren Album wie eine Sammlung von Sinnsprüchen vor, ohne dabei irgendwie platt zu wirken. Darum hier jetzt mal eine etwas andere Setlist zum Konzert am 28.8.2024 im Brunnenhof Trier mit mir ganz subjektiv wichtigen Textzeilen wiedergeben:
Es gibt keine coole Lösung, wenn man selber das Problem ist (Auch für mich 6. Stunde) Nicht schlafen bevor wir hier heute Nacht das Meer sehen (Benzin und Kartoffelchips) Guten Morgen, Liebe meines Lebens (Rettung) Und da sah ich das Heer der leeren Flaschen auf dem Balkon verteilt (Balkon gegenüber) Nein, Werk und Autor bleiben jetzt mal schön beisammen (Kanye in Bayreuth) Du gehst tränenreich in eine höhere Liga (48 Stunden) Mein Herz ist ein totgeschlagenes Robbenbaby (München) Er nahm seinen alten Ford Granada und ward nie mehr gesehen (Sommer ’89) Frieden ist wenn alle gleich sind (Balu) Du weißt nicht wie das ist, wenn man immer eine Maske trägt (Der Tag wird kommen) Zeig mir einen dem das egal ist und ich zeig euch einen Lügner (Money Left to Burn) Zu erkennen, dass man glücklich ist, ist Kunst (Anders als gedacht) Lieber peinlich als authentisch (Kein Außen mehr) Wie aus romantischen Komödien entsprungen (Ankunftshalle) In deinem ausgesuchten Leben, vollgestopft mit Privilegien (Ein Brief meines 20-jährigen Ichs) Es ist auch nur die Angst, die bellt, wenn ein Königreich zerfällt (Im Taxi weinen) Ein letztes mal winken und raus (Landungsbrücken raus) Und nicht alle in Hamburg woll’n zu König der Löwen (Einkaufen in Zeiten des Krieges) So lang die dicke Frau noch singt, ist die Oper nicht zu Ende (Ich danke der Academy) Nur weil man sich so dran gewöhnt hat, ist es nicht normal (Deiche) Und am besten auf dich reimt sich immer noch mich (Mein Skateboard kriegt mein Zahnarzt)
Klar hätte man es sich einfach machen können. Nachdem das Konzert der Donots in Saarbrücken in Windeseile ausverkauft war, wäre eine Ausweichstätte in der saarländischen Landeshauptstadt schnell gefunden. E-Werk und Saarlandhalle sind ja immer in der Hinterhand. Doch zum Glück ging man den coolen Weg: Nach dem Motto „man lebt nur zweimal“ wurde kurzerhand eine Nachmittagsshow angesetzt. Was das für Auswirkungen hatte, konnte man mit Blick ins Publikum unschwer erkennen. Der Altersdurchschnitt war deutlich gesenkt und das Publikum ging bis ins Kita-Alter. Grandios! Man kann den Kleinen nicht früh genug beibringen, wie ordentliche Musik klingt. Das war musikalische Früherziehung par excellence.
Die Garage war schon zu früher Stunde (sprich: 14 Uhr) bestens gefüllt. Am Nachmittag zwar nicht ausverkauft, aber mit knapp 1000 Zuschauer*innen bis in die hinteren Reihen locker gefüllt. Adam Angst machte den Support und musste zunächst das etwas launische Publikum bändigen: „Es ist auch für uns die erste Stunde“. Die deutschen Punkrocker sind schon lange kein Geheimtipp mehr und bekannt für ihre knallharte Performance. So hatte man das Publikum mit „Wir sind zusammen“ und dem Mottotitel „Punk“ schnell auf seiner Seite. Sänger Felix Schönfuss verfügt über eine geniale Stimme und eine fantastische Bühnenpräsenz. Dazu gab es deutliche Worte und verzerrte Gitarren.
Die halbstündige Setlist widmete sich vor allem dem aktuellen Album „Twist“, das erst kürzlich erschienen ist. Für Punkrock doch recht untypisch wurden Songs wie „Unter meinem Fenster“ und „Die Lösung für deine Probleme“ am Piano begleitet. Auch dort machte Felix eine sehr gute Figur. Letztgenanner Track richtet sich deutlich gegen die AfD. Beim Agieren gegen Rechts darf es keine Klischees geben. Und als Zugabe gab es den Song von den selbsternannten „Professoren“, die abends lamentierend in der Imbissbude stehen und zu wissen glauben, wie die Ausländer unser Land verändern. Mit tiefsinnigen Texten und krasser Performance haben Adam Angst neue Freunde gewonnen, was ein Blick in Richtung Merch-Stand verriet.
Fotocredit: Grand Hotel Van Cleef
Pünktlich um 15 Uhr machten die Donots sich zu den Klängen von „Girls Just Wanna Have Fun“ bereit, um dann zum Schlachtruf „Auf sie mit Gebrüll“ den Vorhang fallen zu lassen. 1994 als Schülerband in einer Garage in Ibbenbüren gestartet, haben sich die Donots Schritt für Schritt einen Namen weit über die Punkrock-Szene hinaus gemacht. Fast 30 Jahre, zwölf Alben, über 1.200 Konzerte in 21 Ländern – ihre Geschichte hat Höhen, Tiefen und natürlich jede Menge absurde Momente.
Dass sie auch den Nachmittagsslot beherrschen, haben sie 2022 bei ROCK am RING eindrucksvoll bewiesen, als sie zu früher Stunde das Festival eröffnen durften. Es war die erste Show dort nach Corona und die Menschen waren ausgehungert. Die Donots konnten diesen Hunger stillen und feierten bei hellem Tageslicht eine Wahnsinnsshow, die Maßstäbe für das Festival setzen sollte. Jetzt in Saarbrücken stand der Tag zunächst unter keinem guten Stern, war doch Sänger Ingo noch vormittags mit Verdacht auf Rippenbrüche beim Arzt. Zum Glück Fehlalarm und er konnte sich für zwei Shows fit machen, für die am Abend kurzerhand die ganze Praxis-Crew auf die Gästeliste gesetzt wurde. Ein feiner Zug.
Neben den deutschsprachigen Gassenhauern gab es auch englische Songs wie „Calling“ und „Dead Man Walking“, das den ersten Mega Circle Pit zur Folge hatte. Natürlich hatte Ingo im Blick, dass sehr viel Jungvolk im Publikum war. Als er zu „Hey Ralph“ alle Kids auf die Bühne bat und sich die Reihen unendlich mit strahlenden Gesichtern füllten, wurde er selbst von den Emotionen übermannt und war den Tränen nahe. So etwas erlebt man nicht oft.
Der Besuch mitten im Circle Pit war für den Frontmann obligatorisch. Und dort entdeckte er während „Kaputt“ den Erdbeermann, der auf Donots-Konzerten im Saarland schon eine Legende ist und inzwischen mit eigenen Aufklebern und Fan-Shirts (!) aufwartet. Zudem lud der Erdbeermann alle Fans für die Zeit zwischen den Shows in die Kneipe Klim-Bim am Sankt-Johanner-Markt ein. Dort würden zur Feier des Tages nur Donots-Songs gespielt. Versprochen.
Die Show mit drei Zugaben („Eine letzte Runde“, das Twisted-Sister-Cover „We’re Not Gonna Take It“ und „So Long“) dauerte gut 100 Minuten. Absolut okay – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ja noch eine weitere Runde am Abend anstand. Wieder einmal wurden die Donots ihrem Ruf als furiose Liveband gerecht. Im Saarland sind sie stets willkommen – egal zu welcher Uhrzeit.
Begonnen haben Maximilian Kennel und Jonas Frömming ihre Karriere mit Poetry Slam und als Duo auf deutschen Kleinkunstbühnen. Mit einer Mischung aus Singer-Songwriter-Pop, brachialem Humor und feinem Hintersinn gewann das Lumpenpack in den letzten Jahren diverse Contests und Preise. Den kultigen Umgang mit Wortwitz und bedeutungsschwangeren Texten merkt man den beiden bis heute noch in ihren Lyrics und Ansagen an, doch inzwischen haben sie sich mit ihren Mitstreiter*innen zu einer veritablen Punkband gemausert, die am gestrigen Abend die Garage in Saarbrücken dezent zum Kochen brachte. Es war eine grandiose Show zwischen Klamauk und ernsthaften Themen.
Schon früh ging’s um 19 Uhr los und ELL aus dem Odenwald machten den Anfang. Das Duo besteht aus Lisa-Anna und Lennart, sie selbst nennen ihre Musik Krach-Pop. Schon hier wurde im halbstündigen Set schwungvoll der Circle Pit geübt. Nach dem Support ging es zur Einstimmung umgehend mit ausgewählter Musik vom Band weiter, wobei Kollegen wie Die Ärzte, Farin Urlaubs Racing Team, Kraftklub und Billy Talent zu Wort kamen. Den Abschluss machte aber – ganz ohne Punk – die „Bohemian Rhapsody“, vom Publikum grandios mitgeschmettert und pünktlich um 20 Uhr beendet, damit die Band sekundengenau die Bühne betreten konnte.
Mit 800 Zuschauer*innen war die Garage gut gefüllt – und dabei waren viele Generationen vertreten, worauf ich gleich noch zurück kommen werde. „Gibt Schlimmeres“ machte den Anfang und mit „Guacamole“ ging es gleich in die Vollen. Wobei – man war sehr wohl auf das Wohlergehen der Fans bedacht und legte gleich zu Beginn Regeln für die immer wieder entstehenden Circle Pits und Walls of Death fest: Die Ellbogen bleiben unten und die Hände werden nicht wild auf fremde Körper gelegt. Ein schönes Zeichen von Awareness, damit alle sich wohlfühlen können.
„Kann es sein, dass du dumm bist?“ war die erste Mitsing-Hymne des Abends. „Gisela“ wurde ausführlich gewürdigt, aber auch die Gilde der „Heilpraktiker“, wobei man aus dem eigenen Erfahrungsschatz schöpfen und von Krankheiten in der Kita erzählen konnte. Das Publikum vom Lumpenpack ist immer für eine Überraschung gut, so warf eine Zuschauerin ihre Krankenversicherungskarte (!) auf die Bühne und die Band erfreute sich gemeinschaftlich am kultigen Namen Antonia Trinkaus.
In der ersten Reihe befand sich eine große Schar an – zum Teil noch ziemlich kleinen – Kindern, schätzungsweise im Grundschulalter. „Habt ihr Ferien?“, kam die Frage von der Bühne. „Ja, aber ihr zum Glück nicht“, kam die schlagfertige Antwort von Aaron, der ganz vorne stand. Zugleich meldete sich ein weiterer Aaron zu Wort und ein Mädel verkündete, dass sie eine Klassenkameradin von Aaron sein. Das kleine Publikum hatte die Band zeitweise fest im Griff.
Im Gegenzug gab es dann eine Lehrstunde in Sachen deftiger Wortwahl: 800 Kehlen brüllten „Ich scheiß mich ein“, als der Song „Unverträglichkeiten“ erklang. Und ein Roadie mit riesigem Kochlöffel bat die Menge zum riesigen Circle Pit und rührte kräftig um.
Ganz nach dem Motto „Die Geister, die ich rief“ gingen Dutzende Hände hoch, als die Frage nach anwesenden Pädagog*innen gestellt wurde. Logisch, gehört doch „Pädagogen“ zu den kultigsten Songs aus den Duo-Zeiten. Zu „Ford Fiesta“ begab man sich später in ein viel zu großes Schlauchboot in Form eines Autos und bereiste die Garage auf den Händen der Fans, während die Band die Vocals übernahm.
Neben diesen Klassikern gab es aber vor allem Songs des neuen Albums „Wach“, das erst Ende August erschienen ist und fast komplett gespielt wurde. Dass viele Anwesende trotzdem äußerst textsicher waren, beweist den Kultcharakter, den das Lumpenpack seit langem hat. Nach 100 Konzertminuten begann der Zugabenblock mit drei Songs: Für „Danke, liebe Leber“ musste das Publikum komplett auf die Knie gehen, um diesem wichtigen Organ zu huldigen. „Mein Hass“ wandte sich gegen alle Idioten dieser Welt und der Mottosong „Frieden durch Lärm“ beendete pünktlich nach zwei Stunden das Konzert.
Yes! Das Lumpenpack kann mehr als Kleinkunst, denn ihre Konzerte werden immer größer. Vor der deutschen Punk-Elite muss man sich schon lange nicht mehr verstecken. Und das Gleichgewicht zwischen Comedy und den großen politischen Themen haben sie längst gefunden. Auf die nächsten zwölf Jahre!
Die Voraussetzungen waren nicht besonders gut für das zweite Open-Air-Wochenende an der schönsten Konzertlocation im Saarland. In der Vorwoche durften Cro, Feine Sahne Fischfilet und AnnenMayKantereit noch bei bestem Sommerwetter die Bühne des Strandbads von Losheim am See stürmen, doch jetzt war es plötzlich nass und fast schon herbstlich.
Pünktlich zum Einlass am Donnerstag begann es zu regnen und das sollte sich auch bis zum Konzertende nicht ändern. Schade, aber nichts zu machen. Man durfte sich also an viele große und kleine Menschen in Regencapes gewöhnen. Und ja: Es war sehr viel Kleinvolk anwesend. Das lag nicht nur an Alvaro Soler, dem es mit seinem Charme stets gelingt, die Herzen vieler Generationen zu gewinnen, sondern auch an Special Guest Leony. Die Künstlerin aus der Oberpfalz ist noch gar nicht so lange aktiv. Sie hat erst ein Album auf dem Markt, aber eine ganze Legion von Hitsingles, die im Radio rauf und runter gespielt werden. Kein Wunder, dass sie für viele anwesende Kids der heimliche Star war und ihre Songs begeistert mitgesungen wurden.
Trotz der stilistischen Ausrichtung im Dancefloor- und Elektropop hatte Leony eine ordentliche Band im Gepäck und lieferte neben Elektronik und Samples auch handgemachte Musik. Das ist ein großer Pluspunkt – ebenso wie ihr sympathisches Auftreten und das Eingehen aufs Publikum. Es gab im 50minütigen Set viele Gassenhauer wie „Somewhere in Between“, „Crazy Love“, „Holding On“, „Raindrops“ und „Remedy“. Auch die Ballade „Lifeline“ wurde gespielt, wobei Leony zu Beginn allein am Piano die Begleitung übernahm. Und für alle, die sich mit den aktuellen Charts nicht so auskannten, gab es ein fulminantes Medley aus Lieblingssongs vergangener Jahrzehnte – von „Teenage Dirtbag“ über „Africa“ und „Umbrella“ bis hin zu „Don’t Stop Believing“, „Viva la Vida“ sowie „Wonderwall“. Da war für jeden was dabei und Alvaro konnte sich auf ein gut eingesungenes Publikum freuen.
Kinder, Jugendliche und Erwachsene ließen sich die Stimmung regenbedingt keineswegs verderben. Die Konzertlocation ist auch gut ausgestattet mit gepflasterten, geschotterten und geteerten Flächen, so dass jeder sein festes Plätzchen fand und den Ausblick auf die Bühne genießen konnte. Es war nicht so voll wie in der Vorwoche, aber auch Donnerstag und Freitag hatten sich jeweils ca. 5000 Zuschauer*innen eingefunden.
Fotocredit: Tobias Ortmann
Sonnyboy Alvaro Soler startete seine Show pünktlich um 20.30 Uhr und verbreitete umgehend spanisches Flair im Strandbad. Wenn die Sonne schon nicht zu sehen war, brachte er sie doch musikalisch auf die Bühne. Stücke wie „Candela“, „Magia“, „Manila“ und „Loca“ sorgten für beste Laune auf und vor der Bühne. Voller Leichtigkeit und Lebensfreude gab es die eingängigen Songs mit ein wenig Melancholie und viel Optimismus.
Alvaro Soler ist ein Weltstar mit Gold- und Platin-Alben rund um den Globus, seine Musik sprüht vor Lebensfreude. Geboren in Barcelona, aufgewachsen in Japan, lebt der Popmusiker heute in Madrid und Berlin, spricht sieben Sprachen und ist in der Welt zu Hause. Schon früh lernte er, wie Musik Menschen und Kulturen verbindet, Grenzen überwinden lässt. Spätestens seit der Sendung „Sing meinen Song“ ist seine deutsche Fangemeinde riesig, seit 2021 ist er als Coach bei „The Voice Kids“ zu sehen und die Kids himmeln ihn an.
Es gab berührende Momente, als er allein am Piano seinen Eltern einen Song widmete. Auch er war nah am Publikum und unterhielt sich mit einer Zuschauerin, die ihm erzählte, wir sehr seine Musik und seine Persönlichkeit ihr aus der Magersucht heraus geholfen haben. Es war spürbar, dass Alvaro von solchen Momenten emotional berührt war und ihn die Geschichten der Menschen nicht kalt lassen.
Vor den Zugaben brachte Alvaro mit seiner spielfreudigen Band eine Livepremiere auf die Bühne – eine Single, die erst nächsten Freitag erscheint. Und trotzdem wurde beim zweiten Refrain schon kräftig mitgesungen. Der Funke zwischen Künstler und Publikum sprang auch hier schnell über. Das Konzert war mit knapp über 90 Minuten nicht exorbitant lang, aber zusammen mit der Performance von Leony kann man doch von einem gelungenen Abend und einer Menge guter Musik sprechen. Das durchnässte Publikum ging jedenfalls weitestgehend freudig nach Hause und freute sich aufs wärmende Bett.
Am nächsten Abend sah es zu den alten Recken von Fury in the Slaughterhouse zunächst besser aus. Zum Einlass blieb es trocken, doch just als Support 3 Miles to Essex seinen Set begann, ging ein durchwachsener Platzregen auf das Strandbad nieder. Sänger Volker Rechin erklärte das folgendermaßen: Er habe sich mit den Furies abgesprochen, dass sich alle Wolken noch während seines Auftritts ausregnen sollen, damit es dann später eine trockene Feiergrundlage für den Topact gibt. Nun denn.
Die Performance von 3 Miles to Essex hat mich dann sehr überrascht. „Er gehört zur Familie“, hatte Christof Stein-Schneider ihn angekündigt. Und wie wir später erfahren sollten, war er schon für Fury als Songwriter tätig. Jetzt aber war er ganz allein mit Gitarre aif einem großen gelben Sessel auf der Bühne zu sehen. Die Band besteht eigentlich aus zwei Leuten, doch Sebastian Demmin ist zur Zeit mit Dieter Thomas Kuhn unterwegs, daher wurden musikalische Elemente des Kompagnons eingesampelt. Die Band hat erst eine EP draußen, doch was es zu hören gab, war sehr erdig und solide. Volker sang schöne akustische Stücke mit rauchiger Stimme und hatte sympathische Ansagen dazu zu bieten. Für den Sohn gab es „Paper Aeroplane“, „Rooftop“ ging durch die Decke und als gelungene Coverversion durfte U2s „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“ herhalten. Der 45minütige Set ging kurzweilig vorbei und war eine perfekte Einstimmung auf Fury.
Fotocredit: Ronja Hartmann
Die Band aus Hannover ist nun auch schon lange unterwegs. Das erste selbstbetitelte Album von Fury in the Slaughterhouse erschien 1988 und das grandiose „Mono“ kann schon dreißigsten Geburtstag feiern. Das wurde dann in Losheim auch ausgiebig getan. Kai Wingenfelder verkündete, dass es drei Arten von Songs geben wird. Viele Stücke vom neuen Album „Hope“. Damit war das Publikum nicht unbedingt glücklich, aber immerhin ist es das erste Nummer-1-Album von Fury (auch wenn das in heutigen Zeiten nicht mehr viel zu bedeuten hat). Außerdem sollte „Mono“ ausgiebig gefeiert werden, auch mit Stücken, die lange nicht mehr im Repertoire waren. Zu guter letzt waren natürlich auch genügend Klassiker am Zug – keine Sorge für alle, die in Nostalgie schwelgen wollten.
So startete man mit „Cut Myself Into Pieces“ in den über zweistündigen Set und sofort war das alte Fury-Feeling wieder da. Sie sind einfach eine Band für Festivals und verstehen es, die Stimmung hoch zu kochen und oben zu halten. Viele neuere Stücke wie „Letter To Myself“, „Better Times Will Come“ und „Why Worry?“ fügten sich gut in den Set, doch es brauchte Songs wie „Radio Orchid“ um das Publikum zum Mitsingen zu bewegen. Und damit war man schon mitten in der „Mono“-Ära, die auch vergessene Perlen wie „Friendly Fire“ mit sich brachte. Sehr schön!
Es gab „Words“ in akustischer Form und das beliebte „Dead and Gone“ mit Banjo und Handybeleuchtung. Zu „Haunted Head and Heart“, das wundervoll von Thorsten Wingenfelder interpretiert wurde, konnten die Furies in Erinnerungen an die Region schwelgen, erzählten von Konzerten in Trier, Saarburg, Konz und Zerf – und natürlich in Losheim, wo sie schon häufig zu Gast waren.
Nach dem Power-Zwischenspiel „Dancing in the Sunshine of the Dark“ wurde es nochmal ruhiger. Volker Rechin kam wieder auf die Bühne, da er das neue Stück „So Are You“ für die Band geschrieben hat. Ein Friedenslied im Angesicht des Ukraine-Kriegs, das er nun mit akustischer Gitarre begleiten und im Duett mit Kai vortragen durfte. Ein ganz besonderer Moment.
Angetrieben durch diese Grundidee des Albums „Hope“ hat die Band die NGO-Kampagne „Hoffnung verändert Alles“ ins Leben gerufen. Mit dieser Aktion setzt man das soziale Engagement von ausgewählten Hilfsorganisationen, NGOs und Vereinen in den Fokus, sammelt im Rahmen der Open-Air-Tournee Spenden. In Losheim sollte es um das politische und soziale Kulturzentrum COMMUNE gehen, das momentan in Saarbrücken entsteht und das dringend Unterstützung braucht.
Eine andere Organisation – eher nicht so gemeinnützig – wurde ironisch besungen: Mein Lieblingslied „Trapped Today, Trapped Tomorrow“ hatte man wie so oft der Deutschen Bahn gewidmet. Nach 90 Minuten, in denen es tatsächlich wie versprochen nicht mehr geregnet hatte, endete der Hauptset mit dem genialen Triple „Every Generation Got Its Own Disease“, „Milk and Honey“ sowie „Time to Wonder“. Mit solchen Klassikern hatte die Band alle Zuschauer*innen ganz auf ihrer Seite – es wurde gejubelt, gesprungen, gefeiert.
Im Zugabenblock nochmal nachdenkliche Töne. „More Than A Fried“ war dem Fury-Manager und Wacken-Veranstalter Holger Hübner gewidmet und der Doppeltrack „Far Cry From Home / Who Am I“ schlug den Bogen vom Papst und der katholische Kirche hin zu wichtigen Figuren der Weltgeschichte – im Schwanken zwischen Pessimismus und neuer Hoffnung. Zum Feiern gab es natürlich „Won’t Forget Theses Days“ und Christofs Paradestück „Kick It Out“.
So vergehen unvergessliche Konzertabende in Losheim am See. Und es wird natürlich auch 2024 wieder große Momente geben. Der erste Act steht schon fest: PUR am 24.8.2014 – wir sehen uns!
Setlist FURY am 1.9.2023, Strandbad Losheim am See
Cut Myself Into Pieces
Letter to Myself
Better Times Will Come
Why Worry?
Radio Orchid
Pure Love
Friendly Fire
Words
Dead and Gone
Haunted Head and Heart
Dancing in the Sunshine of the Dark
So Are You
Good Day to Remember
Don’t Give Up
Trapped Today, Trapped Tomorrow
Every Generation Got Its Own Disease
Milk and Honey
Time to Wonder
More Than a Friend
Won’t Forget These Days
Far Cry From Home/Who Am I
Kick It Out
Bring Me Home
Leider hatten sich nur gut 50 Zuhörer*innen zum Konzert von Oska in den Kleinen Klub der Garage Saarbrücken verirrt. Eigentlich ein Jammer, denn dort konnte man ein wundervolles Wechselbad der Gefühle erleben. Mit beschaulichen, melancholischen Songs. Aber gerade der überschaubare Rahmen gab dem Event ein sehr intimes Setting, an das man noch lange zurück denken wird.
Den Anfang machte der Support doppelfinger. Wie wir dann später erfahren durften, ein Mitglied von Oskas Liveband. Dass er diese Doppelbelastung geduldig ertrug, muss wohl am Künstlernahmen liegen. Und er lieferte einen sehr ruhigen Einstig in den Abend. Allein an der Gitarre gab er mit virtuosem Fingerpicking eine Reihe von beschaulichen Liedern zum Besten. Wie er selbst schon richtig bemerkte: es wird kein Abend für Partypeople. Stattdessen gab es bei ihm und beim Hauptact gefühlvolle Songs, die das Herz der Anwesenden ein ums andere Mal erfreuten.
Es war übrigens das letzte Konzert von Oskas erster Headline-Tour. Die junge Österreicherin, die eigentlich Maria heißt, hat vor einem Jahr ihr Debütalbum „My world, My love, Paris“ veröffentlicht. Ein Album, das auf Anhieb eine 9-Sterne-Bewertung verdient hat (HIER unsre komplette Review). Ihre Songs sind einfach magisch. Sie singt mit wundervoll sanfter, bisweilen etwas naiv klingender Stimme und erzählt Geschichten über ihr Familienleben und die Erfahrung, als junger Mensch in der heutigen Welt aufzuwachsen.
Oska stammt als jüngstes von fünf Geschwistern aus einer musikalische Familie, hat aber ihren eigenen Weg gesucht, wie sie uns im Interview (2021) erzählte: „Ich habe lange Zeit Straßenmusik gemacht und die Livemusik ist extrem wichtig für mich. Nachdem ich mit dem Schreiben von Musik angefangen habe, habe ich das zunächst allein für mich gemacht. Aber irgendwann kommt der Punkt, wo man das unbedingt jemandem vorspielen will – wie ein Drang, dass man das teilt, was man jahrelang in seinem Zimmer alleine gemacht hat. Plötzlich habe ich es dann machen können, als ich nach Wien gekommen bin. Ich habe so viel Straßenmusik gemacht und gelernt, dass es ein wichtiger Teil von mir ist und vom Musizieren.“ Diese unbändige Freude am Musizieren konnte man auch in Saarbrücken erleben. Den Künstlernamen hat Oska übrigens nach ihrem älteren Bruder ausgewählt (lest HIER das komplette Interview).
Auch wenn die großen Charterfolge noch auf sich warten lassen, hat Oska nach einer EP und dem ersten Album in der Szene von sich Reden gemacht. Sie gewann den XA Music Export Award beim Waves Vienna Festival 2020, ihren ersten Amadeus Austrian Music Award in der Kategorie Best Sound 2022 und erhielt 2023 einen Music Moves Europe Award. Als Support hat sie schon Acts wie Milow, Stu Larsen, Matt Simmons und Tom Odell begleitet.
Und jetzt die eigene Tour! Oska erschafft eine verlockende Welt strahlender Melodien, groovender Rhythmen und poetischer Lyrics. Bis auf eine Ausnahme wurden alle Songs des Albums in dem etwas mehr als einstündigen Konzert gespielt. Die Songs erklangen sehr offen und charmant. Mit reduzierter Begleitung, mal poppig, mal folkig, immer organisch ohne viel elektronischen Schnickschnack und mit enormer Leidenschaft und Liebe. Dabei sind durchaus soziale Botschaften in den Texten versteckt. Der Titelsong handelt von einem Paar, das auf einem Boot davon segelt und auf das Ende der Welt wartet. Klimawandel, Pandemie – und in Zeiten eines Krieges in Europa könnte es gar nicht aktueller sein.
Dazwischen erzählte Oska ihre Geschichten und sammelte Sympathiepunkte. Man hört ihr einfach gern zu und empfindet Empathie, wenn sie „Lousy T-Shirt“ auf eine lausige Beziehung zurückführt, oder wenn sie „ABC“ erklärt, das beschreibt, wie man in einer Freundschaft zum fünften Rad am Wagen wird. Hier wurde auch endlich das Publikum aktiv und musste den Chor zum Song liefern, was trotz der Textfülle sehr gut gelang.
Anderthalb tanzbare Songs sollte es im Set geben. Der halbe war „Woodstock“, den ganzen gab es zum Ende des Sets: „Mona Lisa, a girl’s best friend“ handelt mit bittersüßer Melodie von ihrer Hündin Mona und zugleich von der Erkrankung der Oma. Ein Song über Liebe und Verlust, der zugleich versucht, die Welt zu verstehen. Dazwischen gab es einige Besonderheiten, schließlich musste der Tourabschluss gefeiert werden. So ersetzte Soundmann Flo bei einem Stück den Schlagzeuger, was Oska zu einem Lachflash veranlasste, als sie plötzlich ihren Drummer filmend im Publikum entdeckte. Und es gab a cappella zur akustischen Gitarre vorgetragen ein Cover von Crosby, Stills, Nash & Young – wundervoll harmonisch.
Der Abend hatte viele magische Momente und konnte nicht besser abgeschlossen als mit der Zugabe „Distant Universe“, die Oska dann als ihren ersten selbst verfassten Song aus den Anfangstagen vorstellte. Im Anschluss blieben viele Zuschauer*innen im Club und kamen mit der Österreicherin ins Plaudern, die ganz natürlich hinter dem Merch stand, für jeden die richtigen Worte fand, fleißig Alben signierte und einfach Freude ausstrahlte.
Der ganze Abend war wie eine musikalische Kuscheltherapie: emotional, harmonisch und bezaubernd. Zuckersüß gewann Maria alias Oska die Herzen ihres Publikums. Wie meine Frau so richtig bemerkte: „Am liebsten würde man sie einpacken und mit nach Hause nehmen“. Stimmt. Aber die Alben von doppelfinger und Oska tun’s dann auch.
Lange musste das Trierer Publikum auf den Auftritt von Chris de Burgh warten, der dann endlich am 27. Oktober 2022 stattfand. Die Arena war leider nicht komplett gefüllt, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Der 74jährige Sänger stand ganz allein auf der Bühne und präsentierte einen bunten Querschnitt durch seine Karriere, der besondere Schwerpunkte auf die beiden Konzeptalben „Moonfleet & Other Stories“ sowie auf das aktuelle Werk „The Legend of Robin Hood“ legte.
Pünktlich um 20 Uhr erschien der Ire auf der Bühne und wurde von Beginn an umjubelt. Alterserscheinungen? Kein Thema! Ohne Pause dauerte der reguläre Set bis genau 22 Uhr (perfektes Timing) und im Anschluss gab es noch einige Zugaben.
Zu Beginn zeigte er seine Qualitäten zunächst am Klavier. Von dort performte er „The Hands of Man“ mit gewohnt sonorer Stimme und zeigte dann mit „Go Where Your Heart Believes“, dass auch die hohe Stimmlage nichts an ihrer Strahlkraft eingebüßt hat. Zum dritten Song wechselte Chris an die Gitarre und es gab mit „Missing You“ den ersten Smashhit des Abends, gefolgt von dem rockigen „Waiting for the Hurricane“.
Der Bann war schon längst gebrochen und das Publikum in Feierlaune. Der Songwriter führte elegant und charmant durch den Abend, nutzte die ganze breite der Bühne, wechselte die Instrumente und bisweilen gab es auch Musik von der Reserve. Die Tour war ursprünglich mit kompletter Band geplant, doch die mehrmalige Verschiebung machte dem einen Strich durch die Rechnung. Jedenfalls kann Chris de Burgh einen solchen Abend locker solo gestalten – und wenn es den Arrangements dienlich ist, werden einzelne Passagen einfach vom Band eingespielt.
Die Trierer Zuschauer waren immer gut dabei und „Sailing Away“ funktionierte als ausgiebiger Mitsing-Klassiker. Dann erzählte Chris schelmisch von den Vorhängen in Hotels, die immer einen Tick zu kurz sind, und führte dies pantomimisch vor. Aber das war natürlich nur die Überleitung zu einem anderen Geheimnis: den Frauen. Wer versteht die Frauen? Keiner meldete sich, aber der Sänger versuchte eine Annäherung mit den Balladen „Suddenly Love“ und „Woman’s Heart“.
340 Lieder hat Chris de Burgh nach eigenen Angaben inzwischen geschrieben – und doch oder gerade deshalb hegt er große Bewunderung für Songwriter wie die Beatles, die Eagles und Elvis. Um dem Tribut zu zollen, gab es ein kleines Medley mit Stücken wie „Here Comes The Sun“ sowie „Hotel California“ – und dann wurde „Always on My Mind“ komplett gespielt.
Im Anschluss ging es stimmungstechnisch in eine Taverne und zu den „Moonfleet“-Geschichten des britischen Autors John Meade Falkner. Diese Story um Schmuggler und die Jagd nach einem Diamanten hat de Burgh im Jahr 2010 vertont. Jetzt gab es einige Ausschnitte daraus, wobei der Meister sich bei Songs wie „My Heart’s Surrender“ von einem eingespielten Orchester begleiten ließ, was die Ausrichtung sehr musicalmäßig machte, und das starke „The Storm“ in Form eines Shanty-Songs mit Folkrock-Charakter darbot. Die geheimnisvolle Stimmung war jedenfalls greifbar und das schummrige Bühnenlicht tat sein Übriges dazu.
Zur Halbzeit gab es mit „Another Rainbow“ einen Song für einen verstorbenen Freund und dann ein kurzes orchestrales Zwischenspiel zum Durchschnaufen. Der Sänger verließ aber nicht etwa die Bühne für eine Pause, sondern spielte direkt weiter. Mit viel Pathos interpretierte er „The Road to Freedom“ und den erzählenden Song „The Snows of New York“, der von zwei Brüdern aus Irland berichtete, die sich trennen mussten, weil einer nach Amerika ging.
In Argentinien geboren ist Chris de Burgh dennoch stolz, durch und durch Ire zu sein. Und in einer jetzt wahrhaft politischen Rede bekamen viele ihr Fett weg. Die Situation in Großbritannien hatte er bereits kurz angedeutet und dann den Mantel des verschämten Schweigens darüber gelegt. „Zum Glück bin ich Ire!“ Aber der Song „Cry No More“ war dann doch ausschlaggebend für eine Tirade. Ursprünglich war er für die syrischen Flüchtlinge in Europa geschrieben und Chris dankte Deutschland mit ehrlichen Worten für die Grenzöffnung vor einigen Jahren. Doch jetzt legte er das Augenmerk auf die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und ging hart mit Putin ins Gericht („Fahr zur Hölle!“). Außerdem versprach er, trotz seiner großen Popularität in Russland nie wieder dort aufzutreten. Wort! Der Song „Cry No More“ wurde dann sehr emotional dargeboten.
Im Anschluss ging es zur zweiten großen Geschichte des Abends: Der Legende von Robin Hood. Tatsächlich ist das ein Musical von Chris de Burgh und Dennis Martin, das zunächst in Fulde aufgeführt wurde und ab Dezember 2022 im Theater Hameln bewundert werden darf. Aus den Musicalsongs hat Chris ein weiteres Konzeptalbum kreiert, das vor rund einem Jahr erschien.
Wie ein Bänkelsänger erzählte der Songwriter einzelne Episoden aus der Geschichte, beginnend mit „The Tale of Robin Hood“. „The Man with the Double Face“ berichtete von den Intrigen um die Hauptfigur, „Home From the War“ ließ ihn als gebrochenen Mann von den Kreuzzügen heimkehren und „We’ve Got the Money“ stellte die Party nach, wenn Robins Bande mal wieder die Reichen bestohlen hatte. Der Eindruck der Songs war sehr gut – und wer alles hören will, sollte entweder nach Hameln fahren oder sich zumindest das Album (HIER unsre Review) zulegen.
Mit den ersten Standing Ovations des Abends wurde der Klassiker „Borderline“ bedacht, den Chris wundervoll schmachtend am Piano gespielt hatte. Und eins lässt sich auch hier wieder sagen: Selbst bei den höchsten Tönen musste er nichts überspielen. Chapeau dafür!
Ohnehin war jetzt Zeit für die Klassiker und das Publikum (vor allem die Frauen) versammelte sich zur großen Stehparty vor der Bühne, um den Senior-Sänger (der übrigens noch locker für 60 durchgehen würde) anzuhimmeln und seine Hits wie „The Lady in Red“, „Don’t Pay The Ferrymen“ und „High in Emotion“ abzufeiern. Die erste Lady, die nach vorne stürmte, hatte dabei stilecht eine rote FFP2-Maske an. Es geht nichts über gute Vorbereitung.
Im Zugabenblock – wie gesagt schon nach 22 Uhr und damit nach zwei Stunden hingebungsvoller Soloperformance – gab es „Where Peaceful Waters Flow“ und ein weiteres Cover: das allseits bekannte „Pretty Woman“ von Roy Orbison. Damit aber die Zuschauer*innen nicht mit fremden Klängen aus der Arena gehen sollten, schloss „The Legacy“ aus der Robin Hood Story den denkwürdigen Abend ab.
Am Anfang hatte Chris de Burgh sich mit viel Ironie im Namen des Publikums drei Fragen gestellt: Lebt er noch? Kann er noch singen? Hat er noch Spaß auf der Bühne? Alle kann man getrost mit „Ja“ beantworten. Der Meister aus Irland ist immer noch ein großer Entertainer, Geschichtenerzähler, Songwriter, Sänger – und lebt seine Profession mit viel Elan auf der Bühne. Er darf gerne wieder kommen, ob mit oder ohne Band.