„Früher war jede Show 20 Kilometer von Ibbenbüren entfernt schon ein absolutes Highlight für uns. Es wurden Schnittchen vorbereitet und dann ging die Reise los“ – zwischen dieser Aussage von Ingo Donot und dem besagten „früher“ liegen mittlerweile 30 Jahre. Und in denen ist unglaublich viel passiert. Aus einer Scheune in Ibbenbüren ging es hinaus in die weite Welt, Konzerte als Headliner oder im Vorprogramm von namhaften Bands in etlichen Ländern folgten. Mit ihrem handgemachten Punkrock, einer klaren Haltung und ihrer bodenständig grundsympathischen Art gewinnt diese Band seit 30 Jahren Fans. Und auch musikalisch geht es seit 1994 eigentlich nur bergauf. Die Entscheidung, 2015 deutschsprachig weiterzumachen, hat den Donots nicht geschadet, im Gegenteil.
Was die Band aber vor allen Dingen ausmacht, ist ihre unglaubliche Live-Präsenz. Eben dies zeigte das Quintett beim ausverkauften Birthday Slam, der zuvor schon in diverse andere Städte führte. Während der Mittwoch im Sonic Ballroom als kleine, schwitzige Clubshow aufwärmte, gab es am Donnerstag dann das große Konzerterlebnis im Kölner Palladium.
Es lässt sich kaum besser zusammenfassen als damit, dass die Band – wie immer – schlichtweg abgeliefert hat. Die größten Hits (wie „So Long“, „Stop the Clocks“, „Whatever Happened to the 80s”) wechselten sich mit diversen aktuelleren Songs ab. Und ebenfalls „wie immer“ kam auch der Spaß nicht zu kurz. Die Ibbenbürer sind bekannt für spontane Ideen und setzen diese auch fast immer um. Man erinnere sich nur an den kurzfristigen zusätzlichen „Überraschungs-Auftritt“ bei Rock am Ring 2024. In Köln nun, wo Sänger Ingo mehrere Jahre lebte, setzen die Donots ganz auf die Spontanität der Stadt: „Gemeinsam“ wurde ein kurzer Song kreiert, schließlich „singen die Kölner doch ohnehin immer alles mit“. Lyrics gefälligst? „Sag mal Köln geht’s euch gut?“ – „Nein Donots, uns geht’s besser“ – „Ist das der beste Tag im Jahr?“ – „Na klar, na klar“. Paar Mal wiederholen, zack, Hit. „Funktioniert in jeder Geschwindigkeit und in jedem Genre“, freute sich Ingo und probierte gleich eine Metal- und Reggae-Version aus. Fazit: Klappt – und ganz Köln singt mit.
Während andere Bands ihre Fans irgendwann auffordern, sich hinzusetzen und passend zum Breakdown aufzuspringen –setzen sich Donots-Fans von selbst und „rudern“ gemeinsam zu „Stop the Clocks“. Weitere Donots-Schnapsidee gefälligst? Bei den Birthday-Slams wurde ein großer Beamer aufgebaut. Was also läge ferner, als die große Leinwand zu nutzen, um Mario Kart zu spielen? Die Idee sollte schon in Wiesbaden umgesetzt werden, „aber das Bluetooth-Signal war nicht stark genug“. Dass Ingo sich an irgendeinem Zeitpunkt ins Publikum bewegt, ist nicht ungewöhnlich, dass er dabei auf der Suche nach Gegner*innen bei Mario Kart ist, ist es schon eher. Ganz funktioniert hat es dann allerdings auch in Köln nicht, dem Spaß hat es keinen Abbruch getan.
Noch dazu hatten die Donots hervorragende Gäste mit dabei. Mit Heisskalt – just wiedervereint, um Bassistin Lola verstärkt und einem neuen Album in den Startlöchern (Release-Konzerte am 24. Januar in Sindelfingen und am 25. Januar in Köln) – und den Pop-Punkern von Itchy wurden die Fans schon vor dem Mainact ordentlich aufgewärmt.
Rundum für Fans wie Bands sicherlich ein hervorragender Birthday-Slam, der Lust auf mehr macht. Für die Donots ist jedenfalls noch lange nicht Schluss. Schon jetzt gibt es erste Infos über die geplanten Festival-Shows 2025. Unter anderem treten sie am 21. Juni in Trier beim Porta Hoch Drei direkt vor dem Wahrzeichen der Stadt auf.
Es geht zum Endspurt. Auch der dritte Tag bei ROCK AM RING 2024 war wettermäßig ein Traum. Tagsüber nur Sonnenschein, bei klarem Himmel in der Nacht allerdings recht kühle Temperaturen. Glück für alle, die an eine dickere Jacke gedacht haben. Die Sause zum Finale startete dann mit den unverwüstlichen H-Blockx.
Die Band um Henning Wehland ist in den letzten Jahren ziemlich von der Bildfläche verschwunden. Doch am Ring feierte man mit dem ersten Slot am Nachmittag Wiederauferstehung. Das letzte Album ist 17 Jahre alt. Als Opener gab es dessen Titelsong „Countdown to Insanity“. Dabei war der 52jährige Henning topfit und zeigte sich viel agiler als bei den Söhnen Mannheims oder seinen Solokonzerten. Zwölf Jahre war der letzte Auftritt bei Rock am Ring her – 1995 gab es den ersten Gig der deutschen Crossover Pioniere, doch deren damaliger Hit „Risin‘ High“ ist bis heute im Ohr. Daneben ertöntem in dem kurzweiligen Set auch Cover wie „The Power“ und ganz zum Schluss „Ring of Fire“, womit die Band klarstellte, was ihnen der Ring bedeutet. Jetzt soll es schnell wieder auf Tour gehen, denn das Debüt mit dem kultigen Haifisch-Cover feiert 30. Geburtstag. Die ersten Konzerte sind schon ausverkauft.
Im Anschluss hatten die Leoniden zunächst Mühe, die gute Stimmung vor der Utopia Stage zu halten. Die Indierocker aus Kiel, die sich nach dem herbstlichen Sternschnuppenschwarm benannt haben, sind schon seit 2005 aktiv und werden demnächst ihr viertes Album „Sophisticated Sad Songs“ veröffentlichen. Das Publikum war am dritten Tag sehr müde und es war heiß. Dennoch legten die Leoniden einen mitreißenden Auftritt hin, der als Weckruf auch das Cover „Teenage Dirtbag“ bereithielt.
Eine coole Aktion war es, mitten in der Menge ein Klavier aufzubauen, an dem sich Sänger Jakob Amr niederließ. Es gab unter anderem „Take On Me“, stimmgewaltig von den Ringrockern mitgesungen. Als Vorgeschmack auf das neue Album brachten die Leoniden ihre brandaktuelle Single „Balance Of Love“ mit Ohrwurm-Hook und schönem Klanggerüst.
Apropos schön: Weniger gediegen ging es bei Hanabie zur Sache, einer Metalcore Band aus Japan. Wer jetzt wieder eine liebliche Tanz-Choreo wie bei Babymetal erwartet hatte, wurde eines Besseren belehrt. Die Sängerinnen Yukina und Matsuri lieferten vor allem hohen Gesang und verstörende Screams. Das war dann doch zuviel des Guten, also zurück zur Hauptbühne.
Auf der Utopia Stage waren jetzt mehrere Stunden Deutschrock angesagt. Das hatte man in letzter Zeit selten am Ring, zumindest in dieser Konzentration. Den Anfang machten MADSEN, seit 13 Jahren endlich mal wieder vor Ort. Die Brüder aus dem Wendland waren sichtlich hungrig, den Fans ihre nach wie vor vorhandene Energie zu zeigen. Und sie haben’s noch drauf!
Der Set startete passend mit „Ein bisschen Lärm“ und „Mein Herz bleibt hier“. Der Schlagzeuger sang crowdsurfend aus der Menge. „Macht euch laut“ hieß die Devise, bevor nach „Nachtbaden“ das Robbie-Cover „Angels“ alle zum Mitsingen brachte. Pünktlich zur Europawahl gab es den neuen Song „Faust hoch gegen Faschismus“, der den Nerv der Menge traf. Und eine ganz wichtige Botschaft zum Schluss: „Lass die Musik an“, eine Hymne mit magischer Wirkung, bei der auch schon mal Polonäse getanzt wurde. Dieser Gig hat einen Riesenspaß gemacht und MADSEN haben hoffentlich viele Freunde (zurück)gewonnen.
Wanda aus Österreich überzeugten mit energischem Gitarrenrock und Hits wie „Jurrassic Park“, „Ich will Schnaps“ und „Columbo“. Das neue Album „Ende nie“ ist erst am Freitag erschienen. Die noch ganz frischen Songs drücken das Lebensgefühl einer Generation aus. Auch am Ring hatte man sich jetzt auf den deutschsprachigen Block eingestimmt und feierte kräftig mit.
So war es äußerst passend, dass die Donots nach ihrem furiosen Auftritt am Samstag noch eine Überraschung für Sonntag in petto hatten. „Wir haben vergessen, die Zugabe zu spielen“, hieß es von Ingo und Guido Knollmann. Man hatte sich auf einer Hebebühne auf der rechten Seite der Stage platziert, wo der Aufbau für Kraftklub in vollem Gange war. Unter Riesenjubel wurde die Hydraulik nach oben gefahren und sichtbar für alle gab es einen Set mit tanzbaren Rockern wie „Fight For Your Right“ und „We’re Not Gonna Take It“. Die Party wurde nur von den aktuellen Wahlergebnissen für die AfD getrübt: „Ein Tag, an dem ich kotzen könnte“, vermeldete Ingo.
Kraftklub hatten sich traditionell in Schwarz-weiß gekleidet und starteten mit „Unsere Fans“. Es gab einen eleganten roten Vorhang, der immer wieder geöffnet und geschlossen wurde. Gleich zum Start wurde eine Riesenladung Konfettibänder in die Luft geschossen. Dann ging es weiter mit Songs wie „Wittenberg ist nicht Paris“, „Chemie Chemie Ya“ und „Wie ich“. Zwei Zuschauerinnen namens Emma und Greta durften sich auf der Bühne einfinden und am Glücksrad drehen. Gewonnen hatte der Titel „Am Ende“.
Als Revanche gingen Kraftklub ins Publikum für ein Bad in der Menge und ein Akustikset. „Kein Liebeslied“ war der Beweis dafür, dass neben aller Härte auch emotionale Töne möglich sind. „Angst“ schlug ebenfalls in diese Kerbe – und war zudem passend, als es wieder eine Anspielung auf das Wahlergebnis gab. „Nazis raus“ aus der Kehle von fast 90.000 Menschen brachte die Band zu einem Statement gegen Rassismus, Faschismus und Homophobie. Gegen die verkackte AfD helfe wohl nur noch die Antifa, hieß es. Vor der Zugabe dann der Song „Randale“ und der Aufruf, alles in die Luft zu schmeißen, was man bei sich trägt.
Der Auftritt von Måneskin war weniger spektakulär als erwartet, aber man brauchte auch nicht viel Brimborium, um die Masse zu begeistern. Was hat diese Band für eine Karriere hingelegt? 2016 waren sie noch Schulband – und dann der Sieg 2021 beim „Eurovision Song Contest“. Für die meisten ist die Teilnahme an dieser Veranstaltung der Todesstoß, doch für Måneskin ging es erst richtig los. Eine Welttournee mit ausverkauften Konzerten war das Ergebnis. Am Ring sorgten sie vor zwei Jahren am frühen Abend für Furore – jetzt waren sie Headliner.
Das Konzert hatte einen beeindruckend geilen Sound, egal ob es Stimme, Gitarren oder Schlagzeug betraf. „Don’t Wanna Sleep“ war die Devise, dann gab es „Gossip“ und schon früh den ESC-Song „Zitti E Buoni“. Das Cover von „Beggin'“ war ein erstes Highlight, wobei Sänger Damiano David diesem Hit ganz neuen Glanz verlieh. Bassistin Victoria De Angelis ließ sich von den Zuschauer*innen auf Händen tragen. Bei „I Wanna Be Your Slave“ tobte das komplette Infield. Ein grandioser Gig in kalter Nacht.
Parkway Drive sorgten auf der Mandora Stage für hitzige Stimmung, um die geringen Temperaturen auszugleichen. Die Band aus Australien setzte auf Pyros und Growls – ein düsterer Abschluss für RAR 24. Der Bühnenaufbau mit Podesten für Schlagzeug und Gitarren war sehr wirkungsvoll. Bei „Idols and Anchors“ fand sich Shouter Winston McCall inmitten der Crowd, für „Crushed“ gab es ein Violinen-Intro und nach dem letzten Song „Wild Eyes“ ein großes Feuerwerk.
ROCK AM RING 2024 ging so mit einem heftigen Knall zu Ende. Jetzt stehen die Zeichen bereit für das Jubiläum im nächsten Jahr. Was bleibt von der aktuellen Auflage? Es war insgesamt (hard)rockiger. Die Rufe der Fans sind also erhört worden. Back to the roots? Nicht wirklich. Im Jahr 1992 waren beispielsweise neben Pearl Jam auch Elton John, Bryan Adams und Marillion am Start. Heutzutage undenkbar.
Was mir jetzt im Ohr bleibt, ist der gelungene Start mit Querbeat. Karneval am Ring? Funktioniert. Dann waren die Ärzte nicht in Plauderlaune, was ihrem Auftritt hörbar gut tat. Donnerstags war ich von Against The Current überrascht. Electric Callboy haben definitiv den Vogel abgeschossen und die beste Performance des Festivals hingelegt. Das war einfach grandios – was für eine Liveband! Green Day haben aktuell mit zwei Jubiläumsalben eine hervorragende Setlist. Der Sonntag war solide, aber wirklich herausragend fand ich niemanden. Vielleicht MADSEN, die nachmittags richtig Schwung in die Bude brachten.
Ausblick 2025
Viel Zeit, sich auszuruhen, bleibt nicht: Das Jubiläumsjahr steht vor der Tür – und damit ein herausragendes Festivalwochenende, das in der langen Geschichte von Rock am Ring und Rock im Park einen Ehrenplatz einnehmen wird. Vom 6. bis 8. Juni 2025 feiert Rock am Ring vierzigstes und Rock im Park dreißigstes Jubiläum. Ein besonderer Anlass, zu dem die Veranstalter sich einiges haben einfallen lassen, so soll es 100 Acts und erstmals vier (!) Bühnen geben.
Das Beste: Der erste Headliner steht bereits fest. So lassen es sich die US-amerikanischen Metal-Helden von Slipknot nicht nehmen, persönlich zu gratulieren – sie sind als einer der Headliner bei Rock am Ring und Rock im Park 2025 bestätigt und feiern gleichzeitig ihr eigenes großes Jubiläum. Vor 25 Jahren veröffentlichten die maskierten Ikonen ihr legendäres Debütalbum „Slipknot“. Ein Grund mehr zum Feiern. Der Vorverkauf startet sofort.
Die Fotogalerie vom Finale am Sonntag bei ROCK AM RING 2024 mit Biohazard, Hatebreed, H-BlockX, Madsen, Parkway Drive, Donots, Fear Factory, Machine Head, Of Mice And Men, While She Sleeps, Polyphia, The Art Is Murder – Fotos: Rainer Keuenhof
Klar hätte man es sich einfach machen können. Nachdem das Konzert der Donots in Saarbrücken in Windeseile ausverkauft war, wäre eine Ausweichstätte in der saarländischen Landeshauptstadt schnell gefunden. E-Werk und Saarlandhalle sind ja immer in der Hinterhand. Doch zum Glück ging man den coolen Weg: Nach dem Motto „man lebt nur zweimal“ wurde kurzerhand eine Nachmittagsshow angesetzt. Was das für Auswirkungen hatte, konnte man mit Blick ins Publikum unschwer erkennen. Der Altersdurchschnitt war deutlich gesenkt und das Publikum ging bis ins Kita-Alter. Grandios! Man kann den Kleinen nicht früh genug beibringen, wie ordentliche Musik klingt. Das war musikalische Früherziehung par excellence.
Die Garage war schon zu früher Stunde (sprich: 14 Uhr) bestens gefüllt. Am Nachmittag zwar nicht ausverkauft, aber mit knapp 1000 Zuschauer*innen bis in die hinteren Reihen locker gefüllt. Adam Angst machte den Support und musste zunächst das etwas launische Publikum bändigen: „Es ist auch für uns die erste Stunde“. Die deutschen Punkrocker sind schon lange kein Geheimtipp mehr und bekannt für ihre knallharte Performance. So hatte man das Publikum mit „Wir sind zusammen“ und dem Mottotitel „Punk“ schnell auf seiner Seite. Sänger Felix Schönfuss verfügt über eine geniale Stimme und eine fantastische Bühnenpräsenz. Dazu gab es deutliche Worte und verzerrte Gitarren.
Die halbstündige Setlist widmete sich vor allem dem aktuellen Album „Twist“, das erst kürzlich erschienen ist. Für Punkrock doch recht untypisch wurden Songs wie „Unter meinem Fenster“ und „Die Lösung für deine Probleme“ am Piano begleitet. Auch dort machte Felix eine sehr gute Figur. Letztgenanner Track richtet sich deutlich gegen die AfD. Beim Agieren gegen Rechts darf es keine Klischees geben. Und als Zugabe gab es den Song von den selbsternannten „Professoren“, die abends lamentierend in der Imbissbude stehen und zu wissen glauben, wie die Ausländer unser Land verändern. Mit tiefsinnigen Texten und krasser Performance haben Adam Angst neue Freunde gewonnen, was ein Blick in Richtung Merch-Stand verriet.
Fotocredit: Grand Hotel Van Cleef
Pünktlich um 15 Uhr machten die Donots sich zu den Klängen von „Girls Just Wanna Have Fun“ bereit, um dann zum Schlachtruf „Auf sie mit Gebrüll“ den Vorhang fallen zu lassen. 1994 als Schülerband in einer Garage in Ibbenbüren gestartet, haben sich die Donots Schritt für Schritt einen Namen weit über die Punkrock-Szene hinaus gemacht. Fast 30 Jahre, zwölf Alben, über 1.200 Konzerte in 21 Ländern – ihre Geschichte hat Höhen, Tiefen und natürlich jede Menge absurde Momente.
Dass sie auch den Nachmittagsslot beherrschen, haben sie 2022 bei ROCK am RING eindrucksvoll bewiesen, als sie zu früher Stunde das Festival eröffnen durften. Es war die erste Show dort nach Corona und die Menschen waren ausgehungert. Die Donots konnten diesen Hunger stillen und feierten bei hellem Tageslicht eine Wahnsinnsshow, die Maßstäbe für das Festival setzen sollte. Jetzt in Saarbrücken stand der Tag zunächst unter keinem guten Stern, war doch Sänger Ingo noch vormittags mit Verdacht auf Rippenbrüche beim Arzt. Zum Glück Fehlalarm und er konnte sich für zwei Shows fit machen, für die am Abend kurzerhand die ganze Praxis-Crew auf die Gästeliste gesetzt wurde. Ein feiner Zug.
Neben den deutschsprachigen Gassenhauern gab es auch englische Songs wie „Calling“ und „Dead Man Walking“, das den ersten Mega Circle Pit zur Folge hatte. Natürlich hatte Ingo im Blick, dass sehr viel Jungvolk im Publikum war. Als er zu „Hey Ralph“ alle Kids auf die Bühne bat und sich die Reihen unendlich mit strahlenden Gesichtern füllten, wurde er selbst von den Emotionen übermannt und war den Tränen nahe. So etwas erlebt man nicht oft.
Der Besuch mitten im Circle Pit war für den Frontmann obligatorisch. Und dort entdeckte er während „Kaputt“ den Erdbeermann, der auf Donots-Konzerten im Saarland schon eine Legende ist und inzwischen mit eigenen Aufklebern und Fan-Shirts (!) aufwartet. Zudem lud der Erdbeermann alle Fans für die Zeit zwischen den Shows in die Kneipe Klim-Bim am Sankt-Johanner-Markt ein. Dort würden zur Feier des Tages nur Donots-Songs gespielt. Versprochen.
Die Show mit drei Zugaben („Eine letzte Runde“, das Twisted-Sister-Cover „We’re Not Gonna Take It“ und „So Long“) dauerte gut 100 Minuten. Absolut okay – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ja noch eine weitere Runde am Abend anstand. Wieder einmal wurden die Donots ihrem Ruf als furiose Liveband gerecht. Im Saarland sind sie stets willkommen – egal zu welcher Uhrzeit.
Am zweiten Augustwochenende fand die 23. Ausgabe des saarländischen Festivals statt. Neben Dauergästen wie Donots und Frank Turner beehrten auch Electric Callboy, Tokio Hotel, Sido und Peter Fox die Sauwasen bei Püttlingen.
Gefühlt das halbe Saarland inklusive des Umlandes findet sich Anfang August auf den Wiesen rund um den kleinen Ort Köllerbach in der Nähe von Püttlingen ein. Das mag ein wenig übertrieben sein, aber auch 2023 kamen rund 25.000 Menschen zu dem mittlerweile 23. Rocco del Schlacko. Drei Tage lang – von Donnerstag bis Samstag – wird hier auf dem Campingplatz und vor den Bühnen gefeiert. So viel sei vorab schon gesagt: Die Begeisterung für das saarländische Festival scheint auch weiterhin anzuhalten. Die ersten 5000 Tickets für 2024 waren innerhalb kurzer Zeit direkt nach dem Ende des Festivals schon ausverkauft, obwohl noch keine Band für die kommende Ausgabe feststehen.
Fotocredit: Julia Nemesheimer
Allgemein sprechen die Veranstalter von einem gelungenen Festival und auch Polizei und Rettungsdienst hatten überschaubar viel zu tun. Lediglich ein Zwischenfall am Freitag führte zu schwereren Verletzungen: Zwei Männer wurden nach einer Gaskartuschenexplosion auf dem Campingplatz mit Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert.
Abseits dessen steht bei Festivals die Stimmung im Vordergrund. Die Saarländer wissen offenbar zu feiern, denn sowohl während der Konzerte als auch auf dem Zeltplatz war diese ausgelassen. Die Veranstalter setzen dabei seit jeher auf einen ausgewählten Musikmix. Dabei muss sich das Rocco del Schlacko schon seit vielen Jahren nicht hinter anderen Festivals verstecken, denn auch große Namen lassen sich hier blicken.
Electric Callboy – Fotocredit: Julia Nemesheimer
Marteria – Fotocredit: Julia Nemesheimer
Von Metal über Rock und Pop bis hin zu Hip-Hop ist so ziemlich alles vertreten und über den Zeitplan hinweg ebenfalls ordentlich durchmischt. Da folgte dann am Donnerstag auf die Punkrock-Veteranen von Zebrahead harter Metalcore von While She Sleeps aus UK. Das mündete in eine ausgelassene Party der Metal-Trance-Core Combo Electric Callboy aus Castrop-Rauxel. Die Band wird derzeit als eine der angesagtesten Livebands gefeiert, mit ausverkauften Tourneen in Europa sowie demnächst in den USA und Australien. Die Show bietet aber auch alles, was man sich wünschen kann: tanzbare Ohrwurm-Songs mit Mitsing-Charakter, Pyrotechnik und Konfettiregen gepaart mit sympathischen Musikern, die das Publikum voll in der Tasche haben. Kontrastreicher ging der Festivaldonnerstag dann mit Marteria zu Ende, der von vielen Fans ebenfalls ausgiebig und bis kurz vor Mitternacht gefeiert wurde. Wer danach immer noch nicht genug hatte, konnte auf der Ponyhof-Bühne mit Deine Cousine und Me First & the Gimme Gimmes bis tief in die Nacht weiter tanzen.
Fotocredit: Julia Nemesheimer
Das Wetter spielte sowohl am Freitag als auch am Donnerstag ordentlich mit, das Thermometer kletterte insbesondere freitags auf bis zu 30 Grad. Entsprechend staubig war dann auch die Angelegenheit vor den Bühnen: Mit Van Holzen, Rikas und Fjørt hatten drei Bands aus Deutschland zunächst das Vergnügen, auf der Hauptbühne zu spielen und die ersten Gäste zum Tanzen aufzufordern. Ordentlich füllte sich dann der Raum spätestens zum Auftritt von Frank Turner & The Sleeping Souls. Der Brite unterstrich erneut seine Live-Qualitäten und überzeugte das anwesende Publikum mit einer Mischung aus Folk-Punk-Rock, eine gute Stunde lang ausgelassen mit ihm zu feiern und zu tanzen. Dabei handelte es sich nicht um Turners ersten Auftritt beim Rocco del Schlacko, vielmehr ist er ein gern gesehener Gast. Den Gig nutzte er unter anderem, um seine Deutschkenntnisse zu erproben, was ihm sicherlich einige Sympathiepunkte zusätzlich einbrachte. Danach ging es mit Sido und Deutsch-Rap weiter – dabei mag sich das Publikum etwas verändert haben, der Stimmung tat es jedoch keinen Abbruch.
Frank Turner – Fotocredit: Julia Nemesheimer
DONOTS – Fotocredit: Julia Nemesheimer
Nach Sidos Set folgte deutschsprachiger Punk-Rock: Die Broilers aus Düsseldorf hatten den Weg ins Saarland gefunden. Die Band spielt jährlich viele Konzerte vor großem Publikum, etliche sind ausverkauft und auch das Rocco del Schlacko feierte ausgelassen mit. The Subways (ebenfalls Dauergäste beim Rocco) und die Hip-Hop-Band 01099 beschlossen den Freitag dann auf dem Ponyhof.
Broilers – Fotocredit: Julia Nemesheimer
Schon am Vorabend wurde über die Leinwände davor gewarnt, die Zelte und Pavillons entsprechend zu sichern, da für die Nacht Regen und stärkerer Wind angekündigt war. Tatsächlich kam es vor allem auf den Parkplätzen zu schwierigeren Situationen: Der Regen hatte die Erde in jede Menge Schlamm und Matsch verwandelt, viele Fahrzeuge hatten dadurch Probleme, wieder wegzukommen. Für viele war das aber erstmal ein Zukunftsproblem, schließlich stand der letzte Festival-Tag noch bevor. Glück im Unglück: Auf den Campingplätzen hielt sich der Schlamm ebenso wie auf dem Festivalgelände selbst in überschaubarem Ausmaß. Dreckig wurde man zwar, aber Einschränkungen gab es durch den immer wieder tagsüber vereinzelt fallenden Regengüsse keine.
Tokio Hotel – Fotocredit: Julia Nemesheimer
Fotocredit: Julia Nemesheimer
Daher wurde am Samstag fleißig weitergefeiert: Mit Blond und Schmyt sowie einem Highlight aus den frühen 2000er Jahren, Tokio Hotel. Kreischalarm war da immer noch angesagt. Dabei spielte die Band zwar zum Abschluss auch den größten Hit „Durch den Monsun“, legte beim Set jedoch den Fokus auf die neueren, poppig-elektronischeren Lieder. Es folgten: Die Donots als Co-Headliner und mit dem inzwischen neunten Auftritt beim Rocco del Schlacko. Die Band aus Ibbenbüren bezeichnet das saarländische Festival schon als Wohnzimmer und überzeugte auf voller Linie. Die Fans feierten die Band und gaben kurz vor Ende des Wochenendes nochmal alles. Auch alte Bekannte tauchten dabei auf. Der „Erdbeermann“ war schon 2015 einmal auf die Bühne gebeten worden und hatte jetzt sein Comeback. Gemeinsam mit Frontmann Ingo ließ er sich auf einem Sofa durch die Menge tragen und entblößte unter seinem Kostüm nach dem außergewöhnlichen Crowdsurfing mit einem „FCK AfD“-Shirt eine politische Message, der sich auch die Donots sowie das Publikum anschlossen.
DONOTS – Fotocredit: Julia Nemesheimer
Ein Wiedersehen mit den Donots dürfte nach dem Gig jedenfalls auch auf dem Rocco del Schlacko sehr wahrscheinlich sein. Der letzte Headliner war dann Peter Fox, der in diesem Jahr sein Comeback feierte. Auf der Bühne tat er das mitsamt einer ganzen Wagenladung an Fans, die dort mittanzen durften. Über „Goldene Tickets“ wurden noch weitere Menschen aus dem Publikum im Laufe des Sets mit dazugeholt – Musikstars zum Anfassen also.
Peter Fox – Fotocredit: Julia Nemesheimer
Allgemein lässt sich festhalten: Das Saarland bietet mit dem Rocco del Schlacko ein familiäres Festival, bei dem – passend zum kleinsten Bundesland und zumindest ein wenig zum Klischee – gefühlt jeder jeden kennt und sei es über drei Ecken. Gefeiert wird gemeinsam und da ist es dann auch egal ob die Sonne brennt oder der Regen die Sauwasen in Matsch verwandelt.
Die Ausgabe für 2024 ist schon datiert: Das nächste ROCCO DEL SCHLACKO steigt vom 8. bis 10. August 2024. HIER findet ihr Tickets!
Das Rocco del Schlacko Festival 2023 in Püttlingen / Saarland. Seht hier unsere Fotos vom Samstag – Tokio Hotel, Donots und Peter Fox. Fotos: Julia Nemesheimer.
Es war eine geile Idee, die DONOTS den Opener bei ROCK AM RING 2022 machen zu lassen. Die Leute waren ausgehungert, was Livemusik angeht. Um 14 Uhr war das Gelände proppevoll und es gab Party ohne Ende. Als die Band aus Ibbenbüren dann auch noch ihr zwölftes Studioalbum “Heut ist ein guter Tag” ankündigte, gab es kein Halten mehr. Solch gute Tage sollte es immer wieder geben.
“HEUT IST EIN GUTER TAG ist ein Posi-Punkrock-Album, das trotz oder gerade wegen all der momentanen Gesamtscheiße ganz genau diesen Namen trägt. Songs mit geballten Fäusten und für immer Grinsen im Gesicht. Eine Platte wie ein Gästelistenplatz für die Apokalypse – Gratisgetränke inklusive. Weil – Hand auf’s Herz, Leute: Wir alle haben uns echt Augenblicke verdient, an denen wir einfach einmal wieder sagen können: Heut ist ein guter Tag!”, so die Band über die Platte.
In seinem unverhohlenen Optimismus klingt das Album fast wie eine Liveplatte. Ein Kind singt fröhlich vom Weltuntergang – und dann geht es krachend „Auf sie mit Gebrüll“. Das mag zynisch sein, aber es sorgt auch dafür, die Hörer aufzuwecken und vom Sofa zu reißen. Es gibt starken Punk und schnelle Riffs. Man kann mitsingen zu „Längst noch nicht vorbei“ oder in „Hunde los“ die anarchische Solidarität leben. Ein Song wie „Augen sehen“ hat zu Beginn sogar etwas Melancholie zu bieten – schöner sind aber die zynische Haltung in „Es tut nur weh, wenn ich lache“ und das hymnische Mantra von „Radikale Passivisten“.
15 Song in 42 Minuten führen uns in die Welt der DONOTS, die sich auch nach Corona kaum verändert hat. „Solange wir uns haben“ ist zwar nicht der Abschluss des Albums, klingt aber wie ein nostalgisches Fazit. Die besten Platten der DONOTS waren immer die, die man sich von A-Z auf einem Livekonzert vorstellen kann. Und unter dieser Prämisse ist „Heut ist ein guter Tag“ vielleicht das beste Werk bislang.
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LIVE – „Heut ist ein guter Tag“ – Tour 2023
20.04.2023 Karlsruhe, Substage (ausverkauft)
21.04.2023 München, Backstage (ausverkauft)
22.04.2023 Wiesbaden Doppelshow (mittags), Schlachthof
22.04.2023 Wiesbaden Doppelshow (abends), Schlachthof
27.04.2023 Köln, Palladium (hochverlegt von E-Werk)
28.04.2023 Hamburg, Edel Optics Arena
29.04.2023 Berlin, Columbiahalle
01.11.2023 (CZ) Prag, Rockcafé
02.11.2023 (A) Wien, Arena
04.11.2023 (CH) Zürich, Dynamo
29.11.2023 Leipzig, Werk 2 (weitere Daten in Vorbereitung)
LIVE – Festival Sommer 2023
08.-10.06.2023 Merkers, Rock am Berg Open Air
08.-10.06.2023 (CH) Interlaken, Greenfield Festival
16.-18.06.2023 Scheeßel, Hurricane Festival
16.-18.06.2023 Neuhausen ob Eck, Southside Festival
24.06.2023 Münster, Vainstream Rockfest
03.-05.08.2023 Bonn, Green Juice Festival
10.-13.08.2023 Rothenburg o.d.T., Taubertal Festival
10.-13.08.2023 Püttlingen, Rocco del Schlacko
10.-13.08.2023 Eschwege, Open Flair Festival
14.09.2023 Hockenheimring, Glücksgefühle Festival (weitere Daten in Vorbereitung)
Da geht noch was: Zu ihrer vor kurzem erschienen Single „Auf sie mit Gebrüll“ veröffentlichen die DONOTS jetzt das passende Musikvideo. Gedreht wurde es vor 13.000 ausflippenden Fans beim „Grand Münster Slam“ Ende November. Damit geht die Band aus Ibbenbüren den nächsten großen Schritt in Richtung des neuen Studioalbums „Heut ist ein guter Tag“, das am 03.02.2023 erscheint. Das ganze nächste Jahr über spielt die Band Konzerte.
Die Band hat das Wochenende in Münster noch immer nicht gänzlich verarbeitet: „Der fabulöse DONOTS Grand Münster Slam Weekender liegt gerade mal drei Wochen hinter uns und wir haben noch immer nicht unsere Kinnladen vom Boden der Halle Münsterland wieder eingesammelt. Unfassbare 13.000 Leute sind gemeinsam mit uns an 2 bums-ausverkauften Abenden komplett eskaliert. Und weil bei den besten Parties gilt ‚Wer sich daran erinnern kann, war nicht dabei!‘, haben wir glücklicherweise die Kameras mitlaufen lassen.“
Mehr Circle Pits, blaue Flecken, blutige Stimmbänder, Schweiß und Freudentränen pro Quadratmeter und Sekunde dürften kaum möglich sein. Neben dem offiziellen Livevideo wird die Band auch noch aus den zahlreichen Fan-Video-Einsendungen eine „Fan Version“ des Videos veröffentlichen – „Für den Moment sagen wir einfach Danke für die Unterstützung an die besten 13.000 Hauptdarsteller*innen eines Videos ever – Richtung Glück und nur voran!“, so die Band.
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Während die DONOTS gestern das erste Rock Am Ring Festival seit 2019 auf der Hauptbühne eröffneten, kündigte die Band aus Ibbenbüren ihr zwölftes Studioalbum „Heut ist ein guter Tag“ für den 03. Februar 2023 an!
Dazu wurde auch eine Club-Tour mit sieben Terminen angekündigt. Die Tickets dafür sind ab sofort erhältlich und das Album ist bereits in mehreren Versionen vorbestellbar. Ein erster Song erscheint demnächst.
„Heut ist ein guter Tag“ ist ein Posi-Punkrock-Album, das trotz oder gerade wegen all der momentanen Gesamtscheiße ganz genau diesen Namen trägt. Songs mit geballten Fäusten und für immer Grinsen im Gesicht. Eine Platte wie ein Gästelistenplatz für die Apokalypse – Gratisgetränke inklusive. Weil – Hand auf’s Herz, Leute: Wir alle haben uns echt Augenblicke verdient, an denen wir einfach einmal wieder sagen können „Heut ist ein guter Tag!“, so die Band über die Platte.
Erscheinen wird das Album als limitierte Dreichfach-Vinyl im Box-Set, in mehreren Vinyl-Farben als Doppel-LP, als Tape in vier verschiedenen Farben sowie als Digipak CD.
Es war ein würdiger Start nach zwei Jahren Corona-Zwangspause. Was für eine geile Idee, die DONOTS als Opener quasi am frühen Morgen (geplant war ein Start um 13.40 Uhr) auf die Hauptbühne zu lassen. Dann wurde es aber doch 14 Uhr. Ingo und seine Gang sind ja inzwischen so etwas wie die Patrone und Hausherren des Festivals – ein Status, den sie sich redlich verdient haben. Gerade erst haben die DONOTS angekündigt, dass ihr neues Album „Heut ist ein guter Tag“ im Februar 2023 erscheinen wird. Yeah! Und natürlich gab es ein entsprechendes Banner im Bühnenhintergrund: Ein Strauß Blumen für die Fans. Schnell wurde der Albumtitel zum Motto des Tages, denn heute sollte alles passen.
Von den angekündigten Gewittern und Regenschauern war nichts zu bemerken. Es blieb trocken bis zum Schluss und die milden Sommertemperaturen sorgten für das ideale Festivalwetter. Der Ring war mit 90.000 Fans ausverkauft und das Programm sah eine Menge Partykracher für ausgelassene Stimmung vor – so auch bei den DONOTS. Zehn nach vorn treibende Songs zeigten die Feierlaune des Quintetts im Einklang mit seinem Publikum. Die Mischung ging durch die gesamte Karriere, startend mit „Calling“ und „Wake The Dogs“, endend mit „Auf sie mit Gebrüll“ und „So Long“.
Dazwischen gab es eine Überraschung, auf die viele gehofft aber mit der die meisten nicht wirklich gerechnet hatten: Die TOTEN HOSEN waren auch im Jahr 2022 auf dem RING! Was wären auch das (verschobene) Jubiläum und der Neustart ohne diese Dauergäste? Zunächst spielten die DONOTS selbst „Hier kommt Alex“, doch dann waren plötzlich die Freunde, sprich: Campino und Band, mit auf der Bühne und der Jubel im Publikum grenzenlos. Kann man das noch toppen? Ja – mit einem ÄRZTE Song: Der „Schrei nach Liebe“ aus 90.000 Kehlen ließ das Gelände beben.
Es waren, laut Ingo, 888 Tage seit der letzten DONOTS-Show. Die Disziplinen Springen, Rudern und Laufen im Circle Pit funktionierten aber noch. Und wie!
Der Timetable war ein wenig im Eimer. YOU ME AT SIX starteten nochmal eine halbe Stunde zu spät und mussten ihren Gig verkürzen. Sie standen vermutlich im Stau. Der Auftritt war trotz dieser Widrigkeiten sehr stark. Der Sound komplex und von einem starken Beat getragen. Die Tracks pendelten gerne mal zwischen Pop und Rock, am liebsten aber rockte das Quintett seine breitwandigen Hymnen straight nach vorne und baute enorme Klangwände auf, die trotz aller Elektronik nie nervig wurden. Josh Franceschi sang, schrie und hielt die Fäden in der Hand. Seine Ansagen enthielten die corona-typische Wehmut: Der erste Auftritt in Deutschland seit 2019 – und zugleich der „fucking dream to play the main stage“ bei ROCK AM RING. Geschafft!
Die Alternative Rocker WEEZER brachten ihre melodische Seite auf die Main Stage. Gitarrenlastig zwischen Punk und College Rock. Als Intro gab es Van Halens „Jump“, womit die Zeichen auf einträchtiges Springen im Publikum gestellt waren. Die Setlist reichte von „Hash Pipe“ über „My Name Is Jonas“ bis hin zu „Island In The Sun“. Wer bis dahin noch nicht textsicher war, durfte sich über das TOTO-Cover „Africa“ freuen. Sänger Rivers Cuomo interpretierte den Song definitiv besser als weiland Totos Bobby Kimbell. Mit „Buddy Holly“ endete ein respektabler Set.
Es folgte die „Band der Stunde“. Måneskin aus Rom sind seit ihrem Sing beim ESC 2021 zu Recht in aller Munde und konnten den Erfolg schnell über Europa hinaus ausdehnen. Recht früh im Set präsentierten sie „Beggin'“, ein Cover der Four Seasons, ihren viralen Hit, der auch in den USA mit Platin ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus gab es „Zitti e buoni“, den ESC-Siegertitel. Und das schon ganz zu Beginn des Sets. Aber die Band war keineswegs „leise und brav“. Es wurde gerockt, was das Zeug hielt, wobei der exzentrische Fronter Damiano David ganz im Mittelpunkt stand und seine Show gekonnt zelebrierte. Alles in allem ein ordentlicher Abriss für die Hauptbühne.
The Offspring aus Orange County in Kalifornien sind nicht mehr die Jüngsten. Sänger Dexter Holland geht auch schon auf die 60 zu, was für die Punkband aber kein Hindernis war. 2021 gab es nach neun Jahren Funkstille mit „Let The Bad Times Roll“ einen neuen Longplayer. Die Frage darf gestellt werden: Braucht man so ein Album samt Titel überhaupt noch? Hat der Punk ausgedient? Ja und nein heißt hier die Antwort. Dieses Album kam genau zur richtigen Zeit und zeigte, dass Punkrock in den USA noch nicht am Ende war. Live berufen sich Dexter Holland & Co. auf alte Stärken und zelebrieren ihre Klassiker mit großer Lightshow und Leinwandvideos, die sich dann am frühen Abend (es war inzwischen 19.30 Uhr) auch lohnten. Der Tag ging mit Sonnenschein und Kaiserwetter zu Ende – The Offspring brachten den Lichterglanz vom Himmel zur Bühne.
Jan Delay mit Disko Nr. 1 und die Metalcorer Caliban spielten parallel auf Mandora und Orbit Stage. Schwierige Entscheidung, die dann aber doch zu Gunsten von Jan Philipp Eißfeldt ausfiel. Der Meister des genuschelten Wortes ging direkt in die Vollen und ließ es vom ersten Song an nicht zu, dass das Publikum sich zur Ruhe setze. „Klar“, „Spaß“, „Large“ und „Disko“ ließen den Funk hoch leben und das Publikum tanzen. Das aktuelle Album heißt „Earth, Wind & Feiern“, was zur Mottoparty einlädt. Von dem gab es dann auch viel Material zu hören. Mit Blechbläsern und weiblichem Backgroundgesang war Einiges aufgefahren und die formidable Lightshow tat ihr Übriges dazu.
Zwischenzeitlich zelebrierten Caliban Headbanging, Circle Pits und ein aggressiv-freundliches Aufeinanderlosgehen mit klaren Ansagen gegen Nazis und Intoleranz. Während Jan Delay noch den Sonnentag feierte, ging es hier düster zur Sache – auch wenn das Rammstein Cover „Sonne“ ertönte. Das Publikum zog mit und der Refrain „Eins – hier kommt die Sonne“ wurde textsicher gefeiert. Der Titelsong des neuen Albums heißt „Dystopia“ und beschreibt sowohl den Zustand der Welt als auch die Widrigkeiten der Lockdown-Zeit. Das sprach mal wieder vielen aus der Seele. Gut, dass die Zeit von Masken und Impfausweis (vorerst) ad acta gelegt scheint.
Die Broilers zeigten sich auf der Hauptbühne „Utopia Stage“ von ihrer besten Seite und hielten die Feierlaune am Kochen. Sammy Amara war ein extrem sympathischer Frontmann und schaffte es, die Punk-Atmosphäre in den Abend zu retten und das Feld für Green Day zu bereiten. Dabei waren die Broilers selbst ein würdiger Headliner. „Zurück zum Beton“ passte perfekt als Eröffnungssong – standen doch die Zuschauer feste springend auf der Asphaltfläche. Atmosphärisch war es ein hervorragendes Konzert mit wehmütigen und kritischen Texten. Der epische Bläserklang der Band verband gekonnt Funk und Punk. So soll das sein! Sehr engagiert gab es große Circle Pits, auch und gerade als Sammy – auf sein Alter anspielend – die „Jugendlichen von 40 Jahren“ ansprach. Es gab einen Kniefall des Publikums und ausgelassenes Springen. Und natürlich bekamen „Alice Weidel und die ganze Nazischeiße“ zum Song „Alice und Sarah“ ordentlich ihr Fett weg. So gehört sich das!
Der Rostocker Marteria ist auf „Vollkontakt Tour“. Das mit dem Körperkontakt ist nicht so einfach als Künstler bei ROCK AM RING. Auf der „Mandora Stage“ gab es einen lauten Set mit viel Elektronik. Die Produktion von DJ Koze zeigt Wirkung. Daher war es nicht so atmosphärisch wie im Doppelpack mit Casper vor drei Jahren. Immerhin schaffte es der gute Marten, den Anwesenden Frauen mehr Geltung zu verschaffen. Zu „Marteria Girl“ sollten alle Girls auf die Schultern ihrer Begleiter. Das klappte sichtlich gut und Marteria konnte den Song allen Girls widmen. Für „El Presidente“ gab es hingegen eine komplett neue Strophe, die den Krieg in der Ukraine thematisierte. Verdammt passend! Dass Campino auch noch hier auf der Stage auftauchte, um Zungenküsse mit Marteria auszutauschen und ihre Ossi-Wessi-„Feindschaft“ ausgiebig zu zelebrieren, sei nur am Rande erwähnt.
Auf der „Utopia Stage“ begann nun das gespannte Warten auf Green Day. Und als die US-Band, die in den 90ern das Revival des Punkrock eingeläutet hatte, endlich auf der Bühne stand, kamen ihre Headliner-Qualitäten voll zur Geltung. Was für eine geile Show! Einziges Manko: Die Zuschauer im hinteren Bereich der großen Fläche konnten nur einen Bruchteil des Sounds genießen, da die entsprechenden Boxen aus unerfindlichen Gründen entweder ausgeschaltet oder sehr leise eingestellt waren. Alles Hadern nutzte nichts – vorne brachten Billie Joe Armstrong und Green Day die Menge zum Kochen. Der Opener „American Idiot“ schlug direkt ein, aber es gab auch stille Momente. Was für ein Bild, als Billie die Fans zu „Boulevard Of Broken Dreams“ an die Handys bat: Ein Meer aus Lichtern beleuchtete das Festivalgelände und stimmgewaltig wurde der Song mitgegrölt. Der Frontmann war ständig im Kontakt zum Publikum und trieb sein Spiel mit Gesten und Sprechchören. Flammenshow auf der Bühne – dann eine Zuschauerin, die sich am Bass versuchen durfte und das Instrument am Ende gar geschenkt bekam. Tatsächlich in Green Day verliebt haben wir uns, als „Basket Case“, „She“ und „When September Ends“ erklangen. Das brachte perfekte Stadion- und Festivalatmosphäre mit Gänsehaut und Kribbeln im Bauch. Und zum Schluss gab es ein respektables Feuerwerk, das die Main Stage schließen sollte.
Aber es war noch nicht die Zeit, in Auto, Zelt oder Hotel zu entschwinden. Auf der zweiten Hauptbühne gab es ja noch das Late Night Special von SCOOTER. H.P. Baxxter ist es schon lange gewohnt, vor großem Publikum zu spielen, aber dass Techno und der elektronische Dancefloor solche Massen anzogen, war dann doch eine Überraschung. Keiner wollte nach Hause. Klar: Man hatte lange genug auf Livekonzerte verzichtet. Also jetzt Samples, leicht bekleidete Tänzerinnen, eine wirklich ordentliche Pyroshow und Songs von „God Save The Rave“ über „Nessaja“ und „How Much Is The Fish?“ bis hin zum ultimativen „Endless Summer“ mit dem unvermeidlichen „Hyper, Hyper“. Mottosong war definitiv „FCK 2020“ als ein „Fick dich“ an die Corona-Jahre. Und zu „Fire“ war die Hütte ordentlich am brennen. Scooter am Ring? Aber ja doch!
Als Fazit des ersten Tages bleibt zu sagen: Das Line-up war besser als sein Ruf. Viel Partymucke, was dem feier-, tanz- und springwütigen Publikum gerade recht kam. Das im Vorfeld stark kritisierte Cashless-System hat gut funktioniert und sorgte dafür, dass die extrem langen Schlangen vergangener Jahre ausblieben. Auch gut! Und die Wettervorhersagen hatten zum Glück gelogen. Es war den ganzen Tag über trocken mit leichter Sonnenbrand-Gefahr. So ist es auch für Tag 2 angesagt. Mal sehen.
Das war Tag 1 bei ROCK AM RING 2022 mit den Shows von den DONOTS, You Me At Six, Jan Delay & Disko Nr. 1, Måneskin, The Offspring und Marteria. Seht hier unsere Fotogalerie von Freitag, 3.6.2022 – ROCK ON!
Was für ein Start von ROCK AM RING 2022. Die Leute sind ausgehungert, was Livemusik angeht. Endlich geht es wieder los – am Anfang noch mit sonnigem Kaiserwetter. Eine geile Idee, die DONOTS den Opener machen zu lassen. Um 14 Uhr war das Gelände proppevoll und es gab Party ohne Ende. Ein besonderer Clou: Was wäre ROCK AM RING ohne die TOTEN HOSEN? Also hat Ingo in alter Freundschaft kurzerhand Campino und seine Gang mit zum großen Happening geladen. Zunächst gab es „Hier kommt Alex“ – und dann das Beste: Die DONOTS und DIE TOTEN HOSEN singen DIE ÄRZTE. Gemeinsam mit dem Publikum gab es den ultimativen „Schrei nach Liebe“. Im Anschluss ging es von Ibbenbüren nach Südengland und YOU ME AT SIX gaben sich die punkige Ehre. So darf es weiter gehen. Wir werden berichten!
Es gibt einige Gründe, warum wir unbedingt über die Biografie „Heute Pläne, morgen Konfetti“ der DONOTS berichten müssen. An Nummer 1 steht für mich die Tatsache, dass MusicHeadQuarter-Topfotograf Rainer Keuenhof mit einer ganzen Reihe von Konzertfotos in dem Buch vertreten ist. Außerdem beschreibt der Titel, den Autor Ingo Neumayer gewählt hat, absolut treffend die gegenwärtige Lage der Kulturszene. Wir machen Pläne – und Gott, das Schicksal oder irgendwer da oben lacht sich kaputt und stellt den Wegweiser in eine andere Richtung.
Doch irgendwann wird es wieder losgehen. Und da ist für mich eine Tatsache unumstößlich: Kein Rockfestival wird an den DONOTS mit ihrer Live-Energie vorbei kommen. Wenn sie die Bühne regieren, herrscht im Publikum ausgelassene Pogo Stimmung. Es ist unmöglich, ruhig stehen zu bleiben. Man tanzt im Takt der Musik für sich oder mit anderen Konzertbesuchern im Moshpit. Es wird wieder so sein – wir sind zuversichtlich!
1994 als Schülerband in einer Garage in Ibbenbüren gestartet, haben sich die DONOTS Schritt für Schritt einen Namen weit über die Punkrock-Szene hinaus gemacht. 27 Jahre, elf Alben, über 1.200 Konzerte in 21 Ländern – ihre Geschichte hat Höhen, Tiefen und natürlich jede Menge absurde Momente. So sind sie Anfang des Jahrtausends kurzzeitig Stars in Japan, für die die Polizei in Tokio ganze Straßenzüge absperrt. Fünf Jahre später steht die Band vor dem Aus und kann es sich noch nicht mal leisten, zum eigenen Videodreh zu fahren.
Ingo Neumayer, ehemaliger Chefredakteur des VISIONS-Magazins, hat für dieses Buch zahlreiche Wegbegleiter der Band ausführlich interviewt und das umfangreiche Archiv der DONOTS gesichtet. In enger Zusammenarbeit mit der Band wird auf 360 Seiten und angereichert durch viele private Fotos nicht nur der spektakuläre und steinige Weg der DONOTS erzählt, sondern auch ein Stück deutscher Popkulturgeschichte aufbereitet. Er startet die Biografie mit zwei Sätzen: „Eine Band zu gründen, ist die einfachste Sache der Welt. Alles, was man dafür braucht, sind ein paar Instrumente und ein paar Freunde.“ Und dann erzählt er vom Traum, der wahr geworden ist: “Wenn ich groß bin, dann werde ich Rockstar!”
Das Buch ist trotz seines Umfangs sehr kurzweilig zu lesen und besticht durch unzählige Farbfotos aus allen Bandepochen. Die Story ist chronologisch aufgebaut, startet 1991 und reicht bis in die Gegenwart mit einem Epilog zum Tanzbrunnen-Konzert 2019 und einem „Zugabe“-Kapitel zur Corona-Situation. Neumayers Stil wechselt zwischen einer spannend erzählten Berichterstattung und O-Tönen der Protagonisten. Für Fans ein Must-have, für Musikfreunde ein Einblick in die Geschichte einer der besten Livebands Deutschlands.
Aktion zum Release:
Zum 27sten Geburtstag laden euch die DONOTS ein auf eine Zeitreise einmal quer durch ihre Bandgeschichte und entlang ihres frisch veröffentlichten Buches:
Zu einer interaktiven Mischung aus vollverstärkter Live-Musik, Buch-Lesung, Podcast und live Q&A mit jeder Menge Krach, Quatsch, Erinnerungen und Anekdoten. Mit von der Partie sind Ingo Neumayer (Autor der Biografie) und Nilz Bokelberg (Sprecher des Hörbuchs). „Unser letztes Konzert war am 28.12.20219 – so eine lange Livepause hat es in unserer Bandgeschichte niemals gegeben. Es wird einfach Zeit, mal wieder die Instrumente in die Hand zu nehmen!“, so die Band aus Ibbenbüren.
Sichert euch also die Tickets für diesen einzigartigen Abend, bei dem ihr nicht nur live, sondern vor allem auch interaktiv dabei sein könnt: Wählt aus, ob ihr mit Bild und Ton als Teil der Show in den virtuellen Moshpit steigt (Interaktiv-Ticket) oder euch die Show einfach entspannt im Stream anschaut (Streaming-Ticket).
Ihr entscheidet mit, welche Songs gespielt und welche Geschichten erzählt werden, ob Stage-Diving vom Fliesentisch oder ein Schnack mit der Band. Nichts muss – alles kann. Stellt das Bier kalt und schiebt die Sofas beiseite. Wenn in der Hölle auf Erden ein Virus wütet, kommen die DONOTS zu Euch nach Hause.
Freut euch nach langer Abstinenz auf diese besondere Show mit Konzert, Storys aus dem Tourbus, haufenweise Goodies und endlich wieder Live-Feeling. Punk in den Mai – seid ihr dabei? HIER gibt es die Tickets!
+++ ACHTUNG: Streaming Show wird verschoben +++
Leider muss die große „27 Jahre DONOTS“-Show mit Konzert, Lesung und Q&A jetzt kurzfristig auf den 08.05. verschoben werden. Glücklicherweise hat die Verschiebung nichts mit Corona zu tun, sondern mit einem anderen Krankheitsfall in der Familie:
„Liebe streamende Freundinnen und Freunde, ich falle direkt mit der Tür ins Haus: Leider werden wir die große ’27 Jahre DONOTS Show’ verschieben müssen – unsere fünfjährige Tochter Matti hat sich gestern relativ kompliziert und mehrfach den Arm gebrochen. Sie muss daher am Ende dieser Woche operiert werden und mindestens eine Nacht im Krankenhaus verbringen. Vor und nach der OP möchte ich an ihrer Seite sein – wenn ich schon sonst immer ein schlechtes stagedivendes Vorbild bin. Ich hoffe auf Euer Verständnis und bitte um Eure Geduld bis Samstag den 8. Mai. Dann aber bitte nur mit Blessuren, die wir uns während der Sendung höchstselbst und absichtlich zufügen! Euer INGO DONOT“
Gekaufte Tickets behalten ihre Gültigkeit. Wer am 08. Mai keine Zeit hat: Erstmal tut uns das wahnsinnig leid – wir werden uns darum kümmern, dass die Show auch noch eine Weile on demand verfügbar ist. Sollte es überhaupt nicht passen, könnt ihr eure Karten dort zurückgeben und erstattet bekommen, wo sie gekauft wurden. Wer noch ohne Fahrschein ist, kann weiterhin bei uns im Shop zugreifen. Wir freuen uns jetzt einfach noch ein bisschen länger vor!
Hach – wie gut das tut, mal wieder eine jubelnde Menschenmasse zu hören. Aber echt muss sie sein und nicht beliebig vom Band abgespielt wie bei diesen feierwütigen Pro7-Shows. Als die Donots aus Ibbenbüren ihre „Birthday Slams“ zum 25jährigen Jubiläum feierten, war die Welt noch in Ordnung. Das zeigt uns der jetzt erscheinende Livemitschnitt – zusammengestellt aus verschiedenen Konzerten dieser Tour – mehr als eindrücklich.
Eigentlich hatten Dontos für 2020 etwas sehr ungewöhnliches geplant: Sie wollten eine Pause einlegen. Nach den größten Clubshows ihrer Geschichte in Berlin, Hamburg, Düsseldorf, gleich zweimal an einem Tag in Wiesbaden und einem eigens aus dem Boden gestampften Festival in Ibbenbüren mit illustren Gästen wie Thees Uhlmann, Montreal oder Sondaschule, sollte das Jahr im Zeichen des Energietankens stehen. Ende 2020 steht zwar fest, dass es keinerlei Live-Aktivitäten gab, aber an das Aufladen der Akkus war nicht zu denken.
Also versammelt sich die Band im bandeigenen „Heavy Kranich“-Studio, um die Liveaufnahmen ihrer Jubiläumskonzerte aus dem letzten Jahr gemeinsam abzuhören. Es folgt kollektive Gänsehaut und die schnelle Entscheidung: „Wir müssen da ein Live-Album draus machen. Genau diese Abende, diese Erlebnisse fehlen uns in diesen Zeiten so sehr.“ Also los!
Fotocredit: Paul Gärtner
Nach einem Spaghetti-Western-Intro startet die Tracklist voll Power mit „Ich mach nicht mehr mit“, das Anfang 2015 den Wechsel der Band zur deutschen Sprache markierte. Zwanzig nach vorn treibende Songs zeigen die Feierlaune des Quintetts im Einklang mit seinem Publikum. Die Mischung geht durch die gesamte Karriere und enthält damit eine perfekte Zusammenstellung von „Wake The Dogs“, live in Berlin“ bis „Willkommen zuhaus“, live aus Ibbenbüren. An Gästen haben sich die Antilopengang („Kaputt“) und Vom Ritchie von den Toten Hosen („Superhero“) verewigt. Was für ein Spaß! Knapp über 80 Minuten dauert die große Sause mit kollektivem Ausrasten des Publikums – und das Tempo ist so gleichbleibend schnell, dass niemals Zeit für aufkommende Langeweile bleibt.
Ein Booklet gibt es nicht im Digipack zur Doppel-CD, aber fünf kunstvoll gefertigte Karten im CD-Format, die auf der einen Seite ein Bandmitglied und auf der anderen Seite eine Aufnahme der Crowd eines der fünf großen Konzerte der Jubeltour zeigen.
Die Livecrew der Donots, viele Mitglieder bereits seit vielen Jahren mit der Band unterwegs und darauf angewiesen, in den Clubs und auf den Festivals der Welt unterwegs zu sein, ist besonders bedroht. So entsteht die Idee, mit „Birthday Slams Live“ Geld für die Menschen zu sammeln, ohne die solche Shows möglich wären. Die Band spendet sowohl einen Teil der Erlöse des Albums als auch weitere Spenden über spezielle Supporter-Produkte direkt an ihre Crew. Feiner Zug!
Es ist ein besonderes Jahr für das Vainstream Festival, denn dieses Jahr feiert es sein zehnjähriges Jubiläum. „10 Years Of Punk, Metal and Hardcore“: Und der Wettergott meint es verdammt gut mit den rund 10.000 Besuchern im Herzen von Münster. Bereits um zehn Uhr morgens, als Vitja das Festival gebührend eröffnen, sind es bereits um die 30 Grad, was sich im Laufe des Tages noch auf 39 Grad steigern wird. Und somit zum heißesten Tag des Jahres avanciert. Der Himmel strahlend blau, die Zuschauer schwitzend. Viel verändert hat sich nicht im Vergleich zu den letzten Jahren. Die Falafisten (mit dem wohl besten Falafel weit und breit), Impericons Merchandisezelt, Amnesty International sowie die Hardcore Help Foundation und PETA haben mal wieder ihre Zelte aufgeschlagen und beglücken Matrosen, Hawai-Hemden-Träger und Propeller-Mützen-Fans.
Auf Vitja folgen Upon A Burning Body, deren Name bei diesen Temperaturen wirklich Programm ist. Die ersten Hitzeschläge verteilen nun Chelsea Grin. Die bis zum Meeresboden tief gestimmten Instrumente ballern ordentliche Basswände in Richtung Moshpit, welche jedoch gleich von Breakdown Of Sanity noch um einiges übertroffen werden sollten.
Die Schweizer betreten zur gnadenlosen Mittagshitze um Punkt 12 Uhr die Bühne und liefern Bassdrops, bei denen einem schon ruhig mal die sonst so standhaften Beine versagen dürfen. Leider ist der Sound, wie schon eine Woche zuvor beim Mair 1 Festival, nicht das Gelbe vom Ei. Nur Bass, kaum Gitarre. Schade, denn Songs wie „Crumble“ oder „The Gift“ können sich so nicht voll entfalten. Zumindest der obligatorische Massenshout zu „Infest“ ist gesichert: „Yes We Can“ hallt es aus der Menge. Breakdown Of Sainty sind jetzt schon eine der Gewinner des Vainstreams, nachdem sie 2014 leider krankheitsbedingt absagen mussten.
Es folgen Auftritte der Lokalveteranen von Neara, die mal wieder zeigen, dass auch Städte wie Münster absolut salonfähigen Metalcore ans Tageslicht bringen können, sowie der amerikanischen Zerstörerschiffe von Suicide Silence. Heute merkt man ihnen leider an, wie sehr ihnen Mitch Lucker fehlt. Eddie hat schon wesentlich solidere Shows gezeigt und wird den Fußstapfen von Vorgänger Mitch heute keinen Meter gerecht. Schade.
Man gönnt sich nun erst man eine kleine Auszeit, bewegt sich am schönen, prall gefüllten Münsteraner Kanal entlang und schmeißt den Grill an, um endlich mal ein wenig Wärme abzubekommen. Nach kurzer Stärkung, und einem leckeren Turmbräu bei einer Runde Fifa, wirft man sich nun wieder in die Hitzeschlacht vom Hawerkamp.
Begrüßt wird man durch die Hardcore-Urgesteine von Terror, die mit „Overcome“ und „Keepers Of The Faith“ wie immer punkten können. Allerdings ist es vor der Bühne nicht wirklich voll, da sich eine große Menge Menschen nebenan bei der Parkway Drive Signing Session befindet, sowie viele vor dem Auftritt der Architects nochmal Schatten aufsuchen.
Besagte Architekten geben sich auch gleich nach den Kassieren, die mit „Am schlimmsten ist, wenn das Bier alle ist“ für einen der lustigsten Momente des Festivals sorgen. Generell sind Die Kassierer immer eine gute Sache. Kommen wir nun also zu den Architects, die wie gewohnt eine dermaßen mit Energie geladene Show abliefern, dass man sich fragt ob die Jungs jemals älter werden. Nach wie vor sitzt alles bei den Engländern: Timing, Arrangements, Spielfreude: Die Architects haben nichts, aber auch gar nichts, verlernt.
Nahtlos weiter geht es nun mit den deutschen Metalhelden von Callejon, die erstmal eine Menge Masken vom Albumcover „Wir sind Angst“ verteilen. Mit „Wir sind Angst“ wird das Konzert auch begonnen, und die Zuschauer sind sofort mit dabei. Basti und sein Gefolge zeigen mit Songs wie „Dunkelherz“, Ich lehne leidenschaftlich ab“ und dem Mädchenliebling „Kind im Nebel“, warum sie seit Jahren auf jedem Festival spielen und ständig Massen zum ausrasten bringen. Den Abschluss dieser gelungenen Minuten bildet die Ärzte-Anti-Nazi-Hymne „Schrei nach Liebe“, welches alle, aber auch wirklich alle nochmal animiert alles zu geben. Gesagt getan. Es folgen die Donots und die nach Madball und Terror dritten Hardcore-Urgesteine des Tages: Sick Of It All geben alles, und das Publikum, welches sich vom Alter her der Band auf der Bühne doch sehr anpasst, ist sichtlich begeistert. NYHC at it’s best. Mittlerweile ist es sogar wieder erträglich warm geworden: Mit einer schönen Briese, 30 Grad Celsius und circa 8000 stinkenden Menschen vor der EMP-Stage erwartet man nun voller Vorfreude die Band, die solche Temperaturen aus dem schönen Byron Bay wohl gewohnt ist.
Parkway Drive entern die Bühne und nehmen den Hawerkamp mit dem Opener „Wild Eyes“ direkt komplett auseinander. Es folgen Klassiker wie „Boneyards“, „Dead Mans Chest“ und „Idols and Anchors“. Diese kommen ebenso gut an, wie das bislang Fanlager spaltende „Vice Grip“. Der Song kommt live aber sehr gut an und zeigt, dass man Parkway Drive Songs manchmal einfach ein wenig Zeit geben muss. Auch bei der Bühnenshow hat sich bei den fünf Australiern einiges getan. Standen hier 2013 noch zwei Hüpfburgähnliche Gebilde, zieren heute ein halber Schrottplatz und Feuer die Bühne. Ein wenig Geböller hier, ein paar Feuerfontänen da: Das ganze vor einem Banner, welches eine große Stadt zeigt. Fertig ist die Illusion von der mobilen, untergehenden Welt. Den Abschluss dieses perfekten Auftrittes bildet „Home Is For The Heartless“, bei welchem Crowdsurfer wie bei Ford am Fließband zur Bühne befördert werden.
Mal wieder zeigt das Vainstream, wie man Festivals vernünftig, strukturiert und reibungslos organisiert. Auch die kurzfristig errichteten Trinkwasserstellen und Schattenplätze zeugen von einem hohen Maß an Verantwortungsbewusstsein. Das zehnjährige Jubiläum ist perfekt gelaufen. Gerne auf 10, 20, 30 weitere Jahre voll mit Punk, Metal und Hardcore.